Der neue König von Mallorca. Jörg Mehrwald

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Der neue König von Mallorca - Jörg Mehrwald

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auf seinen Kopf beschränkte, winkte ab und verließ das Lokal. Als er ins Freie trat, beschäftigte ihn nur noch ein Gedanke: »Wo treibe ich einen Käufer für mein Lokal auf, der gleichzeitig blind, taub und gutgläubig ist, nichts riecht und bereit ist, gut zu zahlen, weil er die Kohle nachts zum Vergnügen in seinem Keller von einem Haufen auf den anderen schaufelt?«

      Solche Leute waren auch auf Mallorca dünn gesät und heiß begehrt.

      *

      Hugo Schnaller hatte seinen Schützling nicht aus den Augen verloren. Ernie folgte den SMS, die minütlich eintrafen und ihn ins »Lost Paradise« führten, ein modern designtes Hotel, das wohl hauptsächlich das Disco-Publikum anzog.

      Ernie betrat die grellbunt beleuchtete Hotellobby, und seine Blicke irrten zwischen den aufgebrezelten Blondinen herum, die sich für die Nacht fertig gemacht hatten.

      Gucci-Imitate, iPhones und Piercings schienen die Standardausrüstung für die spitzen Blondies zu sein.

      Plötzlich hielt jemand Ernie von hinten die Augen zu.

      »Rat mal, wer ich bin?«

      »Wärst du ich, hättest du jetzt deine Hände auf meiner Brust«, antwortete Ernie.

      Die Hände ließen ihn los.

      »Dann mach doch!«

      Ernie sah sich verdutzt um.

      »Na los!«

      Seine neue Bekanntschaft drehte sich provokativ um. Ernie fackelte nicht lange. Er griff zu.

      »Erkennst du mich?«, fragte sie.

      »Ja deutlich. Ich glaube, du bist Mopsi.«

      »Wie romantisch. Die anderen nennen mich immer Hupi.«

      »Lässt du dich von vielen Männern erkennen?«

      »Bist du verrückt? Natürlich nicht. Nur ab und zu mal, wenn wieder Verkehrskontrolle angesagt ist.«

      Ernie fasste sich ans Ohr, als würde ihm gerade etwas durchgesagt.

      »Ich höre gerade, dass auf deinem Zimmer eine Verkehrskontrolle angemeldet wurde.«

      »Mit Alkoholkontrolle?« Ernie schaute sie ratlos an.

      »Ja, wahrscheinlich.«

      »Dachte ich mir’s doch. Ohne Blasen geht’s nicht.« Bei Ernie klickte es im Gehirn.

      »Nein, auf keinen Fall. Das muss vorsichtshalber am Anfang geklärt werden.«

      Sie zog Ernie in Richtung Fahrstuhl.

      *

      Inzwischen preschte Hugo Schnaller mit offenem Hemd in die Lobby.

      »Wo ist dieser kleine geile Bastard?«, fragte er sich etwas zu laut und bemerkte die irritierten Blicke einiger Teenies.

      »Was ist los? Ich meine nicht euch Luschen.«

      An der Lobbybar hing eine Traube als Blue Men Kostümierter, die dabei war, den Inhalt ihres Kopfes in dieselbe Farbe zu trinken.

      Nach ein paar Minuten sinnlosen Suchens wedelte Hugo mit einem 20 Euro-Schein vor dem Gesicht eines Jünglings herum, der ihn die ganze Zeit seelenruhig beobachtet hatte.

      »Das Scheinchen, wenn du mir sagst, wo ein Mädchen mit Zöpfen und ein Junge, der hier reinspaziert ist, hin sind.«

      »Die mit den Mordsmöpsen?«

      »Ja, genau die, mein Junge. Wohin?«

      »Zweiter Stock. Zimmer 36.«

      Hugo gab ihm den Schein. Riss ihn dem Jungen aber gleich wieder aus den Händen.

      »Nicht so eilig. Woher weißt du das so genau?«

      »Ich bin Spanner.«

      Hugo schaute ihn angewidert an.

      »In dem Alter schon? Mein Gott, grauenhaft.«

      »Geht so.«

      »Hier hast du dein Geld.« Hugo gab ihm den Schein.

      »Andererseits kannst du noch eine große Karriere vor dir haben. Aber wechsle die Branche. Werde Detektiv.«

      »Nö, Verräter bringt mehr.«

      Hugo dachte sich: »Verdammt, ist der clever. Wer will schon als Verräter Karriere machen. Echte Marktlücke.«

      Dann fragte er interessiert: Gibt’s denn hier so viel zu verraten?«

      »Man fängt klein an. Mehr verrate ich nicht, das kostet.« Hugo zückte noch einen Zwanziger.

      »Hör mal, ehe du irgendwann neben der Bundeskanzlerin stehst und ich mich ärgere: Ich nehm dich unter Vertrag. Ich bin Agent, und ich baue ich auf.«

      »Haben Sie Erfahrung im Verrat?«

      »Junge, ich habe schon Leute verraten, die haben Geschichte geschrieben. Schlagergeschichte.«

      »Okay, Promierfahrung ist gut. Wir kommen ins Geschäft. Ich bin Sascha, 16 Jahre alt.«

      Hugo drückte ihm die Hand.

      »Da du jetzt bei mir unter Vertrag stehst, kannst du gleich mal anfangen. Ich möchte, dass du mir jeden Tag etwas über diese Zopfschnepfe verrätst.«

      Der hagere Sascha nickte.

      »Wie lange bis du noch hier?«

      »Eine Woche. Mein Bruder ist ständig mit anderen Freundinnen unterwegs. Der ist froh, wenn ich mein Ding für mich mache. Ich trinke übrigens nicht.«

      Hugo hätte vor Entzücken einen Veitstanz aufführen können.

      »Ich wünschte, dieser dusslige Ernie hätte auch nur einen Hauch deiner Intelligenz. Du bist ein Riesentalent, ich erkenne so was. Und nenn dich nie wieder Spanner, du bist ab sofort ein Scout. Klingt geiler, immer ans Marketing denken!« Sascha nickte erneut.

      »Gut, ich muss jetzt ins Zimmer 36.«

      »An der Schlüsselbar hängen die Ersatzschlüssel unter dem Tresen. Einfach reingehen, wegnehmen, wenn die Bedienung gerade ans Telefon muss.«

      Hugo grinste, überreichte noch einen Zwanziger und schnappte sich wie empfohlen den Schlüssel. Dann eilte er zu Zimmer 36.

      In selbigen trieb Ernie es inzwischen wie ein Weltmeister, der einen Freistoß nach dem anderen versenkte. Vorsichtig schloss Hugo die Tür auf und tappte in das Zimmer. Doch Ernie und seine neue Freundin ließen sich nicht stören.

      Hugo schaute zunächst entspannt, dann zunehmend begeistert zu.

      »Wenn der Kerl dabei singen könnte, würde ich ihn in die höchsten Kreise

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