Das Yoga-Lexikon. Wilfried Huchzermeyer

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Das Yoga-Lexikon - Wilfried Huchzermeyer

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Leitlinien der ersten Stufe im Rāja-Yoga. Mit „Stehlen“ (steya) ist nicht nur das Entwenden im rechtlichen Sinn gemeint, sondern auch allgemein das Begehren von Dingen, die anderen gehören.

      Siehe auch Yama.

      Āstika adj oder m jemand, der gläubig ist oder an die Existenz Gottes glaubt. Von asti, er, sie, es ist oder existiert.

      Āstikya n Glauben, Vertrauen. Glauben an die Realität der Welt (im Gegensatz zum Māyāvāda) und der Allgegenwart des Göttlichen in ihr.

      Astra n Waffe, Pfeil, Schwert, Geschoss. Oft auch Waffen, die im Kampf zwischen Göttern und Asuras verwendet wurden und auf­grund okkulter Kraft besondere Wirkung entfalten konnten.

      Astralreisen siehe unter Ākā­shaga­ma­na.

      Astrologie siehe Jyotisha.

      Asura m ungöttliches Wesen, Dämon, Titan. Ursprünglich hat­te dieses Wort genau die entgegengesetzte Bedeutung und steht im Veda (mit Ausnahme einiger weniger Hymnen) und im Avesta der Parsen (Ahura) für das höchste göttliche Wesen. Die spätere negative Bedeutung entstand vermutlich aus der – eigentlich falschen – etymologischen Deutung a-sura, un-göttlich.

      Der Kampf zwischen Göttern (Devas) und Asuras ist ein häufig wiederkehrendes Motiv in den indischen heiligen Schriften. Die Asuras, die ursprünglich Kräfte des Göttlichen waren, sich jedoch in einer frühen Phase der Schöpfung wie gefallene Engel vom Einen abwandten, verfügen über gewaltige Kräfte und bringen die Götter oft in große Bedrängnis.

      Die Bhagavadgīta widmet das ganze 16. Kapitel dem „Yoga der Unterscheidung zwischen dem Göttlichen und Asurischen“.

      Atem siehe Prāna.

      Atharvaveda m der vierte Veda, benannt nach dem Feuerpriester Atharvan, dem ältesten Sohn Brahmās; der Text enthält im wesentlichen seine magischen Zaubersprüche, aber auch bereits einige Gedanken und An­sätze, die zu späteren Yoga-Praktiken hinführen.

      Siehe auch Veda.

      Ātmabodha m Selbst-Erkenntnis, auch Name eines Werkes Shankaras.

      Ātman m das unvergängliche Selbst, die Seele. Der Ge­danke eines unsterblichen trans­­zen­denten Selbstes wird bereits in den ältesten Upanishaden ausgesprochen und ist von großer Bedeutung für den Vedānta und Yoga. So schreibt Shankara in seinem Werk Vivekacūdāma­ni: „Der spirituelle Sucher... widmet sich der Übung der Kontemplation und meditiert über den Ātman in sich selbst als dem Ātman in allen Wesen. So löscht er vollständig das Gefühl der Trennung aus... und identifiziert sich mit dem Brahman.“

      In der Taittirīya-Upanishad wird ausgeführt, dass das höchste Selbst von fünf Hüllen umgeben sei, die sich – ausgehend vom Grobstofflichen – immer mehr verfeinern (siehe Kosha).

      Viele Texte erklären, dass es unmöglich sei, das Selbst verbal zu erfassen und zu beschreiben, es enthülle sich in seiner Realität nur in der ureigenen Erfahrung des Selbstes durch das Selbst.

      Das Wort Ātman trägt im Sanskrit nicht notwendigerweise die bekannte spirituelle Bedeutung, sondern kann in anderen Zusam­menhängen auch das gewöhnliche menschliche Selbst bezeichnen oder reflexiv für „sich“ stehen.

      Manchmal wird auch die Schreibweise „Ātmā“ gebraucht, d.h. der Nominativ Singular des Wortes, während Ātman der Stamm ist (vergl. Yogī, Yogin). In Komposita, zusammengesetzten Wörtern, erscheint unter Umständen auch „Ātma“.

      Ātmajñāna n die Selbst-Er­kenntnis, das Wissen vom Āt­man.

      Ātmanivedana n vollständige Hingabe an das Selbst, sich dem Göttlichen anvertrauen.

      Ātmasākshātkāra [ātmasākṣāt­kā­ra] m die direkte, intuitive Wahrnehmung des Selbstes durch das Selbst.

