Homöopathie. Warum und wie sie wirkt. Sven Sommer G.

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Homöopathie. Warum und wie sie wirkt - Sven Sommer G.

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anhand von 110 Studien, sondern von nur acht beschwor der Lancet das Ende der Homöopathie herauf.

      Eine vergleichbare Studie zeigt: Schulmedizin wirkt auch nicht!

      Vielleicht war es den Redakteuren des Lancet vorenthalten worden, aber die Uni Bern hatte natürlich ebenso eine Metaanalyse für die Therapierichtung Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) erstellt. Hier zeigten die neun großen Phytotherapie-Studien übrigens eine deutlich bessere Wirkung als die Placebos. Doch nur zwei der insgesamt 89 schulmedizinischen Vergleichsstudien wurden, so der PEK-Schlussbericht, als methodisch hochwertig kategorisiert – und in diesen war der Effekt zufälligerweise nicht signifikant höher als ein Placebo. Würde man hier dieselben Maßstäbe des Lancet anlegen, könnte dies nur eines bedeuten: das Ende der konventionellen Medizin! Da nach dieser Metaanalyse die Schulmedizin nicht besser wirkt als Placebo-Medizin, wäre es folgerichtig, die Gelder für die schulmedizinische Forschung zu stoppen! Und Ärzte müssen ihren Patienten klar und deutlich sagen: Alles schulmedizinische Tun ist nur trügerische Scheinbehandlung! Da wird die Beschränktheit der Vorgehensweise nur allzu offensichtlich!

      Der Kommentar im Schweizer Schlussbericht: Die Metaanalyse sei problematisch

      Im Vergleich zum Editorial des Lancet war der Kommentar im PEK-Schlussbericht einer wissenschaftlichen Arbeit schon eher angemessen und sah die Metaanalysen zwar als technisch hochwertig, im Bezug auf die Frage der Wirksamkeit jedoch als problematisch an, denn »… Grundvoraussetzung für eine eindeutige Interpretierbarkeit der Ergebnisse solcher Analysen ist, dass alle Studien eigentlich den gleichen Effekt messen. In den vorliegenden Analysen wurden jedoch Studien zu den verschiedensten Interventionen bei verschiedenen Erkrankungen zusammengeworfen. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass alle Interventionen bei allen Erkrankungen gleich große Effekte [= Wirkung] haben. Vielmehr ist es unzweifelhaft, dass die Größe von Behandlungseffekten erheblich variiert. Was als klinisch relevanter Behandlungseffekt definiert wird, hängt außerdem grundsätzlich (unabhängig vom zu erwartenden Effekt der Intervention) von Erkrankung und Zielkriterium ab. All dies hat Auswirkungen auf die Größe bzw. Präzision von Studien: Erwartet man einen großen Effekt, kann die Studie deutlich kleiner sein, erwartet man dagegen einen kleinen Effekt, wird eine große, präzise Studie benötigt ... Werden nun Gruppen von Studien zusammengeworfen, die unterschiedlich große ›wahre‹ Effekte messen, wird ein asymmetrischer funnel plot [= hoher Heterogenitätsindex] entstehen, auch wenn kein small study bias besteht.«2

      Will man also eine aussagekräftige Antwort erhalten, kann man nicht so einfach Studien über die unterschiedlichsten Beschwerden in einen Topf werfen. In den Analysen der Berner Universität sei es zudem nicht möglich gewesen, zu unterscheiden, ob nun ein hoher Heterogenitätsindex durch small study bias oder durch wahre Unterschiede in den Effektgrößen verursacht wurde.

      »Im Falle der Homöopathie kann man argumentieren, dass die Plausibilität einer Wirkung homöopathischer Potenzen so gering ist, dass man alle homöopathischen Interventionen als Placebo interpretiert, ihr ›wahrer‹ Effekt im Vergleich zu Placebo also gleich Null ist.«2

      Dies war ja übrigens auch die Annahme von A. Shang und seinem Team, die schon von vornherein davon ausgegangen waren, dass die Wirkungen der Homöopathie nur unspezifische Placebo- oder Kontexteffekte seien. Sollte diese Annahme aber zutreffen, dann sei die gesamte Heterogenität durch »small study bias« verursacht. Zu einem gewissen Grade wäre es in so einem Fall angemessen, so der Schlussbericht, alle Studien zusammenzuwerfen. Würde man aber alle 110 Homöopathiestudien in der Metaanalyse poolen, wäre die Wirksamkeit der Homöopathie eindeutig bewiesen!

      Die PEK-Bewertung

      »Bei bestimmten Indikationsgebieten hat die Schulmedizin gar keine Alternative zur Homöopathie oder nur Medikamente mit beträchtlich höherem Risikopotenzial.«2

      Der Schweizer Ausschuss fasste die Ergebnisse zur Homöopathie wie folgt zusammen:

      • Bei den Bewertungsberichten wurde die Homöopathie als »eingeschränkt wirksam«, in der Metaanalyse als »eingeschränkt nicht wirksam« bewertet.

