Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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      Er richtete in dieser Nacht ein Massaker unter den Schnaken an. Alle zwei, drei Minuten sauste das Handtuch an die Zimmerdecke und erschlug mit sattem Klatschen bis zu einem Dutzend Plagegeister.

      Im Morgengrauen war die Schlacht entschieden, selig schlief Walter ein.

      Was er nicht beachtet hatte, war die Hellhörigkeit der Pension. Jedenfalls gab es beim Frühstück ringsum fragende, verwirrte, verblüffte, auch ein paar grinsende Gesichter. Den Leuten war nicht verborgen geblieben, dass die seltsamen Geräusche die ganze Nacht über aus dem Zimmer der deutschen Hochzeitsreisenden kamen. Na ja, man zeigte Verständnis. Man besaß ja Phantasie. Doch was sich wirklich abgespielt hatte, ahnte wohl keiner der Gäste.

      Hastig beluden Walter und Eva-Maria ihren Wagen und fuhren hinüber zum Ausrüstungskai.

      Eine herbe Enttäuschung wartete auf Walter. Aus der Nähe gesehen, waren die stolzen Segler nur noch hässliche und lieblos zusammengenagelte Pötte. In den Rümpfen klafften Löcher. Nicht die Spuren einer Filmschlacht, denn hinter den Löchern schimmerte roter Rost.

      Die Segler waren nichts anderes als Attrappen. Auf eiserne Lastkähne waren Segler aufbauten und Rümpfe gesetzt.

      Von einem leidlich Deutsch sprechenden Fiatfahrer erfuhren sie, dass die Schiffe zum Abwracken hier vertäut lagen. Den Film hatte man schon in den Wintermonaten gedreht. Ohne den Touristenrummel an den Ufern und den Schlauchbooten, Luftmatratzen, Segelbooten und Motorflitzern auf dem See. Das Tragflächenboot von Riva nach Desenzano und Sirmione und retour hatte während der Dreharbeiten sogar den Verkehr eingestellt. Aber im Winter sei hier ohnehin nicht viel los.

      Durch Pappelalleen fuhren sie weiter. Vorbei an traumhaften Villen, Bauernhäusern, versteckt in den Weinfeldern, aber mit Toreingängen an der Straße wie Renaissanceschlösser.

      In Ferrara verfranzte sich Walter. Die Beschilderung war unter aller Kritik. Gereizt landeten sie schließlich vor einem alten Gemäuer, das sich „Da vecchia gitarra“ – Zur alten Gitarre – nannte. Im Schatten parkten Autos mit Kennzeichen aus Mailand und Rom. Wo weitgereiste Leute saßen, musste die Küche gut sein.

      Sie stellten den Wagen in den Schatten und betraten die „Gitarre“.

      Im ersten Moment glaubten sie, in ein Weinlager geraten zu sein. An den Wänden Regale voller Flaschen. Es gab jedoch auch Tische. Und es duftete verlockend.

      Walter war großzügig und überließ dem Wirt die Zusammenstellung des Essens. Der Spaß riss ein großes Loch in die Urlaubskasse, dafür speisten sie aber in einem Lokal, das schon fast alle Größen der italienischen Kunstszene und der Politik als Gäste erlebt hatte. Die Bilder der Besucher hingen mit Widmung überall dort, wo die Flaschenregale Platz ließen.

      Sie erfuhren bei dieser Gelegenheit auch noch, dass der Wirt eine Art Weinmuseum mit Ausschank unterhielt. Jede halbwegs ordentliche Weinlage des gesamten Landes war in den Regalen vertreten und durfte getrunken werden. Die Flasche ab zwanzig Mark aufwärts umgerechnet.

      „Man heiratet so selten“, flachste Walter und bestellte eine Flasche.

      Recht beschwingt verließen sie später das angenehm kühle Lokal, stiegen in den kochend heißen Wagen und verbrannten sich ums Haar die edleren Körperteile an den fast glühenden Kunststoffsitzen. Inzwischen war nämlich die Sonne weitergewandert und mit ihr auch der köstliche Schatten.

