Gourmetkatz. Kaspar Panizza
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Langsam wurde ihr klar, dass sie zu weit gegangen war. Sie blickte auf ihre gefesselten Hände. Verflucht, sie wollte diese Story unbedingt haben, exklusiv. Es hätte ihr Durchbruch sein können. Aber ihre Recherchen waren schon beendet worden, als sie noch nicht einmal richtig begonnen hatte. Sie war so naiv gewesen. Über Verbrechen und Gewalt zu schreiben war einfach, doch sie am eigenen Leib zu erfahren, etwas ganz anderes. Ihre Handgelenke schmerzten. Der Mann hatte die Kabelbinder so fest zugezogen, dass sie kaum noch Gefühl in den Fingern hatte. Immer wieder bewegte sie sie vorsichtig. Die junge Frau glaubte daran, dass sie auf diese Weise ein Absterben vermeiden könnte. Mehrmals hatte sie den Mann mit der schwarzen Skimaske angefleht, sie zu lockern, aber der hatte nur gelacht. Dann hatte er sie wieder allein gelassen.
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»Über Johann Kerbel? Nicht viel«, antwortete Ilona. »Da muss ich selbst erst recherchieren. Ihm gehört das Sternerestaurant Safran. Ein sündhaft teurer Laden. Der Emil war kürzlich mit seiner Sunny dort essen. Es war super, hat er g’sagt.«
»So, kann der sich des leisten?«
»Du weißt ja ned, wer ’zahlt hat«, überlegte Hasleitner wehmütig.
»Trauerst der Liaison mit dem Emil doch noch nach?«
»Na, bloß ned. Ich bin froh, dass er seine Sunny wiedergetroffen hat. Aber ich würd mich halt auch gern mal von einem Sternekoch verwöhnen lassen.«
»Apropos verwöhnen – was hältst du von Feinkost?«
»Du meinst a Currywurst vom Berliner? Muss jetzt nicht unbedingt sein. Ich ess lieber bei der Tamara einen Salat. Übrigens hat sie mich gestern g’fragt, warum du nicht mehr in die Kantine kommst. Ob du beleidigt bist, wollt sie wissen.«
Steinböck winkte ab. Das Spießrutenlaufen bei der ostpreußischen Schnitzeldesignerin und Kantinenchefin ging ihm zurzeit wirklich auf die Nerven. Er beschloss, seinen Informanten Peter Obstler anzurufen, um sich mit ihm im Augustiner-Biergarten zu treffen. Erstens musste er ihn unbedingt dazu überreden, heute zu Emils Spiel zu kommen, und zweitens hatte Obstler bestimmt interessante Informationen zum »Safran« und zu Johann Kerbel.
Steinböck hatte Glück. Bei einem kurzen Telefongespräch versprach ihm Obstler, in einer Stunde im Biergarten zu sein. So hatte er noch genügend Zeit, sich vorher eine Currywurst zu holen. Der Berliner, wie ihn hier alle nannten, hatte seinen Imbisswagen direkt vor dem Kommissariat stehen. Seine Currywurst mit selbst gemachter Soße hatte inzwischen einen legendären Ruf unter den Kollegen. Kein Wunder, dass Tamara, die Chefin der Polizeikantine, nicht gut auf ihn zu sprechen war. Sie nannte ihn den »Gottlosen«, weil alle ehemaligen Ossis für sie Atheisten waren.
Vor dem Imbisswagen traf Steinböck auf den jungen Staatsanwalt Nepomuk Sanghäusel, der an einem der Stehtische stand und eine Schüssel Krautsalat leerte.
»Gut, dass ich dich seh, Nepomuk. Hast du heut Nachmittag schon was vor?«
»Nach der Arbeit?«, wollte der wissen. »Bisher noch nichts.«
»Der Emil hat doch heut sein erstes Länderspiel in der Nationalmannschaft. Da wär es schön, wenn möglichst viele von den Kollegen kommen würden.«
»Das tät passen. Was dagegen, wenn ich meinen Mann mitbringe?«
»Ganz und gar ned, dann lern ich ihn mal kennen«, erwiderte der Kommissar und kramte in seiner Sakkotasche nach zwei Eintrittskarten.
