Fünf Wochen im Ballon. Jules Verne

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Fünf Wochen im Ballon - Jules Verne

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der andere schaute zurück. Und so kam es, dass der Geist des einen die personifizierte Aufregung, der des andern die vollkommenste Ruhe war.

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      Nachdem der Doktor aus Tibet zurückgekommen war, sprach er fast zwei Jahre lang nicht von neuen Forschungsreisen, und Dick gab sich der Hoffnung hin, dass sein Reisetrieb und seine Sucht nach Abenteuern nun endlich befriedigt wären. Dieser Gedanke begeisterte ihn. ›Wenn man auch noch so gut mit den Menschen umzugehen versteht‹ sagte er zu sich, ›muss es doch früher oder später ein schlechtes Ende nehmen; man begibt sich nicht ungestraft unter Menschenfresser und wilde Tiere.‹ So forderte denn Kennedy seinen Freund dazu auf, ein Ende mit seinen Reisen zu machen, und stellte ihm vor, dass er für die Wissenschaft genug und für die Dankbarkeit der Menschen bereits viel zu viel geleistet habe. Hierauf erhielt er von dem Doktor keine Antwort; derselbe war in der nächsten Zeit nachdenklich, beschäftigte sich insgeheim mit Berechnungen, verbrachte die Nächte mit minutiösen Arbeiten, über Zahlen brütend; ja, er stellte sogar Experimente mit allerlei sonderbaren Maschinerien an, von denen man nicht wusste, was sie zu bedeuten hatten. So viel aber war klar ersichtlich: Es gärte ein neuer, großer Gedanke im Hirn Samuel Fergussons.

      ›Worüber mag er so gegrübelt haben?‹, fragte sich Kennedy, als ihn sein Freund im Januar verlassen hatte, um nach London zurückzukehren. Da wurde ihm die Beantwortung dieser Frage eines Morgens aus dem bereits mitgeteilten Artikel des ›Daily Telegraph‹ gegeben.

      »Barmherziger Himmel!«, rief er aus. »Ist der Mensch wahnsinnig geworden! Afrika in einem Ballon durchreisen! Weiter fehlte nichts! Also darüber hat er in diesen beiden Jahren nachgesonnen!« Denkt euch anstatt aller dieser Ausrufungszeichen kräftige, auf das eigene Hirn geführte Faustschläge und ihr werdet euch einen ungefähren Begriff von der körperlichen Emotion machen können, in welcher unser wackerer Dick seine Erregung austobte. Als seine alte Vertraute, Frau Elsbeth, ihm zu bedenken gab, dass dies alles nur eine Mystifikation sein könne, antwortete er:

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      »Unsinn! Ich werde doch meinen Mann kennen? Das sieht ihm ähnlich, ganz ähnlich! Durch die Lüfte reisen! Jetzt wird er gar eifersüchtig auf die Vögel! Nein, daraus soll nichts werden! Ich werde es zu verhindern wissen! Ja, wenn man ihn gewähren ließe; wer könnte einem dafür gutsagen, dass er sich nicht eines schönen Tages nach dem Monde aufmachte!«

      Noch am Abend desselben Tages setzte sich Kennedy voll großer Unruhe und Erbitterung in ein Coupé der Eisenbahn nach der General Railway Station und kam am folgenden Morgen in London an. Eine Dreiviertelstunde später setzte ihn eine Droschke vor dem kleinen Hause des Doktors, Soho Square, Greek Street ab. Er schritt über den Vorplatz und kündigte sich durch fünf nachdrückliche Schläge gegen die Tür an, worauf Fergusson öffnete.

      »Dick?«, fragte er, ohne irgendwelches Erstaunen zu verraten.

      »Dick selber«, erwiderte Kennedy kurz.

      »Du hältst dich zur Zeit der Winterjagden in London auf? Was führt dich hierher?«

      »Eine grenzenlose Torheit, die ich verhindern will.«

      »Eine Torheit?«

      »Ist das, was in dieser Zeitung steht, wahr?«, rief Kennedy jetzt, indem er die betreffende Nummer des Daily Telegraph hervorholte und sie seinem Freunde entgegenhielt.

