Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola Larsen

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Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen Fürstenkrone

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dich, Sabrina. Du kannst über dein ferneres Leben bestimmen, und es liegt ganz in deinem eigenen Ermessen, wie du dir deine Zukunft gestalten willst. Ich habe dich zu mir genommen, als du neun Jahre alt warst, Sabrina. Wahrscheinlich kannst du dich an die Einzelheiten jener schrecklichen Nacht, die deinen Eltern das Leben kostete, nicht mehr erinnern, denn ich habe ganz bewusst vermieden, mit dir jemals darüber zu sprechen und jene Erinnerung zu wecken.«

      Sabrina hat sich ein wenig vorgeneigt. Gespannt und erregt lauscht sie den Worten Fürst Wolfharts, der gerade ernst sagt: »Das Flugzeugunglück ereignete sich an der Stadtgrenze von San Francisco. Die Insassen der Unglücksmaschine fanden bis auf den Piloten, dich und mich den Tod. Auch deine Eltern mussten ihr Leben lassen, denn dein Vater begleitete mich auf meiner Konzerttournee durch Amerika, und er liebte seine junge Gattin und sein Töchterchen so zärtlich, dass er sich von beiden nicht für längere Zeit trennen wollte. Er war ein großer, begnadeter Künstler, Sabrina, und ich habe niemals mehr jemanden so herrlich Geige spielen hören wie Marcus Mauri, deinen Vater.«

      Wieder ist es für eine Weile still in der großen Halle von Schloss Ravenhill. Sabrina wagt fast nicht zu atmen, als sie Fürst Wolfhart weitersprechen hört.

      »Du warst ein hilfloses, kleines Menschenkind, Sabrina, eine Waise. Ich zählte damals siebenundzwanzig Jahre und war trotz meiner beginnenden Erfolge einsam, verbittert und menschenscheu. Ich nahm mich deiner an, brachte dich in Fräulein Tabeas Obhut und übernahm die Vormundschaft für dich, da du keine Verwandten hattest. So wurdest du mein Mündel, Sabrina, und ich habe mich in den vergangenen Jahren aufrichtig bemüht, meine Pflichten als dein Vormund nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Du bist wohlbehütet in der Geborgenheit des Moorschlosses aufgewachsen, Sabrina. Ich habe dir eine gute Erziehung angedeihen lassen und das Vermögen, das dir dein Vater bei seinem Tod hinterließ, treu verwaltet. Du verfügst mit dem heutigen Tag über genügend Mittel, um dir eine Existenz nach deinen Wünschen aufzubauen. Ich weiß nicht, welche Pläne du für deine Zukunft hast, aber ich bin gern bereit, dir zu raten, falls du mich in diese Pläne einweihen willst. Wahrscheinlich wirst du das Moorschloss sofort verlassen wollen, um endlich einmal die Welt kennenzulernen. Selbstverständlich steht diesem Wunsch nichts im Wege.«

      Sabrina empfindet in diesem Augenblick nichts als Schmerz. Ihre Hände umklammern die Lehne des Sessels, und die Stimme will ihr kaum gehorchen, als sie die Lippen öffnet, um zu sprechen. Tonlos fragt sie endlich: »Ich muss – muss Schloss Ravenhill verlassen?« Das ist das Einzige, was sie den guten, wohlgemeinten Worten des Fürsten entnimmt.

      Erstaunt blickt dieser auf. »Du hast mich völlig missverstanden, Sabrina«, erwidert er lächelnd. »Schloss Ravenhill ist nach wie vor deine Heimat und soll immer deine Heimat bleiben, hörst du? Aber die Vermutung, dass du die Einsamkeit des Moorschlosses mit der bunten Betriebsamkeit der Welt vertauschen willst, ist doch naheliegend, nicht wahr?«

      »Aber wo – wo soll ich denn hingehen?«, stammelt Sabrina mit zuckenden Lippen, und Tränen verdunkeln ihren Blick. »Ich habe doch niemanden auf der ganzen Welt außer dir.«

      Fürst Wolfharts Lächeln vertieft sich. »Das wird sich bald ändern, Moorprinzesschen«, sagt er leise. Es soll scherzhaft klingen, aber heimliche Wehmut verschleiert die dunkle Stimme des Fürsten. »Warte nur, bis du die ersten Schritte in die Welt getan hast!«

      »Aber ich will doch gar nicht fort vom Moorschloss!«, schluchzt Sabrina. »Ich will immer – immer hierbleiben, bei Tante Tabea, bei den Pferden, der Heide und – und bei dir!«

      Fürst Wolfhart umgeht eine direkte Antwort auf dieses leidenschaftliche Bekenntnis. »Lass uns die Gläser erheben, Sabrina!«, sagt er herzlich. »Lass uns auf deine Zukunft trinken, die mit dem heutigen Tag begonnen hat!«

      Gehorsam leert Sabrina ihr Glas, aber das köstliche Getränk mundet ihr nicht, sondern erscheint ihr schal und ohne Geschmack. Noch immer rinnen heiße Tränen aus ihren Augen.

