Perry Rhodan Neo 196: Entscheidung auf Kahalo. Susan Schwartz

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Perry Rhodan Neo 196: Entscheidung auf Kahalo - Susan Schwartz Perry Rhodan Neo

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von Erinnerungen sind – an ein Früher, das nicht mehr existiert oder auch nie existierte.

      Der Schmerz wird zu mir, und ich werde zum Schmerz. Weiß glühend, hämmernd, pochend, zerrend, reißend, stechend, Funken schlagend, explodierend.

      Ich schreie.

      Nach der Rematerialisierung geriet das Situativ geradewegs in eine der Glutwolken aus Sternmaterie, die von den vier Sonnen des Systems in unregelmäßigen Schüben in den Weltraum geschleudert wurden. Das Kleinstraumschiff schien mehr zu paddeln, als dass es einem gleichmäßigen Kurs folgte. Trotz der schweren Panzerung, der starken Defensivsysteme und der eng anliegenden Fesselfelder wurde der schreiende Passagier extrem durchgeschüttelt. Wegen des ionisierten Wasserstoffs der Koronalohe glühte die Umgebung rot, ähnlich wie beim Durchgang durch einen Situationstransmitter.

      Das Situativ kämpfte sich eisern durch den Plasmastrom, erreichte den freien Raum und steuerte schließlich sein Ziel an, den einzigen Planeten des Systems.

      2.

      Ich fürchtete mich inzwischen vor dem Erwachen, denn es brachte jedes Mal nur grausamen Schmerz. Selbst wenn man durch Ausbildung und Erfahrungen hart im Nehmen war – und ich glaubte mich zu erinnern, dass das bei mir zutraf –, zermürbte das pausenlose Stechen, Ziehen, Pochen und Hämmern irgendwann. Vor allem, wenn man – so wie ich – nicht wusste, was es für ein Schmerz war, anders als bei einem Unfall oder während des Heilungsprozesses. Es war personifizierte Pein, die meine sämtlichen Nervenbahnen in Flammen versetzte und mich pendeln ließ zwischen Ohnmacht – wenn mein Gehirn entschied, dass es zu viel war, um noch ertragen werden zu können – und vorsichtigem Erwachen.

      Diesmal jedoch war es anders, war das Stakkato an Nervenimpulsen zwar noch vorhanden, aber erträglich. Nachdem einige bange Sekunden vergangen waren, erlebte ich das Bewusstwerden wie einen warmen Sonnenaufgang nach langer, eisiger Nacht. Unterschwellig lauerte nach wie vor die Angst, dass es nur ein Aufschub wäre. Doch mein allmählich einsetzender Verstand zeigte als Erstes seinen gewohnten Optimismus: Nichts kommt so schlimm, dass es nicht besser werden könnte.

      Diese Zuversicht wurde indes sofort grausam erschüttert, als ich feststellte, dass ich mich zwar daran, aber nicht an mehr erinnerte. Weder an mich noch an meine Vergangenheit.

      Ich schob es auf den Stress durch die Schmerzen, dass mein Gedächtnis noch nicht auf vollen Touren lief. Immerhin gab es nur eine partielle Störung. Ich wusste um meinen Optimismus, um den Leitspruch, und ich sah Gesichter vor mir. Unter anderem eine faszinierend schöne Frau mit langen, weißen Haaren und goldroten Augen. Mein Herz pochte bei dieser Erinnerung, und ich begriff, dass sie mir viel bedeutete. Nein, das stimmte nicht: unendlich viel. Aber ... ich konnte mich nicht an ihren Namen erinnern. Auch nicht daran, wer sie war.

      Panik stieg in mir auf, mein Herzschlag beschleunigte sich, ich schwitzte stark. Eine kühle Brise wehte mir ins Gesicht und schuf Linderung; der erste Außenreiz, den ich bewusst wahrnahm. Bisher war ich nach innen gerichtet gewesen.

      Das dämpfte die kreatürliche Panik einigermaßen. Ich befand mich also nicht im Zustand eines Wachkomas, sondern war tatsächlich bei Bewusstsein. Meine Sicht funktionierte noch nicht gut, ich sah nicht mehr als verschwommene Schlieren, vor allem nur in roten Farben. Das lenkte mich zu sehr ab, und ich schloss die Augen wieder.

      Mein Gehör funktionierte, kein Rauschen oder Klingeln darin, doch meine Umgebung erwies sich als nahezu still, abgesehen von einem fernen Geräusch, das ich nicht zuordnen konnte und das künstlich wirkte. Vermutlich die Anlage, die mich versorgte, wie etwa mit der Temperaturregelung bei meinem Schweißausbruch.

