Teppiche. Clemens von Alexandria

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Teppiche - Clemens von Alexandria Die Schriften der Kirchenväter

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Es dürfte demnach bewiesen sein, daß Tod ist die durch den Körper vermittelte Gemeinschaft der Seele, die zum Sündigen geneigt ist; Leben aber ist die Trennung (der Seele) von der Sünde.

      2. Aber zahlreich sind die vor unseren Füßen liegenden Bollwerke und Gräben der Begierde und die Fallgruben des Zorns und der Leidenschaft; über diese muß hinwegspringen und überhaupt allen Veranstaltungen hinterlistiger Anschläge entfliehen, wer die Erkenntnis Gottes nicht mehr nur „durch einen Spiegel“2255 schauen will.

      3. „Denn es entziehet der waltende Zeus schon der Tüchtigkeit Hälfte Jeglichem Manne, sobald ihn die Stunde der Knechtschaft ereilet.“2256

      4. Als Knechte aber kennt die Schrift diejenigen, die unter die Sünde und an die Sünden verkauft sind,2257 die Wollüstigen und die, deren Sinn auf den Leib gerichtet ist, die mehr Tiere als Menschen sind, die dem Vieh ähnlich wurden,2258 „geile Hengste, die nach den Weibern ihrer Nächsten wiehern“,2259 ein unbändiger Esel ist der Zuchtlose, ein wilder Wolf der Habgierige und eine Schlange der Betrüger.

      5. Dadurch, daß der Philosoph sein ganzes Leben hindurch sich auf die Trennung der Seele vom Leibe vorbereitet,2260 gewinnt er die gnostische Freudigkeit, den natürlichen Tod leicht und ruhig ertragen zu können, der ja nur die Lösung der Fesseln ist, mit denen die Seele an den Körper gebunden ist. Denn „mir ist die Welt gekreuzigt und ich der Welt“,2261 sagt der Apostel, „und obwohl ich noch im Fleische bin, lebe ich doch schon so, als ob ich ein Bürger des Himmels wäre“.2262

      IV. Kapitel

      13.

      1. Wenn daher der Gnostiker abgerufen wird, so gehorcht er natürlich leicht und gibt dem, der den Leib von ihm fordert, mit Freuden dazu auch die Leidenschaften hin, indem er sie noch früher als die Leibeshülle ablegt, wobei er den Versucher, wie ich meine, nicht schmäht, sondern belehrt und davon überzeugt, „Aus wie gewaltiger Ehre und welcher Fülle des Glückes“,2263 wie Empedokles sagt, er hierher kam, um unter den Sterblichen zu wandeln.

      2. Ein solcher gibt in der Tat für sich das Zeugnis, daß er von echtem Glauben gegen Gott erfüllt ist, für den Versucher aber, daß er vergeblich dem nachgestellt habe, der durch die Liebe gläubig ist, und wiederum für den Herrn das Zeugnis von der gotterfüllten Überzeugung gegenüber der Lehre, von der er nicht aus Todesfurcht abtrünnig werden wird; ja er bekräftigt sogar die Wahrheit der Predigt mit der Tat, indem er zeigt, daß der, zu dem er hinstrebt, Gott, mächtig ist.

      3. Man muß aber wohl seine Liebe bewundern, die er deutlich erkennen läßt, indem er sich voll Dankbarkeit mit dem ihm Wesensverwandten vereinigt, ja sogar „mit seinem kostbaren Blute“ die Ungläubigen beschämt.

      14.

      1. Ein solcher wird nicht aus Furcht des Gebotes wegen sich davor hüten, Christus zu verleugnen, so daß er nur aus Furcht ein Blutzeuge würde.2264 Indessen verkauft er seinen Glauben auch nicht in der Hoffnung auf bereitgehaltene Geschenke, vielmehr aus Liebe zum Herrn wird er sich aufs bereitwilligste von diesem Leben lösen; vielleicht wird er sogar dem, der die Verfolgung gegen ihn in die Wege leitete, Dank wissen, da er auf diese Weise einen triftigen Grund, den er selbst sich nicht hätte beschaffen können, dazu erhielt, sich als den zu erweisen, der er wirklich ist, und zwar jenem gegenüber durch seine Standhaftigkeit, dem Herrn gegenüber aber durch seine Liebe, durch die er dem Herrn offenbar wurde, der den Vorsatz des zum Martyrium Entschlossenen schon vor dessen Geburt kannte.

