Meno-Balance. Mit gutem Gefühl durch die Wechseljahre. Petra Neumayer
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Nehmen Sie Hormone nie ohne Beratung ein auch wenn Sie sie ohne Rezept im Ausland (zum Beispiel übers Internet) erhalten würden. Zum einen können Wechselwirkungen zu anderen Medikamenten bestehen, zum anderen benötigen Sie zuerst Laborwerte, um zu bestimmen, ob tatsächlich ein Mangel besteht. Viele Frauen haben sich selbst um die Meno-Balance gebracht, weil sie aus Verzweiflung irgendwelche Hormone einnahmen, die dann das sensible Hormonnetzwerk noch mehr aus der Balance gebracht haben.
Östrogen
Es zählt mit Progesteron zu den wichtigsten Steroidhormonen. Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen wird vorwiegend in den Eierstöcken aus Testosteron gebildet. In geringen Mengen kann es auch in den Nebennieren und im Bauchfett produziert werden.
Östrogen reguliert den Zyklus, bereitet den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor, steuert die Libido und ist für die Ausprägung der weiblichen Geschlechtsmerkmale zuständig. In den Wechseljahren lässt die Hormonproduktion von Östrogen mit dem Einstellen der Tätigkeit in den Eierstöcken abrupt nach. Auch Männern kann es im mittleren Lebensalter an Östrogenen mangeln, aber die nachlassende Hormonproduktion geht viel langsamer vor sich als bei Frauen. Werden Frauen vor der Menopause die Eierstöcke entfernt, kann es zu einem plötzlichen Abfallen von Östrogenen kommen. Noch in den 70er-Jahren war es üblich, dass man Frauen bei einer Entfernung der Gebärmutter die Eierstöcke entnommen hatte, viele unserer Mütter sind davon betroffen.
Wegen seiner positiven Effekte auf den Hauttonus spricht man auch vom Jungbrunnenhormon.
Östrogene wirken auf verschiedene Organe und Gewebe und haben die vielfältigsten Aufgaben im Hormonkreislauf:
○ Sie regulieren die Feuchtigkeit aller Schleimhäute.
○ Sie können Hitzewallungen lindern.
○ Sie wirken sich günstig auf den Zuckerstoffwechsel aus.
○ Sie haben einen positiven Effekt auf die Blutfettwerte.
○ Sie sorgen durch Wassereinlagerung und die Bildung von bestimmten Eiweißen im Gewebe für eine glatte Haut.
○ Sie fördern die gesunde Darmfunktion.
○ Sie hemmen den Knochenabbau.
Unter Östrogenen versteht man ein Trio: Östradiol, Östron und Östriol. Östradiol, auch 17-Beta-Östradiol genannt, ist der wichtigste und wirksamste Vertreter des Östrogens. Östron weist nur ein Drittel der biologischen Potenz des Östradiols auf; besonders nach der Menopause wird es wichtig, da es einen gesunkenen Östradiolspiegel etwas kompensieren kann.
Östriol wirkt vorwiegend auf die Schleimhäute, daher wird es für die lokale Anwendung beispielsweise in Vaginalcremes, aber auch in Augentropfen gegen trockene Augen eingesetzt.
Pregnenolon
Es ist der Grundbaustein für alle Geschlechtshormone und entsteht als erstes Hormon aus dem Cholesterinbaustein – man spricht daher auch von der »Mutter aller Hormone«. In Bezug auf die gesamte Hormonfamilie werden alle weiteren Hormone aus Pregnenolon synthetisiert.
Die größte Menge an Pregnenolon wird in der Nebenniere produziert. Ab einem Alter von 30 Jahren fällt der Pregnenolonspiegel langsam ab. Ein Mangel kann sich in Energielosigkeit, verminderter Gedächtnisleistung und nachlassender Libido zeigen.