      Atri m Name eines bedeutenden Rishis, der mehrere vedische Hymnen verfasste, gerichtet u.a. an Agni, Indra und die Ashvins. Die Atris sind eine Familie vedischer Weiser, denen das 5. Mandala des Rig-Veda zugeschrieben wird.

      Aum siehe Om.

      Aurobindo, Sri [śrī] indischer Yogī, Dichter und Philosoph (1872-1950), Schöpfer des Integralyoga. „Aurobindo“ ist abgeleitet von Sanskrit Aravinda, Lotus.

      Sri Aurobindo wurde am 15. August 1872 in Kalkutta geboren, doch schickte sein europäisch orientierter Vater ihn schon im Alter von sieben Jahren nach England, wo er eine klassisch-hu­ma­ni­stische Ausbildung erhielt. Als er mit 21 Jahren nach Indien zurückkehrte, hatte er bei seiner Ankunft in Bombay eine über­wältigende Erfahrung unsagbaren Frie­dens.

      Er vertiefte nun seine Kenntnisse der indischen Kultur und Geschichte und lernte Sanskrit, die Sprache der heiligen Schriften Indiens. Doch sein Augenmerk galt zunächst vor allem der indischen Widerstandsbewegung, zu deren geistigem Führer er bald wurde. Er wollte Freiheit und Unabhängigkeit für sein Land und schrieb zahlreiche inspirierte Artikel in mehreren Zeitschriften.

      Parallel zu diesen politischen Aktivitäten entwickelte sich auch sein Interesse am Yoga. Im Jahr 1904 begann er mit Prānāyāma-Übungen und fühlte ständig eine Art elektrische Kraft um seinen Kopf, woran sich viele kleinere spirituelle Erfahrungen anschlossen.

      Der große Durchbruch ereignete sich im Jahr 1908, als er den vedantischen Yogī Vishnu Bhas­kar Lele traf. Dieser wies ihn an: „Setze dich hin, beobachte, und du wirst sehen, dass deine Gedanken von außen in dich eintreten. Bevor sie eintreten, wirf sie zurück.“ Sri Aurobindo folgte dieser Anweisung und erreichte innerhalb von drei Tagen die Erfahrung ewiger Stille. Es war das raumlose, unbegrenzte Brah­man, das Nirvāna, auf desen Hintergrund die Welt wie ein Film erscheint, der vorüberzieht. Es war die Erfahrung der Māyā, der Unwirklichkeit der Welt, die für Sri Aurobindo nur ein Durchgang sein sollte.

      Indessen verunsicherten die Aktivitäten der Freiheitskämpfer die britische Kolonialregierung, und so wurde Sri Aurobindo 1908 mit vielen anderen führenden Persönlichkeiten verhaftet. Während der einjährigen Untersuchungshaft im Gefängnis von Alipur hatte er wei­tere spirituelle Erfahrungen. Wenn er vor seiner Zelle auf und ab ging, spürte er, wie die Kraft des Göttlichen ihn erfüllte: „Ich schaute auf das Gefängnis... und die hohen Mauern kerkerten mich nicht mehr ein, es war Krishna, der mich umgab...“

      Zu dieser Zeit erschien ihm auch in einer Vision Swami Vivekanan­da und erklärte ihm zwei Wochen lang höhere Bewusstseinsebenen, einen wichtigen Bereich spiritueller Erfahrung, über den er zu Lebzeiten nie gesprochen hatte.

      Ein angesehener indischer Anwalt verteidigte Sri Aurobindo im Prozess und erreichte schließlich mit einem brillanten Plädoyer seinen Freispruch von der Anklage der Verschwörung gegen die britische Krone.

      Im Jahr 1910 erhielt Sri Aurobindo eine innere Weisung, sich von der politischen Arbeit zu lösen und nach Puducherry (Pondicherry) zu fahren, einer französischen Kolonie südlich von Chennai (Madras) an der Ostküste Indiens. Dort widmete er sich nun intensiver innerer Arbeit und entwickelte seinen ganzheitlichen Integralyoga.

      1914 kam es zu einer ersten Begegnung mit Mira Alfassa, die bereits einen langen spirituellen Weg mit vielen Erfahrungen hinter sich hatte. 1920 reiste sie endgültig nach Puducherry und blieb dort bis an ihr Lebensende als Sri Aurobindos spirituelle Mitarbeiterin, „die Mutter“. Unter ihrer Leitung bildete sich allmählich der Sri Aurobindo Ashram heran, indem immer mehr Wahrheitssucher aus Indien und aus dem Westen nach Puducherry kamen.

      Im

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