Die Botschaft der Bhagavadgita. Sri Aurobindo

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Die Botschaft der Bhagavadgita - Sri Aurobindo

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und ganz und gar nicht von ihm selbst durchgeführt wird. Von dieser Selbst-Täuschung befreit zu werden, ist der erste Schritt zur Befreiung der Seele von der Natur und ihren Wirkensweisen.

      Gewiss gibt es viele Dinge in unserem Dasein, die das Sankhya gar nicht oder nicht zufriedenstellend erklärt. Wenn aber alles, was wir nötig haben, eine rationale Erklärung der kosmischen Vorgänge in ihren Prinzipien als Grundlage für das große, allen alten Weltanschauungen gemeinsame Ziel der Befreiung der Seele vom Beherrschtwerden durch die kosmische Natur ist, dann erscheint die Sankhya-Erklärung der Welt und der Sankhya-Weg der Befreiung als ebenso gut und ebenso erfolgreich wie irgendein anderer. Was wir zuerst nicht begreifen ist, warum Sankhya ein Element von Pluralismus in seinen Dualismus mit der Behauptung hereinbringt, es gebe eine einzige Prakriti aber viele Purushas. Zur Erklärung der Erschaffung und weiteren Entwicklung des Weltalls könnte doch das Dasein eines einzigen Purushas und einer einzigen Prakriti als ausreichend erscheinen. Das Sankhya war aber gezwungen, wegen seiner streng analytischen Beobachtung der Prinzipien der Dinge einen Pluralismus zu entwickeln. Zunächst finden wir tatsächlich, dass es in der Welt viele bewusste Wesen gibt, dass jedes von ihnen die gleiche Welt auf seine eigene Weise anschaut und seine unabhängige Erfahrung der subjektiven und objektiven Dinge hat, seine gesonderten Umgangsweisen mit den gleichen Wahrnehmungs- und Reaktions-Vorgängen. Gäbe es nur einen einzigen Purusha, dann wäre diese zentrale Unabhängigkeit und gegenseitige Abgesondertheit nicht vorhanden. Alle würden vielmehr die Welt auf völlig gleiche Weise und in gemeinsamer Subjektivität und Objektivität sehen. Da Prakriti eine einzige ist, beobachten alle dieselbe Welt. Da ihre Prinzipien überall dieselben sind, sind die allgemeinen Prinzipien, die die innere und äußere Erfahrung bilden, dieselben. Äußerst unerklärbar ist aber die unendliche Unterschiedlichkeit von Betrachtung, Beurteilung und Haltung, von Handeln, Erfahrung und Flucht aus der Erfahrung –, eine Unterschiedlichkeit, die nicht auf den natürlichen Abläufen beruht, da diese dieselben sind, sondern auf dem beobachtenden Bewusstsein –, wenn man nicht voraussetzt, dass es eine Vielzahl von Beobachtern, viele Purushas, gibt. Der absondernde Ego-Sinn, so könnten wir sagen, ist eine ausreichende Erklärung dafür. Aber der Ego-Sinn ist ein gemeinsames Prinzip der Natur und brauchte nicht unterschiedlich zu sein. Denn von sich aus veranlasst er einfach den Purusha, sich mit Prakriti zu identifizieren. Wenn es aber nur einen einzigen Purusha gäbe, wären alle Wesen eins; sie wären in ihrem egoistischen Bewusstsein miteinander verbunden und einander gleich. So verschiedenartig im einzelnen auch die reinen Gestaltungen und die Zusammensetzungen der Bestandteile ihrer Natur sein mögen, es würde keinen Unterschied der Seelen-Anschauung und Seelen-Erfahrung geben. Die Variationen der Natur hätten nicht diese ganze zentrale Unterschiedlichkeit, diese Vielfalt der Anschauung und, von Anfang bis Ende, diese Gesondertheit der Erfahrung in einem einzigen Zeugen, einem Purusha, bewirken müssen. Darum ist der Pluralismus der Seelen logische Notwendigkeit für ein reines Sankhya-System, das sich von den vedantischen Elementen des alten Wissens getrennt hat, das es zuerst entstehen ließ. Der Kosmos und sein Ablauf kann durch den Umgang der einen Prakriti mit dem einen Purusha erklärt werden, nicht aber die Vielzahl bewusster Wesen im Kosmos.

