Fünf Wochen im Ballon. Jules Verne

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Fünf Wochen im Ballon - Jules Verne

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wer ihm eine starke Hand reichen, wenn er über einen Abgrund springen will? Wer sollte ihn pflegen, wenn er etwa gar krank würde? Nein, Herr Dick, Joe wird immer auf seinem Posten sein.«

      »Wackerer Junge«, rief der Schotte.

      »Übrigens kommen Sie mit uns, Herr Kennedy«, fügte Joe hinzu.

      »Natürlich«, sagte Kennedy, »ich begleite euch, um Samuel noch bis zum letzten Augenblick von der Ausführung einer solchen Torheit abzuraten. Ich werde ihm sogar nach Sansibar folgen, um das Meinige zu tun, damit dieser unsinnige Plan nicht zur Ausführung gelange.«

      »Allen Respekt vor Ihnen, Herr Kennedy, aber Sie werden ihn auch nicht um ein Haar breit von seinem Vorhaben abbringen. Mein Herr ist nicht so hirnverbrannt, wie Sie meinen. Wenn er etwas unternehmen will, sinnt er lange zuvor darüber nach, und wenn dann sein Entschluss gefasst ist, kann ihn kein Teufel davon abbringen.«

      »Das werden wir sehen!«

      »Schmeicheln Sie sich nicht mit dieser Hoffnung. Übrigens liegt sehr viel daran, dass Sie mitkommen. Für einen so ausgezeichneten Jäger wie Sie ist Afrika ein herrliches Land. Sie würden keine Ursache haben, Ihre Reise zu bereuen.«

      »Ich werde sie auch nicht bereuen, besonders wenn dieser Starrkopf sich überzeugen lässt und dableibt.«

      »Beiläufig«, äußerte Joe, »Sie wissen doch, dass heute das Wiegen vorgenommen wird.«

      »Wovon sprichst du?«

      »Nun, der Herr Doktor, Sie und ich, wir sollen alle drei gewogen werden.«

      »Wie Jockeys!«

      »Jawohl; aber haben Sie keine Bange: Abmagerungsversuche werden nicht an Ihnen gemacht, wenn Sie zu schwer sind. Man wird Sie so nehmen, wie Sie sind.«

      »Ich werde mich unter keiner Bedingung dazu hergeben, darauf verlass dich!«, sagte der Schotte sehr entschieden.

      »Aber, Herr Kennedy, ich glaube, es ist für seine Maschine notwendig.«

      »Er kann sehen, wie er seine Maschine ohne das fertig bekommt.«

      »Wenn wir nun aber aus Mangel an genauen Berechnungen nicht aufsteigen können?«

      »Das wäre mir gerade recht!«

      »Machen Sie sich darauf gefasst, Herr Kennedy; mein Herr wird uns gleich abholen.«

      »Ich werde nicht mitkommen.«

      »Sie werden ihm doch das nicht antun.«

      »Allerdings.«

      »Ich weiß schon«, meinte Joe lachend. »Sie sprechen nur so, weil mein Herr noch nicht hier ist; aber wenn er Ihnen erst von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht und zu Ihnen sagen wird: ›Dick – verzeihen Sie die Freiheit, Herr Kennedy – Dick, ich muss genau wissen, wie viel du wiegst‹, so werden Sie mitkommen, ich wette darauf.«

      »Ich werde nicht mitkommen.«

      In diesem Augenblick betrat der Doktor sein Arbeitszimmer, in welchem diese Unterredung stattgefunden hatte; er sah Kennedy, der sich nicht ganz behaglich zu fühlen schien, fest an und sagte dann:

      »Dick, komm mit, und du auch, Joe; ich muss wissen, wie schwer Ihr seid.«

      »Aber ...«

      »Du kannst deinen Hut aufbehalten. Komm.«

      Und Kennedy ging mit. – Sie begaben sich miteinander in die Werkstatt des Herrn Mitchell, wo bereits eine Schnellwaage mit Laufgewicht aufgestellt worden war. Der Doktor musste wirklich das Gewicht seiner Begleiter kennen, um das Gleichgewicht seines Luftschiffes herzustellen. Er hieß Dick auf die Brücke der Waage treten, was dieser auch, ohne Widerstand zu leisten, tat; aber er murmelte vor sich hin:

      »Schon gut! Schon gut! Das verpflichtet noch zu nichts.«

      »153 Pfund«, sagte der Doktor und notierte sich die Zahl in seinem Notizbuch.

