Der Clan der Auserwählten. Hans-Peter Vogt

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Der Clan der Auserwählten - Hans-Peter Vogt

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Flächen anzuschauen. Sie hat dann lange mit ihrem Bruder Paco und seinen Technikern geredet. Vielleicht gibt es eine Lösung.“

      Sie schüttelt wieder den Kopf. „Chénoa hat über ihre politischen Kontakte erreicht, dass sich die Regierung in Brasilien mit ihr zusammensetzt und sie hat sie mit ihrer Kraft „eingesummt“. Sie hat sich um Lobbyisten gekümmert. Sie hat Handelsverbindungen aufgezeigt, und Partnerfirmen aufgespürt. An der Küste haben sie jetzt immer mehr mit dem Hochwasser zu kämpfen. Mit Sturmfluten und diesen immer stärkeren Wirbelstürmen. Die Schäden gehen in die Milliarden. Das hat bei den Regierenden den Ausschlag gegeben. Gewiss. Sie brauchen Geld für Schutzmaßnahmen, sie sind als Politiker bestechlich, aber viele der Firmen im Amazonas haben ihre Steuern nie an an den Staat abgeführt. Ihre Firmensitze sind irgendwo in Panama oder in anderen Steueroasen. Die Regierung hatte letztlich einfach Angst vor noch größeren Zerstörungen in den Zentren an der Küste. Hafenstädte, Verwaltungen, Industrieunternehmen, die legal arbeiten, und für Arbeitsplätze sorgen. Nicht unbedingt nachhaltig, aber doch in Vereinbarung mit den Steuergesetzen des Landes. Man muss aber auch sagen. Nicht oft setzt sich die Vernunft durch. Chénoa hat dieses Wunder hinbekommen.“

      „Chénoa hat die Politiker überzeugt, dass das Ozonloch nicht noch weiter vergrößert werden darf. Sie haben kurzerhand ein Verbot ausgesprochen. Der Wald darf nicht mehr angezündet werden. Mehrere Großgrundbesitzer haben dagegen verstoßen und sind zu hohen Strafen verurteilt worden. Geld und Gefängnis. Andere haben illegal weitergemacht. Chénoa hat sich Listen geben lassen von den Adressen all dieser Großgrundbesitzer und der Gesellschaften, dann hat sie uns losgeschickt, um die Lage zu erkunden. Wir haben sie dann geholt, und Chénoa hat die Familien systematisch eingesummt. Sie wurden willenlos und gehorchen heute noch Chénoas Befehlen. Deine Tochter hat da eine echte Meisterleistung hinbekommen. Sie hat uns auch gezeigt, wie sie das macht. Wir konnten das ja schon immer ganz gut, aber nur im Kleinen. Chénoas Kraft auf diesem Gebiet ist wirklich beeindruckend. Sie kann die Gedanken dieser Menschen aus großer Entfernung lesen. Sie kann sie steuern, wie ferngelenkt. Wir haben viel von ihr gelernt. An die Kraft von Chénoa sind wir aber bis heute nicht rangekommen. Unsere Begabungen liegen eindeutig auf anderen Gebieten. Warum das so ist, wissen wir auch nicht. Es war lange Zeit, wie eine Art Mauer, in der nur eine Tür für Chénoa ist, durch die sie schreiten kann, nach Belieben. Kurz. Chénoa hat erreicht, dass es da keine Bestechungen, keine Vorteilnahme und keine Erpressungen von Politikern mehr gibt."

      Sie schüttelt sich ärgerlich und enttäuscht, und fährt fort, "dabei gibt es andere Lösungen als diese rücksichtslose Ausplünderung. Es gibt da eine große Firma, die einmal von einem Deutsch-Brasilianer gegründet worden ist. Sie ist sehr innovativ. Sie entdeckt neue Rohstofflager und beutet sie aus. Etliche davon liegen im Urwald, doch die Rodungen sind geringfügig. Sie machen das schon seit drei oder vier Jahrzehnten so. Du kennst die Firma sicher.“

      Leon nickt. „Global Resource Company. Greenpeace hat den Mann mal als Industriellen des Jahres ausgezeichnet. Ich kenne den Mann.“ Was er nicht sagt, dass er selbst Alfons da Silva für diese Auszeichnung vorgeschlagen hatte.

      „Ja. Global Resource Company. Sie gehen anders vor. Sie roden ein Stück Wald. Sie benutzen keine giftigen Substanzen, wie z.B. Quecksilber. Wenn die Resourcen ausgeschöpft sind, lassen sie die Gruben mit Grundwasser volllaufen, leiten einen Fluss um, so dass der entstandene See mit Fließwasser verbunden ist, und verabschieden sich. Durch das Fließwasser haben Algen keine Chance. Die Seen sind bald voller Fische. Die Vögel entdecken die Seen für sich, als Nistplätze und als Jagdgebiet. Sie bedecken die Gegend mit Kot und mit ausgespuckten Kernen, und der Urwald holt sich das Gebiet zurück. Chénoa hat erreicht, dass die Global Resource Company weitere Lizenzen bekommen hat, um im Amazonasgebiet zu schürfen, wenn sie nachhaltig arbeiten. Der Staat nimmt dadurch viel Geld ein, das er braucht, um Hochwasserprogramme zu finanzieren, wie etwa Deiche und Schleusen an den Küsten. Inzwischen gibt es auch eine wirklich handlungsfähige Task Force. Eine Amazonas Umweltpolizei, die mit Hubschraubern, Nachtsichtgeräten, Computern und allem möglichen Hilfsmitteln ausgestattet ist. In Brasilia arbeitet eine ganze Gruppe von Wissenschaftlern an der Auswertung von Bildern, die von Satelliten herstammen. Das kostet viel Geld, aber es ist wirksam. Wir haben die illegalen Rodungen im Amazonas inzwischen weitgehend unter Kontrolle. Chénoa hat auch für Programme gesorgt, um Bauernfamilien zu unterstützen, die kleine Parzellen bewirtschaften. Sie zapfen Gummibäume an, sammeln Früchte, Nüsse, und Heilmittel, pflegen aber auch ihre eigenen kleinen Gärten zur Selbstversorgung, mit Kohl, Bohnen, Tomaten, Nüssen. Sie hat Bürgermilizen gegründet, zu ihrem Schutz. Chénoa hat da wirklich großartige Arbeit geleistet.“

