Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman. Karina Kaiser

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Sophienlust - Die nächste Generation Staffel 1 – Familienroman - Karina Kaiser Sophienlust - Die nächste Generation

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nicht traurig, Claudia«, riet Daniel. »Es war nur ein Versuch. Der hat nicht viel gekostet, und wir haben ein paar sehr hübsche Fotos von uns beiden bekommen. Allein das ist doch auch schon schön.«

      Trotz der tröstenden Worte blieb die junge Frau ein bisschen betrübt. Aber sie freute sich trotzdem auf ein leckeres Steak vom Grill. Während Daniel zum Grill hinüberging, um zwei Steaks für sich und seine Begleiterin zu besorgen, nahm sie auf einer der Bänke in der Nähe Platz und schaute sich um. Als Daniel zurückkam, fiel ihr Blick auf ein recht großes Lagerfeuer unweit der Landebahn, über dem ein großer Suppenkessel angebracht war.

      Die junge Frau wusste selbst nicht, wieso sie plötzlich so angespannt in die Flammen blickte. Gleichzeitig nahm sie ein Sportflugzeug wahr, das gerade die Landebahn ansteuerte. Die Motorgeräusche dröhnten in ihren Ohren, und sie wurde urplötzlich von Panik erfasst. Dass Daniel ihr gerade den Teller mit dem Steak reichen wollte, nahm sie überhaupt nicht wahr.

      »Das Flugzeug«, stöhnte sie. »Es stürzt ab! Ich kann keine Fotos mehr machen. Meine Kameras werden weggeschleudert. Ich werde aus dem Flugzeug katapultiert. Die Maschine überschlägt sich. Sie brennt!« Abwehrend streckte sie die Hände von sich. »Müssen alle sterben, nur ich nicht? Aber alles tut weh! Die Schmerzen sind entsetzlich. Doch daran darf ich nicht denken. Ich muss nach Hause zu Kira. Sie wartet doch bei Ellen auf mich! Ich muss zu ihr zurück und zwar sofort!«

      Daniel entging nicht, dass die junge Frau im Augenblick nur noch körperlich anwesend war. Ihre Gedanken weilten ganz woanders, genau dort, wo sie ihr Gedächtnis verloren hatte, offensichtlich bei einem Flugzeugabsturz. Hastig stellte er die Teller mit den Steaks, die er noch immer in den Händen hielt, auf einem Bänkchen ab und wandte sich ihr zu.

      »Wie heißt du, und wer ist Kira?«, fragte er eindringlich und hoffte, dass seine Begleiterin die Worte verstand.

      »Ich bin Liane Eichhöfer und arbeite freiberuflich als Fotografin. Kira ist meine Tochter. Sie ist neun Jahre alt. Mein Mann ist vor einigen Jahren gestorben. Ich bin nach Kärnten geflogen und sollte dort eine Ferienanlage von einem Flugzeug aus fotografieren. Dann kam dieser Vogelschwarm auf das Flugzeug zu. Es ist abgestürzt. Wir hatten Angst und haben geschrien. Irgendein heftiger Schlag hat mich aus dem Fenster geschleudert. Es war so schrecklich. Nein, ich kann diese Bilder nicht ertragen...«

      Sofort nahm Daniel die junge Frau in seine Arme und wiegte sie, wie man ein weinendes Baby wiegt. »Es ist alles vorbei, und alles ist wieder gut«, sagte er tröstend. »Du hast furchtbare Dinge erlebt, aber die zählen jetzt nicht mehr. Ich bin bei dir, und dir kann nichts passieren.«

      Es dauerte eine geraume Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Dann aber blickte sie auf und sah Daniel völlig verwirrt an.

      »Ich kann mich wieder erinnern«, stellte sie fest. »Plötzlich sind ganz viele Sachen wieder in meinem Gedächtnis. Dieses ratternde Flugzeug, das eben gelandet ist, und das Feuer, auf dem die Suppe gekocht wird, haben mir geholfen. Ja, mein Name ist Eichhöfer, ich weiß, dass ich Fotografin bin und eine süße kleine Tochter, Kira, habe, die während meiner Abwesenheit bei meiner Freundin Ellen wohnt. Ich kenne meine Heimatstadt und weiß, dass ich ganz schnell ein Edelweiß kaufen muss.«

      »Ein Edelweiß? Was willst du denn damit anfangen?«, wollte Daniel verblüfft wissen.

      »Gar nichts. Es ist ja auch nicht für mich gedacht. Ich habe Kira bei meiner Abreise versprochen, dass ich ihr ein Edelweiß mitbringe, weil sie sich so sehr eines gewünscht hat. Vielleicht wird es ein Lesezeichen mit einem eingearbeiteten Edelweiß werden oder ein hübscher gläserner Briefbeschwerer, in den man ein Edelweiß eingebaut hat. Das weiß ich noch nicht, und es ist auch egal. Ich muss nur so schnell wie möglich dieses Geschenk für Kira besorgen. Und dann muss ich zu ihr!« Liane sprang auf und wollte davoneilen.

