Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Briefe über den Yoga - Sri Aurobindo

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häufig mit vermehrter Kraft, ja mit ungestümer Heftigkeit, sobald sie ihren Einfluss abgewiesen finden. Doch ist einmal das umhüllende Bewusstsein gereinigt, können sie nicht mehr lange fortbestehen – außer die „Feindlichen“ [Kräfte] greifen ein. Doch obgleich diese tatsächlich anzugreifen vermögen, können sie, sofern der Sadhak im inneren Selbst gefestigt ist, nichts Ernsthaftes ausrichten.

      Es ist wahr, wir bringen das meiste von uns oder, besser gesagt, unsere meisten Veranlagungen und Neigungen, auf die universale Natur zu reagieren, aus vergangenen Leben mit. Vererbung beeinflusst lediglich das äußere Wesen stark; doch nicht einmal dort werden alle Auswirkungen der Vererbung angenommen, sondern nur jene, die sich mit dem in Übereinstimmung befinden, was wir sein sollen oder es zumindest nicht verhindern.

      *

      Was er über das Unterbewusste und die äußere Natur geschrieben hat, ist wahr. Doch kann man nicht sagen, dass die Rolle, die die unterschwelligen Kräfte spielen, klein sei, da von dort alle größeren Aspirationen kommen, zum Beispiel Ideale, das Streben nach einem besseren Selbst und einer besseren Menschheit, ohne die der Mensch lediglich ein denkendes Tier wäre – und ebenso der größte Teil der Kunst, Poesie, Philosophie, der Durst nach Wissen, die alle die Unwissenheit schmälern, auch wenn sie diese noch nicht gänzlich beseitigen können.

      Die Rolle des Überbewussten ist, aus dem mentalen Halbtier langsam den spirituellen Menschen zu entwickeln. Auch dies kann keine unbedeutende Rolle genannt werden.

      *

      Über das Unterbewusste: es ist die submentale Grundlage des Wesens und besteht aus Eindrücken, Instinkten, gewohnheitsmäßigen Regungen, die dort gelagert werden. Welche Bewegung man auch immer ihm einprägt, wird von ihm bewahrt. Prägt man ihm die rechte Bewegung ein, bewahrt es diese und schickt sie empor. Es muss daher von alten Regungen geläutert werden, bevor es eine andauernde und totale Wandlung in der menschlichen Natur geben kann. Ist einmal das höhere Bewusstsein in der Wachnatur gefestigt, dann kommt es in das Unterbewusste hinab und verändert auch dieses, um sich dort ein Fundament zu schaffen. Dann sind Störungen aus dem Unterbewussten nicht mehr möglich. Doch bereits zuvor kann man Störungen verringern, indem man den rechten Willen einsetzt und die unterbewussten Teile an die rechte Reaktion gewöhnt.

      *

      Das Unterbewusste ist ein Ort der Gewohnheiten und Erinnerungen, es wiederholt hartnäckig oder wann immer es kann alte, unterdrückte Reaktionen und Reflexe, mentale, vitale oder physische. Es muss durch den beharrlicheren Druck der höheren Wesensteile geschult werden, seine alten Reaktionen abzulegen und sie durch die neuen und wahren zu ersetzen.

      *

      Genauso wie man das Denken auf ein Ziel konzentrieren kann oder die innere Schau auf einen Punkt, so kann man auch den Willen auf einen bestimmten Teil oder Punkt des Körpers konzentrieren und dort dem Bewusstsein einen Befehl erteilen. Dieser Befehl wird das Unterbewusste erreichen.

      *

      Das menschliche wie das tierische Mental leben großenteils von Eindrücken, die- sich aus dem Unterbewussten erheben.

      *

      Du weißt nicht, in welchem Ausmaß die gewöhnliche Natur des Menschen im unterbewussten Physischen lebt. Dort werden jene gewohnheitsmäßigen Regungen, mentale und vitale, gespeichert, und von dort kommen sie empor in das Wach-Mental. Wenn sie aus dem höheren Bewusstsein vertrieben werden, ist es diese „Höhle der Panis“, in der sie Zuflucht suchen. Verbietet man ihnen, frei in den Wachzustand aufzutauchen, dann treten sie im Schlaf als Träume auf. Erst wenn sie aus dem Unterbewussten entfernt und ihre eigentlichen Keime durch die Erleuchtung dieser verborgenen Schichten vernichtet wurden, hören sie für immer auf zu bestehen. In dem Maße, wie sich dein Bewusstsein nach innen vertieft und das höhere Licht in diese niederen, verdeckten Teile herabkommt, werden jene Dinge, die jetzt immer wiederkehren, verschwinden.