      • Beim Bewertungskriterium Sicherheit attestierte der Ausschuss der Homöopathie, dass das »klinische Schädlichkeitspotenzial« in der Hand ausgebildeter Fachkräfte zu vernachlässigen sei.

      • Die Nachfrage für Homöopathie sei groß, die Zufriedenheit der Patienten uneingeschränkt belegt.

      • Beim letzten und für die Schweizer wahrscheinlich wichtigsten Punkt, der Wirtschaftlichkeit und den Kosten, kam der Ausschuss zu einem »eingeschränkt positiven« Ergebnis. Die direkten Kosten bei der homöopathischen Behandlung lagen circa um ein Drittel niedriger als bei der schulmedizinischen, doch seien die Patienten, die zum Homöopathen gingen, im Allgemeinen jünger und gesünder als der Durchschnittspatient beim Schulmediziner. Trotz einer nachträglichen Abwertung schloss die Homöopathie aber immer noch leicht kostengünstiger ab als die Schulmedizin. Zwar seien die Konsultationskosten höher, doch die Kosten von Diagnostik und vor allem von Medikamenten seien demgegenüber wesentlich niedriger.

      Vernachlässigt vom PEK wurden aber die Steuervergünstigungen und staatlichen Forschungsgelder der pharmazeutischen Industrie in der Schweiz, die in die Diagnostik- und Medikamentenkosten der schulmedizinischen Behandlung mit hineingerechnet werden müssten. Somit dürften unter dem Strich die homöopathischen Behandlungen deutlich günstiger ausfallen als die schulmedizinischen. Würden zudem die Kosten für iatrogene Erkrankungen mit einfließen, also die Kosten, die durch ärztliche Kunstfehler und vor allem durch Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten auftreten, dann dürfte die Kosten-Nutzen-Analyse eindeutig zugunsten der Homöopathie ausfallen. Eine erste solche Untersuchung aus den USA konnte beispielsweise 2001 zeigen, dass dort über 250.000 Menschen jährlich an iatrogenen Erkrankungen starben, was somit bei den Amerikanern die dritthöchste Todesursache nach Krebs und Kreislauferkrankungen darstellte.3 Eine aktuelle Studie zeigt noch bedenklichere Zahlen (siehe →hier). Die Toten sind dabei nur die Spitze eines morbiden Eisbergs. Nebenwirkungen von schulmedizinischen Medikamenten dürften mit großer Wahrscheinlichkeit zu extrem hohen Folgekosten führen. Der Schlussbericht der Schweizer kam zu folgendem Ergebnis: »Die insgesamt befürchtete Kostenzunahme in der Grundversicherung während der PEK-Laufzeit durch die Kosten für die KM [Komplementärmedizin] ist nicht eingetreten.«2

      Die vollständige Schlussbewertung der Homöopathie

      »Aus konventioneller, naturwissenschaftlicher Sicht gibt es für die Homöopathie keinen plausiblen Wirkmechanismus. Dennoch gilt das Fehlen von Plausibilität nicht als Beweis für die Unwirksamkeit und stellt kein zwingendes Kriterium innerhalb einer EBM [Evidence based medicine = Medizin, die auf einem Wirksamkeitsnachweis mittels klinischer Studien beruht] dar. Die in der Literatur analysierte Wirksamkeit führt in der Metaanalyse der placebokontrollierten Studien zu einem negativen und unter Einbezug des anderen Erkenntnismaterials im Rahmen des Bewertungsberichtes zu einem positiven Ergebnis[!]. Die Nachfrage für die Homöopathie ist in der Schweiz verhältnismäßig hoch. Das klinische Schädigungspotenzial der besonderen Arzneimitteltherapie ist in der Hand ärztlicher Grundversorger zu vernachlässigen. Die Klientel ist breit, dennoch bilden Kinder mit ihren typischen Erkrankungen und Frauen mit psychischen Störungen, Schwangerschaft und postmenstruellen Beschwerden Schwerpunktanwendungen. Diesen Indikationsgebieten stehen im konventionellen Bereich oft gar keine Alternativen oder nur medikamentöse Behandlungen mit einem beträchtlich höheren Risikopotenzial als Homöopathika zur Verfügung.«2

      Politische Manöver von Lancet und Schweizer Bundesrat?

      Nachdem die Schweizer Studiendaten ergeben hatten, dass Homöopathie und Pflanzenheilkunde der Schulmedizin gegenüber in der Praxis mindestens gleichwertig, wenn nicht in bestimmten Bereichen gar überlegen sind, und selbst der Schlussbericht mit typischer schweizerischer Zurückhaltung »vorsichtig positiv« zugunsten der Komplementärmedizin

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