Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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er sah, wie sich der Schweiß wieder auf der Stirn des Kollegen zu sammeln begann.

      Dann erweiterte Dr. Winter die Öffnung und spreizte sie.

      Vor den Augen des Teams lag der gestielte Tumor.

      Vorsichtig, um keine Risse zu verursachen, zog Dr. Winter daran.

      Die Verklebung mit dem Darm war außerordentlich dauerhaft. Genau das, was er insgeheim befürchtet hatte.

      Mit unendlicher Sorgfalt löste er die Stieldrehung und mobilisierte den dem Darm anhaftenden Teil der Geschwulst.

      Dann begann die schwierigste Aufgabe, die Entfernung des linken Eierstockes.

      Er arbeitete konzentriert und steigerte sich in eine Verbissenheit hinein, die die Verwunderung seines Teams hervorrief.

      Endlich schnitt er die Geschwulst heraus und warf sie in einen hingehaltenen Glasbehälter.

      „Sofort ab zur Pathologie der Uniklinik! In dreißig Minuten muss ich den Befund haben!“, sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen unter dem grünen Atemschutz. „Und das Abstrichergebnis hätte ich auch gerne.“

      Die Laufschwester eilte mit dem Behälter hinaus.

      Schwester Manka deckte ein bereitgehaltenes feuchtes Tuch über das Operationsgebiet. Dr. Winter und Dr. Mittler traten von der Tabula zurück, ohne jedoch den Sterilitätsbereich zu verlassen.

      „Zustand normal“, erklärte Dr. Schimanski und tauchte hinter der Abdeckung hoch. „Eine kleine Verschnaufpause tut uns allen gut.“

      Dr. Winter wandte sich um und starrte aus fünf Metern Distanz auf die Röntgenbilder.

      Die lebensbedrohende Geschwulst war draußen. Jetzt kam es auf den Befund der Pathologie an.

      War die Geschwulst gutartig oder bösartig?

      Am Eierstock und am Darm hatte er keine Metastasenbildung beobachtet. Das besagte allerdings noch lange nichts.

      Die Metastasen konnten in entfernten Körpergebieten gesetzt sein.

      Manka wischte ihm wieder die Stirn ab.

      Dr. Mittlers Gedanken begleiteten den Weg des Präparates. Wie immer in solchen Fällen wurde das Gewebe mit Blaulicht hinauf zur Uniklinik gefahren und sofort histologisch untersucht. Fünfzehn Minuten waren das Minimum für einen fundierten Befund.

      Zur Sicherheit wurden auch noch Tests angesetzt, die zwei bis drei Tage währten, in aller Regel aber das Ergebnis der Erstuntersuchung bestätigten.

      Lediglich aus der Literatur waren ihm zwei anders gelagerte Fälle bekannt.

      Lieber Himmel, lass es nicht bösartig sein!, dachte er. Sie ist so ein lieber Kerl!

      Zäh tropfte die Zeit dahin.

      Als das Telefon schrillte, zuckten sie alle zusammen.

      Die Laufschwester hob ab. „OP Dr. Winter. Ja – er operiert!“ Sie wandte den Kopf. „Der Kreißsaal. Die dritte Geburt, Herr Doktor!“

      „Sagen Sie ihnen, sie müssen ohne mich fertig werden. Sobald ich hier weg kann, komme ich rüber! – Halt, fragen Sie, ob Komplikationen zu erwarten sind?“

      Die Schwester sprach.

      Dann sagte sie zu Dr. Winter: „Bis jetzt verläuft alles wie vorgesehen. Doktor Simon-Stoll nimmt die Absaugung vor.“

      Dr. Winter nickte. Es war gut zu wissen, dass nebenan alles seinen geordneten Weg ging. Es gab Situationen, da hätte man sich glatt vierteilen müssen, um überall gleichzeitig zu sein.

      Der große Zeiger der Uhr wanderte unaufhaltsam weiter. Die dreißig Minuten waren um.

      „Wir machen weiter!“, entschied Dr. Winter. „Die Hysterektomie.“

      Manka entfernte das Tuch.

      Dr. Mittler überlegte, ob der Wagen trotz Blaulicht vielleicht nicht durchgekommen war. Oder dass das Histolabor der Pathologie überlastet war. Aber Notfälle hatten absoluten Vorrang.

      Hatten Sie am Ende doch etwas gefunden, was die Bösartigkeit der Geschwulst manifestierte?

      Er griff mit der Klemme daneben. Zwar korrigierte er sofort seinen Fehler, aber er handelte sich ein Knurren seines Oberarztes ein.

      Dr. Winter übte Nachsicht nur, solange nicht operative Vorgänge gefährdet waren.

      Vorsichtig legte der Gynäkologe die Gebärmutter frei. Die Hauptmasse bestand aus glatter Muskulatur, dem Myometrium.

      Millimeterweise löste er den Bauchfellüberzug der Gebärmutter, das Perimetrium, und schob es in den Bauchraum.

      Das Mobilisieren der Gebärmutter und des linken Eileiters war ein zeitraubender Eingriff.

      „Diathermie!“

      Er trennte den rechten Eileiter ab, der ohne Befund war. Es war immer gut, wenn wenigstens ein Eileiter und ein Eierstock an Ort und Stelle belassen werden konnten.

      Dann war die Hormonversorgung der Patientin gesichert. Depressionen blieben in aller Regel aus.

      Wurde alles entfernt, dann kam es oft auch zu dem Effekt, der etwas vulgär als Spinnen bezeichnet wurde.

      Dr. Winter hob endlich die Gebärmutter heraus.

      Verzweifelt blickte Dr. Mittler zur Uhr.

      Eine Stunde war seit der Entfernung der Geschwulst vergangen.

      Was ging in der Pathologie vor? Was hatten sie gefunden?

      23

      Walter Becker war drauf und dran, die Tür einzutreten und Scherben zu machen.

      Die Minuten dehnten sich zu Ewigkeiten, und eine Ewigkeit reihte sich an die andere.

      Was machten sie mit Eva-Maria so lange dort hinten im OP?

      Er sah niemand mehr hineingehen. Schon eine Weile nicht mehr.

      Stampfend, mit nassen Händen und Angst im Herzen und mit einem würgenden Kloß im Hals ging er wieder auf und ab.

      Eine Zigarette folgte der anderen.

      Jetzt kam eine Schwester heraus. Im Laufschritt. Sie hielt einen silberglänzenden Behälter in der Hand und spurtete durch den Flur auf ihn zu.

      Ein rätselhafter, unergründlicher Blick traf ihn. Dann war sie vorbei und bog um den Gangknick.

      Er sehnte sich nach seiner Frau. Und auch nach menschlicher Gesellschaft. Sogar dieser robuste Besen, diese Schwester, deren Kaffee er getrunken hatte, wäre ihm angenehm gewesen.

      Aber sie ließen ihn allein mit seinen

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