      Sie fährt fort: „Diese Großgrundbesitzer und Barone suchen jetzt nach neuen Investitionsmöglichkeiten. Chénoa hat sie alle einzeln aufgesucht. Nun ja, wir haben sie aufgesucht, nachdem Chénoa uns gezeigt hat, wie sie das macht, mit der Steuerung fremder Gedanken. Wir haben längst begriffen, dass wir damals ziemlichen Blödsinn gemacht haben, aber das ist ja nun schon einige Jahre her. Solcher Aktionismus ist sinnlos. Warum Papa uns da nicht schon früher geholfen hat, ist mir heute ein Rätsel. Chénoa sagt, er hatte einfach zuviel um die Ohren, und manchmal sei das Ausleben des kindlichen Spieltriebs auch ein sehr nützliches Erkenntnisinstrument. Da hat sie wohl recht, aber in dieser Zeit sind riesige Flächen niedergebrannt worden, die nie mehr zu ersetzen sind. Chénoa hat den Baronen dann mehrere dieser Grundstücke billig abgekauft, unter dem Vorwand, sie wieder aufforsten zu wollen. Sie hat sogar eine eigene Stiftung dafür gegründet, um die wahren Ziele zu verschleiern, die Amazonas Stiftung zur Rettung des Regenwaldes. Die Großgrundbesitzer haben sich ins Fäustchen gelacht, ob dieser Dummheit. Sie haben nicht bemerkt, dass wir sie verarschen, und jetzt hör gut zu."

      "Ich habe in Erdkunde genau aufgepasst. Alleine die von den Grundbesitzern anfangs aufgekauften Grundstücke haben etwa die Größe von Bayern und Baden-Württemberg zusammen. Die Flächen mit illegalen Rodungen haben etwa dieselbe Größe. Das ist zusammengenommen fast die Fläche von Deutschland. Der Staat hat uns die letztgenannten Flächen für einen symbolischen Preis von einem Euro überlassen. Die denken immer noch, dass unsere Stiftung versucht, den Regenwald wieder aufzuforsten. Ist aber zwecklos. Und jetzt kommt's. Chénoa und diese Wissenschaftlerin haben sich intensiv mit dem Problem beschäftigt. Paco hat in Mexiko kurzerhand eine neue Firma gegründet, um diese Faulgase zu verwerten und um die Stoffe zu untersuchen, die diesen Prozess der Fäulnis zu untersuchen. Paco hat diese Dr. Bloomfield einfach für seine Firma verpflichtet. Sie ist die Leiterin dieser Abteilung geworden."

      Ana Théla lächelt, "als Direktor unserer Fabriken für Umwelttechnologien in Mexico ist Paco ein Genie. Auch wenn es um die Führung von Menschen, um die Organisation von technischen Erfindungen und deren Einführung in den Markt geht, ist Paco unübertroffen. Er leitet diese Firmengruppe wie ein Gott.“

      Sie sieht ihn mit einem Seitenblick an, "aber das letztere weist du ja längst. Ich sehe die Ströme von Energie, die dich mit Paco verbinden."

      Leon nickt, und Ana Thela fährt fort, „Paco und seine Techniker sind mit der Wissenschaftlerin nach Brasilien gefahren. Sie haben Proben gezogen. Ach, das weist du schon? Aber keine Einzelheiten? OK, dann hör gut zu, Paco hat mit seinen Leuten festgestellt, wie hoch der Methangehalt ist. Das ist eine gewaltige Resource. Dann haben sie so eine Art Schirm erfunden, der in diese verottende Landschaft gestellt wird, und über Leitungen miteinander verbunden ist. Sie haben Sonnenkollektoren auf die Schirme montiert, die den Strom für Ansaugpumpen liefern. Das Gas wird angesaugt, es wird von Stickstoff und den Resten von Sauerstoff getrennt. Das Methangas, das Lachgas und den Stickstoff behalten wir. Den Rest von Sauerstoff lassen wir in die Luft. Die ersten Versuche sind erfreulich. Was wir an Gasen und Stickstoff-Verbindungen gewinnen, deckt bisher nur 10 Prozent der Investitionskosten, aber wir sind ja noch in der Versuchsphase. Gas und Stickstoff wird abtransportiert. Bisher wird das in unseren Werken zu Versuchszwecken verwendet. All das ist in den letzten zwei Jahren geschehen. Chénoa und Paco haben da ein enormes Tempo vorgelegt.“

      "Es ist noch einiges zu tun. Die Anlagen sind noch anfällig. Die erste Anlage bedeckt vielleicht 0,1 Prozent der gesamten von uns angekauften

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