Die Befragung. Armin Scholl
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Auch über das Telefon sind weitere technische Varianten möglich: Beim »Touchtone Data Entry« (TDE) gibt der Befragte Ziffern über das Telefon ein, die für bestimmte Antwortmöglichkeiten stehen; beim »Voice Recognition Entry« (VRE) spricht der Befragte ins Telefon, und die Antworten werden über Spracherkennung automatisch digitalisiert.
2.4.2 | Vorteile der computerunterstützten Befragung |
Den größten Anteil an der Entwicklung hat die CATI-Technik. Die Vorzüge beziehen sich aber prinzipiell auch auf die Techniken der anderen Verfahren (vgl. Frey / Kunz / Lüschen 1990; Saris 1991: 20ff.; Müller-Schroth 1995; Fuchs 1999: 120f.; Knobloch / Knobloch 1999: 67ff.):
Die Computerunterstützung entlastet den Interviewer bei der Handhabung des Fragebogens. So können komplexe Filterführungen oder Gabelungen im Fragebogen automatisch verwaltet werden. Weiterhin können Konsistenzprüfungen programmiert werden, sodass der Interviewer nachfragen kann, wenn der Befragte widersprüchliche Angaben macht. Auf diese Weise widmet der Interviewer seine Aufmerksamkeit stärker der Interviewführung selbst.
Wenn längere Listen mit Antwortvorgaben oder Statements verwendet werden, können diese zufällig rotiert und somit Reihenfolge- oder Präsentationseffekte verhindert werden. Im persönlichen Interview ersetzt diese Möglichkeit die etwas umständliche Verwendung von Karten, die der Interviewer vor jedem Interview neu mischen muss.
[51]Die Schritte der Dateneingabe und der Datenübermittlung werden abgekürzt. Die Fragebogeneinträge müssen nicht mehr gesondert elektronisch erfasst werden, weil das Ausfüllen des Fragebogens und die Dateneingabe identisch sind. Dadurch entfällt ein fehleranfälliger Schritt, und die Daten können schneller ausgewertet werden. Durch die automatische Konsistenzüberprüfung verkürzt sich auch der Prozess der (inhaltlichen) Datenüberprüfung und der Datenbereinigung, die zum Teil schon während des Interviews erfolgen.
Mit der computerunterstützten Datenerfassung ist als Nebenprodukt auch die Aufzeichnung weiterer Daten verbunden: So wird die Zeit, die für die Beantwortung einer Frage benötigt wird, automatisch protokolliert. Darüber hinaus kann das Interviewerverhalten dem Computer gegenüber mit »Keystroke-Files«, also mit Protokolldateien aller Tastenbetätigungen des Interviewers, inklusive der Reihenfolge und Kennung der dazugehörigen Frage, analysiert werden. Indirekt lässt sich mit dieser Technik auch die Handhabbarkeit der eingesetzten Computerprogramme evaluieren.
Speziell mit der CAPI-Technik sind zwei weitere Vorteile verbunden:
Zum einen wird die Hoffnung geäußert, dass der Einfluss des Interviewers auf den Befragten geringer wird, weil mit dem Computer der Interaktion zwischen Interviewer und Befragtem ein Medium zwischengeschaltet ist. Die Interviewsituation ist neutraler und insofern weniger anfällig für Eindrucksmanipulationen seitens des Befragten oder für unwillkürliche Einflussnahmen durch den Interviewer.
Es gibt mehr optisch-visuelle Möglichkeiten am Bildschirm als mit dem herkömmlichen Fragebogen. Bei Mediennutzungsabfragen können etwa aktuelle Titelblätter statt nur Titelkarten präsentiert werden und somit die Erinnerung der Befragten besser unterstützen. Außerdem können Bewegtbilder vorgeführt werden. Insgesamt finden die meisten Befragten die Interviewsituation mit dem Einsatz von Multimedia als attraktiver und abwechslungsreicher als das herkömmliche persönliche Interview.
Im Unterschied zu anderen Techniken verwaltet die CATI-Technik zusätzlich die Stichprobe. Auf diese Weise können nicht nur automatisch Telefonnummern generiert werden (für das Random-Digit-Dialing), sondern auch die (Wieder-)Wählversuche gesteuert werden.
