Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren. A. F. Morland

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Liebesheilung: 7 Arztromane großer Autoren - A. F. Morland

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Diesen Umstand hatten sie nicht in ihre Überlegungen einbezogen.

      Die Hotels, in denen sie anfragten, waren voll besetzt oder zu teuer.

      Sie waren schon fast wieder aus Peschiera heraus, als Walter linker Hand zwei riesige Segelschiffe entdeckte, die vertäut am Ausrüstungskai lagen.

      „Ich werd’ verrückt! Piratensegler! Du – die drehen bestimmt einen Film“, sagte er. Segelschiffe waren eine Leidenschaft von ihm. Und die zwei Segler sahen auch wirklich imponierend aus. Dass er die Schiffe entdeckte, war weniger ein Zufall, denn er blickte beim Fahren mehr nach rechts und links in die Landschaft als auf die Straße.

      Er trat auf die Bremse und spähte nach einem Parkplatz. Ein mittleres Verkehrschaos war die Folge, weil sich zu dem Strom der Touristenfahrzeuge noch der einheimische Feierabendverkehr gesellte.

      Ein Polizist mit Tropenhelm versuchte, das Knäuel zu entwirren. Vom Fahrbahnrand auf der Höhe der Kasematten der alten Festung betrachteten grinsend etliche Halbwüchsige das angerichtete Durcheinander; geschäftstüchtig brüllten sie zwischendurch den Lenkern der Fahrzeuge mit ausländischer Nummer ihr „Camere! Zimmer!“ zu.

      Walter war wie elektrisiert. Zimmer! Weit von hier konnten sie nicht liegen. In jedem Falle in der Nähe der Segler!

      Er schlängelte den Wagen aus dem Chaos und gab einem der Burschen zu verstehen, dass Interesse an den angebotenen Zimmern bestand.

      Wie der Blitz schwang sich ein Junge barfuß auf ein klappriges Rad, um den Weg zu zeigen.

      Ein Krach! Der Bengel balancierte mühsam auf dem Fahrrad, kämpfte ums Gleichgewicht und schaffte es.

      Die Kette war gerissen.

      Der Geschäftssinn dieser Jüngstkaufleute war besser ausgeprägt als das Konkurrenzdenken.

      Einer hielt sofort seinen Drahtesel bereit, der Pechvogel stieg um und führte triumphierend seine Beutetouristen in eine Seitenstraße unweit des Hafens. Die Mastspitzen der Segler waren über dem verstaubten Grün der Bäume und den Hausdächern zu sehen. Walter nahm das aufmerksam zur Kenntnis.

      Da wusste sie schon, wohin es morgen früh zuerst gehen würde, bevor die Weiterfahrt angetreten wurde.

      Vor einer Pension, fast völlig hinter Weinblattgeranke und Pfirsichbäumen mit schönen großen Früchten versteckt, hielt der geschäftstüchtige Quartierbeschaffer und kassierte ein gediegenes Trinkgeld für seine Bemühungen.

      Die Wirtsleute kamen aus der Tür, und dabei stellte sich heraus, dass der Bengel der jüngste Spross des Ehepaares war.

      Besonders komfortabel sah die Pension weder von außen noch von innen aus. Die Gäste, die im Garten unter einem schattigen Weinblätterdach saßen, waren Italiener, einfache Leute, höflich, fröhlich.

      Das Haus entpuppte sich als Familienpension. Den fehlenden Luxus ersetzte es durch Sauberkeit und eine urige Atmosphäre. So richtig eine Ecke zum Wohlfühlen.

      Dabei war das Zentrum der Stadt keine fünfhundert Meter entfernt, der brodelnde Lärm drang bis in den Garten dieser unvermuteten Idylle.

      Es bestand Meldepflicht. Wegen der Vorgänge in Südtirol.

      Beim Unterschreiben der Meldekarte brachte sie das Kunststück fertig, mit ihrem Mädchennamen zu unterschreiben. Die Macht der Gewohnheit.

