Max Weber. Volker Kruse

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Max Weber - Volker Kruse

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und Werk. Es folgt ein Kapitel über die erwähnten Erkenntnisgrundlagen, die aus unserer Sicht für ein »authentisches« Verständnis Webers unabdingbar sind. Ein knapper Überblick zur wechselvollen Weber-Rezeptionsgeschichte beschließt den Band.

      Die Abhandlung bewegt sich auf zwei Darstellungsebenen. Die erste bildet der Haupttext, der kontinuierlich geschrieben und aus sich selbst verständlich sein soll. Bei der Darlegung von Webers methodologischen Konzepten und Begriffen wird mit Beispielen gearbeitet, um komplexe und abstrakte Inhalte anschaulich und verständlich zu machen. Aktuelle Bezüge mögen verdeutlichen, dass man Webers Denkkategorien und Begriffe auch auf heutige gesellschaftliche Wirklichkeit anwenden kann. Als zweite Darstellungsebene finden sich ad hoc eingestreute Kästen. Sie beinhalten Begriffsklärungen, Zusammenfassungen, Erläuterungen zu Personen und Institutionen und nicht zuletzt Textauszüge von Weber und seinen Interpreten. Sie sollen das Verständnis erleichtern und zu weiterführendem Lesen anregen. Eben dies zu fördern ist der Sinn dieses Bandes, denn Webers Werk ist für jeden Sozialwissenschaftler – vom Großtheoretiker bis zum Studierenden – eine lehrreiche und herausfordernde Lektüre, ob unter »authentischen« oder »nichtauthentischen« Erkenntnisgesichtspunkten.

      Uwe Barrelmeyer hat die Kapitel 1.3, 2.5, 3.6 und 4 verfasst, die anderen stammen von Volker Kruse. Alle Kapitel wurden gemeinsam diskutiert und überarbeitet. Einzelne Kästen und Textpassagen wurden aus dem Band Geschichte der Soziologie (UVK 2008) von Volker Kruse übernommen. Da die Max Weber-Gesamtausgabe zum Zeitpunkt der Fertigstellung noch nicht vollständig erschienen war, zitieren wir Weber aus den von Marianne Weber und Johannes Winckelmann herausgegebenen Textbänden (siehe Literaturverzeichnis). Sie entsprechen im Gegensatz zur Max Weber-Gesamtausgabe nicht heutigen Maßstäben historisch-kritischer Edition, sind aber leicht zugänglich und erschwinglich. So weit die Bände der aktuellen neuen Gesamtausgabe [9]erschienen sind, werden sie zusätzlich zu den traditionellen Textausgaben zitiert. Weil zu den Grundbegriffen bzw. zu Wirtschaft und Gesellschaft verschiedene Ausgaben kursieren, haben wir im betreffenden Kapitel 5 dieses Bandes neben den Seiten der Winckelmann-Ausgabe (5. Aufl.) die Paragraphen aufgeführt.

      Verena Artz hat als Lektorin diesen Band mit viel Verständnis und konstruktiver Kritik betreut und mit dankenswerter Hartnäckigkeit auf einer leserfreundlichen Darstellung insistiert. Sonja Rothländer von der UVK Verlagsgesellschaft hat mit ihrem Langmut das Erscheinen dieses Bandes überhaupt erst möglich gemacht. Marita Gelbe-Kruse und Helga Volkening lasen Korrektur und halfen uns mit Verbesserungsvorschlägen. Ihnen allen sagen wir unseren herzlichen Dank.

      Bielefeld, im Januar 2012

      [10][11]1. Max Weber und seine Zeit – Leben und Werk

       1.1 Lebenslauf

       1.2 Max Weber und seine Zeit

       1.3 Das wissenschaftliche Werk Max Webers – Ein Überblick

      Max Weber wird 1864 in Erfurt geboren. Die Mutter, Helene Fallenstein-Weber, entstammt einer ursprünglich hugenottischen Familie. Sie ist christlich-karitativ orientiert und entwickelt einen ausgeprägten Sinn für soziale Probleme. Der Vater, Max Weber sen., wächst in einer westfälischen Industriellen- und Kaufmannsfamilie auf, schlägt aber eine politische Laufbahn ein. Er wird besoldeter Stadtrat, zunächst in Erfurt. Ab 1869 ist er Stadtrat in Berlin. Über viele Jahre vertritt er zudem die Nationalliberale Partei als Abgeordneter im Preußischen Landtag (1868–1882, 1884–1897) und im Deutschen Reichstag (1872–1884). Im Elternhaus von Max Weber in Berlin-Charlottenburg verkehren die Größen der Nationalliberalen Partei wie Rudolf von Bennigsen und Johannes von Miquel, aber auch führende Historiker wie Theodor Mommsen, Heinrich von Sybel und Heinrich von Treitschke.

