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»Kein Wunder, dass wir keine Corona-App zustande bringen, wenn die IT-Spezialisten den Dreck von alternden Kommissaren wegräumen müssen«, nörgelte Frau Merkel.
»Ob es für einen Hobbykoch schwierig ist, ›Katze mit viele Knoblauch und Kokosmilch‹ zuzubereiten?«, sinnierte Steinböck.
Husup schüttelte verwirrt den Kopf und ignorierte seine letzte Frage. »Warum putzt sie hier im Polizeirevier?«, wollte sie ihrerseits wissen.
»Weil hier keiner nach ihr sucht. Sie hat in Kürze einen Termin für ein Gespräch in der deutschen Botschaft in Hanoi.«
»Warum ist sie dann schon hier?«
»Der Gesprächstermin in der Botschaft steht seit über einem Jahr fest.«
»Das glaub ich nicht! Zwölf Monate, nur um vorzusprechen?«
»Es sind sogar 13. Aber jetzt zu Ihrer Aufnahme, Sie kennen das Gebiet dort. Wie tief ist die Person gefallen? Könnte sie den Sturz überlebt haben?«
Die Reporterin überlegte kurz. »Kaum, das sind mindestens 30 Meter bis zum Strand runter, und der ist mit Felsen übersät.«
»Glauben Sie, dass Ihre Freundin zurück nach Spanien gereist ist?«
»Das ist sehr gut möglich.«
»Warum hat sie Sie nicht informiert?«
»Warum?« Husup lachte schrill auf. »Sie wittert bestimmt eine Story. Ich hätte sie auch nicht informiert.«
»So wie es aussieht, handelt es sich hier um Mord. Könnte es sein, dass Ihre Kollegin eine oder vielleicht sogar beide Personen kennt?« Steinböck bemerkte, dass Sabine Husup unsicher wurde.
»Nein, aber die Aufnahme ist auch sehr unscharf. Hier ist übrigens ein aktuelles Foto von Putzi. Sie heißt Candida Hinksel.«
»Okay, da ist ›Putzi‹ die bessere Variante«, frotzelte die Katze.
Steinböck hatte das Gefühl, dass Sabine Husup ihm etwas verschwieg.
»Wann haben Sie diese Aufnahme gemacht?«
»Am vorletzten Samstag, einen Tag vor unserer Abreise.«
»Gut. Wir sehen uns morgen Vormittag wieder. Bis dahin werden wir auch eine Handyortung haben«, beendete er unerwartet das Gespräch.
Es schien, als wolle Husup noch etwas sagen. Sie entschied sich aber anders und griff nach ihrer Tasche.
Steinböck legte seine Hand auf den Laptop und schüttelte den Kopf, als sie danach greifen wollte.
»Das ist ein Beweisstück eines möglichen Verbrechens und bleibt vorerst bei uns.«
»Von mir aus«, murrte sie. »Aber morgen um 11 Uhr bin ich wieder hier.«
»Ich freu mich schon«, sagte der Kommissar spöttisch.
Nachdem Husup das Büro verlassen hatte, setzte er sich zurück vor den Laptop und ließ die beiden Videoaufnahmen mehrmals ablaufen.
»Schöne Landschaft«, bemerkte die Katze, die sich inzwischen auf dem Schreibtisch neben dem Laptop niedergelassen hatte.
»So viel Meer.«
»Mmhh«, brummte Steinböck.
»Ich glaube, ich sollte den Jakobsweg auch einmal gehen.«
Jetzt hatte sie es doch geschafft, ihn aus der Reserve zu locken.
»Du, den Jakobsweg?«, fragte er verdattert.
»Warum nicht? Ein bisschen Abwechslung täte mir gut. Und ein interessantes Studienobjekt wäre es obendrein.«
»Wieso?«
»Na, all die Pilger. Das ist so ähnlich wie der Zug der Lemminge. Wie sie sich von allen Richtungen auf Santiago de Compostela zubewegen. Nur mit dem Unterschied, dass sie sich nicht ins Meer stürzen.«
»Bis auf unser Opfer hier.«
»Na ja, freiwillig ist der nicht gesprungen«, bemerkte Frau Merkel lapidar.
»Und wann möchtest du den Jakobsweg gehen?«, fragte Steinböck süffisant, während er Putzis Laptop zuklappte.
»Wann hast du Zeit?«
»Du willst mich mitnehmen?«
»Aber hör mal, nur wegen dir würde ich das auf mich nehmen. Ein bisschen Meditation wird dir sicher guttun. Und denk an deinen Bauch. Er scheint langsam außer Kontrolle zu geraten.«
Mittwoch
Als Steinböck am Morgen aus dem Bett stieg, fühlte er sich endlich mal wieder ausgeschlafen. Im Gegensatz zu Frau Merkel, die noch zusammengerollt am Fußende lag, war er früh zu Bett gegangen. Die Katze war besessen von der Idee, mit ihm zusammen den Jakobsweg zu gehen. Er hatte sich vehement dagegen gewehrt, Hape Kerkelings »Ich bin dann mal weg« als E-Book zu bestellen. Dafür hatte sie sich den ganzen Abend Youtube-Filmchen über das Thema reingezogen. Genervt hatte er sich ins Bett verkrochen und lobte sich jetzt selbst für diesen weisen Entschluss.
Als er aus dem Bad zurückkam, schlief Frau Merkel immer noch. Er warf seinen Schlafanzug nach ihr.
»Auf geht’s, Saukatz, geh den Emil wecken und frag ihn, ob er einen Kaffee will. Ab morgen ist er für fünf Tage weg.«
Frau Merkel schlüpfte missmutig und überraschenderweise schweigend durch die Katzenklappe nach draußen. Seitdem Mayer vorübergehend in der Nachbarwohnung wohnte, war es üblich, dass die Katze ihn am Morgen zum ersten Kaffee abholte. Steinböck verschwand in der Küche und bereitete zwei Tassen vor. Da der Kühlschrank wieder mal leer war, blieben nur ein paar Scheiben Knäckebrot. Die hatte er dummerweise in einer Plastiktüte aufbewahrt. Dadurch waren sie alles anders als »knäcke«, und so entschloss er sich, sie gleich zu entsorgen, bevor er sich wieder den blöden Kommentaren der Katze aussetzen musste. Zudem war er sich sicher, dass seine junge Kollegin Ilona Hasleitner im Büro frische Butterbrezen vorbereitet hatte.
Er brachte den Kaffee in den Wintergarten und stellte ihn dort auf dem Korbtisch ab. Während er sich eine Zigarette drehte, gönnte er der Marihuanapflanze einen Blick. Er war stolz darauf, dass er es immer wieder schaffte, aus ein paar Samen ein solch imposantes Gewächs zu ziehen. Natürlich tat er dies nicht zum Eigengebrauch, sondern aus Reminiszenz an seine Vormieterin Maxi Müller, die er unglücklicherweise des Mordes überführt hatte und die nun für mehrere Jahre in der JVA wohnte.
»Morgen, Chef«, begrüßte ihn sein Kollege Emil Mayer junior und steuerte den Rollstuhl geschickt durch die Wintergartentür. Auf seinen Oberschenkeln hatte er einen Basketball liegen. Mayer, Mitte 30, war Nachfahre eines sogenannten Besatzerkindes. Sein Großvater, ein dunkelhäutiger amerikanischer GI, der in Landsberg stationiert gewesen war, hatte Emils Großmutter Ende der 50er-Jahre seinen Vater Mayer senior hinterlassen und war dann unauffindbar über den Großen Teich verschwunden. Zumindest nicht die