Einführung in die Publizistikwissenschaft. Группа авторов
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• Die Journalistik, erst im geringen Umfang universitär institutionalisiert, orientiert sich am Handlungssystem Journalismus, das Inhalte für die Öffentlichkeit her- und bereitstellt.
Praxis- und Wissenschaftsorientierung
Journalistik (vgl. Weischenberg 1995) wie auch PR beziehen sich auf Institutionalisierungen des Fachs, die praxisorientiert sind und in denen die Journalisten- oder PR-Leistungen für die Gesellschaft im Zentrum stehen, im Gegensatz zu den stärker wissenschaftlich orientierten Disziplinen bzw. Ausbildungsgängen wie Publizistik- oder Kommunikationswissenschaft: Hier steht die Reflexion öffentlicher Kommunikation aus sozialwissenschaftlicher Perspektive im Mittelpunkt.
2.3 Verschiedene Analyseebenen
Analysen auf Mikro—, Meso— und Makroebene
Kommunikationsphänomene können aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven, wie z. B. Psychologie oder Soziologie, und auf verschiedenen Ebenen untersucht werden: auf der Mikroebene von Personen bzw. Medienakteuren und Medienaussagen, auf der Mesoebene von Medienorganisationen und -institutionen und auf der Makroebene der Mediensysteme. In der Praxis ist zumeist eine disziplinäre Spezialisierung erkennbar (z. B. historische, linguistische, technologische, psychologische, pädagogische, soziologische, ökonomische, juristische Zugriffe), denn die unterschiedlichen Sichtweisen sind nicht ohne Weiteres integrierbar. Zudem ist es vielfach aus erkenntnistheoretischen Problemen nicht möglich, Analysen sowohl auf der Mikro- (Handlungsebene) wie auf der Makro-Ebene (gesellschaftliche Ebene) durchzuführen.
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2.4 Unterschiedliche methodische Zugriffe
Quantitative und qualitative Methoden
Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft versteht sich heute mehrheitlich als empirisch orientierte Sozialwissenschaft und integriert dementsprechend theoretische Konzepte und Ansätze sowie methodische Verfahrensweisen beispielsweise aus der Soziologie, der Politologie, der Ökonomie oder Psychologie. In Abgrenzung dazu definieren sich die Medienwissenschaft im deutschen und die sog. Cultural Studies im englischen Sprachraum mehr als Geistes- bzw. Kulturwissenschaften mit einer stärkeren Betonung von qualitativen Methoden.
3 Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
3.1 Integrationswissenschaft — Transdisziplinarität — Methodenpluralismus
Öffentliche Kommunikation
Die publizistik- und kommunikationswissenschaftliche Forschung befasst sich primär mit der öffentlichen Kommunikation, die durch (Massen-)Medien wie Presse, Radio, Fernsehen, Online-Kommunikation und — mit geringer Bedeutung — Buch und Film hergestellt wird. Im Zentrum des Fachs stehen die Deskription und Erklärung der verschiedensten Phänomene und Probleme der modernen Gesellschaft als eine Medien- und Informationsgesellschaft unter Berücksichtigung der an ihr beteiligten Akteure und deren Strategien, die Leistungen der Medien sowie ihre Effekte auf Rezipienten und die Gesellschaft insgesamt, und zwar mit einem Fokus auf die beeinflussenden Faktoren (soziale, politische, ökonomische Strukturen) sowie vermittelnden Prozesse.
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Abbildung 3: Gegenstand „öffentliche Kommunikation“ Forschungsfelder und Forschungsprozess der Publizistikwissenschaft
Quelle: eigene Darstellung
3.2 Gegenstand, Fragestellungen und theoretische Perspektiven
Gegenstand
Den zentralen Gegenstand der klassischen Publizistik- und Kommunikationswissenschaft bilden alle Formen der öffentlichen Kommunikation bzw. Massenkommunikation, deren wissenschaftliche Erhellung in Form von Definitionen, Modellen und Theorien geschieht (vgl. Kapitel Grundlagen, Theorien und Modelle, i. d. B.). Der interpersonalen, d. h. |11◄ ►12| der zwischenmenschlichen Kommunikation wird als Basisphänomen insoweit Beachtung geschenkt, als diese an öffentliche Kommunikationsprozesse gebunden ist (vgl. Bentele 1999: 5).
