Didaktik /Methodik Sozialer Arbeit. Johannes Schilling
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5.Frage: Welches sind die sieben Grundfragen eines Lehr-Lern-Prozesses?
6.Frage: Wie nennt Klafki die von ihm entworfene Didaktik?
7.Frage: Wie lauten die zwölf Bestimmungen zur Struktur eines didaktischen Problemfeldes?
8.Frage: Von wem wurde das Berliner Modell und von wem das Hamburger Modell einer Didaktik entworfen?
9.Frage: Wie lauten die zehn Elemente des didaktischen Modells von Schulz?
10.Frage: Wie lauten die fünf Planungsschritte nach Schulz?
11.Frage: Besteht zwischen der bildungstheoretischen Didaktik von Klafki und der lerntheoretischen Didaktik von Schulz ein grundlegender Unterschied?
3 Neuere Theorieansätze einer Didaktik
3.1 Interaktionistischer bzw. reflexiv-diskursiver Konstruktivismus von Reich (1948) und Lindemann (1960)
Nach der Auflistung didaktischer Theorieansätze nach Kron gibt es etwa 46 theoretische Modelle. Wenn ich zwei davon auswähle und sie als „neuere“ Theorien bezeichne, ist dies nicht korrekt; denn so neu sind sie nicht. „Neu“ bezieht sich nicht auf den Zeitfaktor; vielmehr geht es um einen Paradigmenwechsel, eine andere, neue Sichtweise der Dinge, des Lernens und des Lehrens.
offene Didaktik
Wenn zwei Theorieansätze ausgewählt wurden, besagt das nicht, dass andere Theorien z.B. aus der Curricularen Didaktik (Möller), kritisch-kommunikativen Didaktik (Winkel), schülerorientierten Didaktik (Meyer) oder marxistisch-leninistisch bildungsorientierten Didaktik (Klingenberg) u.a. nicht relevant wären. Didaktik Sozialer Arbeit versteht sich als eine offene Didaktik und zwar in zweifacher Hinsicht: erstens ist sie offen für Erkenntnisse anderer Theorieansätze und zweitens ist sie selbst offen, d.h. unabgeschlossen, unvollständig, dynamisch auf Veränderung und Weiterentwicklung angelegt.
3.1.1 Theoretische Überlegungen
Der Konstruktivismus stellt die These auf: Der Mensch kann mit seinen Sinnen die Realität nicht erfassen. Deshalb können wir über die Realität keine Aussagen machen. Stimmen Sie dieser These zu oder sind Sie anderer Meinung?
keine einheitliche Schule
Zunächst muss man deutlich machen, dass der Konstruktivismus keine einheitliche Schule oder Denkrichtung ist, sondern sich eher als Diskussionszusammenhang versteht. Je nach ihrem zentralen Forschungsziel unterscheidet man z.B. zwischen dem konstruktiv-subjektiven, radikalen, systemischen, methodischen und sozialen Konstruktivismus. Die in diesem Buch vorgestellten und verarbeiteten konstruktivistischen Modelle von Reich (interaktionistischer Konstruktivismus) und von Lindemann (reflexiver-diskursiver Konstruktivismus) betonen und demonstrieren die Vielfalt konstruktivistischer Theorieansätze.
