Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina Kaiser

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Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser Sophienlust - Die nächste Generation

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Vögel brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Die wären bei mir in den besten Händen. Ich glaube allerdings, dass du ein bisschen spinnst. Du wirst nicht einfach in den Himmel verschwinden, sondern auch morgen noch hier bei uns sein, da bin ich mir ganz sicher.«

      Martin war nicht weit davon entfernt, ernsthaft an dem Verstand des Mädchens zu zweifeln. Aber vielleicht würde Kira von ganz allein wieder normal werden, wenn sie am nächsten Tag einsehen musste, dass die Wolke, die sie für ein sicheres Zeichen gehalten hatte, nur ein Zufall gewesen war. Trotzdem war ihm Kiras Schilderung ein bisschen unheimlich. Sobald er das Zimmer verlassen hatte, informierte er die anderen Kinder: In den nächsten Stunden sollte Kira nicht aus den Augen gelassen werden!

      *

      Seit fünf Tagen wohnte Claudia-Liane nun schon in Daniels Haus. Ihr Gästezimmer verfügte sogar über ein eigenes kleines Bad und einen Balkon. Eigentlich hätte sie sich in diesem komfortablen Zimmer wohlfühlen können. Aber sie sagte sich, dass dieses Leben kein Dauerzustand sein konnte. Egal wie sie es anstellen sollte, sie musste sich an ihre Vergangenheit und auch an ihren richtigen Namen erinnern. Immer wenn sie allein war, zermarterte sie sich das Hirn. Aber es wollten einfach keine Bilder aus ihrem früheren Leben auftauchen. Hin und wieder tauchte das Gesicht eines Kindes vor ihrem geistigen Auge auf. Es handelte sich stets um dasselbe Kind, ein hübsches kleines Mädchen von vielleicht neun oder zehn Jahren. Aber um wen es sich handeln konnte, wusste Liane nicht zu sagen, obwohl sie das unbestimmte Gefühl hatte, dieses Mädchen schon lange Zeit zu kennen.

      »Am Wochenende findet hier in der Nähe eine große Veranstaltung statt«, teilte Daniel seinem Gast mit. »Jedes Jahr veranstaltet ein Verein begeisterter Sportflieger ein Grillfest auf dem Gelände des Flugplatzes. Dort bin ich im letzten Jahr gewesen, und es hat mir sehr gefallen. Zu zweit würde es sicher noch viel mehr Spaß machen. Möchtest du mich am Wochenende zu diesem Grillfest begleiten?«

      »Ja, warum nicht? Ich komme gern mit. Allerdings hoffe ich, dass es nicht nur Würstchen gibt. Die sind nämlich nicht so sehr meine Leibspeise.«

      »Würstchen gibt es sicher auch«, erwiderte Daniel lächelnd. »Aber die Leute, die dieses Fest veranstalten, geben sich alle erdenkliche Mühe, für alle Gäste das Richtige auf dem Grill zu haben. Im letzten Jahr gab es auch die unterschiedlichsten Steaks, Leberkäse, Rippchen und sogar mehrere Gemüsesorten. Sogar Bananen wurden gegrillt, die nachher auf den Tellern mit Honig verfeinert wurden. Salate und Weißbrote gibt es übrigens auch.«

      Die junge Frau lachte vergnügt. »Du machst mir so richtig den Mund wässrig. Ich freue mich jetzt schon auf das Grillfest. Ist das eigentlich weit von hier entfernt?

      »Nein, mit dem Auto sind wir in zwanzig Minuten da. Ich freue mich übrigens auch schon darauf und bin froh, dass ich nicht ausgerechnet jetzt Wochenenddienst im Krankenhaus habe. Das würde mich wirklich ärgern.«

      »Vielleicht weiß ich am Wochenende ja auch schon ein bisschen mehr über mich«, meinte sie hoffnungsvoll. »Tagtäglich zerbreche ich mir den Kopf und versuche krampfhaft, mich an irgendetwas zu erinnern. Viel Erfolg habe ich damit aber leider nicht. Ich weiß nur, dass es da ein kleines Mädchen gibt, das in meinem Leben eine Rolle gespielt haben muss. Ich sehe oft dieses Gesicht des Kindes vor mir, weiß aber überhaupt nicht, wer es sein könnte.«

      »Claudia.«

      Daniel nahm neben der jungen Frau Platz.

