Didaktik /Methodik Sozialer Arbeit. Johannes Schilling

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Didaktik /Methodik Sozialer Arbeit - Johannes Schilling Studienbücher für soziale Berufe

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ein Lernforscher verstehen, was für Lehrende heißt, konsequent die Wirkungen ihres Tuns nicht nur zu bedenken, sondern auch umfassend zu evaluieren.“ (Reich 2012, 108)

      2.„In der konstruktivistischen Didaktik sind alle Lerner auch Didaktiker. Auch sie benötigen Visionen, Zauber, eine hohe Erlebnisdichte und vor allem Antriebe, um ihr Lernen erfolgreich zu gestalten.“ (Reich 2012, 110)

      3.„Schaffe den anderen nicht nach deinem Bild, hoffe und vertraue auf Unterschiedlichkeit, Andersartigkeit, Spannung und Lebendigkeit, vermeide Stereotypien, Gleichmacherei, versuche nicht, die Vorstellungen des anderen zu kontrollieren und akzeptiere seine Freiheit; aber setze auch Grenzen zu deiner Freiheit, wenn du anderer Auffassung bist, damit ihr über unterschiedliche Vorstellungen streiten und euch entwickeln könnt.“ (Reich 2012, 113)

      4.„Akzeptiere das Kontingente, das Unvollständige, das Offene, nicht Ausgesprochene oder Ungewohnte, die Differenz zwischen Erleben und Sprechen, die Unterschiedlichkeit der Antriebe, die du nicht vollständig durchschaust, die Ahnungen und Intuitionen, die du hast – und reflektiere sie im Symbolischen, um Offenheit und Toleranz gegen andere, die dies unterschiedlich von dir erfahren, zu entwickeln.“ (Reich 2012, 112)

      In Bezug auf eine Beziehungsdidaktik fordert Reich, dass das Denken und Handeln systemisch sein muss; deshalb spricht er auch des Öfteren von einer systemisch-konstruktivistischen Didaktik:

      „Systemisch müssen heute alle Didaktiken denken, sofern sie die Beziehungsseite und die Kommunikation von Lernenden und Lehrenden nicht vernachlässigen wollen.“ (Reich 2012, 32)

      Reich zählt zehn Grundsätze auf, die in den Interaktionen, in den Beziehungen aller Beteiligten in einer Beziehungsdidaktik gelten sollten:

      1.Selbstwert,

      2.Wertschätzung,

      3.Teilnehmerorientierung,

      4.Lösungsorientierung,

      5.Engagement und Distanz,

      6.Perspektivenvielfalt,

      7.Kontextorientierung,

      8.Zirkularität,

      9.Praktikabilität und

      10.Zerstörung (Reich 2012).

      Reflexionsschema

      Für die Praxisgestaltung entwickelt Lindemann ein Reflexionsschema, das man auch als Bedingungsanalyse bezeichnen kann. Dieses Reflexionsschema enthält sechs Faktoren:

      1.personenbezogene Faktoren (aller Beteiligten),

      2.inhaltliche Faktoren,

      3.räumliche Faktoren,

      4.materielle Faktoren,

      5.zeitliche Faktoren und

      6.soziale Faktoren (Lindemann 2006).

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       Nachdem Sie die kurzen Ausführungen über den Konstruktivismus gelesen haben, stellt sich die Frage: Was kann eine Didaktik Sozialer Arbeit daraus lernen? Welche Gedanken sind Ihnen gekommen?

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      Die wichtigste Aussage der konstruktivistischen Didaktik kann man in einem Kernsatz zusammenfassen: Konstruktivistische Didaktik ist vor allem eine Beziehungsdidaktik und Lerndidaktik.

      Folgende Anregungen kann eine Didaktik Sozialer Arbeit von der konstruktivistischen Didaktik übernehmen:

      1.Es gibt keine Realität, sondern nur Wirklichkeiten.