      *

      Du hast neulich gefragt, was das Unterbewusste sei. In der Vision, die du beschreibst, sahst du das universale Unterbewusste in der Form des patala, einem Ort ohne Bewusstseinslicht und, da universal, ohne Grenzen oder Ende – das dunkle, unbewusste Unendliche, aus dem sich dieses stoffliche Universum erhob; es ist auf allen Seiten von Dunkelheit ummauert und scheint auch keinen Boden zu haben. Das Licht dringt von oben ein, vom höheren Bewusstsein, und durch das Mental, Herz, Vital und das Physische herabkommend muss es in dieses Unterbewusste strömen, um es zu erhellen.

      *

      Patala ist hier offensichtlich ein Name für das Unterbewusste die Wesen dort haben „keine Köpfe“, das heißt, es gibt dort kein mentales Bewusstsein; alle Menschen besitzen eine derartige unterbewusste Ebene in ihrer Natur, und von dort erheben sich alle Arten von irrationalen und unwissenden („kopflosen“) Instinkten, Impulsen, Erinnerungen usw., die auf das Tun und Fühlen der Menschen einwirken, ohne ihren wahren Ursprung aufzudecken. Nachts kommen viele unzusammenhängende Träume aus dieser Welt oder Ebene. Die Welt über uns ist die überbewusste Ebene des Wesens, diejenige über dem menschlichen Bewusstsein, und es gibt viele Welten dieser Art; es sind dies die göttlichen Welten.

      *

      Die dunklen Brunnen des Unterbewussten sind tief, und solange sie nicht insgesamt gereinigt wurden, ist das Hervorbrechen alter Quellen weiterhin möglich.

      *

      Das Unterbewusste birgt viel mehr Ängste, als das Wachbewusstsein zulässt oder anerkennt.

      *

      Alles, was unser Bewusstsein täglich erfährt, wird im unterbewussten Gedächtnis gespeichert und kann von dort in das Mental heraufgeholt werden oder ungerufen kommen. Doch das, was wir das eigentliche Gedächtnis nennen, bedeutet, dass das Gespeicherte im Hintergrund des bewussten Mentals bewahrt wird und auf Wunsch wieder hervorgeholt werden kann – das ist bewusstes Gedächtnis.

      *

      Das klare Erinnern an Worte, Bilder und Gedanken ist eine Tätigkeit des bewussten Mentals, nicht des Unbewussten. Natürlich tritt Erinnerung in den Hintergrund, gleichsam in die rückwärtigen Teile des Mentals, doch sie kann von dort wieder hervorgeholt werden. Erinnerung kann auch verlorengehen oder entstellt werden, so dass man sich falsch erinnert oder etwas insgesamt vergisst, doch ist das immer noch eine – wenn auch unvollständige – Tätigkeit des bewussten Mentals und nicht eine Tätigkeit des Unterbewussten. Was im Unterbewussten bewahrt wird, ist eine Masse von Eindrücken – keine klaren oder genauen Bilder –, und diese können in unzusammenhängendem Durcheinander und völlig entstellt in Träumen auftauchen, oder aber sie gelangen in den Wachzustand als mechanische Wiederkehr oder Wiederholung der nämlichen Eingebungen, Impulse (unterbewusstes Vital) oder Empfindungen. Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Tätigkeiten.

      *

      Im unterschwelligen Gedächtnis werden genaue Bilder aufbewahrt. Alles, was unterschwellig ist, wird in der gewöhnlichen Psychologie als unterbewusst beschrieben; doch in unserer Psychologie können wir so nicht vorgehen, denn das Bewusstsein, das diese Bilder enthält, ist ebenso präzis und viel weiter und umfassender als unser waches oder Oberflächen-Bewusstsein – warum also sollten wir es unterbewusst nennen? Bewusstes Gedächtnis ist etwas, das in jedem von uns gewollten Augenblick die Erinnerung an eine Sache hervorholen kann; es steht unter unserer Kontrolle. Die unterschwellige Erinnerung kann alle diese Dinge speichern, selbst solche, die das Mental gar nicht verstehen kann; zum Beispiel wenn du jemanden hebräisch sprechen hörst, kann das unterschwellige Gedächtnis dies speichern und es in einem anormalen Zustand, zum Beispiel der Hypnose, wieder hervorbringen. Das unterbewusste

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