ROCK IM WALD - Ein Norbert-Roman. Andrea Reichart

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tief dieser Riss tatsächlich war, wusste sie ja nun.

      Catrin kramte aus einer Schublade in der Küche zwei geräumige Plastiktüten hervor und begann, das Hundespielzeug einzusammeln, das überall in der Wohnung verstreut lag. Dabei begegneten ihr ständig Spuren, die davon zeugten, wie fest Felix davon ausgegangen war, dass sie erst in zwei Tagen zurückkommen würde. Tja, Pech gehabt.

      Sie zückte ihr Handy, um noch schnell ein paar Beweisfotos zu schießen: Rotweingläser mit Lippenstift, ungespülte Teller mit Spaghettiresten, Damenschuhe unterm Küchentisch, eine Decke und ein Kissen mitten auf dem Wohnzimmerteppich.

      Sollte sie noch mal nach oben gehen?

      Lieber nicht, beschloss sie. Die Fotos, die sie gemacht hatte, würden reichen, wenn Felix Zirkus machte. Denn das würde er, spätestens, wenn die Scheidungspapiere bei ihm eintrafen. Ein Felix Stechler wurde nicht verlassen.

      Catrin öffnete die Tür zum Vorratsraum.

      „Nanu?“ Verdutzt starrte sie auf das leere Regal. Wo war denn der Sack mit dem Trockenfutter? Sie drehte sich um, suchte mit ihrem Blick die Küche ab. Und wo waren die Futternäpfe? Erst jetzt fiel Catrin auf, was alles fehlte.

      Sie spürte, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich, als sie Divas Hundekorb vergeblich suchte. Das konnte nur eines bedeuten: Felix hatte die Hündin nicht mitgenommen, sondern abgeschoben. Weiß Gott wohin.

      So schnell, wie sie nur konnte, räumte Catrin alles, was sie zusammengetragen hatte, in ihren Wagen. Sie hätte auch zum Schützenfest laufen können, aber es war besser, wenn sie fuhr. Sie würde allerdings so parken müssen, dass niemand das bis unter die Decke vollgepackte Auto sah.

      Es war gerade mal halb elf, als sie die Heckklappe zuschlug, ins Auto sprang und den Motor startete.

      Sie ließ den Wagen gesittet auf die kleine Seitenstraße rollen, in der ihr Haus lag, und warf nicht einen Blick zurück, als sie den Gang einlegte und aufs Gaspedal trat.

      Kapitel 6

      Das Pfeifen und Trommeln des Piepenchors war nicht zu überhören, als Catrin schließlich in einer unscheinbaren Seitenstraße aus dem Wagen sprang. Es dauerte nur wenige Minuten, da wurde sie mit großem „Hallo!“ an der Schützenhalle begrüßt.

      „Na, junge Frau? Stolz auf Felix? Ach, was frage ich? Natürlich bist du das!“

      Karl befestigte ein buntes Plastikband an ihrem Handgelenk und winkte sie weiter. Das Schützenvolk klatschte begeistert zur Musik, während sich Catrin durch die Menge schlängelte. Überall nickte man ihr zu, klopfte ihr wohlwollend auf den Rücken und hob prostend das Glas. Sie konnte sich kaum ein Lächeln abringen, während sie sich der Bühne näherte, auf der Felix und Sabrina saßen, strahlend umringt von ihrem Hofstaat.

      Es dauerte einen Augenblick, bis Felix mitbekam, dass sie dort unten stand und ihn anstarrte, dann einen weiteren, bis er zu begreifen schien, dass er aus dieser Nummer nicht mehr verheiratet herauskommen würde.

      Schwerfällig erhob er sich und in diesem Moment wurde sie auch von Sabrina wahrgenommen, die unter ihrer dicken Schminke sichtlich erbleichte.

      Catrin riss die rechte Hand hoch und hielt ihr kurz einen aussagekräftigen Mittelfinger hin, dann wandte sie sich zur Treppe und ging ihrem Noch-Ehemann entgegen, der sich abstützen musste, um nicht zu stolpern.

      Voll wie eine Haubitze, schoss es Catrin durch den Kopf, aber sie riss sich zusammen. Wenn sie herausfinden wollte, wohin Felix ihre Hündin geschafft hatte, musste sie sich im Griff haben. Ein falsches Wort von ihr und er würde es ihr vermutlich nicht sagen. Aus Trotz.