      Die Brauen des leutseligen Pensionswirtes wanderten ausdrucksvoll in die Höhe, als er die verschieden lautenden Namen verglich. Er hielt sodann eine eindrucksvolle Rede, die sie nicht verstanden. Aber sie wussten, worum es ging.

      Um das Doppelzimmer.

      Verwirrt und verlegen kramte sie ihren nagelneuen Reisepass aus der Tasche. Der Wirt studierte die Eintragungen, eine mit Händen und Füßen geführte Unterhaltung setzte ein, und allmählich verstand der gute Mann, dass Hochzeitsreisende bei ihm abgestiegen waren.

      Sein Gesicht begann zu glänzen wie der Vollmond. „Mama! Mama!“ Er schoss davon und rief im Haus unverständliche Worte.

      Nacheinander tauchten in Türen und Fenstern freundliche Gesichter auf. Man nahm Anteil, man freute sich und zeigte es ungezwungen.

      Die Matrone kam aus der Küche, wischte die Hände an der Schürze ab und schüttelte die Hände. Sie redete und lachte. Diese Leute hatten Gefühle und zeigten sie auch.

      Ächzend schleppte der Wirt schließlich einen der Koffer in den ersten Stock und schloss das Zimmer auf. Der Raum war mindestens drei Meter hoch und besaß eine Miniaturveranda mit altem Eisengeländer. Trotz geöffneter Verandatür und sperrangelweit aufstehender Fenster war es kochend warm.

      Einladend wies der Wirt zu seiner Veranda, trat durch die Tür, beugte sich übers Geländer und war schon mit dem Oberkörper im Blätterwerk eines Pfirsichbaumes verschwunden. Als er wieder zum Vorschein kam, präsentierte er vier herrliche Pfirsiche und überreichte sie ihr mit der Grandezza eines wahren italienischen Kavaliers.

      „Per la bionda signora! Ah que bella!“

      Er war ganz hingerissen und sie sehr geschmeichelt.

      Der Winter der Pension und die emsige Mama brieten, brutzelten und sotten bis Mitternacht für die Gäste im Garten, wo man in fröhlicher Ausgelassenheit noch einige Zeit zusammenblieb.

      Für sie war diese Verlagerung des geselligen Lebens in die Abend und Nachtstunden die Auffrischung einer als sehr angenehm empfundenen Erfahrung.

      Nur verbarg sich hinter dem noch längeren Ausharren der italienischen Pensionsgäste im Garten eine ganz nüchterne Erklärung; schließlich hatten die Leute auch die größere Erfahrung.

      Das waren die Schnaken!

      Die Wassergräben am Seeausfluss, die Wasserflächen rings um die Kasematten der alten Festung und das streckenweise schilfbestandene Ufer waren ideales Vermehrungsgebiet für die Biester.

      Kaum knipste Walter das Licht aus – sirrr, da stürzten sich die kleinen Aasgeier schon zu Dutzenden von der Decke.

      Licht wieder an und es herrschte Ruhe.

      Licht aus – der Angriff begann erneut.

      Bei Licht konnten sie nicht schlafen, trotz der angenehmen Müdigkeit, die auf die Klimaveränderung und die andere Art des Lebens zurückzuführen war.

      Walter drehte ein Handtuch zusammen und eröffnete die Abwehrschlacht gegen schätzungsweise fünfhundert Schnaken.

      Es wurden immer mehr.

      Schließlich begriffen sie, dass es besser war, die Verandatür zu schließen. Das Licht lockte die Plagegeister an.

      Die Schnaken sahen ihr Heil darin, dem wedelnden Handtuch zu entwischen. Also setzten sie sich an die Decke. Drei Meter hoch.

      Allmählich kam Walter in Rage. Er drehte das Handtuch noch mehr zusammen und warf es an die Decke. Leider entfaltete es sich unterwegs und kam nicht einmal bis nach oben. Ein paar Schnaken wurden vom Luftzug vertrieben. Das war der ganze Erfolg.

      Plötzlich

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