Fünf Wochen im Ballon. Jules Verne

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Fünf Wochen im Ballon - Jules Verne

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gute Junge sich einige halbe Kronen damit verdiente, das Luftschiff zu zeigen, die Gedanken und Pläne des Doktors zu berichten und die Leute auf dessen jetzt viel besprochene Persönlichkeit aufmerksam zu machen, wenn er an einem halbgeöffneten Fenster lehnte oder bei Gelegenheit durch die Straßen ging. Wir dürfen Joe deshalb nicht zürnen; er hatte wohl das Recht, etwas auf die Bewunderung und Neugier seiner Zeitgenossen zu spekulieren.

      Am 16. Februar legte sich der ›Resolute‹ auf der Höhe von Greenwich vor Anker. Es war ein Schraubendampfer von achthundert Tonnen Last und ein guter Segler, der zuletzt den Auftrag gehabt hatte, die Expedition von Sir James Ross nach den Polargegenden von neuem mit Proviant zu versorgen. Der Befehlshaber Pennet stand in dem Rufe eines liebenswürdigen Mannes und nahm an der Reise des Doktors, den er schon von früher her kannte, einen ganz besonderen Anteil. Pennet hätte eher für einen Gelehrten als für einen Soldaten gelten können; trotzdem führte sein Fahrzeug vier Kanonaden, die jedoch nie jemandem etwas zuleide getan und nur den Zweck hatten, bei den allerfriedlichsten Gelegenheiten abgeschlossen zu werden.

      Der Schiffsraum des ›Resolute‹ wurde für die Aufnahme des Ballons eingerichtet, und dieser mit der größten Vorsicht am 18. Februar hinübergeschafft. Man lud ihn auf dem Boden des Schiffes ab, um jedem Unfall vorzubeugen. Die Gondel nebst Zubehör, die Anker, Stricke, Lebensmittel sowie die Wasserkisten, welche nach der Ankunft gefüllt werden sollten, alles wurde unter Fergussons Augen verstaut.

      Zur Erzeugung des Wasserstoffgases verlud man zehn Tonnen Schwefelsäure und zehn Tonnen altes Eisen. Diese Menge war mehr als hinreichend, doch musste man sich vor möglichen Verlusten eindecken. Der Gasentwicklungs-Apparat, welcher aus etwa dreißig Fässern bestand, wurde in den unteren Schiffsraum gebracht.

      All diese verschiedenen Vorbereitungen waren am Abend des 18. Februars beendet, und zwei bequem eingerichtete Kajüten erwarteten den Doktor Fergusson und seinen Freund Kennedy. Soviel dieser Letztere auch schwur, dass er nicht mitreisen würde, begab er sich doch mit einem Jagdarsenal an Bord, das aus zwei vorzüglichen, doppelläufigen Hinterladern und einem vielfach erprobten Karabiner aus der Fabrik der Herren Purdey Moore und Dickson in Edinburg bestand. Mit solchen Waffen konnte der Jäger mit Sicherheit aus einer Entfernung von 2.000 Schritt einer Gams das Auge ausschießen. Zu diesen Gewehren fügte er für unvorhergesehene Fälle zwei sechsläufige Colt-Revolver; Pulverhorn, Patronentasche, Blei und Kugeln in hinreichender Menge überstiegen nicht das von dem Doktor angegebene Gewicht.

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      Die drei Reisenden gingen am 19. Februar an Bord und wurden vom Kapitän und seinen Offizieren mit großer Anerkennung aufgenommen. Der Doktor erschien ziemlich kalt und einzig mit seiner Expedition beschäftigt; Dick war in außerordentlicher Aufregung, aber doch bemüht, dieselbe zu verbergen, und Joe schließlich sprang, außer sich vor Vergnügen, hin und her, indem er sich in den lustigsten Reden erging. Er wurde bald der Bruder Lustig auf dem Schiffe und bei jedermann beliebt.

      Am 20. lud die Königlich-Geographische Gesellschaft Doktor Fergusson und Herrn Kennedy zu einem großen Abschiedsessen ein. Der Befehlshaber der ›Resolute‹ und seine Offiziere wohnten gleichfalls diesem Mahle bei, das unter allseitiger, fröhlicher Laune verlief und bei dem es an einer Masse schmeichelhafter Trinksprüche für unsere Freunde nicht fehlte. Gesundheiten wurden in einer so reichen Zahl ausgebracht, dass sie genügt hätten, um den Gästen ein hundertjähriges Leben zu sichern. Sir Francis M... führte mit mäßiger, aber würdevoller Rührung den Vorsitz.

