Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband). Clark Darlton
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband) - Clark Darlton страница 3
Er hatte sich erhofft, eine der von Rhodan zur Erde mitgebrachten Cyber-Brutzellen zu bekommen, aber das war ihm offensichtlich nicht gelungen. Das Objekt, das er, an allen Sicherheitsvorrichtungen vorbei, erbeutet hatte, zeigte kein Leben.
Dass eine Brutzelle ohne äußere Einwirkung ihre Funktion einstellte, war nach allem, was Quiupu wusste, eine Unmöglichkeit.
Das submikroskopische Objekt, das er mithilfe seines eiförmigen Lockvogels über einen Lüftungsschacht erbeutet hatte, war etwa zehnmal so groß wie eine normale Zelle.
Der Lockvogel sandte jeweils eine winzige Wolke weniger tausend Moleküle aus, die einen extremen Reiz auf Brutzellen ausübten. Die dabei verwendeten synthetischen Lockstoffe waren erfahrungsgemäß zuverlässiger als jedes positronische System. Jedoch war etwas eingefangen worden, was gar nicht darauf hätte reagieren dürfen.
Das Ding, das in sein Ei gelangt war, musste sich aus eigener Kraft dorthin begeben haben. Trotzdem war es leblos in jedem denkbaren Sinn.
Quiupu stand vor einem Rätsel. Der Molekularsensor arbeitete zuverlässig, das grobe Simultanbild, das er entwarf, gab trotzdem nur wenig Aufschluss über das gefangene Objekt. In seinen Umrissen entsprach es weitgehend einem Phagen, aber es war kein Virus.
Mit seinen bescheidenen Hilfsmitteln testete Quiupu alle Möglichkeiten. Seine persönliche Ausrüstung, die Rhodan ihm gelassen hatte, kam ihm dabei sehr zustatten. Dennoch blieb es bei dem ersten Ergebnis: Das Ding war leblos.
Quiupu versank ins Grübeln. Schattenbilder und Begriffe aus der Vergangenheit tauchten vor seinem inneren Auge auf, er konnte sie nur nicht deuten.
In dieser Nacht schlief er unruhig.
Am Morgen war das seltsame Ding verschwunden, das in seine Lockfalle gegangen war.
Zur Nachtzeit arbeitete im Institut nur wenig Personal, gerade ausreichend, um die standardisierten Tests und Untersuchungen der Cyber-Brutzellen zu überwachen. Als Marcel Boulmeester sein Labor betrat, achtete kaum jemand darauf, zumal er das in schöner Regelmäßigkeit tat.
Der Kybernetiker fuhr eines der Rastermikroskope hoch und forderte von der Laborpositronik ein Labyrinth im Submikrobereich an. Nur ein einziger Ausgang durfte aus dem Labyrinth ins Freie führen. Als Anreiz für die Brutzelle legte Boulmeester dort ein positronisches Kleinstbauteil ab.
Fast schon ungeduldig wartete er darauf, dass ihm ein Roboter den angeforderten Minicontainer mit einer einzelnen Brutzelle brachte. Kaum dass er das Element hatte, setzte er es ins Mikroskop ein.
Der Behälter wurde geöffnet, die holografische Wiedergabe zeigte die Brutzelle. Sie verhielt sich zunächst ruhig, aber schon nach wenigen Sekunden regten sich die hauchdünnen Fortsätze.
Drei Eingänge gab es ins Labyrinth, das winzige Gebilde bewegte sich auf den einen zu, der tatsächlich ans Ziel führte. Der Weg für die Zelle durch das submikroskopische Labyrinth betrug nur knapp einen Millimeter; auf menschliche Größenverhältnisse übertragen, maß die Strecke immerhin etwa zwei Kilometer.
Boulmeester wollte herausfinden, ob der Winzling Intelligenz aufwies. Er sah, dass die Brutzelle schneller wurde, ihre Beinchen wirbelten sie voran. Keine halbe Minute später erreichte sie das Ziel.
Der Wissenschaftler entfernte das positronische Kleinstbauteil. Er legte keinen Wert darauf, dass sich die Zelle dort vermehren konnte. »Das Objekt muss in den Behälter zurück!«, befahl er der Positronik.
