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Finger und sagst: »Kann es sein, dass ich dich neulich in einem 68er-Mustang-Cabrio gesehen habe? So eine rote Sahnetorte mit dem Klang einer Magnaflow-Special-Auspuffanlage? Ich hab nicht so auf den Fahrer geachtet, weil mich der Wagen einfach umgehauen hat? Aber das am Steuer warst doch du, oder?«

      Wenn du noch einen draufsetzen willst, dann sag: »Täusche ich mich oder hat der Mustang einen 2-Klappen-Auspuff, so, wie der geklungen hat? Da kannst du jeden Ferrari in die Tonne klopfen.«

      So, und spätestens jetzt setzt sich der Chili neben dich, sieht anerkennend auf deinen Drink und fängt an, von seiner Liebe zu erzählen. Und alles, was du an dem Abend trinkst, das geht aufs Haus. Wollen wir wetten? Du musst nur viel Zeit haben, denn wenn der Chili bei den Weißwandreifen auf Speichenfelgen anfängt, über das Getriebe und den Motor zur Innenausstattung kommt und dann liebevoll von der Sechs-Schichten-Sonderlackierung erzählt, dann gehen ungefähr drei Stunden von deiner Lebensuhr ab.

      Zurück ins Büro: Direkt hinter dem Schreibtisch befindet sich das doppelflügelige Fenster, das von außen durch ein massives Eisengitter geschützt ist. Auf der anderen Seite steht immer noch das alte, grün gestrichene Holzregal, in dem Bilder, Aktenordner und Miniatur-Mustangs als Cabrio oder Fastback stehen.

      Chili schaute den Auer verwundert an: »Oha, was ist denn mit dir passiert?«

      Der winkte ab, setzte sich auf den einzigen, unbequemen Besucher-Stuhl und sagte: »Das werde ich jetzt innerhalb von zwei Minuten zum zweiten Mal gefragt. Aber wenn es dich interessiert: Ich war unten am Innspitz beim Löwenjagen.«

      Chili verzog keine Miene, während er nach unten fasste, mit Daumen und Zeigefinger zwei Gläser aus einer der Schubladen fischte und gleich danach eine Flasche Jack Daniel’s hervorholte: »Da schau her. Am Inn gibt es also Löwen. Seit wann denn?«

      Er goss in beide Gläser circa drei Fingerbreit und schob dem Auer eins davon über den Tisch.

      »Jetzt nicht mehr.« Der Max hob sein Glas, prostete dem Chili zu, trank und merkte, wie der Bourbon eine wohlige Wärme in seiner Kehle und im Magen entfachte: »Was heißt, dass ich mich nun anderen Herausforderungen stellen kann.«

      »Wenn du so geschwollen redest, willst du was von mir. Wenn du bisher was von mir wolltest und ich es getan habe, habe ich meistens fürchterlich eine aufs Maul gekriegt oder Ähnliches. Und das, wo du genau weißt, dass es für einen wie mich keine Ersatzteile mehr gibt. Aber was soll’s, fang an.«

      Jetzt grinste der Auer Max und beugte sich auf seinem Stuhl nach vorne: »Der Schiermeier Alfons. Was klingelt da bei dir?«

      Der Chili trank seinen Jackie D. aus, schenkte sich nach und hielt die Flasche fragend über den Tisch. Der Auer winkte ab und Chili füllte sich nach: »Der Schiermeier war vor einiger Zeit hier. Das war, warte mal …« Er schaute nach oben, schnippte dann mit den Fingern und meinte: »Vorige Woche Montag. So gegen zwei Uhr in der Früh. Er hatte drei Kerle von einem Imker-Verein dabei, denen wollte er ein Grundstück abluchsen.«

      »Imker, was? Da kannste mal sehen. Immer diese Imker.«

      »Lass mich ausreden. Der eine, so ein mehläugiger dicker Schmierlappen, sagte zu meinem Mädel da draußen: ›Jetzt machst uns schnell einmal vier doppelte Biena-Coladas, Schnucki‹, und die blonde Torte kommt doch glatt zu mir rein und fragt, was ein Biena-Colada ist. Ob das was mit Bienen zu tun hat, ob da Honig reinkommt. Und ich sag: kein Honig, sondern ganze Bienen. Die Imker essen keinen Honig, die kauen die Bienen. Und Blondie staunt mich an und sagt: ›Ihhhh, echt jetzt?‹, und dann noch: ›Aber Chef, wir haben doch gar keine Bienen hier.‹ Max, mein Alter, mit so einem Personal musst du heutzutage arbeiten. Auf jeden Fall, der Schiermeier fängt mich bei einem Gang durch den Laden ab und meint, ich soll die drei schlappen Willis an der Bar richtig abfüllen, Preis spielt keine Rolle. Was hast du mit dem zu tun? Sind denen ein paar Bienen entflogen?«