Insgesamt wird die Feldphase der Befragung kürzer, es fallen geringere Kosten an, die Datenqualität steigt und die Möglichkeit der Qualitätskontrolle verbessert sich (vgl. Dethlefsen 2000).
[52]2.4.3 | Nachteile der computerunterstützten Befragung |
Da die Verfahren computerunterstützter Befragung bisher nur beim Telefoninterview etabliert sind, kann man kaum prinzipielle Nachteile ausmachen. Vielmehr gibt es derzeitig Probleme und Herausforderungen, die durch die technische Entwicklung zu lösen sind. Insofern betreffen die folgenden Problempunkte nur am Rand das computerunterstützte Telefoninterview (CATI), sondern eher die noch nicht flächendeckend eingesetzten anderen Verfahren (CAPI und CASI) (vgl. Frey / Kunz / Lüschen 1990: 182f.; Fuchs 1999: 120; Knobloch / Knobloch 1999: 70f.).
Für persönliche Interviews erweist sich der technische Apparat insbesondere dann als ungünstig, wenn die Interviews auch als Haustürgespräche möglich wären, denn der Interviewer ist mit der Geräteausstattung darauf angewiesen, dass er in die Wohnung gebeten wird.
Befragte mit geringer Computererfahrung empfinden den Einsatz eines Computers möglicherweise als bedrohlich und neigen deshalb eher zur Verweigerung des Interviews.
Auch in der Interviewsituation selbst können die auf die technische Durchführung konzentrierte Aufmerksamkeit und die reduzierten Interaktionen des Interviewers vom Befragten als störend empfunden werden. Die Situation im computerunterstützten persönlichen Interview ist künstlicher als im konventionellen persönlichen Interview.
Im Telefoninterview fallen diese Nachteile weg, da der Befragte die Computerunterstützung des Interviews nicht bemerkt. Die nachfolgenden Nachteile beziehen sich allerdings eingeschränkt auf die CATI-Technik:
Die Handhabung der Technik erfordert von den Interviewern Zusatzkompetenzen und macht eine gesonderte technische Schulung nötig.
Die Vorbereitung auf und Vorarbeit für die Befragung muss intensiver sein als bei konventionellen Verfahren, weil alle Probleme bezüglich der Beantwortung der Fragen, der Konsistenzprüfung antizipiert werden müssen. Für die Erstellung des Fragebogens sind Programmierkenntnisse notwendig.
In der konkreten Interaktion des Interviews ist eine computerunterstützte Befragung weniger flexibel, weil der Interviewer auf die logischen Vorgaben der Fragebogenkonstruktion angewiesen ist. Nicht vorhergesehene Antwortkombinationen, die trotzdem korrekt sind, müssen extra vermerkt werden. Korrekturen oder Anmerkungen sind auf Papier leichter durchzuführen.
Die Handhabung der Technik erfordert zudem vom Interviewer eine sehr hohe Aufmerksamkeit, die zu Lasten der Interaktion mit dem Befragten geht. [53]Auf diese Weise dauern zumindest die computerunterstützten persönlichen Interviews etwas länger als die herkömmlichen persönlichen Interviews.
Wie bei allen Computeranwendungen besteht prinzipiell die Gefahr des Systemabsturzes mit weitreichenden Folgen in Form von Datenverlust. Dies gilt insbesondere, wenn die Computer vernetzt sind wie in einem CATI-Studio.
Während sich die Einrichtung eines mit CATI ausgestatteten Telefonstudios als mittel- und langfristig sinnvolle Investition erweist, ist die Anschaffung von Laptops für CAPI nach wie vor sehr teuer. Noch kostenintensiver ist die Ausstattung eines Befragtenpanels mit Hardware und Software, wenn die Befragten im Gegenzug bereit sind, regelmäßig an Umfragen teilzunehmen.
Die genannten gelegentlichen nachteiligen Auswirkungen schränken die Verwendung der Computerunterstützung etwas ein: Technische Verfahren eignen sich offenbar eher als Unterstützung für den Interviewer und weniger für die eigenständige Nutzung durch die Befragten. Außerdem lassen