Heilsame Reden und Lehren. Gregor der Erleuchter
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Читать онлайн книгу Heilsame Reden und Lehren - Gregor der Erleuchter страница 10
Geschöpfe Gottes sind auch die Gestirne, die Sonne und der Mond und alle Sterne, welche durch ihren Wechsel ihren Dienst zeigen nach der Bestimmung der anderen Geschöpfe. Und sie offenbaren es uns, daß sie Geschöpfe sind durch Nützen und Schaden, durch die Wärme des Sommers und durch die Kälte des Winters, durch den im Einzelnen aufgeführten Nutzen und Schaden, wie es leicht verständlich ist. Denn wie die Menschen nicht in der Beobachtung der Gebote Gottes blieben und nach dem Befehle des Ernährers des Nützlichen sich erfreuten, sondern eitel wurden, ebenso wurden auch die ernährenden Geschöpfe verändert von nützlichen in schädliche. Wie der Winter nicht allein erfrischt, sondern auch tödtet, und der Sommer nicht allein erwärmt, sondern auch austrocknet; das Feuer erwärmt nicht bloß und erfüllt die Bedürfnisse, sondern brennt auch und verzehrt, und das Wasser tränkt nicht allein die Erde, sondern überschwemmt sie auch und verursacht Schaden. Ebenso auch alle Stoffe, wie Oel und Honig und Wein und alle anderen auf dieselbe Weise. Und in welchem Maße Nutzen ist in den Stoffen, in demselben Maße sind auch Gefahren und Tod, damit der Mensch den schamlosen und verwegenen Willen des Geizes einschränke und das Gewähren des freien Willens, und damit er die Gottlosigkeit und die vielfache Schlechtigkeit vermeide; denn dieses ist der weite Weg, welcher in das Verderben führt. Aber eng und schmal ist der Weg, nämlich der Weg der Liebe und der Gesetze der Gerechtigkeit, welcher den Wanderer geleitet zur Pforte des Lebens und der Erlösung.
9.
So also sollen wir durch das Sichtbare und das Unsichtbare in Furcht Gottes die Seele zur Mäßigkeit bändigen und den Widerstand und die Unbescheidenheit des freien Willens ablenken vom Bösen und zum Guten bewegen und aneifern den Gesetzen gemäß. Erwägen sollen wir und denken, sagen und thun, was nach dem Willen Gottes beschlossen ist durch das wahre Zeuguiß der heiligen Schriften. Wir sollen nicht auf viele Forschungen verfallen, welche vom wahren Glauben abwendig machen. Denn die wahre Wissenschaft der Verständigen erfüllt immerfort mit belebendem Nutzen und verharrt unerschütterlich bestärkt in der Beobachtung des Gebotes in der geistigen Lehre. Aber sie erschüttert auch alle Starken, welche sich stolz erheben über die Wissenschaft Gottes, und führt sie zur Uebereinstimmung mit dem Glauben.
10.
Denn so lange der Mensch gehorchte den Geboten Gottes gehorchten auch die wilden giftigen Thiere dem Menschen wie einem Herrn und König. Wie dem Daniel, welcher im Gebote stand, und wie den drei Jünglingen im Feuerofen, und wie das Meer dem Petrus; auch allen Heiligen waren die Geschöpfe unterworfen von dem Willen Gottes. Denen aber, welche abfallen von dem Gebote Gottes, widersetzen sich auch alle Geschöpfe, die vernünftigen, und die unvernünftigen, und diese verkehren die ganze Erde mit den Pflanzen und Kräutern zum Verderben. „Er hat,“ heißt es, „die fruchtbare Erde salzig gemacht wegen der Lasterhaftigkeit der Bewohner.“34 Wie viel Mühe und Mittel wurden von den Heiligen angewendet, um die Menschen zur Rechtschaffenheit zu führen durch die Gesetze und das Evangelium Christi, so auch von den Menschen durch die Mittel der Gnade Gottes, um zum Gehorsam zu bringen die wilden Thiere und um die Thiere und die Vögel für die Bedürfnisse dienstbar zu machen und die Erde zu gebrauchen für die Bedürfnisse und um das Feuer und das Wasser und den Wind uns dienstbar zu machen, dazu hat die Weisheit Gottes Anleitung gegeben. Und die Vorsorge des Schöpfers bewegt unsichtbar zu unserem Gehorsam die wilden Thiere und die Vögel und die Schlangen und die Würmer, die im Meere und auf dem Lande sind. Denn wenn nicht die Furcht des Herrn darüber wäre, so würden sie alle uns ausrotten. Und wo sie immer uns schaden, so bewegen sie zur Furcht Gottes, auf daß wir uns erheben von der Trägheit und immer zum Leben der Tugend uns wenden. Denn auch die wilden Thiere sind nicht etwa von Natur aus böse geworden, wie sie es bezeugen durch ihre Zutraulichkeit gegen die Beschwörer, und der Löwe und der Leoparde und der Bär gehorchen den Menschen wie der Ochs und der Hund und alle anderen, welche unter das Joch gehen und schmeicheln und gegen die Fremden wüthen und den Unbekannten Tod und Wunden bereiten.
