Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021 - A. F. Morland страница 14
Die Kellerfenster waren vergittert. Vor den Terrassentüren waren die hölzernen Fensterläden geschlossen. Aber bei einem Fenster war der Fensterladen nicht ganz herabgelassen. Sofort machte sich Kalescu an die Arbeit. Er brauchte nur wenige Minuten, dann hatte er den Rollladen hochgedrückt. Anschließend schlug er die Scheibe ein. Klirrend fielen die Scherben nach innen. Durch die entstandene Öffnung kroch der Truck-Driver ins Haus. Er versuchte, sich schnellstens zu orientieren. Sein Herz hämmerte aufgeregt gegen die Rippen. Fingerdick glänzte der Schweiß auf seiner Stirn.
Er brauchte Hilfe.
Aber würde diese Hilfe nicht zu spät kommen?
War der Killer nicht bereits zu nahe?
Kalescu eilte durch den Flur. Rechts ging es zur Eingangstür. Er vernahm draußen Schritte, und das Herz blieb ihm vor Schreck beinahe stehen. So nahe war der Gangster ihm schon!
Die Schritte näherten sich der Tür. Jozef Kalescu presste sich an die Wand. Er wagte nicht zu atmen. Der Killer erreichte die Tür. Gleich darauf bewegte sich die Klinke.
Kalescu schluckte schwer. Was würde der Gangster nun tun? Würde er das Schloss einfach aufschießen? Die Schritte entfernten sich.
Der Killer lief vorne um das Haus herum. Kalescu riss eine Tür auf. Automatisch flammte Licht auf. Vor dem Truck-Driver lag ein begehbarer Schrank. Kalescu machte kehrt.
Er öffnete eine andere Tür und gelangte in ein großes Arbeitszimmer. An den Wänden standen Bücherregale. Es gab ein chintzbezogenes Sofa, eine Leseecke, einen Schreibtisch, einen Relaxing-Stuhl, und ein Telefon auf dem Schreibtisch.
Kalescu stürzte sich auf den Apparat. Er riss den Hörer von der Gabel und wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel vom Gesicht. Polizeinotruf. Wie war doch gleich die Nummer?
Jozef Kalescu tippte die erste Zahl. Sein zitternder Finger erwischte die falsche Taste. Der Truck-Driver war so aufgeregt, wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Er schlug nervös auf die Gabel, fing noch einmal zu wählen an. Ein knirschendes Geräusch ließ ihn herumfahren. Er starrte zur offenen Arbeitszimmertür.
Noch war niemand zu sehen, aber es näherte sich jemand. Kalescu hatte das Gefühl, der Telefonhörer wäre auf einmal zentnerschwer.
Sekunden vertickten. Eine Zeit, in der Jozef Kalescu nicht imstande war, etwas zu tun. Und dann war für ihn alles zu spät. Charles Marcuse tauchte auf. Der Killer hatte sein Opfer gefunden.
Durch die Sehschlitze der Greisenmaske blitzten seine Augen. Grausam, mitleidlos. Jozef Kalescu ließ den Hörer fallen. Er schüttelte mit verzweifelter Miene den Kopf.
„Nein! Nein!“, stöhnte er. „Ich bitte Sie, tun Sie es nicht ...“
Marcuse hob langsam den Lauf der Maschinenpistole. Die Mündung wies Augenblicke später auf Jozef Kalescus Brust, in der sein Herz wild hämmerte. Wie lange noch?
„Warum?“, jammerte Kalescu. „Warum wollen Sie mich töten?“
„Du hast mich angegriffen!“
„Es ... es tut mir leid ... Wirklich ...“
Marcuse lachte schnarrend. „Ach, wirklich?“
„Ja, es tut mir unendlich leid.“
„Okay. Dann tut es mir auch leid, dich zu killen. Aber ich tu’s trotz dem.“ Marcuse zog den Stecher seiner Waffe durch. Die MPi fing zu rattern an. Feuerzungen leckten aus dem Lauf.
Zahlreiche Kugeln trafen den Truck-Driver. Der Mann wurde von den Geschossen gegen die Wand geworfen.
Er riss Augen und Mund weit auf, als könne er nicht fassen, dass dies wirklich sein Ende war. Seine Arme flogen hoch, die Handrücken klatschten gegen die Tapete. Er sackte langsam nach unten.
17
Drei weitere Tage vergingen. Bount Reiniger hielt während dieser Zeit Augen und Ohren offen. Er hörte sich in Fahrerkreisen um. Er sprach mit Männern, die ihm nicht ganz astrein zu sein schienen, ließ durch blicken, dass er für jeden Job zu haben sei. Doch alle seine Bemühungen, mit den Truck-Hyänen Kontakt aufzunehmen, scheiterten vorläufig.
Von Jozef Kalescus Tod wusste jeder Truck-Driver. Viele Fahrer waren der Ansicht, dass die Gangster einen härteren Kurs eingeschlagen hatten. Das beunruhigte sie.
Den Verbrechern genügte es offensichtlich nicht mehr, einen Truck-Driver nur bewusstlos zu schlagen. Sie töteten ihn. Jeder stellte sich die bange Frage, wen es als Nächstes erwischen würde.
Drei Tage harte Arbeit brachten nichts ein. Bount Reiniger war sauer. Gab es denn keine andere Möglichkeit, an die Bande heranzukommen?
Am Abend des dritten Tages kehrte Bount Reiniger von einer Tour nach New Haven zurück. Er lieferte seinen Truck bei Tennessee Brooks mitsamt den Papieren ab. Brooks saß in seinem kleinen Büro in der Truck-Halle.
„Ah, Sheridan. Wie war die Fahrt?“
„Bestens.“
„Keine Probleme?“
„Ich wurde nicht überfallen“, erwiderte Bount grinsend.
Tennessee Brooks zuckte zusammen. Seine Miene nahm einen ärgerlichen Ausdruck an. „Mann, mit so etwas scherzt man nicht. Das ist viel zu ernst. Jeder von euch Truck-Drivern sollte dem Himmel täglich dafür danken, von diesen Banditen verschont geblieben zu sein.“
„Die sahnen ganz schön ab.“
Brooks hob den Kopf und blickte Bount prüfend an. „Das hört sich so an, als würdest du’s ihnen neiden.“ Längst war er zum Du übergegangen, denn er duzte alle Fahrer, während sie ihn siezen mussten. Er wollte damit wohl herausstreichen, dass er eine Etage höher stand als sie.
Bount zuckte mit den Schultern. „Ich beneide die Gangster zwar nicht, aber ich hätte auch gern mehr Geld.“
„Das hört man gern. Du hast eben erst die Nase bei uns hereingesteckt, und schon bist du unzufrieden. Junge, Junge, ich fürchte, du wirst dich nicht lange bei uns halten, wenn du diese Einstellung beibehältst.“
„Hätte nicht jeder gern mehr Geld, als er tatsächlich hat?“
„Ich nicht. Ich bin zufrieden.“
„Dann sind Sie eine große Ausnahme“, sagte Bount. „Brauchen Sie mich noch?“
„Nein, du kannst gehen.“
„Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Abend.“
„Merk dir eines, Sheridan: Es kommt nicht so sehr darauf an, wie viel Geld man besitzt, sondern wie man es sich verdient hat. In diesem Punkt spielt das Gewissen eine nicht unbedeutende Rolle.“
„Ich