Die Invasion. Hans-Peter Vogt
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Sie sind jetzt nur auf einem dieser Flottenstützpunkte. Sie haben eine begrenzte Einflussnahme.
Allerdings besteht zwischen den einzelnen Posten nicht nur ein reger Funkverkehr, sondern auch ein Austausch von Material und Personal.
So gibt Mendez die Anweisung an alle seine Cantara heraus, sich mehrfach zu teilen und die Nachkommen mit den Jagdflugzeugen in die anderen Stützpunkte zu tragen.
Alle Nachkommen sind im Besitz der Erbinformationen der Cantara, und sie können sich über Energieströme untereinander austauschen. Sie müssen nur weiter unsichtbar bleiben.
Innerhalb der nächsten drei Wochen nehmen die Cantara hunderte von Zellteilungen vor, und sie verteilen sich auf dem Planeten, angedockt an Maschinen, oder in den Körpern der Xorx.
Es ist die totale Infiltration. Ein Alptraum für die Xorx, die davon nicht einmal etwas wissen. Nicht ein kleinster Anhaltspunkt ist zu sehen. Nicht, solange die Cantara die Genstruktur der Xorx nicht verändern. Nicht solange die Augen- und Fingerkuppenscans dasselbe Bild der Träger zeigen, nicht solange der Schweiß und der Atem derselbe ist, wie vor der Infiltration, und die Cantara vermehren sich weiter. Sie sitzen jetzt in den Gehirnen aller Offiziere und Kommandanten. Sie sitzen jetzt in den Computern. Sie sitzen in den Aufsehern der Arbeiter und in einigen der Arbeiter selbst. Sie sitzen inzwischen auch in vielen der Tiere, welche die Xorx mitgebracht haben.
Es ist für die Cantara ein Leichtes, diese Tierkörper wieder zu verlassen, wenn sie zur Schlachtbank getrieben werden. Die Cantara springen dann rechtzeitig auf die Treiber über. In ihrer gewählten Tarnung sind die Cantara unbesiegbar.
Nur ein weiterer Angriff aus dem All mit Schallwellen könnte sie töten, dann aber wären auch all die Xorx ein Opfer ihrer eigenen Vernichtungsstrategie.
Die Cantara haben die Funksignale unter Kontrolle. Sie wissen, was in den Signalen an den Heimatplaneten der Xorx steht. Sie wissen, dass keine anderen Kriegsflotten unterwegs nach Cantara sind. Sie wissen, wieviele Jahre es dauert, um eine solche Flotte nach Cantara zu manövrieren. Vorerst besteht also keine Gefahr für einen weiteren Angriff aus dem All.
Was die Cantara gerade tun, ist ein Alptraum für jeden Sicherheitsoffizier, weil sie bereits alle Sicherheitscodes der Xorx entziffert haben, aber, wie gesagt, die Xorx haben keine Ahnung von dieser Gefahr.
4.
Die Xorx unterscheiden sich nicht nur durch ihre äußere Gestalt von den Cantara. Das, was man soziale Struktur nennt, ist von einer strengen Hierarchie, und oft genug von einer skalaren Ordnung bestimmt, die sich durch subtile Ausübung von Macht manifestiert. Das ist eine strenge Befehlskette von oben nach unten, und die Xorx lernen schon von klein auf, sich in dieses System einzuordnen.
Nichtsdestotrotz gibt es Wünsche, möglichst schnell in dieser Ordnung aufzusteigen, um mehr Macht zu erlangen. Die Xorx haben hierfür viele Methoden, die ihnen zur Verfügung stehen, von Bissigkeiten über verbale und körpersprachliche Tricks, und das Einschleimen bei Vorgesetzten, bis zu roher Gewalt und die Fähigkeit, Andere gegeneinander auszuspielen. Die Kinder lernen schon sehr früh, sich durchzusetzen. Es gibt Gewinner und Verlierer auf dieser Skala der Macht.
Für die Cantara ist das neu, weil es soviel subtiler abläuft, als Rangkämpfe innerhalb des Tierreichs. Also studieren die Cantara das Verhalten der Xorx, denn man kann hieraus nur lernen, um diese Gattung zu steuern und um sie zu benutzen und gegebenenfalls gegeneinander auszuspielen.
