Küsse am Meer. Rosita Hoppe

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Küsse am Meer - Rosita Hoppe

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siehst du. Geht doch. O Pauline, ich freu mich so auf dich. Wir werden eine tolle Zeit haben. Wirst schon sehen.“

      2. Kapitel

      Drei Tage später stand Pauline an der Reling der Fähre, die sie von Dagebüll nach Amrum brachte. Gut fünfeinhalb Stunden Bahnfahrt und fast eineinhalb Stunden auf dem Schiff lagen hinter ihr. Das Schiff hatte bereits die Nachbarinsel Föhr passiert, die rechts der Fahrrinne lag. Wenn Pauline nach links blickte, konnte sie am Horizont die kleinen Erhebungen der Halligen erkennen. Vor ihr kam die Silhouette ihres Ziels langsam näher. Die Fähre steuerte schon die Hafeneinfahrt von Wittdün an. Obwohl ein heftiger Wind wehte und die Sonne nur ab und an zwischen dicken weißgrauen Wolken hervorlugte, hatte Pauline die ganze Zeit an Deck verbracht. Tief sog sie die salzige Meeresluft ein. Herrlich, wie gut das tat. Es machte ihr nichts aus, wenn ihr der Nordseewind um die Nase wehte und die Frisur zerzauste. Unwillkürlich griff sie sich an den Kopf und stutzte. Sie hatte Jules Rat befolgt und sich eine neue Frisur gegönnt. Nicht einen Moment hatte sie den langen Strähnen nachgeweint, die sich mit jedem „Schnipp“ mehr und mehr auf den Boden rund um den Friseurstuhl häuften. Mit jedem Schnitt, mit jeder fallenden Strähne fiel ein Stück Vergangenheit – ein Stück Ralf – von ihr ab. Das hatte sie jedenfalls in diesem Augenblick geglaubt. Leider hielt dieses Gefühl nicht lange an. Zwar hatte die Friseurin ihr einen flotten Kurzhaarschnitt verpasst, mit dem sich Pauline jünger und rundum erneuert fühlte, aber der Kummer über Ralfs Verrat nagte schon bald nach Verlassen des Friseurgeschäfts erneut an ihrem Herzen.

      Ein Ruck und ein Poltern verrieten Pauline, dass die Fähre gerade anlegte. Ob Jule am Hafen stand und auf sie wartete? Suchend ließ Pauline ihren Blick über die Menschen schweifen, die entweder auf Ankömmlinge warteten oder darauf, an Bord gehen zu dürfen. In mehreren Reihen standen etliche Autos auf der Hafenanlage. Ob die alle einen Platz auf diesem Fährschiff finden würden? Aber erst einmal mussten die ankommenden Passagiere und Pkws von Bord. Pauline bedauerte, dass auf Amrum Autoverkehr erlaubt war. Sie war schon einmal während der Sommersaison auf Urlaub hier gewesen und hatte die vielen Pkws als störend und luftverschmutzend empfunden. Ach ja, als Jules Mann gestorben war, war sie zu Jan-Eriks Beerdigung ebenfalls hier gewesen.

      Jule stand abseits vom Menschenpulk. Pauline erkannte sie sofort an ihrem leuchtend orangeroten Haarschopf, naturrot wohlgemerkt. Pauline winkte ihr mit beiden Armen zu. Zögernd hob Jule ihren Arm, so, als hätte sie Pauline nicht richtig gesehen oder erkannt. Hatte sie vielleicht auch nicht. Pauline schmunzelte. Die würde Augen machen, wenn sie sich gleich gegenüberstanden. Pauline freute sich auf das Wiedersehen mit ihrer besten Freundin und schon jetzt stand für sie fest, dass ihre Entscheidung, Jule in der Pension zu helfen, die vermutlich beste war, die sie in den vergangenen Monaten getroffen hatte.

      Wenig später schob sich Pauline, ihren dicken übergroßen Koffer hinter sich herziehend und mit einer prall gefüllten Tasche über der Schulter, mit all den anderen Passagieren von Bord. Die kleinen Rollen ihres Trolleys klackerten mit denen anderer Gepäckstücke um die Wette. Zielstrebig steuerte sie auf Jule zu. Sie sah, wie sich Jules Gesicht erhellte und die Freundin mit ausgebreiteten Armen auf sie zustürmte.

