Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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zusammen und starrte jeden in der Runde an.

      „Darf ich nun um die Meinung bitten?“ Seine Stimme hatte einen bittenden, beschwörenden Beiklang.

      Vor zwei Stunden, als er schon mal einen Anlauf genommen hatte, war es noch die „geschätzte“ Meinung gewesen.

      Beckers Kopf ruckte noch. „Völlig indiskutabel, diese Vorschläge.“

      Kentenich ächzte. „So geht das nicht. Wir müssen zu einem Ergebnis kommen. Also?“ Sein Kugelschreiber tickte auf die Tischplatte, ein herausforderndes Geräusch.

      „Meine Meinung kennen Sie. Ich sehe keinen plausiblen Grund, sie zu ändern.“

      Sogar vom Verkauf nickten zwei Mann und bekundeten Zustimmung.

      Kentenich rang um Fassung. Das war unerhört!

      „Wir müssen diese Woche zu einem Abschluss kommen, meine Herren. – Gut, überdenken Sie das Problem. Ich werde die Geschäftsleitung hinhalten, und wir sehen uns morgen wieder hier. Um neun.“ Wütend raffte er seine Unterlagen zusammen, verstaute sie in der Mappe und trippelte mit kleinen Schritten wie eine kurzsichtige Ziege hinaus.

      Jemand klopfte Walter Becker auf die Schulter. „Na ja, wir müssen wohl in den sauren Apfel beißen.“

      „Guten Appetit denn!“, wünschte eine hämische Stimme.

      Walter Becker zog den bekritzelten Verteilungsplan heran, warf einen Blick darauf und schob ihn Olga Finkenschläger über den Tisch. „Geben Sie’s in die große Ablage, denn zu mehr taugt das Machwerk nicht.“

      Ein paar grinsten, Olga blickte eisern. Die große Ablage war der Papierkorb.

      Sie griff den Protokollblock und kam hinter ihm her. In seinem Schreibzimmer feilte Gerda, die Stenotypistin, die Fingernägel zurecht. Eine Beschäftigung, die ihn rasend machen konnte.

      Doch an Gerdas phlegmatischer Natur perlten heftige Ermahnungen wie Wasser an Ölzeug ab.

      Gelassen verstaute die Schreibdame die Feile in der Schublade und übte einen unschuldigen Augenaufschlag.

      Olga Finkenschläger hielt den Atem an. Gleich musste das Donnerwetter losgehen!

      Stattdessen fragte Becker: „Hat meine Frau angerufen?“

      Die Leitungen waren während der Konferenz auf Gerdas Apparat geschaltet.

      „Hat sie nicht“, erklärte das Mädchen.

      Becker schüttelte den Kopf und marschierte weiter ins Vorzimmer. Olga Finkenschläger folgte ihm, drückte die Tür hinter sich zu und deutete mit den Unterlagen zaghaft auf den Papierkorb.

      „Soll ich wirklich ...?“

      „Was denn sonst? Der Kentenich mit seinem begrenzten Horizont ruiniert die Firma noch, bloß scheinen das einige Leute nicht zu merken.“ Seine Erwiderung war ungewöhnlich heftig. Jede andere Frau wäre eingeschnappt. Nicht so Olga.

      Ihr Verstand arbeitete präzise und logisch. Heute Morgen vor der Konferenz hatte er fast fünf Minuten lang versucht, seine Frau an den Apparat zu bekommen. Und jetzt seine Frage, ob sie zwischendurch hier angerufen hat: Dann noch dieser Anruf, den sie zu ihm durchgestellt hatte. Ein Doktor Mittler. Er war überhaupt nicht vom Telefon zu trennen, als sie ihn zur Konferenz wegholen wollte. Ein paar Worte hatte sie aufgeschnappt.

      Sie steckte den bemalten Verteilungsplan in den Papierkorb und blickte erstaunt, als sie Becker fragen hörte: „Was halten Sie von Kentenich?“

      Eine derart indiskrete Frage hatte er noch nie gestellt.