      2.Wissen hat nicht den Zweck, Realität abzubilden, sondern gangbare Wege für effektives Handeln zu ermöglichen.

      3.Generelles Ziel einer Pädagogik ist es, Menschen bei der Wirklichkeitskonstruktion zu unterstützen, die ihnen einen gangbaren Umgang mit anderen Menschen ermöglicht.

      4.Konstruktivistische Didaktik ist stets eine Beziehungs- und Lernerdidaktik. Es geht nicht nur um Inhalte, Beziehungen müssen gleichwertig mitbedacht werden.

      5.Die Rolle des Lehrenden muss neu definiert werden. SozialarbeiterInnen sind im Verständnis einer konstruktivistischen Didaktik Coach, Lernprozessbegleiter, Lernberater, Provokateur, Moderator mit entsprechenden Kompetenzen der Gesprächsführung, Kooperation, Konfliktklärung, Dokumentation und Evaluation. Visionen und Kreativität sind zu fördern.

      6.Eine Didaktik Sozialer Arbeit hat aufgrund ihrer besonderen Arbeitsfelder und Aufgaben in unserer Gesellschaft beste Chancen, Teile des konstruktivistischen Gedankengutes umzusetzen.

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       Neurobiologie! Können Sie sich vorstellen, dass diese Wissenschaft wichtige Ergebnisse für eine Didaktik liefern kann?

      Zunächst müssen wir auch hier feststellen, dass es erstens keine einheitliche Neurodidaktik gibt und zweitens, dass auch keine didaktische Theorie der Neurobiologie vorliegt. Vielmehr möchte die Neurodidaktik aber durchaus sehr bedeutsame, wissenschaftliche Informationen für pädagogisches Lehren und Lernen einbringen. Insofern ist der Titel „Neurodidaktik“ etwas irritierend, besser wäre es, man würde von neurobiologischen Forschungsergebnissen für eine Didaktik sprechen.

      Im Folgenden will ich die neurobiologischen Forschungsergebnisse von Herrmann, Roth u.a. vorstellen und überlegen, welche Anregungen sie für ein didaktisches Modell Sozialer Arbeit bieten.

      Gerhard Roth, ein bedeutender Hirnforscher, leitet seine Darstellungen der Ergebnisse aus der Hirnforschung folgendermaßen ein:

      „Dass Lehren und Lernen schwierig sind und häufig zu Misserfolgen führen, weiß jeder. Warum dies so ist, darüber gehen die Ansichten weit auseinander. […] Für die einen sind es die unfähigen und unwilligen Lehrer, für die anderen die ebenso unwilligen Schüler oder die sich aus jeder Verantwortung ziehenden Eltern, und für alle sind es in jedem Fall die Bildungspolitiker. Ich möchte mich hier nicht in die lange Schlange der Kritiker einreihen. Vielmehr möchte ich im Folgenden zeigen, dass Lehren und Lernen aus inhärenten Gründen grundsätzlich schwierig sind. Ich will dies aufgrund der neuen Erkenntnisse der Kognitions- und Emotionspsychologie und der Hirnforschung tun. Ich möchte eines – dreimal unterstrichen – betonen: Nichts von dem, was ich sagen werde, ist einem guten Pädagogen inhaltlich neu. Der Fortschritt besteht vielmehr darin zu zeigen, warum das funktioniert, was ein guter Pädagoge tut, und das nicht, was ein schlechter tut.“ (Roth 2009, 58)

      Obwohl die Neurowissenschaft am Anfang ihrer Forschungen steht, haben Untersuchungen, vor allem durch bildgebende Verfahren, mit denen man dem Gehirn sozusagen beim Denken und Lernen zusehen kann, seit ca. 1995 zu Entdeckungen und Einsichten geführt, die das Verständnis vom Funktionieren des Gehirns grundlegend verändert haben. Im Folgenden sollen einige Ergebnisse der Hirnforschung ausgewählt und vorgestellt werden:

      allgemeine

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