      Ich konzentrierte mich auf mein Gespür und meinen Tastsinn. Es kam mir vor, als sei ich in einen speziell für mich angepassten Sitz eingebettet. Ja, ich wurde geradezu umhüllt. Ein Schutzmechanismus oder eine Art Gefängnis für mich? Ich konnte mich nicht bewegen. Den Kopf drehen, die Arme heben – unmöglich. War ich ein Gefangener und wurde gefoltert?

      Die Panik wollte zurückkehren, aber das ließ ich diesmal nicht zu. Es gab sicherlich eine passende Erklärung für das alles. Und eine solche erhielt man im Normalfall, indem man eine Frage stellte, und zwar laut ausgesprochen.

      Mein erster Versuch ging jämmerlich daneben. Ich krächzte, musste husten, rang nach Luft. Erneut raste mein Puls, mein Kopf wurde heiß und schien sich aufzublähen. Da spürte ich etwas an und/oder in mir, das unverkennbar regulierend eingriff. Das Schwindelgefühl verging, als mein gefährlich hoher Blutdruck wieder auf Normalwert sank. Abermals trocknete kalter Schweiß auf meiner Stirn.

      »Was ist mit mir geschehen?«, brachte ich schließlich hervor. »Wo bin ich? Ich kann mich nicht erinnern ...«

      »Initiiere Protokoll Erinnerung«, erklang daraufhin eine unpersönliche weibliche Stimme. »Start der Holoaufzeichnung ... jetzt.«

      »Moment!«, rief ich. »Wenn ich etwas anschauen soll, brauche ich zuerst meine voll wiederhergestellte Sehkraft.«

      »Öffne die Augen!«

      Ich folgte der Aufforderung und blinzelte mehrfach. Ein Bild schwebte vor mir, das nicht meiner Erinnerung entsprang. »Es ist zu verschwommen!«

      »Fixiere den Punkt und folge seinen Bewegungen.«

      Erneut wollte ich protestieren, da erblickte ich plötzlich einen runden, schwarzen Fleck. Hastig hielt ich ihn mit meinem Blick fest und folgte den Bewegungen, als er vor mir herumtanzte. Nach und nach normalisierte sich meine Sehkraft, und Konturen schälten sich aus der Verschwommenheit, die rasch an Schärfe gewannen.

      Ich starrte auf einen Mann mit einem schmalen Gesicht, graublauen Augen, blonden Haaren und einer winzigen Narbe an der Nase.

      »Das bin ich!«, entfuhr es mir spontan. Ja, dieses Gesicht sah ich, wenn ich morgens in den Spiegel schaute. Genauso wenig wie ich lächelte das Holobild. Sondern wirkte sehr angestrengt, der Blick war müde.

      »Wenn du dies hörst«, sagte ich zu mir, »hast du wahrscheinlich schwere Gedächtnislücken. Das habe ich befürchtet und zeichne deshalb diese Botschaft auf. Es wird die einzige sein, denn ich werde vermutlich kein zweites Mal mehr dazu imstande sein. Wundere dich nicht, wenn du gerade eine Hölle an Schmerzen durchgestanden hast. Es war nicht das erste Mal und ist wahrscheinlich noch nicht zum letzten Mal geschehen. Falls du vergessen hast, wer du bist: Du bist Perry Rhodan, Protektor der Erde des heimatlichen Solsystems. Du befindest dich auf einer Reise. Onkel Karl hätte sie wahrscheinlich als ›Quest‹ bezeichnet.«

      Onkel Karl? Oh, ja ... ja. Danke, Holo-Ich, das war ein absichtlich eingestreutes Schlüsselwort. Jetzt weiß ich wieder, ich bin Perry Rhodan von der Erde, und ich wollte zum Mond und den Sternen fliegen. Wie es aussieht, ist es mir gelungen.

      »Deine Aufgabe als Zeitträger lautet, nach Kahalo zu fliegen und die Transmitterkette zu aktivieren, um die Große Ruptur zwischen Creaversum und Einsteinraum zu versiegeln.«

      Das ist ein bisschen viel auf einmal, aber ich denke, ich verstehe einigermaßen. Das Creaversum ist ein anderes Universum, stimmt's? Und es bedroht das Universum, in dem ich lebe. Große Ruptur ... ein Riss. Ja. Ich soll ihn versiegeln, und weil das nicht auf direktem Weg geht, nennt Onkel Karl es Quest ... hätte er es so genannt.

      »Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn wie es für diese Art Reisen typisch ist, kannst du nicht direkt dorthin, sondern musst zuvor einige Transmitterruinen neu kalibrieren. Du kannst die Station auf Kahalo final erst aktivieren, wenn die Kette geschlossen ist.«

      Sagte

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