      »Warum – warum bist du so anders zu mir, Wolfhart?«, fragt sie schließlich gequält.

      Ein Schatten huscht über seine ausgeprägten Züge. »Verzeih, Moorprinzesschen!«, bittet er sanft. »Früher warst du ein Kind. Auch das letzte Mal, als ich vor drei Jahren hier war, warst du noch ein Kind. Jetzt aber bist du eine erwachsene Dame, und diese Tatsache ändert alles.«

      »Das begreife ich nicht!«, begehrt Sabrina auf. »Hast du mich deshalb nicht mehr lieb, Wolfhart?«

      Fürst Wolfhart antwortet nicht, sondern starrt ins Feuer, und es ist, als erschauten seine Augen in dem zuckenden Flammenspiel längst versunkene Bilder, deren grenzenlose Traurigkeit ihn bitter werden lässt.

      Tiefes Mitleid überströmt Sabrinas Herz. Sie möchte gut zu dem einsamen Mann sein, und es drängt sie, ihm wie früher tausend zärtliche Worte zu sagen.

      Sie lächelt unter Tränen, beugt sich spontan vor, und ihre beiden Hände umschließen seine Rechte.

      »Ich bin dir gut, Wolfhart«, sagt sie schlicht.

      Er sieht sie seltsam an, dann zieht er seine Hand fast brüsk zurück und erhebt sich.

      »Ich habe dir mein Mitbringsel noch gar nicht überreicht«, lenkt er kühl ab. »Gedulde dich bitte einen Augenblick, Sabrina.«

      Als er wenig später in die Halle zurückkehrt, überreicht er ihr einen zauberhaften japanischen Kimono aus kirschroter Seide, der mit silbernen Blütenornamenten kunstvoll bestickt ist.

      »Ich hoffe, dass er dir gefällt«, sagt er dabei förmlich.

      Die Kälte seiner Worte lässt Sabrinas heiße Freude jäh ersterben.

      *

      Entgegen seiner ursprünglichen Absicht, nach der drei Jahre währenden Konzerttournee rund um die Erde nun für einige Monate auf Schloss Ravenhill auszuruhen, eröffnet Fürst Wolfhart dem bestürzten Fräulein Tabea am kommenden Vormittag, dass er die Heideinsel spätestens in acht Tagen wieder verlassen wolle.

      »So schnell wollen Sie schon wieder von uns fort, Durchlaucht?«, fragt sie erschrocken. »Und ich dachte, Sie wollten diesmal einige Monate bei uns bleiben. Sie haben …«

      »Ich habe meine Absicht eben geändert«, unterbricht Fürst Wolfhart sie schroff. »Warum haben Sie übrigens die Fahne noch nicht einholen lassen, Fräulein Tabea? Ich schätze es nicht, wenn ich Befehle wiederholen muss!«

      »Jawohl, Durchlaucht!«, stammelt das alte Fräulein fassungslos. »Ich werde Sönke sofort Bescheid sagen.«

      Liebevoll eilt Sabrina, die gerade das Speisezimmer betritt, Fräulein Tabea zu Hilfe. »Gib mir das Tablett, Tante Tabea«, bittet sie herzlich, »ich werde uns bedienen.«

      »Vielen Dank, Sabrina«, murmelt Fräulein Tabea erleichtert.

      Fürst Wolfhart verbeugt sich knapp vor seinem Mündel.

      »Guten Tag, Sabrina!«, sagt er kühl und höflich.

      »Hast du die erste Nacht im Moorschloss angenehm geruht?«, fragt Sabrina zaghaft.

      »Danke, ja.«

      Sein Verhalten ist keineswegs ermunternd, aber Sabrina ist verzweifelt bemüht, das Eis zwischen sich und ihm zu brechen.

      Sie kann es einfach nicht fassen, dass die alte, vertraute Gemeinsamkeit für immer zerstört sein soll. Angestrengt sucht sie nach einem geeigneten Gesprächsthema und meint schließlich:

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