Gourmetkatz. Kaspar Panizza
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»Wie du dich früher vorg’stellt hast, hat mir besser g’fallen«, brummte Steinböck.
»Mir auch, aber du weißt ja: politisch völlig unkorrekt.« Emil verzog sein Gesicht zu einem spöttischen Grinsen. Er griff nach seinem Kaffee, nahm einen Schluck und sagte: »Was ist mit der Katz? Die ist a bisserl komisch. Sie wollt heut nicht mit mir Rolli fahren.«
»Seit gestern spinnt sie. Ich glaub, sie will den Jakobsweg gehen.«
Mayer junior sah seinen Chef mitleidig an. »Du redst also tatsächlich mit der Katz?«
»Ach Schmarrn, ich hab dir schon oft genug g’sagt, dass ich ned mit dem Viech reden kann. Des ist bloß a Spaß mit dem Jakobsweg, weil mir gestern die Husup mit so einer mysteriösen Geschichte gekommen ist.«
»Der Harry Potter war gestern da?«
Steinböck nickte, nahm einen Schluck Kaffee und erzählte Emil, was am Tag zuvor passiert war.
»Und was willst du jetzt machen? Wirst du dich mit den spanischen Kollegen in Verbindung setzen? Des ist ja eigentlich nicht unser Fall«, resümierte Mayer junior.
»Ich wart noch auf die Vergrößerung von der Huong, und dann nehm ich mir die Husup noch mal zur Brust. Die weiß mehr, als sie gesagt hat«, erklärte Steinböck. »Aber nun zu dir. Was ist des für ein Turnier, wegen dem du dir die nächsten fünf Tage freig’nommen hast?«
»Olympia-Vorbereitung. Ein Sechsländerturnier.«
»Wann habts ihr euer erstes Spiel?«
»Heut um 17.30 Uhr. Hier sind fünf Eintrittskarten. Ich erwarte dich und vier Kollegen zum Anfeuern. Da ist die Katz nicht mitgerechnet.«
»Ehrensache, wir sind da. Hab ich alles schon organisiert«, beteuerte Steinböck.
Emil blickte ihn skeptisch an und murmelte: »Da bin ich aber g’spannt.«
*
»Guten Morgen, Frau Kommissarin«, begrüßte Steinböck Ilona Hasleitner schmunzelnd, als er das gemeinsame Büro betrat.
»Geh, Chef, sei ned so a Kindskopf, sonst musst dir in Zukunft deine Butterbrezen selber machen«, schimpfte sie.
»Na, lieber ned, dann bleiben wir bei Frau Sklavin.«
»Mei, bist du heut deppert.« Ilona versuchte ernst zu sein, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. Vor zwei Wochen hatte Ilona Hasleitner ihre Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen und war jetzt Kommissarin. Steinböck und Mayer junior waren mächtig stolz auf sie, und den Abwerbungsversuch von der Sitte haben sich beide entschieden verbeten.
»Apropos Butterbrezen – mein Kühlschrank ist schmutzleer, und der Emil hat auch nichts g’habt.«
»Steht schon auf deinem Schreibtisch. Übrigens, was ist des für ein Laptop?«, fragte Hasleitner neugierig.
»Schau’s dir mal an«, forderte er sie auf. »Passwort: 1,2,3,4.«
»Aha, war die Huong wieder da.« Ilona lächelte verschmitzt und klappte das Gerät auf.
Nach kurzer Zeit rief sie erstaunt: »Des ist doch die Husup! Und die andere hab ich auch schon mal gesehen. Da passiert irgendetwas im Hintergrund.«
»Du bist halt die G’scheidste von uns. Auf dem zweiten Film ist der Hintergrund vergrößert.«
»Sappralott, der springt aber nicht von selbst.«
Während Steinböck sich einen Latte macchiato machte, erklärte er ihr kurz, was gestern Abend vorgefallen war.
»Dann können wir nur hoffen, dass Huong vor der Husup kommt, sonst geht uns Harry Potter gehörig auf den Senkel«, kommentierte Hasleitner die Ausführungen ihres Chefs.
»Können wir nicht beide aussperren?«
»Du, Ilona, auf meinem Tisch liegt die Handynummer von Husups Freundin. Lass eine Ortung durchführen. Gefahr im Verzug. Die Kollegen sollen Gas geben.«
»Jawohl, mein General«, antwortete sie zackig.
»Passt schon, Eure Hoheit hätt auch gereicht. Du denkst dran, heut Nachmittag spielt unser Kollege. Ich hab hier vier Karten übrig, die verteilt werden müssen.«
»Da musst dich selbst drum kümmern, der Emil hat die Karten schließlich dir gegeben«, stellte sie fest und verschwand mit der Handynummer aus dem Büro.
»Von wegen ›mein General‹. Wenn man sie braucht, dann desertieren sie«, schimpfte er.
»Wie wär’s mit Peter Obstler?«, überlegte die Katze.
»An den hab ich auch schon gedacht«, erwiderte Steinböck und kramte sein Handy heraus. »Mist, er geht nicht hin«, stellte er nach einer Weile fest.
»Versuch’s bei Horsti. Wenn er seinen Köter mitbringt, wären’s schon zwei.«
»Tiere zählen nicht, hat der Emil gesagt. Und außerdem, wie sollen wir den Dackel in die Halle kriegen?«
»So wie immer, Drogenhund et cetera.«
»Sag mal, wieso kümmert dich des überhaupt?«
»Na, entschuldige mal. Es geht um meinen schwarzen Bruder. Das bin ich ihm schuldig«, schnurrte Frau Merkel entrüstet.
In diesem Moment klopfte es leise an die Tür.
»Guten Morgen, Kommissar Steinböck«, grüßte Phan Lan Huong in perfektem Deutsch.
»Mensch, Huong, schön, dass du schon da bist.« Er stand auf und führte sie zum Schreibtisch. »Und, hat’s geklappt?«
Die junge Frau sah ihn abschätzig an und erwiderte: »Huong Spezialistin.«
»Wie kommt’s, dass du so früh hier bist?«
»Huong hat kein Frühstück und wenig schlafen.«
»Mensch, Madel, ich kann dir eine Butterbrezen und einen Kaffee anbieten.«
Erst schaute sie skeptisch, dann nickte sie. »Buttelblezel ist gut. Cappuccino mit viel Zucker.«
»Hier die Buttelblezel, und der Cappuccino kommt sofort.«
»Kommissar Schelzkeksel. Aber Buttelblezel verdammt schweres Wort«, feixte sie und biss hungrig in die Brezen.
Steinböck beobachtete sie aus den Augenwinkeln und wagte es nicht, sie zu unterbrechen. Die Katze hatte sich sicherheitshalber auf die Fensterbank zurückgezogen und musterte sie misstrauisch. Huong genoss ihr kleines Frühstück. Schließlich wischte sie sich mit einem weißen Taschentuch den Mund und die Finger ab. Dann öffnete sie ihren Laptop und spielte einen Film ab. Ins Original hatte sie an passender Stelle die Vergrößerungen eingeschnitten.
Ganz