Tote und andere Entdeckungen. Daniel Juhr

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Tote und andere Entdeckungen - Daniel Juhr

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Edgars gebrochenen linken Zeh Anfang März hat die Gute wieder hinbekommen. Haben die beiden auch mal schön gar nichts von erzählt in der Gärtnerei.

      Seitdem ist es ziemlich entspannt gelaufen, auch die ganze letzte Woche schon. Sonne scheint, schön warm, trotzdem nicht viel los hier oben, da können sie in Ruhe machen.

      Und dann fällt der Paul in die Mistgabel.

      Während Fritz strullt und Edgar popelt. Schöne Scheiße.

      Na ja, an sich ist der ja nicht einfach nur in die Mistgabel gefallen. Wäre auch gar nicht möglich gewesen. Denn die Mistgabel, da schwört Edgar Stein und Bein, hat er mit den Zinken nach oben schräg an die Wand des Pavillons gelehnt. Da kann man doch gar nicht reinfallen.

      Aber der Paul, der kann so was. Wie kam Fritz nur darauf, den mitzubringen? Der Junge ist irgendein Neffe von ihm oder so was und hat gerade Sommerferien, und Fritz meinte, der kommt sonst eh nur auf dumme Ideen, den ziehen wir uns mal schön zum Arbeiten ran. Muss ja keiner wissen. Weiß auch keiner, Gott bewahre. Nicht, dass Edgar an den glaubt, aber sagt man ja so. Einfach um sicherzugehen. Vor zwei Wochen hat Fritz ihn das erste Mal mitgebracht, aber das war von all seinen Ideen, sagen wir mal, nicht so die Allergenialste, denn bis gerade eben konnte Paul eine Schaufel nicht von einer Mistgabel unterscheiden. Nach zwei Wochen, oh Mann.

      Nee, hat Edgar jeden Tag gedacht, den Paul kann man echt keine Minute aus den Augen lassen. Hat Fritz aber gemacht. Ist ja strullen gegangen.

      Auch das wäre gar nicht schlimm gewesen, wenn Paul einfach weiter die schönen neuen Rosen eingepflanzt hätte, die sie heute auf dem Zettel haben. Aber nein, irgendwas muss ihn geritten haben, damit plötzlich aufzuhören und erst mal den Riesenbottich mit Blumenerde, den Edgar nie und nimmer freiwillig irgendwo hintragen würde, hochzuhieven und woanders hinzustellen. Als hätte ihm das gerade einer ins Ohr geflüstert: Ey, du, Paul, stell doch einfach mal diesen 60-Kilo-Bottich woanders hin, ja, machste das? Nee, hat jetzt gerade eigentlich so gar keinen Sinn, die Aktion, aber mach doch einfach mal. Hat Paul dann auch einfach mal so gemacht, das heißt, natürlich nicht so ganz, denn er hatte den Bottich kaum schwer atmend auf den Armen, da hat er Fritz beim Strullen gesehen, sich zu Edgar gedreht und geflüstert: „Boah, guck ma, der Fritz hebt das Bein!“ Da ist Edgar auch aufgefallen, dass der Fritz wirklich einbeinig strullt, aber er hat auch mit ansehen müssen, dass Paul parallel zu Fritz’ rechtem Bein seinen rechten Arm hob, um auf Fritz zu zeigen, was nicht die beste Idee ist, wenn man gerade einen 60-Kilo-Bottich hochgehievt hat. Aber vielleicht, hat Edgar noch gedacht, hat dem Paul ja eine Stimme ins Ohr geflüstert: Ey, du, Paul, heb doch jetzt mal deinen rechten Arm, mal gucken, was dann so passiert.

      Was dann passieren kann, ist, dass der Bottich volles Rohr auf die Steinplatten zwischen den Wegen knallt, und zwar so, dass er auf der Seite landet, wodurch er sich, weil der Weg ja leicht abschüssig ist, in ein monsterschweres Wagenrad verwandelt, das genau auf den Pavillon zurollt. Und dass Fritz so mit Strullen beschäftigt ist, dass er den Knall gar nicht richtig mitbekommt. Und dass Edgar beschließt, erst mal nicht einzugreifen, sondern in Ruhe seinen Bullemann zu finden, dabei gespannt zuzuschauen und abzuwarten, ob es dem Paul denn wohl gelingt, das Geschoss jetzt noch aufzuhalten.

      Soll er doch mal ruhig zusehen, wie er das jetzt macht, diese … Riesenpommes.

      Paul hat sich ausgerechnet heute seinen neuen gelben Overall angezogen, und weil er so dürr und lang ist und sein Haar so komisch gelblich blond leuchtet, hat Edgar schon am Morgen gedacht: Mann, der sieht heute aus wie ne Pommes.

