ROCK IM WALD - Ein Norbert-Roman. Andrea Reichart

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ROCK IM WALD - Ein Norbert-Roman - Andrea Reichart

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Ben warf ihm den Schlüssel zu.

      Mit einem Piepen sprang der Audi R8 ins Leben und der Motor lief bereits, als sich Ben schwer atmend auf den Beifahrersitz gleiten ließ. Wenige Augenblicke später flogen sie über die Landstraße.

      „Nun erzähl schon“, forderte er seinen Bruder auf.

      „Da gibt es nichts zu erzählen. Karolin behält die Hamburger Wohnung, ich behalte meine Hütte. Die Abfindung dafür, dass sie ohne weitere Ansprüche geht, war wie erwartet. Schmerzhaft. Aber Geld ist eben nicht alles. Ach so, ich bin natürlich aus der Kanzlei ihres Vaters raus. Zwei Partnerschaften an einem Tag beendet, kein schlechter Schnitt, oder?“

      „Ganz sicher nicht“, murmelte Ben. So, wie er Karolin einschätzte, hatte er eigentlich damit gerechnet, dass sie Wolf trotz gegenteiliger Absprache am Ende doch das nehmen würde, woran ihm am meisten lag: die Blockhütte im Wald. Sie hatte nie gerne einen Fuß hineingesetzt. Hatte immer die Nase gerümpft und gemeint, sie wäre doch keine Höhlenbewohnerin. Aber wenn sie ihn damit treffen konnte?

      Ben seufzte. Endlich war Wolf sie los. Sie hatte eh nie in die Familie gepasst, die feine Anwältin mit der scharfen Zunge und dem Modetick. Warum Wolf ausgerechnet sie vor zehn Jahren vor den Traualtar geführt hatte, war ihm immer ein Rätsel geblieben. Vermutlich lag es am Stress während des Jura-Studiums, der machte offenbar blind. Dass es Liebe gewesen war, die sein Bruder für Karolin empfand, hatte Ben immer bezweifelt.

      Er lächelte. Am liebsten hätte er Karolins neuem Liebhaber eine Karte geschickt und „Viel Spaß in der Hölle“ draufgeschrieben, aber dann wiederum hatte er dem Typ und seiner Nachlässigkeit zu verdanken, dass Wolf aufgewacht war. Ließ einfach seine Uhr auf Karolins Nachttisch liegen. So blöd musste man erst einmal sein.

      „Wir haben dir im Haus das alte Büro von Vater freigemacht“, sagte er vorsichtig und vermied es, zu Wolf hinüberzusehen.

      „Fängst du schon wieder damit an? Ich hab doch gesagt, dass ich mich nicht im Dorf niederlasse.“

      „Von irgendwas musst auch du leben und ewig werden deine Reserven nicht reichen. Außerdem können wir einen guten Anwalt gebrauchen, das weißt du genau.“

      Wolf schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf die kurvenreiche Straße. „Vergiss es.“

      „Ganz sicher nicht.“

      Sie schwiegen für eine Weile, dann setzte Ben zu einem neuen Versuch an.

      „Die Rückfahrt war also toll? Wie heißt sie?“ Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er sah, wie sich Wolfs Miene entspannte und seine Mundwinkel ein wenig nach oben wanderten. Wortlos griff sein Bruder in seine Anzugsjacke, fummelte ein Visitenkärtchen hervor und reichte es ihm.

      „Ah, eine Autorin. Na, das ist ja mal eine angenehme Abwechslung.“

      „Glücklich verheiratet“, sagte Wolf, aber das Grinsen verschwand nicht.

      „Ehrlich?“ Mist. Wenn sein Bruder alles war, aber kein Ehebrecher.

      „Catrin Stechler – hab noch nie von der gehört.“

      „Dreh mal die Karte um.“

      „Candrine Cook? Moment mal! Schreibt die nicht diese Liebesschnulzen?“

      Wolf sah ihn an und sein Grinsen wurde breiter. „Wenn ich mich recht erinnere, dann liest Laura die doch, oder?“

      Ben räusperte sich. Allerdings. Nacht für Nacht lag seine Holde neben ihm und schmachtete die muskulösen halbnackten Wilden auf den Covern dieser Schmonzetten an. Und gab ihm damit immer wieder wortlos zu verstehen, dass er ruhig mal ins Fitness-Studio gehen durfte.

