Erich Glaubmirnix. Gregor Kastner

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Erich Glaubmirnix - Gregor Kastner

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kommst du denn da drauf?“

      „Schlag doch mal die Zeitung auf! Man liest doch nur noch was von Mord und Totschlag! Da ist die Ukraine-Krise! Hier wurden ehemalige Brüder zu Feinden und beschießen sich gegenseitig! Und das in unmittelbarer Nachbarschaft zur EU. Jetzt halten amerikanische Soldaten Manöver an der russischen Grenze ab und die Russen fühlen sich dadurch provoziert! Weißt du was das für ein Pulverfass für Europa ist?

      Da ist Boko Haram in Afrika! Dort werden Mädchen entführt und zwangsverheiratet oder gleich umgebracht!

      In der Arabischen Welt kämpft und tötet die Terrormiliz „Islamischer Staat“!

      Überall sterben Menschen! Man macht nicht mal vor Frauen und kleinen Kindern halt!

      Da gibt es Menschen, die schnallen sich einen Sprengstoffgürtel um und opfern sich, nur um andere zu töten! Da gibt es Menschen, die bringen voll besetzte Passagierflugzeuge zum Absturz! Das Leid der Hinterbliebenen ist unermesslich!

      Da werden Milliarden für Rüstung ausgegeben und auf der anderen Seite verhungern die Kinder! Und wenn ich drüber nachdenke, kann ich nur sagen: Der Mensch ist nicht intelligent, der Mensch ist wahnsinnig! Am besten ist’s wohl, wenn man die Zeitung abbestellt!“

      „Aber in unserem Land ist es doch ruhig!“

      „Heidi, bei uns ist es schon lange nicht mehr ruhig! Fast jedes Wochenende gibt’s die Fußballeinsätze! Und wenn das nicht reicht, sind irgendwo politische oder religiöse Demonstrationen! Wir haben Hooligans, Salafisten, IS-Kämpfer, Links- und Rechtsradikale. Da werden auch schon mal Brandbomben geworfen und sich mit der Polizei geprügelt! Die armen Jungs werden von einem Einsatz zum nächsten gejagt und das kreuz und quer durch die Bundesrepublik! Das Schlimme dabei ist, dass es den meisten Leuten am A… vorbeigeht! Sie reden sich eine heile Welt ein! Aber die existiert schon lange nicht mehr! Vielleicht irgendwann in der Zukunft!“

      Da sich Erich am frühen Morgen die Laune nicht restlos verderben wollte, wurde gleich weitergeblättert.

      „Ach, hier steht was über Griechenland.“

      Erich las nur die Überschrift: Erst wenn Griechenland alle Forderungen der EU erfüllt, fließt neues Geld nach Athen!

      Das ist eigentlich ein sehr schönes Land. Erich war auch schon mal da. Er hatte sympathische Menschen kennengelernt, wie zum Beispiel die freundliche und kompetente Reiseleiterin, den Busfahrer, den Museumsmitarbeiter und den Kellner im Restaurant, alle hatten ihren Job einwandfrei gemacht! Er konnte nichts anderes sagen! Und er war sich auch sicher, dass diese Menschen nicht an der Krise schuld sind!

      Erich blätterte weiter und war nun auf der Seite mit den Todesanzeigen.

      „Heidi, da will ich mal gucken, wer so alles gestorben ist!“, und Erich murmelte so vor sich hin: „Kenn ich nicht, … kenn ich nicht, … oh, die ist ja 87 Jahre alt geworden, schönes Alter! Kenn ich nicht, … und den hat es mit 34 ausgehebelt. War bestimmt ein Autounfall!“ Beim nächsten Namen schmunzelte Erich: Adelheide Blütenstaub. Die hieß ja ulkig.

      Und bei der nächsten Annonce stand dem Erich fast das Herz still:

       Plötzlich und unerwartet verstarb mein geliebter Ehemann, Vater, Großvater und Bruder

       Erich Glaubmirnix

       Geboren am: 28. 06. 1964 in Eichenfeld

       Gestorben am: 16. 06. 2017 in Erfurt

       Die trauernde Frederike von U.

       Die Beerdigung findet am 20. 06. 2017 auf dem Hauptfriedhof statt.