      Max Weber nimmt 1882 ein Studium in Heidelberg (Rechtswissenschaft, Nationalökonomie, Geschichtswissenschaft, Philosophie) auf. Nach zwischenzeitlichem Militärdienst wechselt er 1884 an die Universität Berlin. 1889 promoviert er über die Entwicklung des Solidarhaftprinzips und des Sondervermögens der offenen Handelsgesellschaft aus den Haushalts- und Gewerbegemeinschaften in den italienischen Städten. 1892 schließt er seine Habilitation über das Thema Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht ab. Max Weber beginnt also zunächst als Rechtshistoriker und der juristische Einfluss bleibt in seiner akkuraten, ja geradezu peniblen Definition wissenschaftlicher Begriffe sichtbar. Er wird in Berlin als Rechtsanwalt zugelassen und ist kurzzeitig Anwalt am Berliner Kammergericht.

      1894 erlangt Weber eine Professur für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Universität Freiburg. Seine wissenschaftlichen Interessen haben sich inzwischen in Richtung Nationalökonomie verlagert. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts sind die Fächergrenzen nicht so strikt gezogen und Weber hat in seiner Promotions- und Habilitationsarbeit auch wirtschaftswissenschaftlich relevante Fragen behandelt.

      1893 heiratet Max Weber die 21-jährige Marianne Schnitger. Sie entwickelt sich zu einer in wissenschaftlichen Angelegenheiten kongenialen Partnerin und veröffentlicht 1926 eine Biographie über den verstorbenen Ehegatten. Die Ehe bleibt kinderlos. Marianne Weber avanciert zu einer bedeutenden Frauenrechtlerin. Sie bekleidet von 1919 bis 1923 das Amt der ersten Vorsitzenden des Bundes Deutscher Frauenvereine [12]und wird als Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei in die badische Nationalversammlung gewählt. Sie veröffentlicht mehrere Bücher zu frauenpolitischen Fragen (vgl. Meurer 2010).

      1896 erhält Max Weber einen Ruf auf den Heidelberger Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaften; er wird bis über seinen Tod hinaus das akademische Milieu der Neckarstadt mitprägen. Doch 1898 fällt er in eine tiefe Krise, die vier Jahre andauert und sein Leben danach beeinträchtigt. Zwischen 1898 und 1902 vermag er kaum wissenschaftlich zu arbeiten. Er gibt schließlich 1903 seine Professur krankheitsbedingt auf und führt die Existenz eines Privatgelehrten, der von Vermögen und Erbschaften lebt. Sein Haus oberhalb des Neckars wird in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg sonntags regelmäßig zum Treffpunkt Heidelberger Intellektueller.

      In der Heidelberger Zeit verfasst Weber, von Lehr- und Prüfungsverpflichtungen befreit, seine bedeutendsten Werke, so Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Weber wird 1904 Mitherausgeber des Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, [13]das sich rasch zur wichtigsten sozialwissenschaftlichen Fachzeitschrift des deutschsprachigen Raums entwickelt. Er übernimmt zudem die Herausgeberschaft des wichtigen Sammelwerks Grundriss der Sozialökonomik, für das er auch einige Beiträge verfasst. Nach Webers Tod stellt seine Witwe diese Beiträge mit anderen Manuskripten zu dem Band Wirtschaft und Gesellschaft zusammen, der lange Zeit als Hauptwerk Max Webers gilt.

       Biografische Daten zu Max Weber

1864Max Weber wird als ältestes von acht Kindern des späteren nationalliberalen Reichstags- und Landtagsabgeordneten Max Weber sen. (1836–97) und seiner Frau Helene (1844–1919) geboren.
1882–1886Studium der Rechtswissenschaft, Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Heidelberg und Berlin
1889Promotion
1892Habilitation
1894Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, Universität Freiburg
1896Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, Universität Heidelberg
1898–1902Krankheit

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