      Der Chili lehnte sich lächelnd in seinem Stuhl zurück: »Und der junge Schiermeier, der Josef, der hat hier Hausverbot. Der hat so ziemlich überall in Rosenheim abends Hausverbot, glaube ich.«

      »Genau um den geht’s. Um den Josef. Der ist abgetaucht, nach Salzburg wahrscheinlich. Ich suche ihn und bringe ihn hierher zurück. Das ist der erste Punkt auf dem Zettel.«

      »Ein Zettel sogar. Das klingt nicht gut. Was ist der zweite Punkt?«

      »Der Schiermeier wird erpresst. Weißt du davon was? Ich meine, was sagen die Buschtrommeln?«

      Chili schüttelte den Kopf und trank: »Ahhh, das macht wohlig. Nein, davon weiß ich nix. Ist das der zweite Punkt?«

      »Nicht ganz. Ich vermute, ich weiß, wer dahintersteckt. Das ist möglicherweise eine Jamaikaner-Gang, die Gras und so Zeugs vertickt.«

      Jetzt verdrehte der Chili die Augen: »Gras? Mary Jane, Weed, schwarzer Afghane, so was? Das ist doch Kinderkram. Das Zeug kriegst du hier tagsüber von jedem zweiten Teenie, wenn’s sein muss.«

      »Nein, nein. Die machen schon noch andere Dinger. Zünden hier und dort gerne mal eine Schiermeier-Wohnung an. Und manchmal liegen da auch noch verbrannte Menschen drin.«

      »Aber doch nicht der Josef. Der ist blöd wie Weißbrot.« Der Chili kniff die Augen zusammen: »Sag nichts. Der Josef erpresst seinen Bruder Alfons. Die Jamaikaner machen die Drecksarbeit. Was ist mit den Leichen. Du hast in der Mehrzahl gesprochen.«

      Auer zuckte mit den Schultern: »Jetzt trinke ich doch noch einen. Lass die Flasche rüberwachsen. Danke.« Er schenkte sich ein. »Da waren zwei junge Frauen in einer Wohnung in der Kastenau. Dunkelhäutige junge Frauen. Die waren aber wahrscheinlich schon vorher tot. Jemand hat gesehen, wie ein paar Rastas nachts große Gegenstände in die leere Villa geschleppt haben. Und kurz drauf war Sankt-Petrus-Feuer angesagt.«

      »Jetzt will der Alfons den Josef in die Finger kriegen. Keine Polizei, das war bei den Schiermeiers schon immer so. Woher weißt du, dass der Josef in Salzburg ist?«

      »Ich weiß es nicht, aber der Alfons meinte, dort würde er ein paar Zocker kennen, die ihn verstecken. Wo würdest du dich in Salzburg bei Zockern verstecken?«

      »Hat er genug Geld dabei?«

      »Vielleicht, kann sein. Also?«

      Der Chili ließ zärtlich seinen weizenblonden Pferdeschwanz zwischen die Finger gleiten und drehte ihn zu einem Röllchen auf: »Im Stadtteil Itzling, in der Goethesiedlung, da sind Großfamilien, Zockergangs, Spielsalons. Schlimmes Gesindel, das sich da rumtreibt. Die würden aber einem wie mir oder dem Josef auf dem Klo die Gurgel durchschneiden und die Leichen fleddern. Da also eher nicht. Rund um den Hauptbahnhof, in der Elisabethstraße. Oder in der Ignaz-Harrer-Straße, da trauen sich die von der Firma Greif und Fang abends auch nicht mehr hin.«

      Chili schaukelte mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl, dann setzte er die Füße auf den Boden und sagte: »Ich hab’s. Wenn der wo ist, dann in der Bessarabierstraße in Lehen oder Liefering. Die Straße geht durch beide Stadtteile. Da hat’s Zockerbuden, die sind im zweiten Untergeschoss unter den Kellern. Da spielen die Profis. Warte, ich rufe den Inkasso-Heinzi an. Der hat in ganz Salzburg seine Connections.«

      Dann schüttelte er traurig den Kopf: »Wobei, wenn ich mir das so überlege … Das letzte Mal, als du mit dem Inkasso zu tun hattest, hat es ihm eine Kugel in den Haxen eingebracht. Und grade der Heinzi ist doch so was von nachtragend, selbst bei solchen Kleinigkeiten.«

      »Ruf ihn an. Sag ihm, ich brauche einen Termin bei ihm. Und seine Garantie, dass ich lebendig aus Salzburg wieder

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