      „Oh Sch…!“ Erich war kreidebleich!

      „Das ist aber ein schlechter Scherz! Oder sollte es noch einen Erich Glaubmirnix geben? Ich war bis jetzt der Meinung, dass ich der Einzige bin!“

      Die Stimmung war im Keller und Erich schlug die Zeitung zu! Er wollte auf andere Gedanken kommen, grübelte aber immer noch über die Annonce nach und sagte zu sich: „Es gibt ja auch unheimlich viele Thomas Müller. Warum sollte es nicht auch zwei Erich Glaubmirnix geben?“ Da fiel ihm ein, dass es in seiner Schule auch zwei Doris Eber gab.

      Um sich abzulenken gingen seine Gedanken nach Berlin. Das war seine schönste Zeit, welche er im Dienst bei der Polizei erleben durfte. Hier war er in Stadtteile und Kneipen gekommen, wo er als Tourist niemals hingekommen wäre. Jetzt kennt er auch das Parlamentsleben im Bundestag und hat seinen Politiker besser kennengelernt. Unter anderem auch die Frau Glaser.

      Also Licht und Schatten.

       Frau Glaser

      „Heidi, über folgende Geschichte habe ich lange Zeit nicht sprechen können. Du kannst dich doch noch an die Zeit erinnern als ich für zwei Jahre zur „Polizei im Deutschen Bundestag“ abgeordnet war. Während dieser Zeit lernte ich die Frau Glaser kennen. Frau Glaser war eine Angestellte in der Bundestagsverwaltung und koordinierte die Anfahrt der Versorgungsfahrzeuge. Ab und zu hatte ich dienstlichen Kontakt zu ihr. Wie soll ich das beschreiben? Sie war eine höfliche Person, circa dreißig Jahre alt und mir gegenüber aufgeschlossen. Leider weiß ich noch nicht mal ihren Vornamen. Nun gut, ich kann das jetzt nicht mehr ändern.

      Im Laufe meiner Abordnung entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis zu ihr. Ich war ungefähr ein halbes Jahr im Bundestag, als Frau Glaser krank wurde. Später erfuhr ich, dass sie Krebs hatte. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis Frau Glaser wieder gesund wurde und zur Arbeit zurückkam. Ich habe mich wirklich für sie gefreut und ihr das auch mit den besten Wünschen mitgeteilt.

      Der Alltag kehrte wieder ein und die Zeit verstrich. Halt, einmal sagte sie mir ganz stolz, dass sie einen Freund kennengelernt habe. Sie schmiedete mit mir ihre Zukunftspläne. Wenige Schichten später stellte sie mir ihren Freund persönlich vor. Ich sah eine wirklich glückliche Frau!

      Nun dauerte es nicht mehr lange und meine Abordnung war zu Ende. Es war genau meine letzte Schicht, eine Frühschicht, und ich sollte noch mal mit Frau Glaser zusammenkommen. Es war um die Mittagszeit, als Frau Glaser aufstand, ihre Tasche nahm und zu mir sagte: „Ich möchte mich jetzt von dir verabschieden. Das war meine letzte Schicht!“

      Ich dachte, die will mich veralbern und sagte: „Nein, das ist meine letzte Schicht! Die Abordnung ist vorbei und ich gehe jetzt zurück nach Hause!“

      „Nein, das ist meine letzte Schicht gewesen, denn der Krebs ist zurückgekommen!“

      Ihr Kopf senkte sich. Sie nahm mich dann noch mal in den Arm und drückte mich fest an sich. Als sie ging, konnte ich noch einen Blick erhaschen und sah die Tränen in ihren Augen. Ich schaute fassungslos hinterher und stand wie versteinert da, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwand.

      Kurze Zeit später kam meine Ablösung und zwei Stunden später wurde ich verabschiedet!

      Es war die Nacht vom siebten auf den achten November. Ich lag im Bett und schlief, Frau Glaser war im Traum bei mir und sagte: „Ich möchte mich jetzt endgültig von dir verabschieden!“

      Dann ging sie genau so wieder los, wie damals im Reichstag und ich schaute genauso wieder hinterher, bis sie sich, wie im Nebel, auflöste! Ich erschrak und war putzmunter! Das war so

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