DMT - eBook. Markus Berger

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es um den eigentlich erlebbaren Inhalt der DMT-Erfahrungen geht, wird es noch schwieriger. Denn wie soll man über etwas berichten, das dermaßen unglaublich, derart fern aller unserer Vorstellungen ist und fern auch aller erwägbaren Möglichkeiten unserer exzentrischsten Fantasien? Wie soll man erzählen von einer ur-kosmischen Erfahrung, die mit den zwar kunstvoll auszuformenden, dennoch aber höchst limitierten, ja einfachen Metaphern des menschlichen Egobewusstseins kaum in die Alltagsrealität zu transportieren ist, sprich: Wie soll man das schlicht und ergreifend Unbeschreibliche in Worte kleiden? Der Kern der Erfahrungen, die mit Dimethyltryptaminen und Verwandten möglich sind, ist bar jeder Möglichkeit, sie sprachlich zu erfassen. Zwar ist es möglich, die visuellen Komponenten und auch die emotionalen bzw. psychologischen Effekte und Symptome des DMT-Erlebnisses annähernd auf einen beschreibbaren Nenner herunterzubrechen. Zumindest all jenes an visuellen und anderen Eindrücken, das man nach einer Erfahrung ins Alltagsbewusstsein mit zurückzubringen befähigt ist (und das ist oftmals nicht besonders viel). Die eigentliche Qualität dieses Bewusstseinswechsels, der selbst das Etikett »psychedelisch« nicht einmal im Ansatz genügen kann, ist mit den Mitteln unserer Sprache nicht kommunizierbar.

      Der US-amerikanische Philosoph, Psychonautenpionier, Ethnopharmakologe, Autor und Bewusstseinsforscher Terence McKenna (1946–2000) bezeichnete beispielsweise in seinem bahnbrechenden Buch »Wahre Halluzinationen« die DMT-Erfahrung als »das Geheimnis«: »So nannten wir es damals und meinten damit das Spektrum der Wirkungen, denen man in der Tryptamin-Ekstase begegnet. (…) Die Vorstellung, dass es das Andere gibt, war uns nicht unvertraut.« McKenna beschreibt den Kern seiner Erfahrungen mit gerauchtem DMT: »Wird DMT geraucht, beginnt der Onset der Erfahrung innerhalb etwa 15 Sekunden. Man fällt unverzüglich in einen Trancezustand. Die Augen sind geschlossen und man vernimmt ein Geräusch, das klingt, als würde ein Stück Zellophan zerrissen, als zerknülle jemand eine Plastikfolie und wirft sie weg. Ein Freund von mir vermutet, dass dies die Radio-Entelechie1 unserer Seele ist, die durch die organische Matrix bricht. Dann ist ein aufsteigender Ton zu hören. Außerdem nimmt man die gewöhnlichen halluzinogenen Wirkungen wahr wie eine sich wandelnde, verschiebende geometrische Fläche aus ineinanderfließenden, bunten Erscheinungen. Synaptisch betrachtet, sind jetzt alle Rezeptoren besetzt und man erlebt während etwa 30 Sekunden eine Verschiebung des Bewusstseinszustands. In diesem Moment findet man sich an einem Ort wieder, der sich jeder Beschreibung entzieht, ein Raum, der sich anfühlt, als sei er unter der Erde oder irgendwie isoliert und kuppelförmig. Im Roman ›Finnegans Wake‹2 wird ein solcher Ort ›merry go raum‹ genannt, abgeleitet vom deutschen Wort Raum. Der Raum dreht sich und man fühlt sich dort wie ein Kind, obwohl man irgendwo in der Unendlichkeit herausgekommen ist.« (McKenna 1999)

      Das hört sich unglaublich spannend an! Allerdings kann die Beschreibung der DMT-Erfahrung eines Einzelnen nicht als exemplarisch für die Gesamtheit des Erlebbaren gelten. Hundert DMT-Erfahrungen können so verschieden voneinander sein, dass es geradezu schwerfällt, zu glauben, dass alle von einer einzigen Substanz hervorgerufen wurden. Aber zumindest gestattet uns die Sprache, das Molekül bzw. die Molekülgruppe, mit der solch Unerhörtes hautnah und in voller psychologischer Wucht erfahren werden kann, und die sich darum rankenden Erkenntnisse zu beschreiben, über die um sie entstandene Kultur zu berichten und die Versuche jener unerschrockenen Probanden zu dokumentieren, die im Nachhall ihrer Erfahrungen Berichte hinterlassen haben.