11.
Wie nun aus irgend einem Grunde die Wuth in das Gehirn fällt und die Heilmittel zurückweist und von der Vertraulichkeit zur Wuth35 sich abkehrt zum eigenen und zu Anderer Verderben, ebenso kommt auch beim Lernen der Irrthum in den Sinn des Verstandes und macht ihn rasend wie den Wüthenden, läßt ihn nicht mehr erkennen die Wahrheit durch ausgelassenes und ausschweifendes Leben, welches die Grenzen der Natur überschreitet, ohne je geheilt zu werden wie der Wüthende. Deßhalb ist viele Wachsamkeit erforderlich, und es ist nöthig, die Ohren zu bewahren und den Verstand vor solchem daraus erfolgenden Schaden und bei Tag und bei Nacht zu denken an die Gesetze des Herrn, welcher voll ist von Erlösung und Leben. Die verständigen und vernünftigen Menschen sollen durch die Gnade Gottes unbeweglich bleiben im Guten, in aufrichtigem Glauben und in makellosen Sitten; sie sollen sich vom Schlechten zum Guten wenden, um würdig zu werden der geistigen Gesundheit und unbefleckter Reinheit durch die Gnaden der wahren Liebe Gottes, um zu erlangen die Gnade des Apostolats, der Prophezie, des Lehramts, um der Gnade des Priesterthums mit übereinstimmendem Willen würdig zu werden, um zu erleuchten alle Gedanken des Verstandes mit dem Lichte der Wissenschaft und Weisheit, um mit würdigen, dankbaren Sitten zu gelangen in den Hafen des Lebens.
12.
Und durch den freien Willen hat der Mensch die Macht, zu bleiben in der Freundschaft der heiligen Liebe im Herrn oder im Ungehorsam gegen die geistigen Gesetze und vom Guten hinabzustürzen in die Abgründe des Schlechten und zu erben den Namen der Verwerflichen und den ungerechten und schlechten und unreinen Namen der Gottlosigkeit und Lasterhaftigkeit. Ebenso vermögen auch die körperlosen Heerschaaren durch den freien Willen im Befehle des Schöpfers zu stehen oder dem Herrn entgegenzutreten wie es verständlich ist von den Engeln, immer zu verharren in der Liebe Gottes in unaufhörlichem Rühmen ihres Schöpfers. Aber die Abgefallenen von ihnen hat er wirklich zu Satanen gemacht, und die Heerschaaren, welche mit ihnen waren, werden unreine und böse Geister genannt. So also haben sie nach dem Namen die Beschaffenheit der Naturen des Guten und Bösen, uns zu offenbaren das Gute und das Schlechte. Eines Jeden Werth und Werthlosigkeit erkennend, laßt uns folgen dem Guten und hassen das Böse, auf daß wir hören die selige Stimme, welche sagt: Wohlan! du guter und getreuer Knecht! weil du in Wenigem getreu gewesen bist, so will ich dich über Vieles setzen: gehe ein in die Freude deines Herrn.36
13.
Und Diejenigen, welche krank sind und wahrhaft Buße thun, werden gelangen zur Seligkeit in Christus Jesus. Denn nicht ist es nöthig für die Kranken, die Heilmittel der Gerechten zu besitzen, und die Schwachen mit den Starken und die Sünder mit den Sündlosen gleich zu machen, sondern Jeder bleibe in seiner Lehrordnung, der Eine zu lehren und der Andere zu lernen. Denn durch diese Gnade, durch die Gebote hat er Alle gerufen in sein Reich, und durch Vorauswissen hat er auserwählt die Apostel zum Dienste der Religion durch die wahre Predigt des gemeinsamen Schöpfers und durch sie hat er Viele zum Erbe der Gotteserkenntniß gebracht. Deßhalb heißt er der Gütige und der König der Könige und der Herr der Herren, welcher allein die Sorge hat für die vertrauten, tugendhaften Diener in der Verfolgung und in der Ruhe, um Hilfe zu bezeigen den zu ihm sich Flüchtenden. Denn er ist ein gerechter Richter über die Ungerechten und ein Arzt für die Kranken, welche leiden an verschiedenen Leiden und Schmerzen, wenn sie zurückkehren zur Buße durch das Bekenntniß. Aber auch die geistigen Mittel stehen zur Verfügung bereit, die Ermahnung der Tugend in den heiligen Schriften und die Verheißungen der Verzeihung und der zukünftigen Seligkeit für Die, welche sie wollen. Denn gleichwie die Wolke bald mit Hagel und Blitz sich bewegt, bald mit angenehmem Regen, ebenso bewegt sich der Befehl des Herrn über die Unwürdigen mit Zorn und für die Würdigen mit Milde nach dem gerechten Gerichte.
14.
Gott