Teppiche. Clemens von Alexandria
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1. Und wenn jemand spöttisch fragt, wie es denn möglich sei, daß das schwache Fleisch2395 den Mächten und Geistern böser Gewalten widerstehe,2396
2. so soll er wissen, daß wir im Vertrauen auf den Allmächtigen und den Herrn den Mächten der Finsternis und dem Tod entgegentreten.
3. „Während du noch redest“, so heißt es, „wird er sagen: Siehe, hier bin ich!“2397 Siehe da den unbesiegbaren Helfer, der uns mit seinem Schilde deckt!
4. „Laßt euch durch die Feuersglut bei euch nicht befremden“, sagt Petrus, „die zu eurer Erprobung über euch kommt, als ob euch etwas Unerhörtes begegnete, sondern freut euch in dem Maße, wie ihr an den Leiden Christi teilnehmt, damit ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuen und frohlocken könnt! Wenn ihr um Christi willen Schmähungen erleiden müßt, so seid ihr selig; denn der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch.“2398
5. „Wie geschrieben steht: Um deinetwillen leiden wir den ganzen Tag Todesgefahr; wir werden angesehen wie Schlachtschafe. Aber in all diesem erringen wir den glänzendsten Sieg durch den, der uns geliebt hat.“2399
48.
1. „Was mit Gewalt du meinem Sinn entlocken willst, Das wist du nie erfahren, magst mit Feuersglut Mich brennen oder auch vom Scheitel bis zu Fuß Durchsägen mich, magst foltern mich auf alle Art“,2400 sagt in der Tragödie ein Weib furchtlos mit männlichem Sinn.
2. Und Antigone verachtet das Gebot des Kreon und sagt mutig: „Nicht Zeus ja war es, der mir dies geboten hat.“2401
3. Gott aber ist es, der uns gebietet und dem wir gehorchen müssen. „Denn mit dem Herzen glaubt man ihm zur Gerechtigkeit, und mit dem Munde bekennt man ihn zum Heil. Sagt doch die Schrift: Jeder, der auf ihn vertraut, wird nicht zuschanden werden.“2402
4. Mit Recht also schreibt Simonides: „Die Sage geht, es Wohne die Tugend hoch auf unersteiglichem Felsen, Und schneller Nymphen heilige Schar umsorge sie, Aber kein Sterblicher kann sie je erblicken, Wer saueren Schweiß nicht von der Stirne rinnen läßt, Und nicht zur Höhe tapfer steigt.“2403
49.
1. Und Pindaros sagt: „Die Sorgen der Jugend, hin und her mit Mühe gewälzt, Ernten Ruhm; die Werke leuchten mit der Zeit, Strahlend empor bis zur Himmelhöhe.“2404
2. An diesen Gedanken schließt sich auch Aischylos an, indem er sagt: „Dem, der sich anstrengt, dem gebührt Als Frucht der Mühe Ruhm, geschenkt von Götterhand.“2405
3. „Größerem Tod wird größeres Los zuteil“, wie Herakleitos sagt.2406
4. „Wer ist ein Knecht noch, wenn er nach dem Tod nichts fragt?“2407
5. „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Knechtschaft gegeben, daß wir uns wieder fürchten müßten, sondern einen Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Darum schäme dich nicht davor, das Zeugnis für unseren Herrn abzulegen, und auch nicht meiner, der ich seinetwegen ein Gefangener bin“, schreibt der Apostel an Timotheus.2408
6. Ein solcher wird aber der sein der nach den Worten des Apostels „am Guten festhält, das Böse verabscheut, ungeheuchelte Liebe hat“.2409 „Denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt.“2410
7. Wenn aber „der Gott der Hoffnung“2411 der ist, für den wir Zeugnis ablegen, wie er es in der Tat ist, so bekennen wir unsere Hoffnung, indem wir auf die Hoffnung zustreben. Aber „die von Rechtschaffenheit Erfüllten“, so heißt es, sind „mit aller Erkenntnis ausgerüstet.“2412
50.
1. Die indischen Philosophen sagen zu Alexandros von Makedonien: „Unsere Körper kannst du zwar von einem Ort zu einem anderen bringen, aber unsere Seelen wirst du nicht zwingen können zu tun, was wir nicht wollen. Das Feuer ist die schlimmste Strafe für die Menschen; das verachten wir.“2413
2. Dementsprechend zog Herakleitos eines, den Ruhm, allem anderen vor; der Menge aber überlasse er es, erklärte er, „satt zu sein wie das Vieh“.2414
3.„Des Körpers wegen sind die meisten Mühen da: Für ihn erfanden wir das gutgedeckte Dach Und graben weißes Silber und besän das Feld, Tun all das andere, was nur immer uns bekannt.“2415
51.
1. Der Masse mag diese eitle Mühe wertvoll erscheinen; zu uns aber sagt der Apostel: „Das aber wissen wir, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde zunichte werde, auf daß wir der Sünde nicht mehr dienen.“2416
2. Und fügt der Apostel nicht offenbar auch jene Worte hinzu, um zu zeigen, wie der Glaube von der Masse beschimpft wird? „Denn ich glaube, Gott hat uns Apostel zu den letzten gemacht als Leute, die dem Tode verfallen sind; denn wir sind zum Schaustück geworden für die Welt und für Engel und für Menschen.
3. Bis zur gegenwärtigen Stunde leiden wir Hunger und Durst und sind schlecht gekleidet und müssen uns mißhandeln lassen und führen ein unstetes Leben und plagen uns, indem wir mit unseren Händen arbeiten. Wenn man uns schmäht, segnen wir; wenn man uns verfolgt, so halten wir still; wenn man uns lästert, so geben wir gute Worte; wir sind gleichsam zum Abschaum der Welt geworden.“2417
52.
1. Das gleiche ist es, wenn Platon im „Staat“ von dem Gerechten sagt, er werde glücklich sein, auch wenn er gefoltert wird und wenn ihm die beiden Augen ausgestochen werden.2418
2. Für den Gnostiker wird also die letzte Entscheidung nicht durch das äußere Schicksal begründet sein, sondern von ihm selbst hängt es ab, ob er glücklich und selig und ein königlicher Freund Gottes ist.
3. Und wenn man ihn auch seiner bürgerlichen Rechte beraubt, ihn verbannt, seine Güter einzieht und ihn zuletzt zum Tode verurteilt, so wird er sich doch nie von seiner inneren Freiheit und von dem Entscheidendsten, seiner Liebe zu Gott, abbringen lassen, die „alles trägt und alles duldet“.2419
4. Denn die Liebe ist überzeugt, daß die göttliche Vorsehung alles trefflich verwaltet. „Ich ermahne euch also“, so heißt es, „werdet meine Nachahmer!“2420
53.
1. Die erste Stufe zum Heil ist also die mit Furcht verbundene Unterweisung, deretwegen wir uns des Unrechts enthalten; die zweite ist die Hoffnung, deretwegen wir das Beste erstreben; zur Vollendung aber führt, wie es sich geziemt, die Liebe, indem sie bereits auf Grund voller Erkenntnis erzieht.2421
2. Da nämlich die Griechen alle Ereignisse unbegreiflicherweise einer unvernünftigen Notwendigkeit zuschreiben, geben sie zu, daß sie ihr, ohne es zu wollen, gehorchen müssen.
3. So sagt Euripides: "Nimm also meine Mahnung dir zu Herzen, Weib! Es lebt kein Sterblicher, der frei von Mühlsal wär’; Zu