      Es gibt noch eine andere, ebenso gewaltige Schwierigkeit. Befreiung ist das Ziel, das sich diese Weltanschauung genau wie die anderen gesteckt hat. Diese Befreiung wird, wie wir gesehen haben, dadurch bewirkt, dass Purusha seine Zustimmung zu den Aktivitäten von Prakriti zurückzieht, die sie ja nur zu seiner Freude unternimmt. Das ist aber, genau genommen, nur eine Form, es sprachlich auszudrücken, Purusha ist passiv. Also kann der Akt, Zustimmung zu erteilen oder zurückzuziehen, in Wirklichkeit nicht zu ihm gehören, sondern muss eine Bewegung in Prakriti selbst sein. Wenn wir genauer zusehen, erkennen wir, es ist, insoweit es sich um eine Maßnahme handelt, eine Bewegung von Umkehr oder Zurücknahme im Prinzip von Buddhi, dem unterscheidenden Willen. Buddhi hat sich den Wahrnehmungen des Mental-Sinns zur Verfügung gestellt und ist damit beschäftigt gewesen, die Wirksamkeiten der kosmischen Energie scharf zu unterscheiden und in Einklang zu bringen. Mit Hilfe des Ego-Sinnes identifiziert es den Zeugen mit ihrem Wirken von Denken, Empfinden und Handeln. Durch den Prozess der Unterscheidung der Dinge kommt Buddhi zu der messerscharfen und auflösenden Erkenntnis, dass diese Identität in Wirklichkeit eine Illusion ist. So trennt Buddhi schließlich in seiner Unterscheidung Purusha von Prakriti und nimmt wahr, das alles nur eine Störung des Gleichgewichts der Gunas ist. Buddhi, zugleich Intelligenz und Wille, zieht sich von den irrealen Dingen zurück, die es unterstützt hat. Purusha, der aufhört, gebunden zu sein, verbindet sich nicht mehr mit dem Interesse des Mentals am kosmischen Spiel. Das letzte Ergebnis wird dann sein, dass Prakriti ihre Macht verliert, sich in Purusha zu reflektieren. Denn die Auswirkung des Ego-Sinnes ist zerstört. Und da der intelligente Wille gleichgültig geworden ist, hört er auf, ein Mittel für ihre Sanktion zu sein: Notwendigerweise müssen dann ihre Gunas in einen Zustand des Gleichgewichts geraten, das kosmische Spiel muss aufhören, der Purusha in seine unbewegliche Ruhehaltung zurückkehren. Gäbe es nur den einen Purusha und dieses Zurücktreten des unterscheidenden Prinzips von seinen Selbsttäuschungen würde stattfinden, dann würde der ganze Kosmos aufhören. Tatsächlich sehen wir aber, dass sich nichts Derartiges ereignet. Nur einige wenige unter unzähligen Millionen Menschen erlangen die Befreiung oder bewegen sich auf sie zu. Die Übrigen werden in keiner Weise davon berührt, und auch die kosmische Natur wird durch diese summarische Zurückweisung, die das Ende all ihrer Wirksamkeiten wäre, in ihrem Spiel keineswegs gestört. Diese Tatsache kann nur durch die Theorie von vielen unabhängigen Purushas erklärt werden. Die einzige überhaupt logische Erklärung vom Standpunkt des vedantischen Monismus aus ist die des Mayavada. Hier aber wird die ganze Welt zu einem Traum. Sowohl Gebundenheit wie Befreiung sind in ihr Zustandsformen der Unwirklichkeit, empirische Fehlkonstruktionen von Maya. In Wirklichkeit wird niemand befreit und niemand gebunden. Die realistischere Sankhya-Anschauung der Dinge lässt den Gedanken, alles Dasein sei trügerisch, nicht zu und kann darum auch diese Lösung nicht akzeptieren. Auch hier sehen wir, dass die Vielzahl der Seelen ein unvermeidlicher Schluss aus den Gegebenheiten der Seins-Analyse des Sankhyaist.

      Die Gita fängt mit dieser Analyse an, und es hat zuerst den Anschein, sogar in ihrer Darstellung des Yoga, als ob sie sie beinahe ganz annehme. Sie akzeptiert Prakriti mit ihren drei Gunas und vierundzwanzig Prinzipien. Sie stimmt darin zu, dass sie alles Wirken der Prakriti und die Passivität dem Purusha zuschreibt. Sie erkennt die Vielzahl der bewussten Wesen im Kosmos an. Sie bejaht, als Mittel zur Befreiung, dass der sich identifizierende Ego-Sinn aufgelöst werden muss, ferner das Wirken des unterscheidenden intelligenten Willens und die Notwendigkeit, dass wir über die Bewegung der drei Qualitäten der Energie hinauskommen müssen. Der Yoga, den zu praktizieren Arjuna von Anfang an aufgetragen wird, ist ein Yoga durch Buddhi, den intelligenten Willen. Hier ist aber die eine grundlegend bedeutungsvolle Abweichung – der Purusha wird als ein einziger angesehen, nicht als viele; denn das freie, nicht-materielle, unbewegliche, ewige, unwandelbare Selbst der Gita ist, abgesehen von einem einzigen Detail, eine vedantische Beschreibung des ewigen, passiven, unbeweglichen, unwandelbaren Purusha des Sankhya. Der grundlegende Unterschied ist aber, dass hier nur Einer da ist und nicht viele. Hier entsteht nun die ganze Schwierigkeit, die die Vielzahl des Sankhya vermeidet; darum ist eine völlig andersartige Lösung notwendig. Dafür sorgt die Gita, indem sie in das vedantische Sankhya die Auffassungen und Grundsätze des vedantischen Yoga hineinbringt.

      Das erste wichtige neue Element, das wir finden, liegt in der Auffassung von Purusha selbst. Prakriti unternimmt ihre Aktivitäten zur Freude von Purusha. Wie wird aber diese Freude näher bestimmt? In der strikten Sankhya-Analyse kann sie nur durch eine passive Zustimmung des schweigenden Zeugen geschehen. Passiv gibt der Zeuge seine Zustimmung zur Aktivität des intelligenten Willens und des Ego-Sinnes. Passiv stimmt er zu, dass dieser Wille sich vom Ego-Sinn zurückzieht. Er ist Zeuge, Ursprung der Zustimmung und hält durch die Reflexion das Werk der Natur in Gang, sāksī anumantā bhartā. Weiter ist er nichts. Der Purusha der Gita ist aber auch der Herr der Natur; er ist Ishwara. Wenn die Betätigung des intelligenten Willens zur Natur gehört,

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