Pink - 2 Gesichter. Paul Lester

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Pink - 2 Gesichter - Paul Lester страница 7

Pink - 2 Gesichter - Paul  Lester

Скачать книгу

aller Zeiten. Wie auch Aaliyahs Single „Try Again“ (2000), die auf Platz 1 kam, ohne bei einem Plattenlabel im kommerziellen Single-Format (CD-Single oder CD-Maxi-Single) zu erscheinen, gab es von „Lady Marmalade“ damals keinen physischen Tonträger, außer natürlich dem Soundtrack (es war also erst der zweite Song, der sich in der Billboard-Charts-Geschichte „nicht-physisch“ etablieren konnte). Aguilera hatte damit ihren vierten Nummer-1-Hit, für Kim, Pink und Mýa war es das „erste Mal“ auf der Topposition. In den Top 40 der Staaten verweilte das Stück 17 Wochen und entwickelte sich für die Sängerinnen (außer Christina Aguilera und Pink) zu ihrem meistverkauften Werk.

      Der überwältigende Erfolg von „Lady Marmalade“ wurde zusätzlich vom begleitenden Musikvideo gepusht, bei dem Paul Hunter Regie führte. Es zeigte die Mädels in einem Varieté, mit Schößchenjacken, Reizwäsche und Netzstrümpfen bekleidet. Aufgenommen im März 2001 an verschiedenen Sets (in Los Angeles), die extra gebaut wurden, um den Moulin-Rouge-Nachtclub zur Jahrhundertwende (1890-1910) wiederauferstehen zu lassen, sollte der Clip den MTV Video Music Award in den Kategorien „Bestes Video des Jahres“ und „Bestes Video aus einem Film“ gewinnen. Darüber hinaus nominierte ihn die Jury in weiteren Sparten: „Bestes Dance Video“, „Bestes Pop Video“, „Beste Choreographie“ (Tina Landon) und „Beste Art Direction“. Der Song selbst gewann 2002 einen Grammy in der Kategorie „Beste gesangliche Kooperation im Pop“, was das internationale Profil und Ansehen der vier Damen bedeutend steigerte.

      Pink machte bei Song und Video eine gute Figur und ihre Performance wirkte gleichermaßen spritzig und sicher. Doch ihre Ambition, sich von den aktuellen weiblichen Interpreten zu distanzieren, konnte damals nicht eindeutig wahrgenommen werden. Verärgert über Vergleiche mit Pop- und R’n’B-Sängerinnen, fürchtete sie die allgemeine Meinung, nur eine weitere Dance-Pop-Kreation ihrer Produzenten und Labelbosse zu sein. Pink zeigte sich fest dazu entschlossen, ihren wahren Wert unter Beweis zu stellen. Auf der nächsten Veröffentlichung mussten ihre tatsächlichen Credits im Booklet deutlich lesbar sein!

      Pink brauchte jemanden, mit dem sie optimal zusammenarbeiten konnte, jemanden, der ihr half, ihre Ziele zu verwirklichen, und sie beim Kampf um künstlerische Kontrolle unterstützte. Sie wollte sich von einer R’n’B-Marionette zu einem flügge gewordenen, autonomen und frechen Pop-Rock-Monster verwandeln, das sich zwischen den Polen dieser beiden Stile frei bewegen konnte – und sie wusste auch schon, wer ihr dabei zur Seite stehen sollte: Linda Perry, die lesbische Sängerin der fast vergessenen Alternative-Rock-Band 4 Non Blondes, die Mitte der Neunziger einige Hits einspielten. Perry sollte auf Grund des Erfolgs mit Pink in der Zukunft selbst zu einem Superstar werden – eine Top-Songwriterin und erstklassige Produzentin, die unter anderem auch von Christina Aguilera, Gwen Stefani und Alicia Keys „gebucht“ wurde.

      Während eines Interviews in der Sendung Driven auf VH1 erzählte Pink die Geschichte des ersten Kontakts mit Perry, dem Idol ihrer Teenager-Zeit. Nachdem sie die Telefonnummer der Künstlerin im Adressbuch einer Visagistin gefunden hatte, rief sie einfach an und hinterließ eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Aufgeregt stotterte Pink, dass sie mit Perry komponieren und ihre Hilfe bei der Produktion des zweiten Albums in Anspruch nehmen wolle. Dann erklärte sie noch den Grund, warum sie ausgerechnet die Neunziger-Jahre-Musikerin ausgewählt hatte – das Album Bigger, Better, Faster, More! (1992) der 4 Non Blondes, mit dem sie groß geworden ist, bedeute ihr sehr viel.