      Mit diesem Buch liegt der erste deutschsprachige Band zum Dimethyltryptamin-Komplex vor, der eine umfangreiche Kollektion an Daten, Fakten und Erfahrungsberichten versammelt. Zwar ist kein Text in der Lage, das Mysterium als solches zu entschlüsseln. Denn eines wird gerade im Fall des DMT ganz ersichtlich: Die Erkenntnis liegt allein in der Erfahrung. Die Erfahrung allerdings bedingt jedoch ein Mindestmaß an Kenntnis der Zusammenhänge, also an Bildung und Wissen, denn Kenntnis schützt vor Unbedarftheit und Ignoranz, und Bildung ist letztlich die einzige Möglichkeit, sich auf die Reise in die DMT-Welten zumindest theoretisch vorzubereiten. Wenn vorliegendes Buch dabei als eine Art psychedelische Navigationshilfe von Nutzen sein kann, hat es seinen Zweck erfüllt.

      Markus Berger

      Valle Gran Rey/Felsberg im Winter 2016,

      zum 60. Jahrestag der Entdeckung der Psychoaktivität des DMT

       »DMT is everywhere!«

      Alexander T. Shulgin (1925–2014)

       »Was jetzt im Entstehen begriffen ist, ist kein neues Glaubensbekenntnis und keine neue Religion, keine neue spirituelle Ideologie oder Mythologie. Wir stehen vor dem Ende nicht nur der Mythologien, sondern auch der Ideologien und Glaubenssysteme.«

      Eckhart Tolle

      1 Radio-Entelechie: von Terence McKenna geprägter Begriff; Entelechie (griech. für: Vollendung, das Ziel in sich tragend) ist ein Terminus der Aristotelischen Philosophie und meint die Verwirklichung des in einem Wesen angelegten Potenzials. Auch: sich in der Materie manifestierende oder verwirklichende Form.

      2 Finnegans Wake: Episches und künstlerisch anspruchsvolles sowie kryptisch-psychedelisches Werk des irischen Dichters James Joyce, das McKenna und die psychedelische Bewegung als essenzielle Schrift angesehen hatten. McKenna hatte Finnegan’s Wake sogar auf seine Expeditionen in den amazonischen Dschungel mitgenommen. Tim Leary nannte James Joyce den »großen psychedelischen Schreiber dieses Jahrhunderts, das Modell eines angetörnten, eingestimmten und ausgestiegenen Menschen«. (Leary 1997: 307)

      Einführung

       »Die ursprüngliche Harmonie lässt sich durch den massenweisen Verzehr von Pilzen, das Rauchen von DMT und andere psychedelische Aktivitäten anscheinend wiederherstellen. Das ist dann die Morgenröte der psychedelischen Utopie.«

      Rupert Sheldrake

       »DMT ist nicht eine unserer irrationalen Illusionen.«

      Terence McKenna (1996: 320)

      Da im Rahmen einer Monografie zum DMT-Komplex, diesen »Molekülen des Bewusstseins«, ein weites und interdisziplinäres Themenfeld bearbeitet werden muss, soll diese Einleitung als eine geraffte Zusammenfassung der wichtigsten Daten und Fakten verstanden werden. Der hier zu verschaffende erste Überblick bedarf im Verlauf des Buches einer detaillierten Aufarbeitung und Betrachtung.

      Die DMT- bzw. 5-MeO-DMT-Erfahrung ist exorbitant und kaum in Worte zu kleiden. Die Wirkung, die zum Beispiel nach dem Rauchen bzw. Verdampfen von DMT und 5-MeO-DMT eintritt, ist gut mit einer psychedelischen Rakete zu vergleichen, die den Konsumenten innerhalb weniger Atemzüge in den psychedelischen Hyperraum schießt. Nimmt man DMT in Form von Ayahuasca oder Ayahuasca-ähnlichen Substanzen, sogenannten Ayahuasca-Analogen, oral ein (was dann mit Zusatz eines MAO-Hemmers geschehen muss), so fällt die Erfahrung etwas anders aus. Oral aktiviertes DMT beginnt meist mit einem eher schleichenden Wirkungseintritt, wirkt deutlich länger – und auch durchaus andersartig. Im Laufe des Buches besprechen wir die Spielarten der DMT-Entheogalenik3, in denen auf diesen Aspekt noch eingegangen wird.

      Zum allgemeinen Wirkprofil der Dimethyltryptamine und ihrer nächsten Verwandten schauen wir uns die Definitionen des Schweizer Chemikers Daniel Trachsel von DMT, 5-MeO-DMT und dem synthetischen Homolog DET an: »DMT führt zu einem sehr intensiven, aber nicht unbedingt euphorischen Rauscherlebnis. DMT ist keine ›Partydroge‹. Das Erleben ist qualitativ andersartig als beispielsweise unter dem Einfluss von LSD; Ich-Auflösung und das Eintauchen in bizarre Welten sind die Regel. Die eigentliche Wirkung dauert nur einige Minuten. Danach befindet man sich während etwa 30 bis 60 Minuten in einem entspannten Meta-Zustand, in dem man die kurze, aber äußerst intensive Reise in eine vollständig andere Welt zu verarbeiten hat.« (Trachsel 2011: 200) Wird 5-MeO-DMT geraucht oder vaporisiert, »tritt die Wirkung blitzartig ein und ist äußerst stark. Nach bereits 30 bis 60 Sekunden ist die

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