Perry Rhodan 2986: Sonnenmord. Leo Lukas

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Perry Rhodan 2986: Sonnenmord - Leo Lukas Perry Rhodan-Erstauflage

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      Illustration: Swen Papenbrock

      Sollte 1jung es nicht auch als bedenkliches Zeichen sehen, dass nach der ganzen, bombastischen Feier niemand außer 38alt Interesse an ihm zeigte? Gehörte er ab sofort zu den Außenseitern ihrer – im wahrsten Wortsinn – eng verknüpften Gesellschaft?

      »Wir leben ziemlich weit vom Schuss«, setzte der greise Aufzieher fort. »Diese Batazeé ist die zweiundvierzigste, und somit der bislang vorletzte planetare Ableger unseres Volkes in der Galaxis Sevcooris. Man könnte uns gut und gerne als Hinterwäldler bezeichnen, deren Wissensstand nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit ist.«

      »Danke, dass du dich um mich kümmerst, aber ... Was hat das mit mir zu tun?«

      *

      Er behauptete von sich selbst ebenfalls nicht, die großen kosmischen Geheimnisse durchschaufelt und mit vollen Kopfzangen verinnerlicht zu haben, erklärte 38alt. Dabei verzerrte er seine facettierte, etwas getrübte Sehfläche zu einem gutmütigen Schmunzeln.

      Allerdings habe er die eine oder andere Hypothese entwickelt, was ungewöhnliche Reaktionen auf die Verleihung der Ersten Manschette betraf. »Willst du sie hören?«

      1jung bejahte. Geschlaucht und frustriert, wie er war, hätte er sowieso kaum Widerspruchsgeist aufgebracht.

      »Manches deutet darauf hin«, sagte 38alt, »dass besonders für die Verschmelzung Geeignete umso schockierter, ja nachgerade paralysiert auf die völlig neue Erfahrung reagieren.«

      »Wieso?«

      »Nun, dies ist, langfristig betrachtet, der erste Schritt zur Abschnürung vom Großen Faden, nicht wahr?«

      »Streben wir das denn nicht alle an? – Oh. Entschuldige, ich wollte dich nicht beleidigen.«

      »Der Verweis darauf, dass ich mich dem zeitlebens verweigert habe, ist absolut berechtigt. Weshalb er keinerlei Verletzung in sich birgt. – Viele sind dazu berufen, sich in die Weiten des Weltenraums zu verstreuen, andere eben nicht. Zu jener Minderheit gehöre ich, und ich bin sehr froh darüber. Ich für mein Teil habe nie angezweifelt, die richtige Wahl getroffen zu haben.«

      1jung war nicht klar, worauf 38alt mit diesen Belehrungen abzielte. Wollte er ihm schmackhaft machen, denselben Lebenspfad einzuschlagen wie er?

      Als hätte er 1jungs Gedanken gelesen, sagte der Aufzieher: »Versteh mich bitte nicht falsch. Und nimm mich sowieso nicht allzu ernst! Ich bin ein alter Schrull, der seinen Planeten nie verlassen hat, weil er für immer mit dem Faden dieser Batazeé verwachsen bleiben wollte. Dir hingegen ist, wenn du mich fragst, ein anderes Schicksal beschieden. Dich lockt das Unbekannte, Fremde. Oder etwa nicht?«

      »Doch«, gab 1jung zu.

      »Eben. Gerade deswegen wehrst du dich unbewusst dagegen, den ersten Schritt hinaus zu vollziehen, weg von den Sicherheiten der Kolonie. Bei manchen vergleichbaren Fällen, von denen ich gehört habe, hat es einige Minuten gedauert, bei anderen Stunden bis Tage, je nach dem Grad ihrer Begabung.«

      »Du meinst ...?«

      »Wart einfach ab, 1jung. Ruh dich aus, schlaf. Falls du danach keine Fortschritte bemerkst, geh unverdrossen deinem Tagwerk nach. Obwohl die Manschette dich vermutlich dabei stören wird, solange du ihr nicht Zugriff auf dein bisheriges Selbst gestattest. Aber versteif dich um aller Himmel willen nicht darauf! Irgendwann wird es geschehen, unweigerlich, und dann ...«

      »Dann?«

      »... wirst du nie mehr derselbe sein.«

      *

      Er bemühte sich sehr, den Rat zu befolgen.