      „Lade die bloß nicht zu uns ein“, sagte Ben und ließ die Visitenkarte zurückgleiten ins Wolfs Jacke.

      „Wie ich bereits sagte, glücklich verheiratet. Also beruhige dich.“ Wolf riss das Lenkrad herum und kam mit quietschenden Reifen in der Einfahrt zum Stehen, direkt neben seinem Landrover, den er hier geparkt hatte, ehe er nach Hamburg fuhr.

      Kapitel 5

      „Diva?“ Catrin zog den Schlüssel aus dem Schloss, schob ihren Koffer in den Flur und drückte die schwere Haustür zu. „Diva?“

      Eigenartig. Wenn sie heimkam, reichte normalerweise das leiseste Geräusch und ihre Hündin kam angeschossen, wo auch immer sie gelegen hatte. Vielleicht war Felix gerade mit ihr raus?

      Die Luft im Haus roch abgestanden, nach kaltem Rauch und schal gewordenem Bier. Sie hatte es befürchtet.

      Divas Leine hing nicht an der Garderobe, ebenso wenig wie Felix’ Jacke. Keine Musik aus der Küche, kein Laut. Nichts.

      Eine Gänsehaut überfiel sie, als sie die Treppe in die erste Etage hinaufstieg und dann auf ihr Schlafzimmer zuging.

      Wenn sie jetzt ein Stöhnen hörte, dann würde sie ausrasten!

      Vorsichtig öffnete sie die Tür und sah hinein. Ein zerwühltes Bett. Beide Seiten.

      Übelkeit stieg in ihr auf. Mein Gott, dieses Arschloch.

      Für einen Moment musste sie die Augen schließen und sich zusammenreißen, dann ging sie zum Bett und zerrte zwei große Koffer darunter hervor. Sie öffnete den Kleiderschrank und begann, wahllos Kleidungsstücke herauszuholen und in die Koffer zu werfen. Schließlich ging sie in das kleine Arbeitszimmer nebenan. In der Ecke standen Klappkisten. Sie war oft genug schon für ein paar Tage zu ihrer Mutter in eine Schreibklausur verschwunden, sie wusste genau, was sie einpacken musste, um mit ihrem derzeitigen Manuskript voranzukommen. Wenn Felix heimkam und seinen Rausch ausgeschlafen hatte, würde er sie dort vermuten und sich melden. Ob er bemerken würde, dass sie so gut wie alles mitgenommen hatte, woran ihr Herz hing? Ob er die richtigen Schlüsse ziehen würde? Nämlich, dass sie ihn verlassen hatte?

      Verbissen schleppte sie eine Kiste und einen Koffer nach dem anderen nach unten, dann ging sie ein letztes Mal nach oben, um ihre persönlichen Sachen aus dem Bad zu holen.

      Sie schlug die Hand vor den Mund, um das Würgen zu unterdrücken, kaum dass sie den Raum betreten hatte. Der Geruch von schwüler Lüsternheit, der noch in der Luft hing, sagte ihr, dass Felix und seine Schlampe noch nicht lange fort sein konnten. Der Stapel nasser Badetücher vor ihren Füßen gab ihr schließlich den Rest. Falsch. Es war der gelbe Spitzentanga oben auf dem Stapel, der das erledigte.

      Als sich Catrin endgültig ausgekotzt hatte, fing sie über dem Waschbecken mit ihren Händen kaltes Wasser auf und trank gierig. Sie versuchte, durch den Mund zu atmen, als sie sich umdrehte und zufrieden feststellte, dass von dem zarten Slip nicht mehr viel zu sehen war. Ihr Erbrochenes hatte sich wirklich hübsch darüber verteilt.

      Mit einem Ruck zog sie die Tür zum Bad hinter sich zu und atmete tief durch. Jetzt noch schnell Divas Sachen zusammenraffen, dann würde sie Felix einen Besuch abstatten.

      So, wie sie ihn kannte, hatte der Idiot die trächtige Hündin mit in die Schützenhalle geschleppt, um seinen besoffenen Freunden vorzuführen, was für ein Naturbursche er war. Immerhin hatte er irgendwann mal einen Jagdschein gemacht und bildete sich weiß Gott was darauf ein, wehrloses Wild zu erschießen. Als er mit seiner ersten Beute nach Hause gekommen war und einen Platz im Flur mit Hammer und Nagel bearbeitete, um seine schändliche

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