Teppiche. Clemens von Alexandria
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5. Denn es heißt: „Du sahst deinen Bruder, du sahst deinen Gott.“498 In diesem Falle wird, wie ich glaube, der Heiland für uns als Gott bezeichnet.
6. Nach dem Ablegen des Fleisches aber (werden wir schauen) „von Angesicht zu Angesicht“,499 dann in der Tat völlig scharf und richtig, wenn unser Herz rein geworden ist.500
7. Sowohl in der Art von Spiegelbildern als auch in der Art von Bildern, die durch einen Stoff hindurchschimmern, erblicken die sorgfältigen Forscher unter den griechischen Philosophen Gott. Die infolge des Unvermögens (des Sehenden) unvollkommenen Bilder der Wahrheit501 sind nämlich derartig, wie ein Bild im Wasser zu sehen ist und wie wir manches502 durch die durchscheinenden und durchsichtigen Körper hindurch sehen.503
95.
1. Trefflich sagt also Salomon; „Wer Gerechtigkeit sät, bewirkt Glauben. Diejenigen aber, die das Eigene säen (ihr Eigentum freigebig austeilen) sind es, die ihren Besitz vermehren.“504 Und an einer anderen Stelle: „Sorge für das zarte Grün auf der Ebene, und du wirst Gras mähen können; und sammle reifes Heu, damit du Schafe halten kannst für deine Bekleidung!“505
2. Du siehst, wie man auch für die äußere Bedeckung und Sicherung sorgen muß. „Ganz genau wirst du aber das Leben deiner Herde kennen.“506
3. „Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur die Gebote des Gesetzes erfüllen, so sind diese, da sie das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz“,507 indem „die Unbeschnittenen“ nach dem Wort des Apostels „die Forderungen des Gesetzes erfüllen“,508 sowohl vor dem Gesetz als auch vor der Erscheinung des Herrn.
4. Indem der Logos gleichsam einen Vergleich zwischen den Anhängern der Philosophie und den sogenannten Häretikern anstellt, sagt er ganz deutlich: „Besser ein Freund in der Nähe als ein Bruder, der weit entfernt wohnt.“509 „Wer sich auf Lügen stützt, der weidet Winde und jagt beflügelten Vögeln nach.“510
5. Mit dieser Stelle meint die Schrift, wie ich glaube, nicht die Philosophie, obgleich die Philosophie in vielen Fällen nur zu Wahrscheinlichkeitsschlüssen kommt und sie glaubhaft machen will, sondern sie tadelt die Irrlehren.
6. Dazu paßt wenigstens das folgende: „Denn er verließ die Wege seines Weinberges, und auf den Pfaden seines eigenen Ackers ist er in die Irre gegangen.“511 Das sind die Irrlehren, die die von Anfang an bestehende Kirche verlassen.
7. So gilt von dem, der einer Irrlehre verfiel, „er geht durch eine wasserlose Wüste“ da er den wahrhaftig seienden Gott verließ, wirklich gottverlassen ist, Wasser sucht, wo kein Wasser ist, und „über ein unbewohnbares und dürstendes Land hinwandert und mit seinen Händen Mißwachs einernten will.“512
96.
1. „Und die, denen es an Verstand mangelt, fordere ich dringend auf“, sagt die Weisheit, offenbar zu den Anhängern der Irrlehren, „nehmt gern von den heimlichen Broten und von dem süßen Wasser des Diebstahls!“,513 wobei die Schrift die Ausdrücke „Brot und Wasser“ ganz deutlich nicht von irgend etwas anderem sagt, sondern nur mit Bezug auf die Irrlehren verwendet, die beim Abendmahl Brot und Wasser nicht nach der Ordnung der Kirche gebrauchen.514 Denn es gibt solche, die das Abendmahl sogar nur mit Wasser feiern.
2. „Doch laufe davon, halte dich nicht länger an ihrem Orte auf!“ Nur „Ort“ hat er ihre Versammlung, nicht „Kirche“ mit einem verschiedene Bedeutung in sich schließenden Wort genannt.