Die Arbeiter sind der Macht und der Willkür der Xorx ausgeliefert. Sie erleben diese Übermacht der Xorx bereits in jungen Jahren. Sie lernen, sich unterzuordnen, um nur nicht negativ aufzufallen und negative Sanktionen zu riskieren.
Aber auch innerhalb der Sklavenkaste haben sich dieselben Mechanismen breit gemacht, die bei den Xorx herrschen. Es ist ein Teil der Überlebensstrategie, in diesem System bestmöglichst durchzuschlüpfen, und Vergünstigungen zu erhaschen, die dem Einzelnen das Leben erleichtern können.
So entsteht ein System des gegenseitigen Mißtrauens, des Verrats, und auch der Unterwerfung von vermeintlich Schwachen unter die vermeintlich Starken.
Es ist ein angeborenes System, das es den Xorx leicht macht, die unterdrückten Völker gegeneinander auszuspielen.
Die Cantara beobachten auch das. Es wird nicht leicht sein, diesen Lebewesen den Weg in eine Zukunft zu weisen, die von Harmonie geprägt ist, aber zunächst haben die Cantara die Aufgabe, all diese Strukturen kennenzulernen, um diese Creaturen schließlich dafür zu benutzen, die Kontrolle über den eigenen Planeten zurückzugewinnen.
Zunächst einmal sind die Cantara nur in Beboachtungsposition, und sie tauschen sich ständig über die Erfahrungen aus, damit sie zum Allgemeingut werden, oder anders gesagt, damit sie ein Teil des historischen Wissens der Cantara werden.
5.
Protaxa ist zwar der oberste Feldherr dieser Flotte, aber die Kolonialisierung steht unter dem Befehl einer zivilen Gruppe von Administratoren und Wissenschaftlern. Sie haben die Kompetenz, den Planeten unter ihre Kontrolle zu bringen, wenn der militärische Teil der Arbeit abgeschlossen ist.
Zur Zeit gibt es eine Art Parallelregierung. Protaxa ist für die Sicherungsaufgaben zuständig, und der Zivile Rat aus acht Personen, ist für die Besiedlung des Planeten, und die Ausbeutung der Rohstoffe verantwortlich.
Protaxa hat den Nachkommen der Cantara einen erfahrenen und altbewährten Cantara zur Seite gestellt. Callan wird vorerst die Kontrolle über die Zentrale des Flottenkommandanten übernehmen. Zwar tragen die durch Zellteilung entstandenen neuen Wesen alle Erbinformationen in sich, aber es fehlt ihnen die Erfahrung, die ein Tausendjähriger mit sich bringt.
Zwar verfügen die Youngster über das historische Wissen aller Cantara, aber erst die Erfahrung lehrt, Vorgänge zu kombinieren, und über den Tellerrand zu gucken, so dass wirklich weise Entschlüsse entstehen. Es ist deshalb nur folgerichtig, dass die Youngster in solche Abenteuer nicht ohne einen erfahrenen Lehrmeister geschickt werden.
Auch diese heimliche Okkupation vollzieht sich geräuschlos und unsichtbar. Callan hat sich im Gehirn von Protaxa eingenistet, und auch in den Köpfen des Zivilen Rates sitzen jetzt die Nachkommen der Cantara.
Callan hört jetzt auch den Funkverkehr ab, der regelmäßig zwischen dem Kommandanten und der Zentrale auf dem Heimatplaneten hin- und hergeht.
Die Meldungen sind eindeutig. Die Xorx haben in den letzten Wochen keine weiteren Ansammlungen von intelligentem Leben mehr gefunden. Die Krieger werden zur Kontrolle den Planeten weiter durchkämmen, begleitet von den Jagdfliegern, aber der Planet gilt jetzt als übernommen. Er kann jetzt systematisch besiedelt und ausgebeutet werden. Step by step. So ist der Befehl.
Der Rat hatte schon seit langem Pläne in der Schublade, wie diese Besiedlung vonstatten gehen soll.
Anlegung von Feldern. Systematische Erzeugung von natürlichem Dünger. Kontrolle des Trinkwassers. Aussetzung der Tiere in eingezäunten Arealen. Aufbau einer Infrastruktur und schließlich der Bau von Wohnungen für die Besatzer.
Der Zeitrahmen für die erste Phase