Fünf Wochen im Ballon. Jules Verne

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Fünf Wochen im Ballon - Jules Verne

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sie neu zu verproviantieren.«

      »Fein ausgedacht«, sagte Kennedy.

      »Du siehst also, dass es Eile hat, wenn wir uns an diesen Forschungsarbeiten beteiligen wollen. Und das, was ich dir soeben mitgeteilt habe, ist noch nicht alles. Während man sicheren Schrittes auf die Entdeckung der Nilquellen losgeht, dringen andere Reisende kühn in das Herz von Afrika vor.«

      »Zu Fuß«, warf Kennedy ein.

      »Jawohl, zu Fuß«, antwortete der Doktor, ohne die Andeutung verstehen zu wollen. »Doktor Krapf beabsichtigt, im Westen auf dem Dschobflusse unter dem Äquator vorzugehen; und Baron von Decken hat Mombasa verlassen, die Kenian- und Kilimandscharo-Berge erkundet und rückt nach Zentralafrika vor.«

      »Immer zu Fuß?«

      »Immer zu Fuß oder auf Maultieren.«

      »Das ist in meinen Augen genau dasselbe«, meinte Kennedy.

      »Schließlich«, fuhr der Doktor fort, »hat Herr von Heuglin, österreichischer Vizekonsul in Chartum, eine sehr bedeutende Expedition organisiert, deren erster Zweck der ist, den Reisenden Vogel aufzusuchen, der im Jahre 1853 nach Sudan geschickt wurde, um an den Arbeiten des Doktor Barth teilzunehmen. Im Jahre 1856 verließ er Bornu mit dem Entschluss, das unbekannte Land zwischen dem Tschad-See und Darfur zu erforschen; seit dieser Zeit ist er aber nicht wieder erschienen. Briefe, die im Juni 1860 nach Alexandrien gelangten, haben berichtet, dass er auf Befehl des Königs von Wadai ermordet worden sei; aber andere Nachrichten, von Doktor Hartmann an den Vater des Reisenden gesandt, teilen uns mit, dass Vogel nach den Erzählungen eines Fellatahs von Bornu nur in Wara gefangen gehalten werde; alle Hoffnung, ihn wieder zu finden, ist also noch nicht verloren. Unter dem Vorsitz des regierenden Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha hat sich ein Komitee gebildet (mein Freund Petermann ist Sekretär desselben); und eine nationale Subskription hat die Kosten dieser Expedition, der sich zahlreiche Gelehrte angeschlossen haben, bestritten. Herr von Heuglin hat sich im Monat Juni von Massaua aus auf den Weg gemacht, und während er den Spuren Vogels nachgeht, ist es zugleich seine Aufgabe, alles zwischen dem Nil und dem Tschad-See liegende Land zu erforschen, d. h. die Reisen des Kapitäns Speke mit denen des Doktor Barth zu verknüpfen. Und wenn dies geschehen ist, wird Afrika von Osten bis nach Westen durchwandert sein!«

      »Das ist ja prächtig«, versetzte der Schotte, »wenn sich das alles so gut einfädelt, haben wir dort unten doch eigentlich nichts mehr zu suchen.«

      Doktor Fergusson antwortete nicht; er zuckte nur verächtlich mit den Achseln.

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      SECHSTES KAPITEL

       Ein unbeschreiblicher Diener. – Er bemerkt die Trabanten des Jupiters. – Dick und Joe im Streit. – Zweifel und Glaube. – Das Wiegen. – Joe. – Wellington. – Er erhält eine halbe Krone.