Die Entwicklung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien führt jedoch nicht nur zu einem Strukturwandel der Medien- bzw. der Gesamtwirtschaft, sondern macht auch bislang geltende Grenzen zunehmend durchlässig. Dies bedeutet nicht nur, dass wir es mit einer Vielfalt von Formen öffentlicher Kommunikation zu tun haben, sondern auch, dass deren Abgrenzung von gruppenspezifischer und interpersoneller Kommunikation (z. B. Mobilkommunikation) oder von Transaktion (z. B. E-Commerce) zunehmend problematisch wird. Als Konsequenzen dieser Entwicklung wird u. a. diskutiert, anhand welcher Elemente Medienunternehmen konkret bestimmt werden können, ob neue, bislang weniger beachtete Akteure, z. B. aus der Telekommunikation, zu relevanten Akteuren im Mediensystem werden, ob Transaktionsfernsehen öffentliche Kommunikation ist und inwiefern die Online-Kommunikation Rezipienten auch zu Kommunikatoren werden lässt. Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft muss sich dieser aktuellen informations- und kommunikationstechnologischen Entwicklung stellen, weil sie ansonsten an gesellschaftlicher Erklärungskraft verlieren könnte.
Fragestellungen
Originäre Fragestellungen
Das Fach hat eine Reihe von originären Frage- und Problemstellungen entwickelt. Dazu gehören folgende Punkte:
• Medien und Gesellschaft: Die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie ökonomischen und institutionellen Voraussetzungen, aber auch die medientechnische Basis, unter denen sich die Massenkommunikation vollzieht.
• Medienstrukturforschung und Medienentwicklung: Die Organisationen des Mediensystems und Strukturen im Mediensystem und deren Entwicklung.
• Kommunikatorforschung (Journalismus und PR): Die Prozesse der Produktion von Medienbotschaften.
• Inhalts- und Qualitätsforschung: Die durch die Massenmedien in Form von manifesten und latenten Aussagen produzierte Medienrealität und deren Resonanz in der Öffentlichkeit.
• Publikums- und Rezeptionsforschung: Die Publika der Massenmedien,|12◄ ►13| ihre Strukturen, sowie die Prozesse der Medienrezeption und die dahinterstehenden Wünsche und Erwartungen.
• Wirkungsforschung: Die individuellen und sozialen, intendierten und zufälligen, kurz- wie langfristigen, sozial erwünschten, aber auch schädlichen Effekte der Massenmedien auf Wissen, Einstellungen, Emotionen und Verhaltensweisen.
Theoretische Perspektiven
Theorienpluralismus
Wie in anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen auch, existiert in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft keine alles dominierende theoretische Perspektive (vgl. Burkart 1997). Das Fach ist eher durch einen Theorienpluralismus (Handlungs- wie auch Systemtheorien) charakterisiert (vgl. Beitrag Theorien und theoretische Perspektiven, i. d. B.). Die meisten der verwendeten theoretischen Ansätze stellen Hypothesensysteme über relativ eng begrenzte Teilbereiche der öffentlichen Kommunikation dar — sog. Theorien mittlerer Reichweite–, wie z. B. zu den Teilbereichen der Nachrichtenselektion auf der Mesoebene (Redaktion als Organisation) oder der Medienwirkungsphänomene auf der Mikroebene (Individuum). Am ehesten gibt es auf der Makroebene umfassende allgemeine Theorieentwürfe oder Paradigmen. In den 1970er- und 1980er-Jahren waren im deutschen Sprachraum der Strukturfunktionalismus und darauf aufbauend die Systemtheorie auf der Basis der Arbeiten von Niklas