      Als er auf sie zutorkelte und schließlich vor ihr stehen blieb, beugte sie sich vor und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Gott, wie er stank! Aber wenn sie ihren Hund zurückhaben wollte, dann durfte sie nun keinen Fehler machen. Sie wusste schließlich sehr genau, wie jähzornig er sein konnte, wenn er genug Promille intus hatte.

      „Herzlichen Glückwunsch, Felix! Ich habe deinen Triumph online mitverfolgt und bin direkt heimgekommen, um dir zu sagen, wie stolz ich auf dich bin!“

      Sie musste regelrecht gegen den Lärm der Feiernden anbrüllen, aber es gelang ihr, trotzdem zu lächeln.

      Felix, der endlich eines seiner armseligen Lebensziele erreicht hatte, konnte seine Überraschung kaum verbergen, aber er schaltete überraschend schnell.

      „Warst du schon zu Hause?“, fragte er laut, aber lauernd, und legte ihr dabei einen Arm um die Schultern, damit es für alle anderen so aussähe, als sei er völlig entspannt. Er war so ein schlechter Schauspieler. Und wie er roch! Sabrina musste ein echtes Problem mit ihrem Geruchssinn haben, wenn sie diese Mischung aus Schweiß und Alkoholfahne attraktiv fand.

      „Nein, ich habe mir am Bahnhof ein Taxi besorgt und bin direkt zu dir geeilt! Quasi non-stop von der Nordsee an deine Seite!“, brüllte sie gegen den Lärm an. „Und jetzt fahre ich heim und geh mit Diva raus! Die lange Fahrt, du weißt schon! Gibst du mir mal den Haustürschlüssel?! Ich glaube, ich habe meinen zu Hause vergessen, als ich gefahren bin!“

      Sie sah förmlich, wie es hinter der Stirn ihres Mannes arbeitete. Hoffentlich kam er nicht auf die Idee, sie zu begleiten.

      „Komm, lass uns mal eben vor die Tür gehen, hier drin ist es zu laut!“, rief Felix und zog sie bereits fort von der Bühne, auf der Sabrina noch immer stand und ihnen nun nachstarrte.

      Auf dem langen Weg hinaus aus der Halle musste Catrin ungezählte bierselige Glückwünsche über sich ergehen lassen und mehr als einmal lehnte sie ein angereichtes Glas Bier mit den Worten ab: „Danke, später vielleicht!“

      Endlich hatten sie es geschafft und standen draußen in der prallen Sonne. Catrins Blick glitt zum angrenzenden Parkgelände und zu dem Rosenbusch, der wirklich prachtvoll blühte. Der ruhige See dahinter glitzerte in der Sonne.

      Ihr habt es ja nicht weit geschafft, ehe ihr übereinander hergefallen seid, dachte sie wütend und bemühte sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten.

      „Der Schlüssel?“, fragte sie scheinheilig.

      „Ja, natürlich“, stammelte ihr Mann und wühlte in seiner Hosentasche.

      Als der körperwarme Schlüsselbund in ihre Hand glitt, ballten sich Catrins Finger um ihn zur Faust.

      „Danke! Ich laufe nur eben heim, versorge Diva, dann ziehe ich mich um und komme zurück“, säuselte sie und wandte sich zum Gehen.

      „Du kannst doch auch gleich hierbleiben“, sagte Felix schnell und hielt sie zurück.

      „Aber was ist mit dem Hund?“

      „Weißt du, ich habe Diva für ein paar Tage zu jemandem gegeben, der sich gut um sie kümmert“, beichtete Felix. „Sabrinas Bruder hat sie abgeholt und wollte sie eigentlich morgen zurückbringen.“

      Catrin spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Felix hatte das sensible Tier einfach einem Wildfremden überlassen, der sie weiß Gott wohin verschleppt hatte? Eine Wut stieg in ihr auf, die sie in dieser Heftigkeit noch nie gespürt hatte.

      Laut sagte sie: „Das war aber gut mitgedacht!“ Das falsche Lächeln, das sie Felix schenkte, brannte, als sie es auf ihre Lippen zwang.

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