3.Dann sagt sie zum Abschluß: „Denn so wirst du fremdes Wasser durchschreiten“, da die Schrift die Ketzertaufe nicht als dazugehöriges und rechtmäßiges Wasser ansieht,
4.„und wirst über einen fremden Fluß setzen“,515 der mit sich fortreißt und ins Meer hinabschleppt, in das jeder getrieben wird, der von dem festgegründeten Boden der Wahrheit abirrt und sich wieder in die heidnischen und stürmischen Lebenswogen fortführen läßt.
XX. Kapitel
97.
1.516 Wenn viele Leute zusammen ein Schiff ins Meer hinabziehen, so kann man nicht von vielen Ursachen sprechen, sondern nur von einer einzigen, aus vielen Teilen bestehenden Ursache; denn nicht jeder einzelne für sich bringt es fertig, daß das Schiff ins Meer hinabgezogen wird, sondern nur mit den andern zusammen. Ebenso hilft auch die Philosophie, da sie ein Suchen nach der Wahrheit ist, nur mit beim Erfassen der Wahrheit; sie ist also nicht die Ursache des Erfassens, sondern nur zusammen mit den anderen Kräften Ursache und deren Gehilfin. Vielleicht ist aber auch die Mitursache als Ursache zu bezeichnen.
2. Wie aber die Glückseligkeit, die nur eine einzige ist, von den Tugenden herbeigeführt wird, bei denen mehrere vorhanden sind, und wie Erwärmung sowohl durch die Sonne als durch das Feuer und das Bad und die Kleidung bewirkt werden kann, so gibt es auch nur eine einzige Wahrheit, aber vieles, was dazu mithilft, sie zu suchen; gefunden wird sie jedoch nur durch den Sohn.
3. Wenn wir es freilich richtig betrachten, so gibt es dem Wesen nach nur eine einzige Tugend; man nennt sie aber, wenn sie sich auf dem einen Gebiet als wirksam erweist, gewöhnlich Klugheit, auf einem anderen Gebiet Besonnenheit und wieder auf anderen Gebieten Tapferkeit oder Gerechtigkeit.517
4. In der gleichen Weise gibt es also auch nur eine einzige Wahrheit; aber in der Geometrie bezieht sich die Wahrheit auf die Geometrie, in der Musik auf die Musik und in der richtigen Philosophie auf das Griechentum. Unantastbar ist aber allein jene vollgültige Wahrheit, in der wir bei dem Sohne Gottes unterwiesen werden.
98.
1. In dieser Weise nennt man, wie ich meine, ein und dieselbe Drachme, wenn sie dem Schiffer gegeben wird, Fährgeld, wenn dem Zolleinnehmer Zoll, und Miete beim Hausherrn, Lohn beim Lehrer und Anzahlung bei dem Verkäufer. Jede einzelne aber der verschiedenen Erscheinungsformen, sei es der Tugend, sei es der Wahrheit, die alle mit dem gleichen Wort bezeichnet werden, kann nur die gerade ihr eigene Wirkung verursachen.
2. Durch ihre gemeinsame Wirkung aber entsteht das glückselige Leben (denn wir wollen doch nicht hinsichtlich der Worte glücklich sein), wenn wir das rechtschaffene Leben als Glückseligkeit bezeichnen und als glückselig den, dessen Seele mit Tugenden geschmückt ist.518
3. Wenn nun die Philosophie auch nur von fernher zum Auffinden der Wahrheit mithilft, indem sie mit verschiedenartigen Versuchen zu der Erkenntnis vorzudringen strebt, die sich nahe mit der bei uns gelehrten Wahrheit519 berührt, so hilft sie doch jedenfalls dem, der sich mit Eifer um die Erfassung der Erkenntnis auf dem Wege folgerichtigen Denkens bemüht.
4. Mag nun auch die griechische Wahrheit den gleichen Namen mit der bei uns gelehrten tragen, so ist sie doch von ihr geschieden durch die bei unserer Wahrheit vorhandene Größe der Erkenntnis, durch die größere Gültigkeit ihrer Beweise, durch ihre göttliche Kraft und durch ähnliche Vorzüge. Denn wir sind „von Gott gelehrt“520 und werden bei dem Sohne Gottes in wahrhaft heiligem Wissen unterrichtet. Infolge davon beeinflussen die beiden Formen der Wahrheit die Seele auch nicht auf die gleiche Weise, sondern mit verschiedener Lehre.
99.