      Einige Zeit später kolportierte sie eine andere, eher obsessive Version der Kontaktaufnahme mit Perry, die schon fast mit Stalking in Verbindung gebracht werden konnte. Statt einfach nur Nachrichten zu hinterlassen, sang sie Perry Stücke der 4 Non Blondes vor. Schließlich musste die Sängerin der Neunziger-Truppe nachgeben: „Du bist verdammt noch mal übergeschnappt“, warf sie Pink an den Kopf. „Komm rüber.“

      Nun war Perry mit an Bord und sollte für das Songwriting und die Produktion verantwortlich zeichnen. Als Assistenten wählte man Dallas Austin und Scott Storch aus, die kanadischen Hip-Hop-Produzenten, die für Hits von 50 Cent, Busta Rhymes, Ice Cube und vielen anderen verantwortlich gewesen waren. Pink unternahm einen weiteren Versuch, um die Akzeptanz des Publikums zu beeinflussen, indem sie die Hard Rocker Steve Tyler von Aerosmith und Richie Sambora von Bon Jovi bei einigen Tracks für Gastauftritte rekrutierte. Nun musste sie nur noch ihren Labelchef, LA Reid, überzeugen, dass die eher Rock-orientierte Veränderung eine gute Idee darstellte.

      Wie sie dem Bang-Magazin erzählte, stritt sich Pink während der Produktion mit Reid, dass die Fetzen nur so flogen. „Ich verhielt mich ziemlich krass und meinte: ‚Das will ich so haben – du musst mir einfach glauben. Falls es dir nicht passt, kannst du mich ja zu McDonalds zurückschicken.‘ Und dann gab’s ein Ringen und einen Kampf, aber die Kämpfe zwischen mir und LA sind lustig, weil a) ich immer gewinne, ha! und b) er so leidenschaftlich und musikalisch ist. Er glaubt an mich, unterstützt mich und gibt mir den Freiraum, meine Fehler selbst zu machen.“

      „Fehler“ ist ein Wort, das nicht ernsthaft in Verbindung mit Pinks zweitem Album gebracht werden kann. M!ssundaztood wurde im November 2001 veröffentlicht. Pink wählte den Titel als Anspielung auf ihr Image in der Öffentlichkeit – er sollte symbolisieren, dass die Leute einfach ein falsches Bild von ihr hatten. In über 20 Ländern konnte die CD Gold oder Platin ernten (obwohl sie nur in Irland den ersten Platz der Charts erreichte). Das Album hat mittlerweile zwischen 12 und 16 Millionen Einheiten verkauft und die Hits „Get The Party Started“, „Just Like A Pill“, „Family Portrait“ und „Don’t Let Me Get Me“ abgeworfen. Die erste Auskopplung „Get The Party Started“ (geschrieben und produziert von Perry) kam in den USA und anderen Ländern unter die Top 5 und erklomm in Australien den ersten Platz. Die anderen Single-Auskopplungen – „Don’t Let Me Get Me“ und die von Dallas Austin produzierten „Just Like A Pill“ sowie „Family Portrait“ – waren weitere Radio- und Charts-Erfolge, wobei Pink mit „Just Like A Pill“ ihren ersten Nummer-1-Hit im Vereinigten Königreich feiern konnte. Dort stand M!ssundaztood in den Jahresverkaufscharts des Jahres 2002 auf dem zweiten Platz. Die Platte setzte bislang in Großbritannien 1,8 Millionen Einheiten um, erhielt sechs Mal ein Platin-Zertifikat und steht zurzeit auf dem 94. Platz der bestverkauften Alben aller Zeiten.

      M!ssundaztood und „Get The Party Started“ wurden bei den Grammy Awards 2003 mit Nominierungen in den Kategorien „Bestes Pop-Vocal Album“ und „Beste weibliche Pop-Vocal-Performance“ bedacht, wohingegen das Video zu „Get The Party Started“ bei den MTV Video Music Awards in den Kategorien „Bestes Video einer Sängerin“ und „Bestes Dance Video“ gewann.

      Und das alles – die ganzen Preise und weltweiten Smash-Hits – wurzelten in dem kleinen, einfachen Ratschlag Perrys, dass Pink sich emotional öffnen solle!

      Perry erklärte damals: „Zu Beginn unserer Zusammenarbeit fragte ich sie: ‚Was fühlst du?‘ und Pink setzte sich einfach hinter das Klavier und sang.“ Während des Songwritings und der Aufnahme des Albums zog Pink sogar nach Los Angeles, um bei Perry zu wohnen. Die beiden verbrachtem mehrere Monate damit, Stücke zu schreiben und sich alle nur erdenklichen Ideen „an den Kopf zu werfen“.

      Diese drei einfachen Worte – „Was fühlst du?“ – ermutigten Pink, ihre ganze Seele und ihr Herz in die Songs fließen zu lassen. Mit der Hilfe Perrys konnte sie acht Tracks kreieren – mehr als die Hälfte des Albums! Es waren „M!ssundaztood“, „Get The Party Started“, „Respect“, „Dear Diary“, „Eventually“, „Lonely Girl“ (bei dem Linda Perry singt), „Gone To California“ und „My Vietnam“. Mit diesen acht Titeln gelang es Pink, die Wahrnehmung des Publikums mit Blick auf ihre Rolle als Künstlerin und Frau radikal zu verändern.

      Eigentlich nicht erstaunlich, bedenkt man die Themen, die sie mit den Stücken anspricht. Auf „Don’t Let Me Get Me“ zeichnet sie ein Selbstporträt des ultimativen „bad girls“. Ihre Socken sind schmutzig, ihre Eltern hassen sie und sie singt dann: „I’m a hazard to myself … I’m my own worst enemy“, bevor sie klarmacht: „I wanna be somebody else.“ Pink

Скачать книгу