Pink - 2 Gesichter. Paul Lester

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Pink - 2 Gesichter - Paul  Lester

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im Umgang mit seiner starrköpfigen und unbeugsamen Tochter das genaue Gegenteil dar. Die beiden stritten sich heftig. Trotzdem hatte Pink den größten Respekt vor ihrem Vater. „Ich habe nie an Autoritäten geglaubt. Ich wusste immer, was ich wollte. Ich mochte ganz einfach keine Regeln“, erzählte sie dem Guardian 2006. „[Aber] ich respektiere meinen Vater, denn wenn ich es nicht getan hätte, wäre ich durch eine Wand geflogen. Bei ihm gab es eine klare Linie und das konnte ich respektieren. Wenn er mich warnte, zählte er immer bis drei, aber ich habe ihn höchstens bis zweidreiviertel kommen lassen. Bei Jim Moore traust du dich nicht, Scheiß zu bauen – das machst du einfach nicht.“

      „Er konnte dir eine gehörige Abreibung verpassen, dich zum Lachen bringen oder dir etwas beibringen. Er war schon ein cooler Typ“, ergänzte sie.

      Mit dem Gefühl dieser kindlichen Begeisterung, vielleicht sogar Verehrung, beschreibt sie ihn als ihren „ersten Rockstar“ (auf dem Album I’m Not Dead aus dem Jahr 2006 sangen die beiden dann übrigens den Song „I Have Seen The Rain“ zusammen). Tatsächlich war es auch Moore, der Pink inspirierte, denn er erkannte frühzeitig, dass sie eine kräftige Gesangsstimme besaß, trotz eines Asthmaleidens während ihrer gesamten Kindheit. Er hatte ihr schon von früh an Songs auf der Gitarre vorgespielt und dabei gesungen, was in Pink den Wunsch weckte, auch selbst zu performen.

      Sie erklärt sich sein aufbrausendes Temperament und das exzentrische Gebaren nicht als Resultat der Erlebnisse in Vietnam, vielmehr war der Krieg in Asien, für den er sich freiwillig gemeldet hatte, eine Möglichkeit, seiner zerrütteten Herkunft zu entfliehen. Pink behauptet, dass ihr Vater als Kind missbraucht wurde und in seiner katholischen Schule leidvolle Erfahrungen machen musste.

      Die Sängerin ließ durchblicken, dass auch sie während ihrer Kindheit zu einem Missbrauchsopfer wurde, obwohl sie sich standhaft weigert, den Verantwortlichen zu nennen oder zu offenbaren, ob es sich um emotionalen, physischen oder sexuellen Missbrauch handelte. Sie gab aber zu, dass darin der Grund für ihr kriminelles Verhalten als Jugendliche lag.

      „Ich war missbraucht worden, war hasserfüllt und rebellierte … [Aber] darüber möchte ich nicht reden“, erklärte sie dem Mail On Sunday’s Live Night & Day-Magazin. „Jeder wird irgendwann einmal in seinem Leben emotional missbraucht. Zu den anderen Arten des Missbrauchs – kein Kommentar.“

      Dies war einer der wenigen Anlässe, bei denen sich Pink – einer der offensten, geschwätzigsten und ehrlichsten Popstars dieses Planeten – vehement weigerte, alles zu enthüllen.

      Was auch immer die Details des Missbrauchs anbelangt, in einer Hinsicht haben die Qualen und Leiden Pink nicht aus der Bahn geworfen. Durch die Erlebnisse hat sie ein unbeugsames Durchsetzungsvermögen erlangt – den Willen, Erfolg zu haben und eine Karriere praktisch aus dem Nichts zu starten. Für einen Teenager, der sich mit 16 von Zuhause losreißen wollte, regelmäßig verschwand und vom Vater gesucht werden musste, ist das eine reife Leistung.

      Pink erlebte den Drogentod naher Freunde. Aber erst die Aussicht, die Kontrolle über ihr Talent zu verlieren, indem sie den unvermeidbaren Weg gehen würde, veranlasste sie dazu, ihre gefährlichen und schlechten Gewohnheiten abzulegen. Zudem wurde ihr schnell klar, dass wenn sie erst einmal in der Musikindustrie auf der Karriereleiter nach oben steigen würde, kein Drogenrausch dieses Gefühl der Hochstimmung ersetzen kann.

      „Ich sammelte meine ganze Energie und steckte sie in die Musik. Einen Plattenvertrag zu ergattern, gab mir einen viel intensiveren Kick als jede Droge, die ich genommen hatte. Ich hatte so viel auszudrücken. Ich wollte einfach raus damit, musste stark und konzentriert sein – und so hat sich das mit den Drogen erledigt.“

      Beeinflusst von fast jedem Musiker von Bette Midler, Billy Joel, Madonna und Janis Joplin über Don McLean bis hin zu den Rappern 2Pac und Notorious B.I.G., drückte sich Pink schon seit frühester Jugend durch Musik aus. Ihre Texte ließen eine gequälte Seele vermuten. Später beschrieb ihre Mutter diese frühen künstlerischen Emanzipationsversuche: „Die Texte wirkten durch die introspektiven Aussagen. Einige wirkten sehr düster und gingen unter die Haut, was mich schon ängstigte.“

      Pink mag damals verwirrt und von zahlreichen Persönlichkeitskrisen geplagt gewesen sein, doch sie war während ihrer „Krisenjahre“ immer noch in der Lage, sich so weit zusammenzureißen, dass sie mit 14 in Clubs in Philadelphia aufzutreten begann. Vielleicht war die Sängerin damals die Quintessenz des Außenseiters, aber sie konnte in der High School genügend Gleichgesinnte finden, um Bands zu gründen.