»Das Objekt ist verschwunden«, lautete die Antwort. »Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat es das Mikroskop durch die kurzzeitig bestehende Öffnung verlassen.«
Boulmeester wurde nervös. Spontan dachte er an die seit dem Vortag vermisste Polizeizelle und wurde sich schlagartig der Bedrohung durch die freie Brutzelle bewusst.
Im Institut würde sie kein Betätigungsfeld finden, denn alle Positroniken waren versiegelt worden. Allerdings konnte die Brutzelle an anderen Orten Schaden anrichten, sobald es ihr gelang, das Labor zu verlassen.
Den Winzling wiederzufinden war von vornherein ein hoffnungsloser Versuch. Nach einer Stunde brach Marcel Boulmeester die Suche ab, löschte alle gespeicherten Daten über sein Vorgehen und stellte den leeren Container an seinen Platz zurück. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass die Brutzelle wahrscheinlich in Kürze absterben würde. Ein leichtes Unbehagen blieb dennoch, es ging Hand in Hand mit dem Wissen, dass er sich nicht richtig verhalten hatte.
Knapp eine Stunde nachdem Marcel Boulmeester das Institut wieder verlassen hatte, traf dort die Polizeizelle ein, die Quiupu entkommen war. Unsichtbar für jedermann torkelte sie durch den Entlüftungsschacht, ihr Aufzeichnungsmechanismus hatte alle Daten des Weges gespeichert. Trotzdem waren nahezu vierundzwanzig Stunden vergangen, bis der submikroskopisch kleine Apparat unter Ausnutzung thermischer Strömungen sein Ziel gefunden hatte.
Die Polizeizelle arbeitete nur unvollständig, wusste aber, was sie zu tun hatte. Das winzige Scheinleben in ihr hatte sich bislang nicht voll entfaltet. Genau genommen handelte es sich um eine Fehlkonstruktion. Die Zelle gehörte zur ersten Generation, die in Franzlins Labor entstanden war, ihre Programmierung wirkte ungenau. Der größte Fehler lag in der Abhängigkeit zwischen der Entfaltung zu eigenem Leben und der Nähe der Artgenossen. Durch Quiupus Eingriff war diese eine Zelle von den anderen isoliert worden und erst deshalb erwacht.
Nun brach in der Programmierung der vorgesehene Drang durch, doch auch dieser Faktor war mit Fehlern behaftet. Der Winzling wollte alles zerstören, was nach Positronik aussah. Dieser Trieb wurde nur von einem anderen überlagert: Die Zerstörung musste wirksam und nachhaltig sein. Das ließ sich von einer einzelnen Zelle nicht erreichen.
Die eingesperrten Artgenossen mussten also befreit und ebenfalls aktiviert werden, damit das Zerstörungswerk Erfolg haben würde.
Dieser Trieb lenkte die Polizeizelle auf dem Weg zurück, auf dem sie entführt worden war.
Als der Morgen graute, befand sie sich in Franzlins Labor. Die Zerstörung der positronischen Schlösser war eine Kleinigkeit. Schwieriger wurde es schon, die Strukturen der anderen, bislang leblosen Polizeizellen zu verändern. Nachdem sie ihre mechanisch-genetische Information der nächsten Zelle übermittelt hatte, ging es schnell weiter.
Die erste der bislang eingesperrten Zellen erwachte, arbeitete sofort nach dem Programm ihres Befreiers und informierte die nächste Zelle.
Keine zehn Minuten später war aus fünfhundert Polizeizellen ein quirlender Haufen gieriger Mechanismen geworden. Nach ihrer Befreiung setzte sich das Zerstörungsprogramm durch. Die Polizisten stürzten sich auf die Laboreinrichtungen. In praktisch jedem Gerät existierten positronische Elemente.
Bevor die Überwachung den Schaden bemerkte und das Labor hermetisch abriegelte, waren bereits drei Viertel der kostbaren Einrichtung zerstört. Der Alarm schrillte durch das Institut, Boulmeester wurde geweckt.
Eine dunkle Ahnung sagte dem Kybernetiker, dass die verschwundene Zelle den Alarm ausgelöst haben könnte. Er meldete sich über Funk im Labor. Der Zufall wollte es, dass Marcel Boulmeester den Leiter der Entwicklungsabteilung erwischte.
»Wir haben eine kleine Katastrophe, Chef«, sagte Franzlin aufgeregt. »Das Labor mit den Polizeizellen wurde abgeriegelt. Wir