      Unter dem Einfluss der Hitze verwandelte sich ihre Beschwingtheit in einen handfesten Schwips. Walter behielt als Orientierungshilfe die Mittelstreifenmarkierung der Straße unter dem Wagen, die Bäume zischten rechts und links nur so vorbei.

      Ein sträflicher Leichtsinn.

      Ohne Schramme kamen sie irgendwie ans Ziel, und im Hotel hatte man sogar ein Zimmer für sie frei. Sie waren ja schon fast Stammgäste.

      Die Tage waren wunderschön und vergingen mit Faulenzen, Schwimmen und Glücklichsein viel zu rasch.

      Walter unternahm den Versuch, sich das Rauchen abzugewöhnen. Bis er an einem schönen Morgen aus heiterem Himmel einen Streit vom Zaun brach und gereizt war wie ein Schwarm Wespen.

      Auf der Stelle kaufte sie ihm eine Schachtel Zigaretten. Ein rauchender Ehemann war ihr lieber als ein knurrender, der schon in den Flitterwochen ungenießbar war.

      Nachdem die Hotelrechnung beglichen war, befand sich nicht mehr viel in der Urlaubskasse. Sie tankten den Wagen voll und fuhren heimwärts, mit einem Fünfzig Mark Schein in der Tasche und etwas Hartgeld, so an die fünfundzwanzig Mark.

      Wieder ging es Richtung Gardasee.

      An der Straße lag eine Gärtnerei und bot Palmen, Oleander und Agaven feil.

      Lebende Pflanzen mochten sie beide, daheim in der Wohnung machte sich mitgebrachtes Grünzeug sicher sehr gut, und warum sollten sie nicht eine Erinnerung an ihre schöne Hochzeitsreise mitnehmen?

      Für fünfzig Mark konnte man natürlich auch unterwegs noch mal übernachten.

      Die Entscheidung fiel nicht schwer. Sie luden den Wagen mit Oleander in Töpfen und Agaven voll und fuhren weiter. Um Mitternacht langten sie auf dem Brenner an. Es musste nachgetankt werden. Auf italienischer Seite noch, weil’s da billiger war.

      Der Tankwart musste erst vom Billardtisch weggeholt werden. Walter stand neben der Zapfsäule und rechnete fieberhaft. Bei ungefähr einundzwanzig Mark war der Tank voll.

      „Nehmen Sie auch deutsches Geld?“

      Der Tankwart stutzte. „Si!“

      Walter grub ihr restliches Vermögen aus der Tasche. „Auch Hartgeld?“

      Er zählte zweiundzwanzig Mark ab und drückte sie dem Mann in die Hand.

      Erschüttert blickte der Tankwart auf die Münzen. Er rechnete, dann nickte er widerstrebend.

      Sein Blick drückte aus, dass er solche Kunden nicht oft zu sehen wünschte.

      Mit dem Sprit mussten sie auskommen, egal wie. Walter fuhr verhalten. In der Nacht war wenig Verkehr.

      Morgens um sieben setzte er das restliche Geld in der Autobahnraststätte Augsburg in eine Portion Sauerkraut mit Würstchen um. Die teilten sie sich.

      Und die fünfzig Pfennig Wechselgeld bildeten ihre eiserne Reserve.

      Bei den Schwiegereltern war das Gardinengeld deponiert. Das war ein Trost. Hätten sie es bei sich gehabt, es wäre garantiert auch ausgegeben worden.

      Walter zweigte das Benzingeld für die restliche Strecke nach Hause ab, und später lachten sie oft darüber, wenn er behauptete, deswegen seien die Übergardinen etwas kürzer ausgefallen.

      Eine Tür klappte. Eva-Maria schreckte aus ihren Erinnerungen und Gedanken hoch. Verwirrt blickte sie um sich.

      Das war nicht Italien, sie war nicht auf der Hochzeitsreise. Hier war das Krankenhaus. O Gott ...! Die quälende Angst kam wieder.

      Eine Schwester mit mütterlichem Gesicht trat ans Bett. Aus einer Lage Gaze hob sie eine fertig aufgezogene Spritze mit wasserklarem Inhalt.

      „Ich

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