      Ihre erste Gruppe nannte sich Middleground. Der Bekanntheitsgrad der Musiker reichte zwar nie über das Ortsschild von Doylestown hinaus, aber es genügte, um in ständiger Rivalität mit The Jetsists, einer anderen lokalen Band, zu leben. Dadurch steigerte sich die Popularität beider Gruppen, besonders als ein „Battle of the Bands“ in einem Café veranstaltet wurde. Kurz nachdem die Mitglieder von Middleground getrennte Wege gegangen waren, wurde Pink bei einem Auftritt in dem Club Fever in Philadelphia von einem Talentscout der Plattenfirma MCA beobachtet. Pink hatte sich der kurzlebigen Girl-Group Basic Instinct angeschlossen, bevor sie zum R’n’B-Trio Choice wechselte, das als Ausgangspunkt all seiner Aktivitäten Atlanta auswählte. Dort sang sie zusammen mit Sharon Flanagan und Chrissy Conway von der christlichen Girl-Group ZOEgirl. Die Band schickte ein Demo ihres ersten Songs „Key To My Heart“ zu LaFace Records in Atlanta, wo LA Reid, der Chef des Labels, es hörte und die Gruppe dann einfliegen ließ, um sie bei einem Auftritt zu sehen. Reid gehörte zusammen mit seinem Produzentenkumpel Kenneth „Babyface“ Edmonds zu den Vätern des zeitgenössischen R’n’B in den späten Achtzigern und kreierte den Swingbeat/New Jack Swing-Sound, der damals einer Revolution gleichkam.

      Vom Gig beeindruckt, bot Reid den Mädchen einen Plattenvertrag an, der auch von den Eltern unterschrieben werden musste, da alle Musikerinnen noch minderjährig waren. Pink, Sharon und Chrissy zogen nach Atlanta um und nahmen ein komplettes Album auf. Obwohl der Song „Key To My Heart“ auf dem Soundtrack des Films Kazaam (1996) erschien, wurde das Album nie veröffentlicht, woraufhin sich die Gruppe auflöste.

      Doch das bedeutete für Pink nicht das Ende der Zusammenarbeit mit LaFace – sie blieb als Solo-Act bei dem Label und trug von nun an den Künstlernamen Pink. Dort erhielt sie die Unterstützung des Musikers, Songwriters und Produzenten Daryl Simmons, einem weiteren „Architekten“ des modernen R’n’B. Er ermutigte die junge Frau, die Backing-Vocals für Diana Ross und Tevin Campbell zu singen, letzterer eine weitere Schlüsselfigur, der wie auch Usher und Bobby Brown in die Annalen des New Jack Swing einging, einem Sound, der besonders in den Neunzigern hohe Wellen schlug.

      1999 war es dann soweit. Pink veröffentlichte ihr offizielles Debüt als Solokünstlerin mit dem Stück „Gonna Make Ya Move (Don’t Stop)“. Die House/Trance-Nummer erschien bei Activ Records in Großbritannien und erreichte dort im Februar 1999 Platz 196 der Single-Charts, wo sie sich eine Woche lang hielt. Für Pinks Karriere stellte das keinen guten Start dar und bis heute findet der Song kaum Beachtung. Die sehr schwer zu beschaffende Platte wartet immer noch darauf, als Bonustrack auf einem Pink-Album zu erscheinen.

      Erst im neuen Jahrtausend konnte Pink als ernstzunehmende Solokünstlerin ihren Weg gehen. Ihr Label LaFace Records veröffentlichte im April 2000 die Single „There You Go“, deren Cover ein Porträt der Sängerin schmückte. Das kurzgeschorene Haar erstrahlte in einem neonfarbenen Pink und dazu trug sie eine glänzende, schwarze Bikerjacke – es war der erste Hinwies auf Pinks androgynes Image. Die Person, die den Käufer vom Front-Cover von „There You Go“ mit einem hypnotischen und durchdringenden Blick fokussiert, vermittelt den Eindruck einer Roboterfrau aus der Zukunft. Aus heutiger Perspektive betrachtet, scheint Pink – zumindest optisch – das Bindeglied zwischen Annie Lennox und La Roux, der Diva des neuen britischen Synthie-Pops gewesen zu sein.

      Die Musik Pinks war ein gutes Beispiel für den polierten, experimentellen, aber dennoch kommerziellen R’n’B der Zeit, charakterisiert

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