Progesteron
Es zählt mit Östrogen zu den wichtigsten Steroidhormonen, wird vom Gelbkörper hergestellt und daher auch Gelbkörperhormon genannt. Während der Schwangerschaft wird es in großen Mengen in der Plazenta produziert und ab der Menopause in sehr geringen Mengen weiterhin in den Nebennieren. Progesteron ist für die Einnistung der befruchteten Eizelle zuständig, schützt in der Zeit der Schwangerschaft auch vor der Entstehung von Erkrankungen und bereitet die Brustdrüsen auf die Milchbildung vor.
Progesteron ist der wichtigste Vertreter der Gelbkörperhormone. Es ermöglicht die Schwangerschaft und hält sie aufrecht.
Die weiteren Effekte des Progesterons sind weitaus vielfältiger als noch vor Jahren angenommen. Über die 300 Progesteronrezeptoren auf Zellen einzelner Organe beeinflusst Progesteron viele Stoffwechselvorgänge günstig und wirkt auf Knochen, Brust, Haut und Gefäße. Progesteron ist zudem Ausgangssubstanz für weitere Sexualhormone, die aus ihm gebildet werden – wie Östrogen und Testosteron und weitere Steroidhormone (→ »Hormonbaum«, Seite 34 f.).
Als Partnerhormon des Östrogens kann es Schutz vor östrogenabhängigen Tumoren bieten wie etwa bei Brustkrebs. Wegen seiner vielfältigen Eigenschaften wird bioidentisches Progesteron nicht nur bei Wechseljahresbeschwerden verabreicht, sondern heutzutage auch in der Therapie verschiedenster Erkrankungen.
Besteht ein manifester Progesteronmangel, kann es zu vielfältigen Beschwerden kommen. Führende Hormonexperten gehen aktuell davon aus, dass Wechseljahresbeschwerden durchschnittlich zu rund 90 Prozent durch das dem Östrogen fehlenden Partnerhormon Progesteron verursacht sind. Nur rund 10 Prozent schreiben sie einem Östrogenmangel zu. Besteht ein Progesteronmangel bereits bei zu frühzeitig einsetzenden Wechseljahren, ist dies eine mögliche Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit.
In Sachen Beauty hat Progesteron auch einiges zu bieten, sorgt es doch für straffes Bindegewebe und schützt vor Krampfadern und Falten. Wegen seiner beruhigenden und harmonisierenden Eigenschaften auf das Gehirn wird es auch oft als »Balsam für die Seele« bezeichnet.
Weitere Aufgaben von Progesteron:
○ Es senkt den Blutdruck bei Hypertonikern.
○ Es bietet einen Schutzfaktor vor Schlaganfall und Herzinfarkt.
○ Es stärkt die Gedächtnisleistung.
○ Es stimuliert die Knochenneubildung.
○ Es wirkt wie ein mildes Antidepressivum.
○ Es lindert Kopfschmerz und Migräne.
○ Es senkt den Insulinspiegel, kurbelt die Fettverbrennung an.
○ Es vermindert Brustspannen.
○ Es verhindert die Entstehung von Myomen und verschiedenen Krebsarten.
○ Es lindert Hitzewallungen.
○ Es steigert die Libido.
○ Es fördert den erholsamen Schlaf.
Progesteron oder Gestagen?
Auch bei Ärzten und Wissenschaftsjournalisten herrscht immer noch große Verwirrung im Sprachgebrauch der Wörter Progesteron und Gestagen: Progesteron ist ein körpereigenes Hormon, Gestagen hingegen ein im Chemielabor künstlich nachgebautes hormonähnliches Medikament, das in der Antibabypille und als Solist in der Minipille und auch bei der Hormon-Ersatz-Therapie (HET) verwendet wird – je nach Pharmahersteller in verschiedenen molekularen Abwandlungen. Da es sich bei Gestagen um kein körpereigenes – bioidentisches – Hormon handelt, das im Körper dann auch als Baustein zur Bildung von anderen Hormonen dienen könnte, weist es eine ganze Palette an Nebenwirkungen auf wie Neigung zu Bluthochdruck, Thrombosen, Stimmungsschwankungen u. v. m. Natürlich werden Sie sich an dieser Stelle die berechtigte Frage stellen, warum Pharmafirmen Progesteron dann überhaupt nachbauen und