      Zu Herrn Dicks großem Missfallen erhielt auch er seinen reichlichen Anteil an diesen Glückwünschen. Nachdem man auf den unerschrockenen Fergusson, den Ruhm Englands, getrunken hatte, durfte man nicht verabsäumen, auf den nicht minder heldenmütigen Kennedy, seinen kühnen Begleiter, zu trinken. Dick errötete über und über, was ihm jedoch als Bescheidenheit ausgelegt wurde und nur zur Folge hatte, dass man die Beifallsbezeugungen verdoppelte. Dick Kennedy errötete noch tiefer.

      Beim Dessert kam eine Botschaft der Königin an. Sie sandte den beiden Reisenden ihre Grüße und ließ ihnen Glück zu ihrem Unternehmen wünschen. Dies erforderte natürlich wiederum Toasts ›auf Ihre allergnädigste Majestät‹.

      Endlich, um Mitternacht, trennten sich die Gäste nach einem rührenden Abschied und manch warmem Händedruck. Die Boote der ›Resolute‹ warteten an der Westminster-Bridge; der Kommandant nahm in Gesellschaft seiner Passagiere und Mannschaften darin Platz, und der Strom der Themse brachte die Gesellschaft schnell nach Greenwich. Um ein Uhr lag alles an Bord im tiefsten Schlafe.

      Am Morgen des 21. Februar, um drei Uhr früh, waren die Kessel geheizt, um fünf Uhr lichtete man die Anker, und unter dem Druck der Schraube steuerte die ›Resolute‹ der Mündung der Themse zu.

      Während der langen, unbeschäftigten Stunden der Reise ging der Doktor mit den Offizieren einen förmlichen geographischen Kursus durch. Die jungen Leute interessierten sich lebhaft für die seit vierzig Jahren in Afrika gemachten Entdeckungen. Er erzählte ihnen von den Forschungsreisen Barths, Burtons, Spekes, Grants und schilderte ihnen dieses geheimnisvolle Land, das gegenwärtig so rege von der Wissenschaft in Angriff genommen war. Im Norden erforschte der junge Duveyrier die Sahara und brachte die Häuptlinge der Tuareg nach Paris. Unter Oberaufsicht der französischen Regierung wurden zwei Expeditionen ausgerüstet, die vom Norden herab nach Westen gehend sich in Timbuktu kreuzen sollten. Im Süden rückte der unermüdliche Livingstone immer weiter Richtung Äquator vor, und vom Mai des Jahres 1862 ab ging er in Gesellschaft Mackensies an dem Rovoonia-Flusse aufwärts. Das 19. Jahrhundert würde gewiss nicht zu Ende gehen, ohne dass Afrika die in seinem Schoß seit sechstausend Jahren vergrabenen Geheimnisse enthüllt hätte.

      Das Interesse der Zuhörer Fergussons wurde besonders geweckt, als er ihnen im Einzelnen von den Vorbereitungen zu seiner Reise erzählte. Sie wollten die Probe seiner Berechnungen machen und begannen eine Erörterung, in welche der Doktor sich ohne alle Umschweife einließ. Im Allgemeinen staunte man über die verhältnismäßig geringe Menge an Lebensmitteln, welche er mit sich führte, und eines Tages befragte jemand den Doktor in Bezug hierauf.

      »Das erstaunt Sie?«, fragte Fergusson zurück. »Aber wie lange glauben Sie denn, dass ich unterwegs sein werde? Doch nicht etwa Monate? Da irren Sie sehr. Wenn meine Reise sich in die Länge ziehen sollte, wären wir verloren und würden gar nicht ans Ziel gelangen. So wissen Sie denn, dass von Sansibar nach der Küste von Senegal nicht mehr als 3.500, nehmen Sie an 4.000 Meilen sind. Wenn man nun in zwölf Stunden 240 Meilen zurücklegt, was der Schnelligkeit unserer Eisenbahnen nicht nahe kommt, und wenn man Tag und Nacht reist, so würden sieben Tage genügen, um Afrika zu durchfahren.«

      »Aber dann könnten Sie nichts sehen, keine geographischen Aufnahmen machen, noch das Land gehörig kennen lernen.«

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      »Ich werde mich deshalb auch«, antwortete der Doktor, »überall aufhalten, wo ich es für gut befinde, besonders auch dann, wenn zu heftige Luftströmungen mich fortzureißen drohen.«

      »Und das wird nicht ausbleiben«, sagte Pennet; »es wüten bisweilen Orkane, welche über 240 Meilen in der Stunde zurücklegen.«

      »Sie sehen«, versetzte der Doktor, »bei einer solchen Schnelligkeit könnte man Afrika in zwölf Stunden durchfahren. Man würde in Sansibar aufstehen, um in Saint-Louis zu Bett zu gehen.«

      »Aber«, äußerte ein Offizier, »könnte denn ein Ballon in solcher Schnelligkeit mit fortgerissen werden?«

      »Man hat das schon erlebt«, erwiderte Fergusson.

      »Und der Ballon hat gehalten?«

      »Vollkommen.

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