Tote und andere Entdeckungen. Daniel Juhr

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Tote und andere Entdeckungen - Daniel Juhr

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      „Siehste. Und der Paul hing in der Mistgabel.“

      „Ach, einfach so, ja? Und wieso liegt der Bottich da auf der Seite und halb ausgekippt am Pavillon? Was ist hier eigentlich los?“

      „Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh“, versucht Paul zu erklären.

      „Was hat er gesagt?“, fragt Fritz und kniet sich hin.

      Edgar legt den Kopf schief. „Hast du das nicht verstanden? War doch ganz deutlich: Bin gestolpert, ist nicht so schlimm. Ich hab’s genau gehört.“

      „Du verarschst mich.“

      „Nein, gar nicht!“

      „Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh“, wiederholt Paul.

      „Siehst du?“, ergänzt Edgar überzeugt, „sag ich doch.“

      „Was machen wir denn jetzt mit dem?“ Fritz hat wieder diese Panik in der Stimme. Gut, dass Edgar sich vorhin noch einen gedreht hat. Er fühlt sich trotz allem noch recht entspannt. Wenigstens einer hier.

      „Weiß nicht“, überlegt Edgar. „Deine Cousine anrufen? Die kann doch so was … aua!“

      Fritz’ flache Hand klatscht auf Edgars Stirn. „Ey, bist du total bescheuert? Außerdem ist die auf Malle.“ Er robbt plötzlich dicht vor Edgars Gesicht und schaut ihm in die Augen: „Warte mal … Nee, oder? Du hast geraucht.“

      „Ich … äh … nöö …?“

      „Du … äh … aber sowas von! Du hast dir schön einen reingezogen …! Weißte, das kannste: Popeln und einen durchziehen, aber hier mal auf meinen Neffen aufpassen, diese arme …“

      „Pommes?“

      Fritz betrachtet seinen Neffen. Zwei Blöde, ein Gedanke.

      „Jo, sieht ein bisschen so aus, ne? Mit Ketchup!“

      Neben an Bäume strullen, popeln und sich einen durchziehen lachen Edgar und Fritz auch ganz gerne, muss man ja mal dürfen. Machen sie jetzt auch, aber nur kurz, weil Paul sich wieder einmischt: „Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh.“

      „So viel hat er in zwei Wochen nicht gesagt“, murrt Edgar.

      „Stimmt, aber das bisschen konnte man wenigstens verstehen. Wie auch immer: Erst mal muss die Gabel aus der Pommes raus.“

      Edgar will sich schon wieder beömmeln, da stößt Fritz ihn an: „Nee, echt jetzt. Die ist nicht hinten wieder rausgekommen, das sieht man doch ganz deutlich. Also kann die so tief nicht drinstecken.“

      Edgar kriegt sich wieder ein und zögert. „Ich weiß nicht. Ich hab mal im Fernsehen in dieser einen Serie, weißte, wo die immer über die Autobahn fahren und alles plattmachen, gesehen, wie einer so nen Zaunpfahl im Bauch stecken hatte. Da haben die gesagt, lieber stecken lassen und erst im Krankenhaus rausziehen.“

      Fritz schüttelt den Kopf. „Aber Krankenhaus ist nicht. Auf keinen Fall. Ich will nicht wieder Ärger mit dem Chef und dieser ganzen Genossenschaftskacke da haben. Das muss so gehen.“

      „Ja super, aber deine Krankenschwester-Cousine ist auch nicht da. Sollen wir die Gabel vielleicht selber rausziehen, oder was? Guck doch mal, wie viel …“

      „ … Ketchup …“

      „ … da schon rausläuft …“

      „So, nu aber mal Schluss mit lustig“, protestiert Fritz. „Ich hol jetzt das Verbandszeug aus dem Auto. Dann hältst du gleich den Jungen fest und ich ziehe. Und du verbindest den ganz schnell. Kapiert?“

      „Ja, bin ich blöd oder was? Aber ich sag dir, das mit dem Zaunpfahl …“

      Doch Fritz unterbricht ihn. „Wir machen das jetzt so. Und dann verbinden wir den und …“

      „Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh“, macht Paul, aber irgendwie klingt das jetzt nicht so überzeugend wie eben.

      „Ist ja gut, Paul“, redet Edgar auf den Jungen ein, während Fritz zum Auto läuft. Edgar sieht, wie ihm eine ältere Frau entgegenkommt. Ömchen Rietmöller, das hat gerade noch gefehlt. Die geht jeden Tag hier spazieren, und prompt quatscht sie Fritz an, der gerade das Zeugs zum Verbinden aus dem Auto holt.

      Weil die Alte offenbar sehr schwer hört, brüllt sie immer, wenn sie spricht: „Oh, haben Sie sich was getan?“, hört Edgar ihre alte Knatterstimme.

      „Halb so wild“, ruft Fritz und will sich schon, den Verbandskasten in der Hand, abwenden.

      „Waaas?“, brüllt die Alte.

      „Halb so schlimm!“, brüllt Fritz.

      „Et knallt auf der Krim? Ja, der Russe, woll!“

      Vom Winkel her, überlegt Edgar, kann die Alte die Portion Pommes mit Ketchup, die hier gerade zu seinen Füßen liegt, doch eigentlich gar nicht sehen. Hoffentlich gibt sie jetzt Ruhe. Es scheint so, denn sie watschelt wie eine fossile Ente mit ihrem Krückstock davon. Aber was hat die Frau nur mit Krim gemeint?

      Fritz kommt zurück und öffnet den Verbandkasten. „Muss mir diese blöde Alte auch noch übern Weg laufen.“

      „Sag mal, was ist denn eine Krim? Ich kenn nur Krim-i.“

      Fritz betrachtet Edgar eine Weile und sagt nichts.

      „Was denn?“

      Aber Fritz schüttelt nur den Kopf. „Sag mal: Bist du sicher, dass du da immer nur Popel aus deiner Nase ziehst? Oder bist du schon bis ganz nach oben vorgestoßen?“

      „Versteh ich nicht.“

      „Musse auch nich. Jetzt nimm hier den Verband und halt den Paul fest. Ich zähle. Bei drei, ja?“

      „Röhhhh … grschschschsch … hhhrrrrrgghhhhhh“, macht Paul noch einmal. Es klingt verzweifelt.

      „Alles gut, Paul. Gleich kannste wieder normal sprechen, wart’s ab“, beruhigt ihn Edgar.

      Fritz packt mit beiden Händen den Griff der Mistgabel und zählt: „Eins – zwei – drei!“

      Mit einem Ruck öffnet er alle Schleusen. Aus vier Löchern gleichzeitig sickert das Blut auf Pauls gelben Overall, so viel Ketchup auf einmal ertränkt selbst die größte Portion Fritten.

      „Scheiße, Fritz, scheiße, scheiße, scheiße!“, blökt Edgar los und seine Tiefenentspannung ist jetzt doch ziemlich für die Tonne. Blutrot verfärben sich seine Hände, die an Pauls Brust gepresst sind. „Ich hab’s dir doch gesagt, Mann: Die Zaunpfahltheorie!“

      „Die … was?“, fragt Fritz verständnislos, legt die Mistgabel weg und kniet sich zu Paul und Edgar hin.

      „Na, aus meiner Serie! Der Pfahl im Bauch, den man besser drin lässt.

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