      Leicht fiel es 1jung nicht, sich in Geduld zu üben und seine Sehnsüchte auszublenden. Immer wieder schlugen die Schatten der Melancholie über ihm zusammen, hüllten ihn ein und drohten, ihn in tiefster Depression zu verschlingen.

      Mehr als einmal kokettierte er mit dem Gedanken, dass er vielleicht besser dran wäre, wenn er die dumme, starre, scheinbar nutzlose Manschette einfach wieder abstreifte. Wenn das Exoplantat ihm seine segensreichen Einflüsse partout verweigerte – oder, umgekehrt, etwas in 1jung sich dermaßen dagegen sperrte –, dann sollte es halt nicht sein.

      Wie das Beispiel von 38alt bewies, gab es durchaus andere, mindestens ebenso erfüllende Existenzweisen. Was war so übel daran, für die gesamte Lebensdauer ununterbrochen heimatverbunden zu bleiben?

      Aber er brachte es letztlich nicht übers Herz, seine Zukunftspläne, wie vage sie auch waren, radikal über den Haufen zu werfen und sich mit einem anderen, geringeren Ziel zu bescheiden. Lieber schleppte 1jung sich weiter, trotz des grässlich stummen, stocksteifen Fremdkörpers, den man ihm um die Leibesmitte geschnallt hatte.

      Die gleichermaßen geliebte wie verhasste Nabelschnur, die ihn mit dem Großen Faden der Kolonie verband, zog er mutlos hinter sich her. Was über sie in ihn einfloss, spendete ein Mindestmaß an Sicherheit, aber keinen Trost.

      So quälte 1jung sich, fast eine Woche lang.

      Bis es, als er bereits jegliche Hoffnung aufgegeben hatte, über ihn kam mit einer Heftigkeit, die er niemals für möglich gehalten hätte.

      3.

      Eine rein zufällige Begegnung

      Die SOOZORD war, wie alle Raumväter der Onryonen, kugelförmig und durchmaß 2100 Meter. Die Hülle bestand aus tiefrot leuchtendem, durch hyperenergetische Aufladung gehärtetem Patronit.

      Von Pol zu Pol verlief eine Schiene, auf der eine kegelförmige Antriebseinheit mit leistungsstarken Linear- und Impulstriebwerken beweglich angebracht war. Der Kegel fand auch als Landestütze Verwendung.

      Perry Rhodan, der ohne Begleitung übergesetzt war, wurde von Tropar Lendellec in der Hauptleitzentrale empfangen. Er hatte den Onryonen als nüchternen, geradlinigen Pragmatiker schätzen gelernt, mit dem es sich gut zusammenarbeiten ließ.

      Eigentlich war Lendellec als Beauftragter des aktuellen Ryotars der On-Ökumene – also der Gesamtheit aller On-Welten der Onryonen – zur Konferenz des Galaktikums auf dem Planeten Aurora angereist. Ergänzend zur bereits zugesicherten Unterstützung bei einem etwaigen Evakuierungsprogramm in die Nachbargalaxis Andromeda hatte er erklärt, dass die Onryonen notfalls auch anderen Galaktikern Asyl auf ihren Planeten gewähren würden.

      Freilich müssten die On-Welten aller Wahrscheinlichkeit nach mittelfristig aus dem Wirkungsbereich des Weltenbrands gebracht werden. Denn dieser schlüge zwar derzeit noch nicht voll in den Linearraum durch, sei dort aber bereits als Bedrückung spürbar, da es sich nun mal um ein höherdimensionales Phänomen handelte.

      Bald darauf hatte Tropar Lendellec gezeigt, dass er nicht nur als Diplomat zu reüssieren vermochte. Der SOOZORD war zu verdanken gewesen, dass man die Spur der Gataser, die Perry Rhodan entführt hatten, trotz des großen Vorsprungs doch noch hatte aufnehmen können.

      Nach Rhodans Rettung hatten die onryonischen Linearraumdetektoren ein riesenhaftes Trägerschiff der Thoogondu entdeckt, die Leerraumfähre PARRASTURD. Gemeinsam mit einem Posbi aus der BOX 11211 war es Rhodans Team gelungen, der Neurotronik der PARRASTURD die Information zu entlocken, dass ein baldiger Angriff auf die Hundertsonnenwelt geplant war.

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