      „Da bist du ja endlich!“ Sie lagen sich in den Armen. Freudentränen flossen bei ihnen beiden, schließlich hatten sie sich zwei Jahre nicht mehr gesehen. Jule grinste und strubbelte durch Paulines Haare. „Sind die schon länger so kurz? Ich hätte dich fast nicht erkannt. Ähm … jedenfalls von Weitem nicht.“

      Pauline hakte sich bei Jule ein. „Ich hab mir deinen Ratschlag zu Herzen genommen und mir trotz meiner mageren Finanzen einen Friseurtermin gegönnt. Ich bin echt froh darüber.“

      „Komm, wir sollten los. Ich habe vorn an der Straße geparkt, damit wir schneller verschwinden können, bevor sich die anderen Ankömmlinge auf den Weg machen.“

      Kurz darauf hievten sie Paulines Koffer und Tasche in Jules betagtes Gefährt und nahmen im Wagen Platz. Während der Fahrt gen Norddorf informierte Jule Pauline darüber, welche Aufgaben sie in der Pension übernehmen sollte. Paulines Arbeit bestand hauptsächlich in der Reinigung der Zimmer. „Oder hast du damit ein Problem?“, fragte Jule. „Wir könnten auch tauschen. Ich sorge für Sauberkeit und Ordnung und du machst den Bürokram.“

      „Nee, schon in Ordnung. In deine Büroarbeit will ich lieber nicht reinpfuschen.“ Pauline genoss die Fahrt über die Insel und die Tatsache, neben Jule zu sitzen. Süddorf hatten sie bereits passiert und näherten sich ihrem Lieblingsdorf Nebel. Wann sie wohl Zeit für einen Besuch dieses zauberhaften Friesendorfes finden würde? So bald wohl nicht. Schließlich war sie hier, um zu arbeiten. Zum einen in Jules Pension, zum anderen an einem neuen Manuskript. Den Gedanken daran schob Pauline weit von sich und hörte viel lieber Jule zu, die allerlei Tratsch von der Insel zum Besten gab. Eine Viertelstunde später bog Jule von der Landstraße in den Dünemwai ein. Nach wenigen Grundstücken erreichten sie die Pension Jule. Das reetgedeckte Häuschen aus rotem Backstein lag ruhig am Ende der Straße auf der linken Seite. Eine Findlingsmauer begrenzte das Grundstück zur Straße hin. Im Vorgarten blühten üppig die verschiedensten Stauden. Neben dem Haus befand sich ein Parkplatz, auf dem Jule ihren Wagen abstellte. Sie drehte sich zu Pauline um und lachte sie an. „Willkommen im Haus Jule. Danke, dass du mir aus der Patsche hilfst.“

      Pauline zuckte nur mit den Schultern. „Ich hab sowieso gerade nicht viel vor.“ Mit Schwung öffnete sie die Beifahrertür, stieg aus dem Wagen und streckte sich. „Endlich angekommen.“ Sie sah sich um. „O Jule, ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, wie schön du es hier hast.“

      Jule hatte inzwischen Paulines Gepäck aus dem Kofferraum gezerrt. „Komm, ich zeig dir dein Zimmer. Sicher möchtest du dich frisch machen. Ich brüh uns derweil einen Kaffee auf. Mit dem setzen wir uns später in den Wintergarten.“

      „Du hast einen Wintergarten? Davon hast du mir gar nichts erzählt.“ Pauline staunte nicht schlecht. Jule schien auch ohne ihren Jan-Erik alles im Griff zu haben.

      „Davon erzähl ich dir später.“ Jule hakte sich bei Pauline ein und zog mit der anderen Hand den Trolley hinter sich her. Gemeinsam betraten sie Jules Heim.

      Pauline bezog ein kleines Zimmer im obersten Geschoss, das Jule als Privatbereich nutzte. „Ich hätte dir gern eines meiner Gästezimmer gegeben. Die sind größer“, sagte Jule entschuldigend. „Aber die sind in nächster Zeit belegt.“

      „Ich bin ja auch nicht zum Urlaub hier. Außerdem ist es hier sehr gemütlich.“ Sie trat an das kleine Erkerfenster, öffnete es weit und beugte sich hinaus. „Der Ausblick auf Norddorf ist auch nicht zu verachten.“ Sie drehte sich wieder um, eilte zu Jule und umarmte sie. „Ach Jule, ich kann gar nicht sagen, wie schön ich es finde, bei dir zu sein.“

      „Dann lass es.“ Jule löste sich lachend aus Paulines Umarmung. „Beeil dich lieber. Ich setz inzwischen den Kaffee auf. Dann machen wir es uns ein Stündchen gemütlich.“

      Zwanzig Minuten später hatte Pauline geduscht und sich umgezogen. Ausgepackt hatte sie ebenfalls schon. Sie machte sich auf die Suche nach Jule. Da die Freundin in der oberen Etage nicht zu finden war, eilte Pauline die Treppe hinunter und zielstrebig auf den Aufenthaltsraum zu, der morgens als Frühstücksraum genutzt wurde. Den Wintergarten vermutete sie dahinter. Sie hatte recht, wie sie feststellte. Die Tür, durch die man früher auf die Terrasse gelangte, führte nun in den Wintergarten. Neugierig trat Pauline näher.

      „Da bist du ja“, rief Jule, die Tassen auf einen kleinen runden Glastisch stellte. Eine Thermoskanne stand auch schon bereit.

      Beeindruckt sah sich Pauline um. Jeweils vier Korbsessel, bestückt mit gemusterten Kissen, umrahmten kleine Glastische. Etliche Grünpflanzen standen an der Hauswand und vor der Glasfront, durch die man in den Garten blicken konnte. Überall hatte Jule hübsche Dekoartikel

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