Laszive Landhausriten. Thomas Neumeier

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Laszive Landhausriten - Thomas Neumeier

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er es sich nur ein, doch hier schien er ihm bedeutend intensiver als an seinem Beobachtungsposten. Das war gewissermaßen die Krönung der eindrucksvollen Aura, die von dieser Stätte ausging.

      Der kantige Torwächter, ein dunkelhaariger Hüne im schwarzen Maßanzug, erwartete ihn mit vornehm auf Hüfthöhe überschlagenen Händen.

      »Guten Abend, mein Herr«, sprach eine gebirgsbachklare Stimme. »Was kann ich für Sie tun? Haben Sie sich möglicherweise verfahren?«

      Leo biss sich fahrig auf die Lippen und tat sein Bestes, dem stechenden Blick des Kerls standzuhalten. Nun würde sich herausstellen, ob er die Sache mit dem Losungsspruch richtig kapiert hatte. Er schützte größtmögliche Selbstsicherheit vor, als er verkündete: »Pan spielt mir ein Frühlingslied am Friedhofstor.«

      »Seien Sie willkommen«, entgegnete der Torwächter mit einem grußvollen Nicken und entfernte sich, um den Öffnungsmechanismus auszulösen.

      Leo triumphierte stumm, als er zum Wagen zurückkehrte. Kaum hatte er wieder hinter seinem Lenkrad Platz genommen, schob sich das Tor zur Seite und ebnete ihm damit den Weg zu Sandras Geheimnissen.

      Doch um welche Geheimnisse ging es hier überhaupt? Führte Sandra eine Art Doppelleben? Von dem Gespräch mit den beiden Polizisten angestachelt, malte sich Leo die krude Theorie aus, dies wäre intimer Treffpunkt von Mördern, die hier im Kreise Gleichgesinnter ihre grausigen Verbrechen diskutierten.

      An der Rückseite des Gebäudes, schon nahe am eisernen Außenzaun, fand Leo einen freien Parkplatz. Als er ausstieg, fiel ihm zu allererst die inzwischen geräumte Terrasse auf. Wo zuvor noch eine muntere Stehparty im Gange gewesen war, hielten sich nun nur noch vereinzelte Personen auf. Leos Blick glitt die Hausfassade zu den Balkonen empor. Vom Hoflicht unberührt lagen sie im Nachtschatten, doch Leo war sich sicher, ein paar Gestalten auszumachen.

      Mit einem mulmigen Gefühl und der Sporttasche in der Hand hielt er auf die Tür unterhalb der Terrasse zu. Tatsächlich gab es keinen Klingelknopf. Er hatte jedoch auch niemanden Anklopfen gesehen, als er vor Kurzem noch jenseits des Zauns auf der Lauer gelegen hatte. Was also war der Trick? Wodurch verschaffte man sich Einlass? Gab es irgendwo eine versteckte Sprechanlage, in die man noch einmal diesen obskuren Losungssatz sprechen musste? Leo hielt still und übte sich in Geduld. Eine unbedachte Handlung würde ihn womöglich verraten. Die Leute auf den Balkonen hatten bestimmt ein Auge auf ihn.

      Seine Geduld wurde belohnt, als sich die Tür ohne irgendwelches Zutun öffnete und die nackte Frau mit der gefiederten Maske vor ihm stand. Er konnte nicht anders als den Blick zu senken und ihren wohlgeformten Körper umfänglich in Augenschein zu nehmen.

      »Guten Abend, mein Herr«, sprach das unbekannte Wesen und holte Leos Augen damit zu ihrer ausdruckslosen Maske zurück. Ihre Stimme klang aufgrund des Plastikwiderstands vor dem Mund merkwürdig dumpf. »Bitte treten Sie ein.«

      Die schöne Fremde trat zur Seite und bat den Eindringling herein. Leo entsprach der Geste. Grußworte wollten ihm nicht über die Lippen kommen.

      »Ich habe Sie noch nie hier gesehen«, verlautete die Maskierte unaufgeregt. »Ist dies Ihr erster Besuch, mein Herr?«

      Leo sah keinen Sinn darin, das zu leugnen.

      »Ja, mein erster Besuch«, krächzte er heiser.

      Er räusperte sich.

      »Bitte folgen Sie mir«, lud die Gastgeberin ein - eine Aufforderung, der Leo nur zu gerne nachkam. Ihr zierlicher Hintern bot einen herrlichen Anblick. Erst recht, als sie dem Gangverlauf folgend ein paar Stufen hinaufstieg. Ihre langen kastanienfarbenen Haare schwangen im gleichmäßigen Takt ihrer Schritte hin und her.