      »Ach davon sprichst du! Diese Zeitungen schwatzen doch wirklich alles aus! Aber setze dich doch, lieber Dick.«

      »Nein, ich werde mich nicht setzen. Sage mir, ob du wirklich und wahrhaftig die Absicht hast, diese Reise zu unternehmen?«

      »Ganz entschieden; meine Vorbereitungen sind schon im Gange, und ich ...«

      »Wo hast du deine Vorbereitungen? In tausend Stücke will ich sie zerschlagen! Her damit!«

      Der würdige Schotte geriet jetzt ernstlich in Zorn.

      »Beruhige dich, mein lieber Dick«, versetzte der Doktor; »ich begreife deine Gereiztheit sehr wohl. Du zürnst mit mir, weil ich dir meine neuen Pläne noch nicht mitgeteilt habe.«

      »Das nennt er neue Pläne!«

      »Ich bin nämlich sehr beschäftigt gewesen«, fuhr Samuel fort. »Es gab in der letzten Zeit viel für mich zu tun. Aber trotzdem wäre ich nicht abgereist, ohne dir zu schreiben ...«

      »Ach, was liegt mir daran ...«

      »Weil ich die Absicht habe, dich mitzunehmen.«

      Der Schotte machte einen Satz, der einem Gemsbock zur Ehre gereicht hätte.

      »Ach so!«, sagte er. »Du bist also darauf aus, uns beide nach Bedlam zu bringen!«

      »Ich habe mit voller Bestimmtheit auf dich gezählt, lieber Dick, und dich unter Ausschluss von vielen anderen zu meinem Reisegefährten auserwählt.«

      Kennedy war ganz erstarrt vor Erstaunen.

      »Wenn du mich zehn Minuten lang angehört hast, wirst du mir dafür dankbar sein«, fuhr der Doktor fort.

      »Sprichst du wirklich im Ernst?«

      »Vollkommen im Ernst.«

      »Und wenn ich mich nun weigere, dich zu begleiten?«

      »Das wirst du nicht tun.«

      »Wenn ich mich nun aber doch weigere?«

      »Dann reise ich allein.«

      »Setzen wir uns«, sagte der Jäger, »und sprechen wir ohne alle Leidenschaft. Von dem Augenblick an, wo ich weiß, dass du nicht scherzt, ist die Sache wenigstens einer Unterredung wert.«

      »Wenn du nichts dagegen hast, können wir dabei frühstücken, lieber Dick.«

      Die beiden Freunde setzten sich einander gegenüber an einen kleinen Tisch, auf dem rechts ein stattlicher Berg von Butterbroten und links eine ungeheure Teekanne stand.

      »Mein lieber Samuel, dein Plan ist geradezu verrückt; an seine Durchführung ist nicht zu denken, er ist mit einem Wort: unmöglich!«

      »Das werden wir erst genau wissen, wenn wir den Versuch gemacht haben.«

      »Aber eben dieser Versuch soll ja nicht gemacht werden!«

      »Und warum nicht, wenn‘s beliebt?«

      »Denke doch an die Gefahren, die Hindernisse aller Art!«

      »Hindernisse«, versetzte Fergusson sehr ernst, »sind dazu gemacht worden, um beseitigt zu werden; und was die Gefahren betrifft – wer kann sich sicher sein, ihnen zu entgehen? Alles im Leben ist Gefahr! Es kann das größte Unglück herbeiführen, wenn man sich an einem Tische niederlässt oder auch nur seinen Hut aufsetzt. Überdies muss man sich sagen, dass alles, was bereits geschehen ist, auch wiederum geschehen wird, dass die Zukunft nur eine etwas entferntere Gegenwart ist.«

      »Ich kenne deine Ansichten«, schob Kennedy ein, indem er mit den Achseln zuckte. »Du bist ein Fatalist!«

      »Immer, aber im besten

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