      D

      oktor Fergusson hatte einen ganz unglaublich eifrigen Bedienten, der auf den Namen Joe hörte: eine vortreffliche Natur und seinem Herrn mit Leib und Seele ergeben. Er pflegte sogar seine Befehle schon mit richtigem Verständnis auszuführen, noch ehe jener sie ausgesprochen hatte, und war niemals mürrisch oder verdrießlich, sondern ein stets gut gelaunter Caleb; man hätte sich einen vorzüglicheren Diener überhaupt nicht denken können. Fergusson konnte sich, was die Einzelheiten seiner Existenz betraf, vollständig auf ihn verlassen. Ja, es war ein ausgezeichneter, ein braver Joe! Ein Diener, der das Mittagessen anordnet, der den Geschmack seines Herrn zu dem Seinigen gemacht hat, der den Koffer packt und weder Strümpfe noch Hemden vergisst und der die Schlüssel und Geheimnisse des Herrn unter seinen Händen hat, ohne jemals irgendwelchen Missbrauch damit zu treiben. Aber was war der Doktor auch für ein Mann in den Augen unseres würdigen Joe! Mit welcher Achtung und welchem Vertrauen nahm er seines Herrn Ratschläge an! Wenn Fergusson einmal gesprochen hatte, konnte nur ein Tor etwas dagegen einwenden! Alles, was er dachte, war richtig, alles, was er sagte, vernünftig, alles, was er unternahm, möglich, und alles, was er vollendete, bewundernswert. Man hätte Joe in Stücke zerhauen können, eine Prozedur, die jedenfalls nur mit dem größten Widerstreben vollzogen worden wäre – nie würde er seine Meinung hinsichtlich des Doktors, seines Herrn, geändert haben. Wenn demnach Fergusson den Plan aussprach, Afrika durch die Lüfte zu bereisen, so war dies für Joe eine abgemachte Sache. Hindernisse gab es von dem Augenblick, in welchem der Doktor die Unternehmung beschlossen hatte, nicht mehr, und dass er, der treue Diener, seinen Herrn begleiten würde, unterlag für ihn nicht dem geringsten Zweifel, obgleich noch nie die Rede davon gewesen war. Es sollte ihm übrigens vorbehalten sein, durch seine Einsicht und erstaunliche Gewandtheit seinem Herrn die größten Dienste zu leisten. Wenn man für die Affen im Zoologischen Garten einen Turnlehrer gesucht hätte, so wäre er der richtige Mann dafür gewesen; denn springen, klettern, fliegen und tausend unmögliche Kunststücke ausführen war für ihn eine Kleinigkeit. Wenn Fergusson der Kopf und Kennedy der Arm bei der Expedition war, so sollte Joe die Hand sein. Er hatte seinen Herrn schon auf mehreren Reisen begleitet und war im Besitz einiger oberflächlicher Kenntnisse, die er sich auf seine Weise nach und nach angeeignet hatte. Aber seine Hauptstärke bestand in einer herrlichen Lebensweisheit, einem angenehmen Optimismus. Er fand alles leicht, logisch, natürlich und kannte demzufolge das Bedürfnis zu fluchen oder sich zu beklagen kaum dem Namen nach. Unter anderen schätzenswerten Eigenschaften besaß er auch ein vortreffliches Auge, eine fast wunderbar anmutende Weitsichtigkeit. Er teilte mit Moestlin, dem Lehrer Keplers, die seltene Fähigkeit, mit unbewaffnetem Auge die Trabanten des Jupiters zu unterscheiden, und in der Gruppe der Plejaden vierzehn Sterne zu zählen, von denen die letzten neunter Größe sind. Er war deshalb nicht etwa stolzer oder hochmütiger, im Gegenteil! Er grüßte schon aus weiter Ferne und wusste sich bei geeigneten Gelegenheiten seiner Augen sehr gut zu bedienen. Bei dem Vertrauen, das Joe in den Doktor setzte, darf man nicht über die Streitigkeiten erstaunen, die sich unaufhörlich, natürlich mit Beachtung des schuldigen Respekts, zwischen Kennedy und dem würdigen Diener entspannen. Der eine zweifelte, der andere glaubte; der eine repräsentierte die hellsehende Klugheit, der andere das blinde Vertrauen; der Doktor aber hielt die Mitte zwischen Zweifel und Glauben, womit ich sagen will, dass er sich weder von dem einen noch von dem andern beeinflussen ließ.

      »Nun, Herr Kennedy?«, begann Joe eines Tages.

      »Was willst du, mein guter Junge?«

      »Jetzt kommt der Augenblick bald heran; es scheint, als wenn wir demnächst nach dem Monde abfahren würden.«

      »Du meinst damit wahrscheinlich das Mondland; es liegt zwar nicht ganz so weit ab, aber beruhige dich, die Gefahr ist noch immer groß genug.«

      »Gefahr? Von Gefahr ist keine Rede bei einem Mann wie Doktor Fergusson.«

      »Ich will dir deine glückliche Täuschung nicht rauben, mein lieber Joe, aber was er da zu unternehmen gedenkt, ist ganz einfach die Unternehmung eines Verrückten. Es wird übrigens keinesfalls zu dieser Reise kommen.«

      »Keinesfalls zur Reise kommen? Dann haben Sie also nicht den Ballon gesehen, der in der Werkstatt der Herren Mitchell in Borough[2] angefertigt wird?«

      »Ich werde mich wohl hüten, ihn mir anzusehen.«

      »Da büßen Sie wirklich einen schönen Anblick ein, Herr Kennedy; es ist ein herrliches Gerät! Und die hübsche Form, die reizende Gondel! Wie wohl werden wir uns darin fühlen!«

      »Du denkst also im Ernst daran, deinen Herrn zu begleiten?«

      »Das versteht sich! Ohne allen Zweifel!«, versetzte Joe. »Ich begleite ihn, wohin

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