Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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piekste etwas, als die Nadel einstach.

      Ein sanftes Kribbeln breitete sich in Eva-Marias linkem Arm aus.

      „Blut nehme ich Ihnen gleich noch ab“, versprach Schwester Else. Plötzlich weiteten sich ihre Augen. „Was ist denn das? Sie haben noch die Fingernägel lackiert? Etwa auch die Fußnägel?“ Resolut hob sie die grünen Tücher an. „Das machen wir aber gleich herunter.“

      „Wozu?“

      „An Finger und Zehenspitzen messen wir immer die Sauerstoffversorgung des Patienten. Lackierte Nägel und Zehen stören dabei. Stellen Sie sich außerdem mal vor, wenn ein winziger Splitter abgeht und ins Operationsgebiet gerät! Tragen Sie eine Zahnprothese? Die müssten Sie herausnehmen.“

      „Nein, ich habe noch meine eigenen.“

      Strahlend blickte die Schwester auf sie herab. „So ist es brav, nur schön ruhig bleiben. Wie fühlen Sie sich jetzt?“

      „Müde. Schlafe ich ein?“

      „Besser nicht. Das machen wir dann später.“

      Wieder klappte die Tür. Leises Räderrollen durchdrang die Stille.

      Eine zweite Schwester erschien.

      Eva-Maria fühlte sich matt, schwach und elend. Aber nicht beunruhigt.

      Fast im Unterbewusstsein nahm sie wahr, dass die Schwestern sie rasierten, dann den Nagellack entfernten, schließlich eine Stauschlinge um den linken Oberarm legten und Blut aus der Vene entnahmen.

      Dann war sie wieder allein – allein mit ihren nagenden, bohrenden Zweifeln und ihren Erinnerungen.

      Was Walter jetzt machte? Nach Hause fahren?

      Was wurde aus Tina?

      Und was aus beiden, wenn sie sterben musste, wenn die Operation nicht glückte?

      20

      Nervös und mit zunehmender Feindseligkeit blickte er auf die OP-Tür, hinter der Ärzte und Schwestern verschwanden.

      Da tat sich etwas!

      Aber er musste draußen bleiben.

      Der Gedanke, Eva-Maria nicht beistehen, nicht helfen zu können, machte ihn in der einen Sekunde krank und in der anderen fast rasend.

      Er zündete sich die nächste Zigarette an, ging auf und ab, blickte aus dem Flurfenster auf die Stadt im Sonnenschein und starrte dann wieder auf die Tür.

      Wie lang dauerte das bloß? Zum Verrücktwerden war es.

      Hinter ihm klatschten Schritte. Jemand hustete krächzend. Er fuhr herum.

      Eine Schwester blickte ihn bissig an. „Wir haben ein Raucherzimmer!“

      „Meine Frau ist da drin.“ Sein Finger wies zum OP.

      „Damit, dass Sie sich hier die Lungen torpedieren, helfen Sie ihr ganz sicher nicht. – Außerdem ist das Rauchen hier verboten. Wo streuen Sie die Asche hin?“

      „Blumentopf“, sagte er. Er war nicht bei der Sache.

      Die Schwester überzeugte sich und sagte voller Entrüstung: „Sind Sie eigentlich noch bei Trost? Acht Zigaretten, aber noch keine halbe Stunde hier! Gehen Sie nach Hause. So eine Operation dauert zwei bis drei Stunden. Und rauchen Sie weniger.“

      „Zwei bis drei Stunden? Hören Sie, das muss eine Verwechslung sein! Becker ist mein Name!“

      „Weiß ich. Also, jetzt kommen Sie mal hier weg. Zaungäste sind unerwünscht. Mögen Sie Kaffee? Ich habe welchen aufgeschüttet.“

      „Gern, danke. Sie gehören nicht da rein?“ Er ging neben ihr her und deutete mit dem Daumen hinter sich.

      „Bin froh, wenn ich’s nicht muss. Ich gehöre zur Station. Nur ist heute der Teufel los, und da müssen wir überall einspringen.“ Sie öffnete vor ihm eine Tür mit der Aufschrift „Schwesternzimmer“. „Rauchen ist hier übrigens zulässig. Ich steck’ mir auch mal gerne eine an.“

      Sie schloss die Tür und nahm eine Zigarettenpackung aus der Kitteltasche.

      Walter gab ihr Feuer und bemerkte eine sehr junge Schwester, die Medikamente in kleine Schälchen sortierte, weiße und bunte Pillen, und jedes Mal auf einer Liste gewissenhaft etwas abhakte.

      Die Schwester, die ihn erst angefaucht und dann zu einem Kaffee eingeladen hatte, begutachtete die Pillenverteilung, prüfte jede Schale, verglich mit der Liste und ging dann zu der brutzelnden Kaffeemaschine, durch die eben der letzte heiße Wasserstrahl lief.

      Sie goss zwei Tassen aus.

      „Mit Zucker und Milch?“

      „Mit ohne, bitte.“

      Ihr strenger Gesichtsausdruck milderte sich etwas. „Sie sind gern lustig? Findet man selten heutzutage. Bewahren Sie sich das.“

      „Das Lachen ist mir vergangen.“ Er nahm die Tasse entgegen. Auf der Fensterbank stand ein Aschenbecher.

      „Lange können Sie nicht bleiben“, fing die Schwester wieder an. „Das Zimmer ist für Besucher eigentlich tabu. Aber ich drücke mal ein Auge zu.“

      „Können Sie mir sagen, was die da hinten so lange ...?“

      Sie ließ ihn erst gar nicht ausreden. „Kann ich nicht. Kann nicht einmal der operierende Arzt, bevor er nicht sieht, was in einem Patienten los ist.“ Sie trank schlürfend und blickte unwillig zum Telefon, als es schnarrte. Mit der linken Hand hob sie ab. „Schwesternzimmer! – So, alle zwei? Ich komme.“

      Der Hörer flog auf die Gabel.

      „Trinken Sie aus und verkrümeln Sie sich.“ Sie stellte ihre Tasse ab und warf einen sehnsüchtigen Blick darauf.

      „Gehen Sie nach hinten? Können Sie vielleicht …?“, fragte Walter hoffnungsvoll.

      Sie maß ihn von Kopf bis Fuß. „Ich werde im Kreißsaal gebraucht. Sagte doch, dass der Teufel los ist. Wir backen hier nämlich die Babys wie die Brötchen.“

      Damit schwirrte sie hinaus.

      Die junge Schwester im Hintergrund kicherte.

      Er trank den Kaffee, so rasch es ging, und machte sich auf die Suche nach dem Raucherzimmer. Zwei Patientinnen saßen drin und musterten ihn mit unverhohlener Neugierde.

      Ihre Blicke waren ihm unangenehm. Er trat ans Fenster und blickte hinaus, ohne etwas zu sehen. Wenn nur die Operation gut verlief! Eva musste durchkommen!

      Ihre Ahnungen! Die Angst, das Sträuben! Ein Glück, dass er darauf gedrängt hatte, dass sie Hermann Mittler anrief.

      In ein paar Tagen wäre alles zu spät gewesen. Was dieser Doktor Winter gesagt hatte,

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