Grundannahme
„Die Grundannahme konstruktivistischer Theorieansätze liegt darin, dass die Wahrnehmung keine Gegebenheiten einer von uns unabhängigen Realität abbildet, wie sie an sich sind, sondern dass wir lediglich Modelle entwerfen, deren Objektivität oder Wahrheit nicht überprüft werden kann. Es wird davon ausgegangen, dass das einzelne Subjekt sein gesamtes Erleben aufgrund interner Kriterien konstruiert. Zentraler Ausgangspunkt des Konstruktivismus ist daher die Erkenntnistheorie, also die Frage danach, wie Menschen Erkenntnisse bzw. Wissen erlangen.“ (Lindemann 2006, 13)
Grundsatzfrage
Die Grundsatzfrage des Konstruktivismus lautet:
„Ist Wahrnehmung ein Zugang zu einer vom Subjekt unabhängigen, von vornherein gegebenen und strukturierten Welt? Gibt es das vom Subjekt unabhängige Sein? Nach Auffassung des Konstruktivismus ist es unmöglich die Realität zu beschreiben, da man die Begriffe, die man hierzu verwendet, auf bereits Wahrgenommenes bezieht und nicht auf die Realität. Der Konstruktivismus betont, dass wir einer oft von Menschen naiv unterstellten unmittelbaren Verbindung von Welt (da draußen) und Abbild (in uns) misstrauen müssen.“ (Reich 2012, 74)
„Wahrheit im Sinne einer Korrespondenz mit der Realität ist ausgeschlossen, denn von der Wahrheit verlangt man ja, dass sie objektiv sei und eine Welt beschreibe oder darstelle, wie sie an sich ist, das heißt, bevor der Beobachter sie durch den Erkenntnisapparat wahrgenommen und begriffen hat. In dieser Situation auch nur von einer Annäherung zu sprechen, das heißt an eine wahre Repräsentation der objektiven Welt, ist sinnlos.“ (Lindemann 2006, 17)
Realität
Für den Konstruktivismus ist es deshalb entscheidend, zwischen den Begriffen Realität (wahrnehmungsunabhängige Welt) und Wirklichkeit (subjektive Welt) zu unterscheiden.
Wirklichkeit
Der Konstruktivismus beschäftigt sich ausschließlich mit der Wirklichkeit, ohne auf Realität oder einen Zusammenhang zu ihr zurückzugreifen. Diese vielleicht nicht leicht zu verstehenden Überlegungen des Konstruktivismus verdeutlicht Reich an einem Beispiel:
„Ich gehe spazieren und sehe einen Baum. Ich kann allerlei sinnlich gewisse Erfahrungen mit diesem Baum in realen Begegnungen machen: Ihn betasten, erklettern, Zweige abreißen, Blätter zwischen den Fingern zerreiben. Aber wenn ich solche Erfahrungen mir symbolisch erklären oder anderen mitteilen will, dann nützt mir meine sinnliche Gewissheit (in der Form eines inneren Bildes) allein nichts. Nun muss ich anfangen zu beschreiben, verschiedene Bilder vor meinen Augen entstehen lassen, die mehr als ein Abbild sind, Worte bilden, Bedeutungen ausmachen. Ich fange an zu sprechen und der Baum hat sich in etwas anderes verwandelt. Er ist nicht dieses eine Bild, das er eben noch schien. Für einen Gehirnforscher ist er ohnedies nicht der abgebildete Baum, denn der Hirnforscher wird mir erklären, dass ich als Mensch schon wahrnehmende Voraussetzungen in die Abbildung mit einbringe, die bloß ein menschliches Bild erzeugen helfen, das mir zwar als wirkliche Abbildung erscheinen mag, für eine andere Gattung jedoch ein ganz anderes Bild ergeben würde.“ (Reich 2012, 150f.)
Als Kernaussage des Konstruktivismus kann man festhalten:
Es gibt keine Realität sondern nur Wirklichkeiten. Dazu stellt Lindemann sieben Kernthesen auf:
Kernthesen
1.Da die Wahrnehmung keinen direkten Zugang zur Realität bietet, können wir keine Aussagen über die Realität treffen.
2.Der Begriff der Objektivität widerspricht der Stellung, die unsere Wahrnehmung im Prozess des Erkennens einnimmt.
3.Wahrnehmung und Erkennen sind keine Abbildungen einer wahrnehmungsabhängigen Realität, sondern entstehen als Konstruktionsleistungen eines aktiven Subjektes.
4.Wissen hat nicht den Zweck, die Realität abzubilden, sondern gangbare Wege zu schaffen, die effektives Handeln ermöglichen.
5.Subjektivität von Wissen und Erfahrung bedeutet, dass es mehrere, möglicherweise auch widersprüchliche Wege gibt, ein bestimmtes Ziel durch Handeln oder Denken zu erreichen.
6.Jedes wahrnehmende Subjekt trägt die Verantwortung für seine Konstruktionen und kann diese lediglich auf sich selbst bezogen begründen.
7.Der Konstruktivismus stellt nur eine Theorie