      »Bin ich zu schwer?«

      »Bewahre, Herr Kennedy«, erwiderte Joe, »übrigens bin ich leicht – das wird sich aufheben.«

      Und mit diesen Worten nahm Joe voller Begeisterung für die Sache, der er diente, die Stelle des Jägers ein. Fast hätte er in seiner Hitzigkeit beim Hinaufsteigen die Waage umgeworfen. Jetzt nahm er eine imponierende Haltung an, etwa wie der Wellington, welcher am Eingange vom Hyde-Park den Achilles nachäfft, und gab auch ohne Schild eine prächtige Figur ab.

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      »120 Pfund«, notierte der Doktor.

      »He, He!«, schmunzelte Joe mit Genugtuung. Warum lächelte er? Wahrscheinlich hätte er selbst den Grund nicht anzugeben gewusst.

      »Jetzt ist die Reihe an mir«, bemerkte der Doktor und schrieb gleich darauf 135 Pfund als Gewicht seiner eigenen Person auf. Wir drei wiegen zusammen nicht mehr als 400 Pfund.«

      »Wenn es für Ihre Expedition erforderlich wäre, Herr Doktor, so könnte ich wohl um zwanzig Pfund abmagern, indem ich mich etwas knapper hielte.«

      »Das ist unnötig, mein Junge«, antwortete Fergusson. »Du kannst essen, so viel du willst; und hier hast du eine halbe Krone, um dich nach Herzenslust zu delektieren.«

      SIEBTES KAPITEL

       Geometrische Einzelheiten. – Berechnung der Tragfähigkeit des Ballons. – Das doppelte Luftschiff. – Die Hülle. – Die Gondel. – Der geheimnisvolle Apparat. – Lebensmittel. – Eine Zugabe.

      D

      oktor Fergusson hatte sich schon seit geraumer Zeit mit den näheren Details seiner Expedition beschäftigt, und selbstverständlich war der Ballon, dies wunderbare Fahrzeug, das ihn durch die Luft führen sollte, der Hauptgegenstand seiner Sorge. Zunächst beschloss er, das Luftschiff mit Wasserstoffgas zu füllen, damit er ihm keine zu großen Dimensionen zu geben brauche. Die Erzeugung dieses Gases bereitet keine Schwierigkeit, es ist 14,5 Mal leichter als die Luft und hat bei aerostatischen Versuchen die befriedigendsten Ergebnisse geliefert. Nach sehr genauen Berechnungen fand der Doktor, dass die zur Reise und Ausrüstung unentbehrlichen Gegenstände ein Gewicht von viertausend Pfund haben würden. Man musste also herausbekommen, wie groß die auftreibende Kraft sei, welche dieses Gewicht zu heben vermochte, und wie hoch sich demgemäß ihre Tragfähigkeit belaufe. Ein Gewicht von viertausend Pfund ist gleichzusetzen mit einer Luftverdrängung von 44.847 Kubikfuß, was darauf hinausläuft, dass 44.847 Kubikfuß Luft etwa viertausend Pfund wiegen.

      Wenn man dem Ballon einen Inhalt von 44.847 Kubikfuß gibt und ihn statt mit Luft mit Wasserstoffgas füllt, das, 14,5 mal leichter, nur 276 Pfund wiegt, so bleibt eine Gleichgewichtsdifferenz über, welche einem Gewicht von 3.724 Pfund gleichzusetzen ist. Diese Differenz zwischen dem Gewicht des in dem Ballon enthaltenen Gases und dem Gewicht der atmosphärischen Luft macht die auftreibende Kraft des Luftschiffes aus. Wenn man jedoch in den Ballon die erwähnten 44.847 Kubikfuß Gas einfüllte, so würde er voll sein; nun darf dies aber nicht geschehen, denn in dem Maße, wie der Ballon in die weniger dichten Luftschichten steigt, strebt

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