Didaktik /Methodik Sozialer Arbeit. Johannes Schilling
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Die Hirnforschung hat sehr viele Anregungen für eine Pädagogik und Didaktik geliefert. Welche Aspekte würden Sie für eine Didaktik Sozialer Arbeit besonders hervorheben?
Aus den Überlegungen der Hirnforschung lassen sich zusammenfassend für eine Didaktik Sozialer Arbeit folgende Anregungen ableiten:
1.Für die in sozialen Arbeitsfeldern Tätigen ist von Bedeutung:
–Wissen kann man nur indirekt durch Lernarrangements beeinflussen.
–Das Gehirn lernt eigenständig.
–Entscheidender Faktor für das Lernen ist erstens die Persönlichkeit, Ausstrahlung des Lehrenden, sein Vorbild, sein Engagement, seine Begeisterung und Kreativität.
–Der zweite Faktor ist die Beziehung zwischen Lehrendem und Lerner. Primär geht es nicht um Inhalte, sondern um Beziehungen, die das Lernen tiefgreifend beeinflussen (Beziehungspädagogik).
–Lehrende müssen motivieren, anderen am Lernen Spaß vermitteln (Spaßpädagogik.) Lehrende müssen sich in Lernende hineinversetzen und ihren Lernstand und ihr Interesse eruieren, sie abholen, wo sie stehen, und ihnen helfen, sich selbst zu helfen (Empathie).
2.Für den Lerner ist von Bedeutung:
–Das Gehirn will lernen, ist süchtig auf Lernen, kann nicht überfordert werden.
–Lernangebote sollten nicht weltfremd, sondern alltagstauglich sein.
–Lernende sollten an den Lerninhalten aktiv beteiligt werden.
–Lob, Anerkennung und Wertschätzung fördern das Lernen, Entmutigung führt zu Motivationsverlust und Vermeidungsverhalten.
Beziehungsdidaktik
3.Beziehungsdidaktik: Der Konstruktivismus und die Neurobiologie haben die Wichtigkeit der Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernenden herausgearbeitet. Sie fordern eine Beziehungspädagogik. Reinhold Miller hat diese Anregung aufgegriffen und eine Beziehungsdidaktik entwickelt, die auch einer Didaktik Sozialer Arbeit wichtige Impulse geben kann. Er ist der Frage nachgegangen, „ob und wieweit Aspekte einer Beziehungsdidaktik/ des Beziehungslernens im Blickfeld der Pädagogik und Didaktik des 20. Jahrhunderts standen bzw. stehen.“ (Miller 2011, 28)
Das Ergebnis seiner Forschungen ist: „Es gibt für jedes Unterrichtsfach eine eigene Fachdidaktik, aber es gibt bisher in der pädagogischen Landschaft keine eigene Beziehungsdidaktik. […] Die Beziehungsebene ist in der Didaktik bisher wie ein Stiefkind behandelt worden. […] Eine Beziehungsdidaktik ist keine bloße Ergänzung zur bisher vorherrschenden Allgemein- und Fachdidaktik, sondern eine ebenbürtige Partnerin in Schule und Unterricht“ (Miller 2011, 7). Ziel seiner Beziehungsdidaktik ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Einzelne ihr Selbst stärken und ihre Beziehung untereinander entwicklungsfördernd, belastungsarm, stressreduziert und sozialverträglich (= gewaltfrei) gestalten können und zu demokratischen und humanen Einstellungen und Verhaltensweisen kommen. (Miller 2011, 48)
Becker, N. (2006): Die neurowissenschaftliche Herausforderung der Pädagogik. Klinkhardt, Heilbrunn
Herrmann, U. (Hrsg.) (2009): Neurodidaktik. 2., erweiterte Aufl. Beltz, Weinheim und Basel
Lindemann, H. (2006): Konstruktivismus und Pädagogik. Reinhardt, München
Miller, R. (2011): Beziehungsdidaktik. 5., überarbeitete Aufl. Beltz, Weinheim und Basel
Notar, F. (20014): Ziele und Perspektiven einer Neurodidaktik hinsichtlich der Fortentwicklung schulischen Unterrichts. GRIN Verlag, Stuttgart
Peterßen, W. H. (2001): Lehrbuch Allgemeine Didaktik. 6., völlig veränderte Aufl. Oldenbourg, München
Reich, K. (2012): Konstruktivistische Didaktik. 5., erweiterte Aufl. Beltz, Weinheim und Basel
Siebert, H. (2003): Pädagogischer Konstruktivismus. 2. Aufl. Luchterhand, Neuwied
1.Frage: Gibt es eine einheitliche Theorie des Konstruktivismus?
2.Frage: Wie lautet die Grundannahme des Konstruktivismus?
3.Frage: Welche Position innerhalb des Konstruktivismus vertreten Reich und Lindemann?
4.Frage: Welche wichtige Unterscheidung muss man nach Ansicht des Konstruktivismus vornehmen?
5.Frage: Welches pädagogische Ziel verfolgt eine konstruktivistische Pädagogik nach Reich?
6.Frage: Was kritisiert Reich an der etablierten Schulpädagogik?
7.Frage: Was versteht Reich unter einer Beziehungsdidaktik?
8.Frage: Welche zehn Grundsätze einer Beziehungsdidaktik nennt Reich?
9.Frage: Welche Empfehlungen gibt Reich den PädagogInnen?
10.Frage: Welche sechs Faktoren enthält das Reflexionsschema von Lindemann?
11.Frage: Kann man überhaupt von einer Neurodidaktik sprechen?
12.Frage: In diesem Buch wird in Bezug auf eine Neurodidaktik vor allem von welchen Autoren ausgegangen?
13.Frage: Welche neuen Verfahren haben der Hirnforschung zu grundlegenden Erkenntnissen geführt?
14.Frage: Welche Funktionen des Gehirns sind in Bezug auf eine Pädagogik wichtig?
15.Frage: Welche Funktionen haben die Spiegelneuronen?
16.Frage: Was versteht man darunter, dass der Lehrende in Beziehung denken muss?
17.Frage: Wie begründet die neurobiologische Forschung Motivation?
18.Frage: Welche Bedeutung haben Gefühle?
19.Frage: Welche Bedeutung spielt das Vertrauen für die Entwicklung einer Person?
20.Frage: Welche Bedeutung hat das Vorbild beim Lernen?
21.Frage: Welche zwölf Forderungen sind für eine Neuropädagogik grundlegend?
22.Frage: Will die Hirnforschung Anleitung für die pädagogische/soziale Praxis geben?
23.Frage: Sind Ergebnisse der Hirnforschung auch für eine Didaktik Sozialer Arbeit relevant?
24.Frage: In der Neurodidaktik wird verstärkt auf die Bedeutung der Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernenden hingewiesen. Gibt es so etwas wie eine Beziehungsdidaktik?
Teil 2 Didaktik – Praktische Grundlagen