Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis. A. F. Morland
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Hoffentlich...
Bruce gab ihr keine Antwort.
Wahrscheinlich hatte er sie nicht einmal verstanden. Der Fahrtwind und der Verkehrslärm verschluckte alles. Gerade waren sie auf der New Jersey-Seite des Lincoln-Tunnels wieder ans Tageslicht gekommen. Der Highway machte eine Art Schleife, bevor er sich quer durch Union City zog.
Bruce nahm die nächste Abfahrt nach Weehawken und hielt sich dann in Richtung der Hafenanlagen und Piers. Auf einem Parkplatz bog er ab und brachte die Maschine dann mit einer Vollbremsung zum Stehen. Das Hinterrad der Kawasaki brach leicht aus, aber Bruce hatte die Maschine im Griff.
Das hatte er auf dem Höllenslalom bewiesen, der hinter ihnen lag. An der Ecke Bedford Street/Seventh Avenue war es wirklich brenzlig gewesen. Bruce war mit geradezu halsbrecherischer Geschwindigkeit zwischen den eingekeilten Fahrzeugen hergefahren.
Die junge Frau schauderte noch immer allein bei dem Gedanken.
Sie stieg von der Maschine. Den Koffer behielt sie in der Hand. Die leichte Windjacke, die sie trug, wurde von der Schalldämpfer-Pistole ziemlich ausgebeult. Sie strich sich das Haar einigermaßen glatt.
"Du musst verrückt geworden sein, Bruce!", stieß sie hervor.
Bruce nahm den Helm vom Kopf.
Er hatte ein kantiges Gesicht mit sehr großporiger Haut. Die Nase sah aus, als wäre sie irgendwann einmal gebrochen worden.
Er sah sie kalt an.
"Was regst du dich so auf, Vonda? Bis jetzt ist doch alles glatt gegangen..."
"Glatt gegangen, nennst du das?" Vonda atmete tief durch.
Bruce deutete auf den Koffer.
"Ich will hinein sehen!"
Vonda zögerte. In der nächsten Sekunde griff Bruce unter seine Lederjacke. Blitzartig riss er einen kurzläufigen Revolver hervor. Die Mündung zeigte auf Vondas Stirn. Vonda erstarrte.
"Nun mach schon!", zischte Bruce. "Öffne den Koffer!"
Vondas Gesicht blieb regungslos.
"Was soll schon drin sein? Eine Million Dollar in gebrauchten Scheinen natürlich..."
"Ich will es sehen..."
Vonda öffnete vorsichtig den Koffer.
Bruce starrte auf die Bündel mit Geldnoten.
Vonda klappte den Koffer wieder zu. Bruce nahm ihn mit der Linken an sich.
"Ich wusste, dass dieser Augenblick irgendwann kommen würde", meinte er.
"Ich dachte..."
"...dass wir Partner sind?" Bruce lachte heiser.
Er stellte den Koffer auf den Boden.
"Du bist ein Schwein", sagte Vonda.
"Ein anderer wäre wohl kaum der Richtige für diesen Job gewesen!"
Er streckte die Linke aus, während er mit der Rechten weiterhin die Waffe auf Vonda richtete. "Gib mir die Automatik, die du unter der Jacke trägst! Ich will kein Risiko eingehen."
"Was hast du vor, Bruce?"
Er blieb ihr die Antwort schuldig. Zögernd holte sie ihre Waffe unter der Windjacke hervor.
"Mit zwei Fingern!", mahnte Bruce.
Er trat auf sie zu, näherte sich ihr bis auf einen Schritt. Seine Linke riss ihr dann die Waffe förmlich aus der Hand. Eine Sekunde lang hatte Vonda überlegt, sich zu wehren, aber dann entschied sie, dass es zu riskant war. Bruce war ein guter Schütze. Und auf die geringe Entfernung war jeder Schuss, den er abgab tödlich.
Bruce verzog das Gesicht. Er hob die Linke, richtete den Schalldämpfer der Automatik auf Vondas Kopf und drückte ab.
Die junge Frau taumelte getroffen zurück. Sie zuckte noch einmal und ging dann zu Boden.
Bruce atmete tief durch.
"Sorry, Baby, aber für dich war kein Platz mehr in diesem Spiel", murmelte er halblaut vor sich hin. Er steckte den kurzläufigen Revolver in die Jackentasche. Dann wischte er mit einem Taschentuch eventuell vorhandene Fingerabdrücke von der Automatik, die er Vonda abgenommen hatte.
Bruce trat auf die Tote zu, ging in die Hocke und legte ihr die Waffe in die Hand. Anschließend setzte er die Mündung des Schalldämpfers genau dorthin, wo er Vonda getroffen hatte.
Auf der rechten Stirnseite war die Kugel eingeschlagen.
Mit dem Finger der Toten zog er den Stecher zurück und drückte ab.
Bis die Cops herausgefunden hatten, dass dies kein Selbstmord gewesen war, würde einige Zeit vergehen.
Bruce drehte die Tote herum. Die Kugel war hinten aus dem Schädel wieder ausgetreten und hatte sich in den weichen Schotter hineingefressen. Bruce grub das Projektil aus und steckte es ein.
Dann legte er Vonda wieder so hin, wie sie gefallen war.
Er stand auf.
"Adios, Kleine! Hat Spaß gemacht, mit dir Geschäfte zu machen!"
Bruce drehte sich herum. Er klemmte sich den Geldkoffer hinten auf seine Kawasaki. Eine Million Dollar in gebrauchten Scheinen. Geld, so weiß, wie es niemand hätte waschen können.
Bruce lächelte kalt.
Ausgesorgt, dachte er.
4
Am späten Nachmittag hatten wir die Identität des toten Mitsubishi-Fahrers. Sein wahrer Name war Desmond E. Cole. Er hatte acht Jahre wegen Totschlags in Huntsville gesessen.
Nach der Entlassung war er untergetaucht, hatte vermutlich als Hit-man - als Lohnkiller - für die Unterwelt gearbeitet. Jedenfalls hatte er in einem Fall Fingerabdrücke und eine Zigarettenkippe hinterlassen. Später war er cleverer gewesen. Seine Spur hatte sich verloren und war auch durch sorgfältige Analyse der Arbeitsweise kaum noch identifizierbar.
Auf die genaue Analyse des wahrscheinlichen Tathergangs durch unsere Innendienstler mussten wir wohl noch etwas warten. Der Fall war kompliziert. Wir hofften aber, dass die Kollegen am nächsten Morgen soweit waren. Dann lag auch sicher ein ballistischer Bericht vor. Und vielleicht war es bis dahin sogar gelungen, einige der Bewaffneten zu identifizieren, die sich im Lieferwagen befunden hatten.
Auch das konnte sich schwieriger gestalten.
Die Explosion hatte dafür gesorgt, dass nicht mehr von allen