»Wir kommen«, versprach Sanghäusel und eilte zurück ins Gebäude.
»Der Emil spielt inne Nationalmannschaft?«, fragte der Berliner neugierig, der das Gespräch der beiden mitbekommen hatte.
»Ganz genau, und er erwartet von dir, dass du heut Nachmittag zum Spiel kommst.«
»Hat er det wirklich jesacht?«
»Ja, freilich, er hat mir extra eine Freikarte für dich mitgegeben«, sagte Steinböck ernst und reichte dem Mann eines der Tickets.
»Det is ja jetzt Ehrnsache, dat ick da komm.«
»Genau, und jetzt gibst mir a doppelte Currywurscht. Und mach ordentlich von deim …«
»Sach et nich«, unterbrach ihn der Berliner. »Sach et bloß nich.« Er hob abwehrend die Hände. »Du krichst deine Extraportion von mene gottlose Spezialsoße.«
»Von mir aus, dann eben Currysoße.« Steinböck wusste, dass er den Berliner mit dem Wort »Ketchup« zur Weißglut reizen konnte. Er machte sich häufig einen Spaß daraus, unterließ es aber heute, da er ihn unbedingt als Zuschauer bei Emils Spiel dabeihaben wollte. Trotz allem schmeckte die Wurst wieder ausgezeichnet. Kurz überlegte er, zu Fuß zum Augustiner zu gehen, entschloss sich dann jedoch, ein Taxi zu nehmen. Die Katze war nirgendwo zu sehen, aber er war sich sicher, dass sie rechtzeitig da sein würde.
Und tatsächlich, als der elfenbeinfarbene Benz um die Ecke bog, erschien auch Frau Merkel.
»Wo geht’s hin?«, wollte sie wissen.
»Augustiner-Keller«, sagte Steinböck laut zum Fahrer.
»Aha, der Kommissar und sei Drogenkatz«, stellte der missmutig fest, wohl wissend, dass die kurze Fahrt nicht besonders rentabel sein würde.
»Da schau her, mein Lieblingsrastafari«, feixte Steinböck. »Bestimmt warten vorm Augustiner ein paar Chinesen, die zum Flughafen wollen.«
»Schee wär’s«, brummte der Taxler mürrisch. »Da sind ned viele da. I setz mir für die paar Touristen scho so an bleden Hut auf.« Er deutete auf seinen Trachtenhut mit mittelgroßem Gamsbart, den er irgendwie auf seinen Dreadlocks befestigt hatte. »Ned amal auf die Chinesen is noch Verlass.«
Im Biergarten steuerte Steinböck zielstrebig einen der hinteren Biertische an. Bereits von Weitem erkannte er Peter Obstler an der Rauchwolke, die er mit seinen scheußlichen grün-gelben Zigarren fabrizierte.
»Er raucht schon wieder dieses grässliche Zeug«, mokierte sich die Katze.
»Hast du ihn jemals ohne seinen Giftstängel erlebt?«
»Wie viele Leben hat der Kerl eigentlich?«
»Der Peter lebt ewig. Der ist doch schon komplett durchgeräuchert.«
»Vielleicht kann ich ihn wenigstens erschrecken«, überlegte sie, machte ein paar Sätze und landete direkt neben Obstler auf der Bierbank.
»Geh, die Frau Merkel«, rief er lachend und blies den Rauch in ihre Richtung. »Dann kann ja der Alte auch nimmer weit sein.«
»Du, des hab ich gehört«, brummte Steinböck. »Ich möcht dich nur daran erinnern, dass du ein halbes Jahr älter bist als ich.«
»Ich find’s immer wieder lustig, dass die Katz husten kann. Oder macht sie des bloß, weil ihr meine Zigarren ned passen?«
»Wenn sie a Tiger wär, würd ich nimmer auf dich setzen«, bemerkte der Kommissar trocken und beobachtete, wie Frau Merkel beleidigt auf die Kastanie kletterte, deren Äste über die Biertische reichten.
Jetzt versucht sie gleich, irgendeinen