Der Tote in der Hochzeitstorte. Thomas Brezina
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Читать онлайн книгу Der Tote in der Hochzeitstorte - Thomas Brezina страница 16
Dreimal hatte Dominik die E-Mail nach dem Schreiben durchgelesen und ein paar Tippfehler ausgebessert. Damit er es sich nicht mehr anders überlegte, drückte er auf »Senden«.
Mit einem Soundeffekt verschwand die Mail vom Bildschirm. Dominik klappte den Laptop zu und stand auf.
Durch das Fenster konnte er auf die Buden des Weihnachtsmarkts am Hof in Wien sehen. Der Eingang des Marktes und die Vorderfronten der Marktstände waren mit Lichtschlangen geschmückt und erleuchtet.
Irgendwie war es noch zu früh für Weihnachtsmärkte. Die Eröffnung lag zwei Tage zurück, wie der Concierge des Hotels erzählt hatte.
In der Mitte des Marktes stand eine hohe Tanne, geschmückt mit hunderten Lichtern, die in der Dunkelheit glitzerten.
Weihnachten.
In sechs Wochen war es so weit und es würde für Dominik ein Fest werden, wie er es noch nie erlebt hatte. Auf der einen Seite freute er sich darauf, auf der anderen Seite fühlte er sich unbehaglich, fast fremd. Wie in Schuhen, die erst eingegangen werden mussten.
Er holte seine Jacke aus dem Schrank, setzte eine Schirmkappe auf und nahm eine Brille mit dickem Rahmen vom Tisch. Dominik trug Kontaktlinsen und die Brille mit Fensterglas diente nur dazu, ihn nicht so leicht erkennbar zu machen.
Mit dem Lift fuhr er in die Lobby des Hotels und steuerte auf den Ausgang zu. Er hatte in ein paar Minuten eine Verabredung.
Hinter einer kleinen Theke kam ein Mann hervor und trat auf Dominik zu. Er sprach ihn auf Englisch an.
»Mister Latimer.«
Im ersten Moment reagierte Dominik nicht auf diesen Namen.
»Mister Latimer!«
Um Himmels willen. Das war der Name, unter dem Dominik die Suite im Hotel gebucht hatte.
Es war der Concierge, der ihn sprechen wollte. Er war ein bemühter, etwas übereifriger Mann in Dominiks Alter.
»Hello!« Dominik hob fragend die Augenbrauen.
»Es ist mir gelungen, die Karten für das Konzert im Wiener Musikverein für Sie zu besorgen. Das Konzert ist seit Wochen ausverkauft, aber ich habe gute Verbindungen zur Kasse und es sind ein paar Tickets zurückgegeben worden.«
»Großartig! Das ist eine schöne Überraschung.« Dominik redete Englisch mit kanadischem Akzent. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass er eigentlich Wiener und Deutsch seine Muttersprache war.
»Ich bekomme die Karten morgen früh und lasse sie dann auf Ihr Zimmer schicken«, schlug der Concierge vor.
»Vielen Dank.« Dominik machte eine Notiz im Kopf, dem Mann bei seiner Rückkehr ein Trinkgeld zuzustecken. Nun musste er los, denn er wurde auf dem Weihnachtsmarkt unter dem Christbaum erwartet.
Als er ins Freie trat, fielen ein paar nasse Schneeflocken vor seinem Gesicht zu Boden. Er fing eine mit der Zunge auf und schmunzelte. Als kleiner Junge hatte er das immer mit dem ersten Schnee gemacht.
Dominik schritt die breite Treppe hinunter. Auf einer kleinen Bühne beim Eingang des Weihnachtsmarktes standen vier Bläser und spielten Weihnachtslieder.
Weihnachten so nahe und ich lüge, was das Zeug hält, dachte Dominik. Das schlechte Gewissen plagte ihn sehr, aber bald würde er seinen Freunden alles erzählen können. Wie würden sie nur reagieren?
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