      »Am besten, Sie ziehen sich unverzüglich um«, riet sie ihm. »Sie kommen sehr spät, es beginnt schon in wenigen Minuten.«

      Leo sah sich genötigt, etwas zu erwidern.

      »Die Polizei hat mich leider ein wenig aufgehalten.«

      Die nackte Schönheit verlangsamte ihren Schritt und drehte gemessen den Kopf zu ihm um.

      »Was Sie nicht sagen«, merkte sie an, wobei Leo ihre scharfen Augen spürte, die ihn durch zwei schmale Schlitze in der Maske musterten.

      Er fühlte sich ertappt. Hatte er mit diesem unüberlegten Ausspruch alles verdorben?

      »Sind Sie über die Abläufe im Bilde?«, fuhr die Schöne fort.

      »Aber ja, das bin ich«, log Leo bemüht, überzeugend aufzutreten. »Voll und ganz.«

      Die Gefiederte setzte daraufhin den Aufstieg fort und geleitete ihn durch einen langen, schmalen Korridor in eine mit dunklem Holz getäfelte Empfangshalle, von der aus etliche Zimmer einsehbar waren. In jedem befanden sich Menschen, die sich augenscheinlich ihrer Kleider entledigten. Von der Beschaffenheit der Räumlichkeiten nahm Leo nur Bruchstücke auf.

      »Ich wünsche viel Vergnügen«, sprach die Maskierte und zog sich mit einer untertänigen Verbeugung in den Korridor zurück.

      Überfordert versuchte Leo, sich einen Überblick zu verschaffen. Was ging hier vor? Leise Harfenmusik untermalte die Kulisse und ein dominanter Duft von Jasmin, durchsetzt von Parfüms und Rasierwasser, schwebte umher. Aus den offenen Zimmern vernahm er Gesprächsfragmente und vereinzeltes Gelächter. Die eindrucksvollste Tür war verschlossen. Sie war bogenförmig und ihr Stock wurde zuoberst von einer Büste in Form eines grimmigen Eberkopfes gekrönt. Leo hatte keinen Zweifel, dass dies die unbenutzte Frontpforte war. Hoch über ihm hing ein kristallener Kronleuchter an der Decke. Eine mächtige Treppe führte zu einer Galerie ein Stockwerk höher. Dies aber schien nicht der ihm auferlegte Weg zu sein. Als aus einem der Zimmer eine Gruppe von Gestalten in grauen Mönchsroben hervorkam, wusste Leo, was er zu tun hatte.

      In einem gemütlichen Wohnraum, in dem neben einem edel designten Billardtisch und ein paar Schachtischen diverse Sessel und Sofas aufwarteten, stellte Leo seine Sporttasche ab und fing an, sich auszuziehen. Er tat es in aller Gemächlichkeit und analysierte dabei schweigend die anderen Leute im Raum, die überwiegend dasselbe taten. In den meisten Gesichtern, jung wie alt, loderte ein Ausdruck freudiger Erwartung. Sandra war definitiv nicht zugegen. An seiner Gegenwart hatte sich bislang niemand gestört.

      Die Leute zogen sich hier in der Tat komplett aus und warfen sich anschließend die obligatorische Robe über. Leo öffnete seine Sporttasche, nahm sein Exemplar heraus und schob die Tasche anschließend unter einen der Schachtische. Seine zusammengefalteten Klamotten legte er daneben, so wie es auch die anderen Gäste machten.

      In weiser Voraussicht hatte Leo auch an bequeme Sandaletten gedacht. Dass solche hier üblich waren, hatte er aus seiner Beobachtungsaktion vor fünf Wochen zwar nicht erschließen können, doch hatte er damals welche in Sandras Sporttasche entdeckt. Es war ihm gelungen, heimlich einen Blick hineinzuwerfen, kurz bevor sie aufgebrochen war. Sandaletten und eine graue Faschingsrobe - eine eigentümliche Kombination.

      Nachdem er in seiner Robe steckte, zog Leo sich die zugehörige Kapuze in die Stirn und wartete ab. Nun würde ihn Sandra auch dann nicht erkennen, wenn sie wenige Meter an ihm vorbeispazierte. Da er nicht wusste, was weiter zu geschehen hatte, gedachte er, sich einer der nächsten Personen oder Grüppchen anzuschließen, die den Raum verließen. Viele waren nicht mehr übrig.

      Die Harfenklänge kamen vom oberen Stockwerk, wie Leo in der Eingangshalle bemerkte. Er riskierte einen Blick nach oben zur Galerie. Unbekleidete Frauen mit unterschiedlich verzierten Gesichtsmasken lehnten

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