      »Wir wissen doch beide, dass du mit Gewalt nichts erreichen kannst, sondern nur mit Geduld. Du musst deinem Gehirn die Chance geben, sich von ganz allein erinnern zu wollen. Ein kleines bisschen hat es das jetzt doch auch schon getan. Da ist dieses Kindergesicht, das du nicht einordnen kannst, von dem du aber sicher bist, dass es irgendwie zu deinem Leben gehört. Das ist doch schon ein Erfolg, und diesem kleinen Erfolg werden weitere folgen. Wir wissen nur noch nicht, wann das passieren wird. Vielleicht ist das morgen schon der Fall oder erst in vielen Monaten. Darüber haben wir doch schon mehrfach gesprochen. Du bist hier bei mir gut aufgehoben. Es geht uns beiden gut. Wir müssen nur weiterhin Geduld aufbringen.«

      »Ich weiß«, gab sie zu. »Aber manchmal ist es ungeheuer schwer, Geduld zu haben. Du weißt genau, wer du bist und wie dein Leben bisher ausgesehen hat. Ich habe von alledem keine Ahnung, würde es aber auch gerne wissen. Meine Situation ist wirklich nicht leicht zu ertragen. Das kannst du mir glauben.«

      »Das glaube ich nicht nur, das weiß ich. Trotzdem ändert das alles nichts an der Tatsache, dass sich nichts mit Gewalt erzwingen lässt. Jetzt sollten wir uns einfach erst einmal auf das Grillfest am Wochenende freuen und nicht an irgendwelche Probleme denken.«

      Die junge Frau nickte zustimmend und lächelte Daniel zu. Er hatte ja recht. Sie wollte sich nicht ständig über ihre Misserfolge bei der Suche nach ihrer Vergangenheit grämen, sondern das Leben auch ein bisschen genießen und sich über kleine gemeinsame Unternehmungen freuen.

      *

      Das Wetter meinte es gut mit den Veranstaltern und den Gästen des Grillfestes. Die Sonne schien von einem nahezu wolkenlosen Himmel, und die kleinen weißen Wölkchen, die ab und zu auftauchten, wirkten eher dekorativ als bedrohlich. Eine große Wiese ganz in der Nähe des Flugplatzes war als Parkplatz für die Autos der Besucher freigegeben. Daniel stellte seinen Wagen ab und half seiner Begleiterin anschließend galant aus dem Auto. Sie hob den Kopf und schnupperte.

      »Ich kann die leckeren Sachen, die da drüben gegrillt werden, bis hierhin riechen. Mir läuft direkt das Wasser im Mund zusammen. Hoffentlich hältst du mich jetzt nicht für eine verfressene Person.«

      Daniel hakte sich bei ihr unter. »Ich halte dich für eine bezaubernde, charmante und attraktive junge Frau, Claudia, die einen gesunden Appetit mitgebracht hat, so wie es sich für ein Grillfest gehört.«

      Sie lächelte vergnügt, als sie neben Daniel zu dem nahe gelegenen Veranstaltungsplatz schritt. Eine Musikkapelle spielte, an einem Hangar standen kleine Sportmaschinen, für Kinder war eine Hüpfburg aufgebaut worden, in einer Holzhütte konnte man es sich bei Kaffee und Kuchen gemütlich machen, ein riesiger Grill war aufgebaut und für ausreichend Sitzplätze gesorgt worden. Ein Fotograf bot an, Bilder von Besuchern vor einem kleinen historischen Flugzeug zu erstellen. Für diesen Fotografen interessierte sich die junge Frau sofort. Aus der Entfernung warf sie einen prüfenden Blick auf seine Arbeitsgeräte.

      »Dieser Mann ist sicher kein Amateur«, raunte sie Daniel zu. »Bei den beiden Kameras, die auf seinen Stativen stehen, handelt es sich um extrem teure Geräte, und damit meine ich nur die Gehäuse. Die Objektive sind nahezu unbezahlbar für einen Amateurfotografen. Dieser Mann muss ein Profi sein.«

      Daniel schaute seine Begleiterin fassungslos an. »Woher weißt du das alles? Ich kann an den Kameras keine Besonderheiten feststellen. Du scheinst dich allerdings bestens auszukennen.«

      »Stimmt«, bestätigte sie. »Darüber bin ich jetzt selbst ziemlich erstaunt. Ich habe keine Ahnung, woher ich diese Kenntnisse habe. Sie sind einfach da. Bin ich selbst vielleicht eine Fotografin gewesen? Wenn es so ist, kann ich mich daran aber nicht erinnern.«

      »Vielleicht fällt dir wieder etwas ein, wenn wir beide uns fotografieren lassen«, meinte Daniel. »Komm mit, wir versuchen es einfach. Vielleicht haben wir Glück.«

      Sie war mit diesem Vorschlag einverstanden, und so ließen sie gleich drei Fotos von sich machen. Anschließend betrachteten sie die Bilder.

      »Ja, genauso hätte ich es auch gemacht«, erklärte die junge Frau. Die Verteilung von Licht und Schatten ist ideal. Dadurch entsteht eine sehr schöne Stimmung. Ich weiß genau, wie man eine Kamera einstellen muss, um solche Fotos zu bekommen. Aber ich kann wirklich nicht sagen,

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