      2. Getrosten Mutes kommt er also zu dem Herrn als zu seinem Freund, für den er auch den Leib willig dahingegeben hat2265 und dazu auch die Seele, wie die Richter erwartet hatten, und er darf die Begrüßung „lieber Bruder“,2266 um das Dichterwort zu benützen, von unserem Heiland hören wegen der Ähnlichkeit seines Lebens.

      3. Daher nennen wir das Martyrium Vollendung, nicht weil der Mensch in ihm das Ende seines Lebens gefunden hat, wie die übrigen es (im Tode) finden, sondern weil er ein vollkommenes Liebeswerk2267 gezeigt hat.

      4. Auch die alten Griechen preisen das Ende der im Kriege Gefallenen,2268 nicht als ob sie zu einem gewaltsamen Tode raten wollten, sondern weil, wer im Kriege fällt, ohne Furcht vor dem Tode aus dem Leben geschieden ist, indem er plötzlich von seinem Leibe losgerissen wurde und nicht vorher seelisch zu leiden hatte und nicht zermürbt wurde, wie es den Menschen in der Krankheit geht. Denn mit weibischen Klagen und voll Verlangen nach längerem Leben scheiden diese von hinnen.

      15.

      1. Darum ist ihre Seele auch nicht rein, wenn sie von ihnen (aus dem Körper) entlassen wird, sondern sie schleppt die Begierden wie Bleigewichte mit sich, abgesehen von einigen unter ihnen, die sich durch ihre Tugend ausgezeichnet haben.2269

      2. Es gibt aber auch solche, die im Kriege mit Begierden sterben; dann ist es bei ihnen durchaus nicht anders, als wenn sie an einer Krankheit hinsiechten.

      3. Wenn daher das Bekenntnis zu Gott ein Zeugnisablegen ist, so ist jede Seele, die in der Erkenntnis Gottes einen reinen Wandel führte und den Geboten gehorsam war, mit ihrem Leben und mit ihrem Reden eine Zeugin, wie sie auch immer vom Körper scheiden mag, da sei das ganze Leben hindurch und dazu auch beim Scheiden aus ihm durch die Darbringung ihres Glaubens gleichsam ihr Blut vergießt.

      4. Dementsprechend sagt der Herr in dem Evangelium: „Wer Vater oder Mutter oder Brüder verläßt“2270 und die folgenden Worte: „um des Evangeliums und meines Namens willen“, der ist selig, indem er nicht das einfache Zeugnis ablegt, sondern das gnostische, da er durch die Liebe zum Herrn nach der Richtschnur des Evangeliums wandelte.

      5. Denn mit der Kenntnis des Namens und dem Verständnis des Evangeliums ist wirkliche Erkenntnis gemeint und nicht, daß man nur davon redet, wie daraus klar ist, daß er die weltliche Familie verläßt, daß er ebenso sein Vermögen und seinen ganzen Besitz verläßt, um in seinem Leben nicht leidenschaftlich davon abhängig zu sein. Denn mit „Mutter“ wird allegorisch das Vaterland und die nährende Heimaterde bezeichnet und mit „Väter“ die staatlichen Gesetze.

      6. Über all das muß sich der hochsinnige Gerechte mit Dankbarkeit erhaben fühlen, um Gottes Freund zu werden und den Platz zur Rechten im Heiligtum zu erlangen,2271 wie es auch die Apostel getan haben.

      16.

      1. Sodann sagt Herakleitos: „Die im Kriege Gefallenen werden von Göttern und Menschen geehrt“,2272 und Platon schreibt im fünften Buch des Staats: „Was nun die im Felde Gefallenen betrifft, werden wir nicht den von ihnen, der ruhmvoll geendet hat, in erster Linie für einen Sprößling des goldenen Geschlechtes erklären? – Ganz gewiß.“.2273

      2. Das goldene Geschlecht stammt aber von den Göttern, die im Himmel und in der Fixsternsphäre wohnen und vor allem mit der Leitung der über die Menschen waltenden Vorsehung betraut sind.2274

      3. Einige von den Irrlehrern aber haben den Herrn falsch verstanden, hängen gottlos zugleich und feige am Leben und behaupten, das wahre Märtyrertum sei die Erkenntnis des wahrhaft seienden Gottes, was auch wir zugeben; wer aber sein Bekenntnis mit dem Tod besiegle, der töte sich selbst und sei ein Selbstmörder; auch andere derartige schlaue Erfindungen der Feigheit bringen sie vor. Gegen sie wird geredet werden, wenn es die Zeit erfordert; sie weichen nämlich von uns in der Lehre von den Grundursachen ab.

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