      »Wir werden das Geschenk gemeinsam besorgen«, versprach Daniel. Er zog sein Handy aus der Tasche. »Wenn du Ellens Telefonnummer weißt, rufst du sie am besten gleich an.«

      »Ob man Ellen wohl darüber informiert hat, dass ich an Bord der Maschine gewesen und umgekommen bin?«, überlegte Liane. »Dann hat auch Kira zwangsläufig erfahren, dass ihre Mutter gestorben ist. Ich darf gar nicht daran denken, was in meiner armen Kleinen vorgegangen sein muss.«

      »Wenn dein Verdacht stimmt, muss der Anruf aber sehr schonend erfolgen. Was glaubst du, wie deine Freundin reagieren könnte, wenn sie plötzlich von einer Frau angerufen wird, die sie für tot hält? Das könnte sie möglicherweise überhaupt nicht verkraften. Vielleicht wäre es besser, wenn ich zunächst mit ihr spreche, und zwar in meiner Funktion als Arzt, der eine total verwirrte Patientin behandeln musste, die wie durch ein Wunder einen Flugzeugabsturz überlebt hat. So könnte ich deine Freundin ganz vorsichtig auf die Situation vorbereiten, bevor du mit ihr redest.«

      »Ja, das ist eine gute Idee«, erwiderte Liane. »Ellen muss wissen, dass es mich noch gibt, und ich möchte natürlich auch mit Kira sprechen. Ich will so gern ihre Stimme hören und ihr erzählen, dass ich bald wieder bei ihr bin. Vielleicht kann ich ihr sogar schon sagen, dass ich einen ganz netten Mann mitbringen werde, den ich ihr vorstellen möchte. Das heißt, ich weiß eigentlich gar nicht, ob du dir ein paar Tage Urlaub nehmen kannst, um mit mir nach Deutschland zu fahren...?«

      »Selbstverständlich werde ich unter den gegeben Umständen Urlaub bekommen. Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Also, wenn du die Telefonnummer deiner Freundin auswendig kennst, sag sie mir jetzt.«

      »Natürlich kenne ich Ellens Nummer«, entgegnete Liane. »Du, es ist unglaublich. Gestern habe ich noch nicht einmal gewusst, dass ich eine Freundin habe, und heute erinnere ich mich schon wieder an ihre Telefonnummer! Manchmal geschehen wirklich noch Wunder.«

      »Dann wollen wir dieses Wunder ausnutzen. Aber ich kann sie schlecht mit ihrem Vornamen ansprechen. Kannst du mir ihren Nachnamen nennen, oder erinnerst du dich noch nicht daran?«

      »Lennard«, gab Liane lächelnd Auskunft. Meine Freundin heißt Ellen Lennard. Da bin ich absolut sicher.«

      Daniel nickte Liane zu. »Weißt du, was mich am meisten freut?«, sagte er noch, bevor sie beginnen konnte, ihm die Nummer anzusagen. »Die Tatsache, dass du nicht gebunden bist. Natürlich tut es mir leid, dass dein Mann gestorben ist, aber du bist eine freie Frau, und damit hat sich meine ganz große Hoffnung erfüllt. Wir müssen unsere Liebe zueinander nicht länger verstecken. Das macht mich glücklich!«

      *

      Ellen saß in ihrem Atelier und beschäftigte sich gerade mit einem größeren Projekt. Inmitten eines großen Geländes hatte gerade ein Hotel eröffnet. Das Haus war viele Jahre lang nicht mehr genutzt worden und hatte inzwischen einen verwahrlosten Eindruck gemacht, ebenso wie das Gelände, das es umgab. Der neue Besitzer hatte das Haus umfangreich sanieren und sehr ansprechend gestalten lassen. Auch die Außenanlagen waren in Ordnung gebracht worden, allerdings mehr schlecht als recht. Nun sollten sie fachmännisch gestaltet werden und die Gäste zum Verweilen einladen. Ellen hatte sich darüber gefreut, diesen relativ großen und lukrativen Auftrag erhalten zu haben. Sie saß konzentriert über ihren Zeichnungen und dachte sich nichts weiter dabei, als das Telefon neben ihr läutete. Gleichmütig nahm sie den Anruf an und meldete sich. Als sich der Anrufer als Doktor Edlinger vorstellte, der in einer Klinik in Graz beschäftigt war, glaubte sie an einen Irrtum.

      »Es tut mir leid, aber ich denke, dass Sie sich verwählt haben. Ich bin noch nie in meinem Leben in Graz gewesen und kenne dort auch niemanden.«

      »Das glaube ich Ihnen gern. Aber es geht um eine junge Frau, die Sie gut gekannt haben, um Liane Eichhöfer.«

      »Liane!« Ellen schrak förmlich zusammen.

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