      Pommes-Paul macht auch was, aber so wie Fritz und Edgar kann der irgendwie auch nichts richtig, also stürzt er sich auf das Wagenrad, aber das ist schneller. Es knallt volle Möhre gegen den Pavillon, und der wackelt so dermaßen, dass die Mistgabel, die Edgar zugegebenermaßen vielleicht doch etwas zu steil aufgestellt hat, recht ungünstig umfällt und sich ihre vier Spitzen in Richtung Paul verdammt schräg aufrichten. Die sieht der Junge aber gar nicht, sondern schaut nur völlig verdattert auf das Bottich-Desaster, das er da angerichtet hat. Genauso wie er die kleine Kante zwischen zwei Steinplatten nicht sieht, über die er aber plötzlich stolpert. Paul und die Mistgabel haben ein Date im rechten Winkel. So gut, das zu bemerken, ist Edgar aber nicht in Geometrie. Er denkt nur: Mann, jetzt sieht der aus wie ne Riesenpommes auf ner Gabel.

      Das findet Edgar ziemlich witzig und will das gerade auch Fritz zurufen, der immer noch strullt.

      Doch als aus vier mittelgroßen Löchern eine ziemlich große Portion Ketchup aus Pommes-Paul heraustropft, findet Edgar das Ganze nicht mehr ganz so witzig.

      „Fritz!“, ruft Edgar, schnippt noch schnell den Bullemann weg, den er endlich gefunden hat, und läuft gleichzeitig zu Paul hin. „Fritz, komm mal her!“

      „Ey, was ist denn?“, ruft Fritz vom Baum aus zurück. „Vielleicht kann man hier wenigstens mal in Ruhe alles wieder wegpacken? Mann, Edgar, kannst du denn nicht mal zwei Minuten alleine mit dem …“

      Nee, kann Edgar nicht, und das sieht jetzt auch Fritz, als er sich Richtung Pavillion umdreht und einen großen gelben Mann auf einer Gabel erkennt. Sieht aus wie ne Riesenpommes, denkt Fritz ganz kurz. Den Spruch findet er spontan auch echt gut und möchte ihn am liebsten noch schnell dem Edgar zurufen, aber da wird ihm klar, dass die Pommes ja einen Namen hat, und vielmehr noch, dass es sein Neffe ist, der da in der Mistgabel hängt. Nicht ganz so optimal.

      „Ach du Scheiße!“ Er läuft auf die beiden zu. Paul ist mit der Mistgabel in der Brust mittlerweile umgefallen und liegt nun da wie eine übrig gebliebene Fritte auf dem Teller, die keiner mehr essen will, weil sie schon kalt ist. Nur, dass diese Fritte noch atmet.

      „Wie konnte das denn passieren, Edgar?“, brüllt Fritz los.

      Edgar legt sofort einen Finger auf den Mund. „Schscht! Nicht so laut, Mann!“

      Fritz starrt Edgars Zeigefinger an, und sein Blick verfinstert sich. „Sag mal, Edgar … hast du gepopelt?“

      Entsetzt fixiert auch Edgar seinen Finger. Verdammt: Der Bullemann liegt gar nicht im Rosenbeet. Der klebt mitten auf seinem Zeigefingernagel. „Ich … äh …“

      „Du hast gepopelt! Mann, Edgar, du weißt genau, wie eklig ich deine ewige Popelei finde! In meinen Gärten wird nicht gepopelt, das hab ich dir schon hundertmal gesagt!“

      Da wird es Edgar zu blöd. Er schnickt den Bullemann mit dem Mittelfinger der anderen Hand weg. Blöderweise landet er auf der Riesenpommes. Aber das ist Edgar jetzt auch egal: „Na, und? Dann popel ich halt. Weißt du, was du machst? Du hebst beim Pinkeln das Bein. Wie ein Köter!“

      „Ich mache was?“

      „Ja, genau! Hat der Paul auch gesehen, bevor …“

      Da fällt den beiden wieder ein, dass sie ja neben Bullemann suchen und an Bäume strullen seit gerade eben noch ein anderes kleines Problemchen haben.

      „Wie ist das überhaupt passiert, verdammter Mist?“, fragt Fritz und klingt ziemlich aufgeregt. So hat Edgar ihn noch nie erlebt. Aber soll er ihm jetzt sagen, dass er die Mistgabel vielleicht nicht so ganz optimal … und dass Paul blöderweise den Bottich erst hochgehoben und ihn dann … nein, besser nicht.

      „Ich weiß nicht, ich …“, stottert sich Edgar einen zurecht, „ … war gerade da hinten.“

      „Am Popeln.“

      „Nee! Also … doch, aber auch am Graben und … dann knallt es und da drehe ich mich irgendwann

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