      ..Schwer zu sagen“, murmelte sie. „Er will Erfolge vorzeigen können.“

      „Einsparungserfolge ja. Dabei könnten wir in einem halben Jahr Umsatzgewinne verbuchen. Die Pläne sind fix und fertig. In einem Monat könnten wir die verstärkte Produktion aufnehmen.“

      „Er hält nichts von Wärmepumpen“, flocht Olga ein. „Kaffee?“

      „Bitte nicht, sonst geht mir die Pumpe aus den Fugen. – Man könnte gerade meinen, er hat sich mit der Sparte Wärmepumpen noch nie befasst. Er bremst, wo er kann.“

      Den Eindruck hatte Olga Finkenschläger allerdings auch gewonnen.

      „Sie sollten mit der Firmenleitung reden. Soll ich die Unterlagen herauslegen?“

      Er schaute auf die Uhr. Seit einer halben Stunde war Feierabend. Jetzt war es zwecklos. Auf der Chefetage war niemand mehr.

      Ein aufdringliches Pochen an die Tür ließ Becker und seine alte Sekretärin den Kopf wenden. „Bitte?“ Es war die Stenotypistin im Glanz von frisch aufgebrachtem Makeup. „Ich bin schon über die Zeit“, erklärte sie in ihrer breiten Sprechweise, schaute die Sekretärin an und bedachte dann den Chef mit einem Blick, den sie für schmelzend hielt. Unter den Kolleginnen machte Gerda laufend Reklame für sich, und es war kein Geheimnis, dass sie sich für schön hielt und die meisten Kolleginnen sie wiederum für doof. Unter der Belegschaft kursierte das kränkende Wortspiel, sie sei schön doof. „Da komme ich morgen halt später.“

      „Jaja“, machte Walter Becker abwesend. Olga Finkenschläger war sicher, dass das Mädchen morgen mindestens eine Stunde später kam.

      Die Tür schloss sich, und Olga merkte, dass ihr Chef überhaupt nicht bei der Sache war. Überstunden wurden vergütet, es war in der Firma nicht üblich, solche Zeiten irgendwie abzufeiern.

      Ob’s an Kentenichs Einsparungsvorstellungen liegt?, dachte sie.

      Die Wahrscheinlichkeit war gering. Mit dem Kentenich hatte sich Herr Becker immer in der Wolle.

      Dann stimmte bei ihm zu Hause vielleicht was nicht! Das erklärte seine zeitweilige geistige Abwesenheit.

      Sie räumte ihre Unterlagen weg, machte den Schreibtisch frei und schloss die Fächer ab.

      „Brauchen Sie mich noch, Herr Becker?“

      „Wie?“ Er war mit den Gedanken schon wieder ganz woanders. „Nein, danke, Olga.“ Sein Blick fiel auf den Papierkorb, aus dem die Blätter von Kentenichs Vorschlag schauten. Eine Idee war plötzlich da – eine ungewohnte, fast skurrile Vorstellung. Aber plötzlich sah er darin die Möglichkeit, den längst fälligen Sturm im Wasserglas zu entfachen, der endlich Klarheit in die Verhältnisse der Firma bringen musste.

      „Ich komme morgen nicht“, fügte er hinzu. „Eine familiäre Angelegenheit, was Sie aber für sich behalten.“

      Sie nickte nur; sie hatte es halb geahnt. Krach kam in den besten Ehen vor.

      „Der Blumenladen an der Ecke hat noch auf“, sagte sie weich. „Mit einem schönen Strauß lässt sich manches wieder einrenken.“

      Sein erstaunter Blick ging ihr durch und durch.

      „Olga, Sie zerbrechen sich den Kopf anderer Leute. Aber Blumen sind eine gute Idee.“ Er verschwand in seinem Zimmer.

      Kein Krach?,

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